SKIZM ist der heißeste Shit seit es Inter- und Darknet gibt. In dem Stream treten Freizeit-Gladiatoren gegeneinander an – auf Leben und Tod, versteht sich. Eine wahre Überlebenskünstlerin unter den Kämpfern ist Nix. Sie hat bisher noch jeden Gegner in kürzester Zeit ins Jenseits befördert. Niemand scheint ihr wirklich das Wasser reichen zu können. Miles Harris ist Spieleentwickler. Allerdings designt er aktuell nur irgendwelche unbedeutenden Apps.
Frustriert über seinen Job nutzt er die Zeit im Büro, um den reaktionären Typen im Internet seine Meinung zu geigen. Die Trolle zu trollen, wie er sagt. Weil er in der virtuellen Welt gerne den Antihelden gibt, trollt er auch die User von SKIZM. Mit wüsten Beschimpfungen ob deren elendigen und gewaltgeilen Lebens bedenkt er die Fans des brutalen Menschenjagd-Spiels. Doch damit scheint er einen Schritt zu weit gegangen zu sein, denn ein vermeintlicher Administrator des Spiels lässt ihn wissen, dass er seine IP hat. Miles wird daraufhin ganz anders zumute und er loggt sich augenblicklich aus. Doch wer die IP-Adresse weiß, der weiß auch ziemlich schnell, wo man wohnt. Und so bekommt Miles kurze Zeit später Besuch von ein paar ziemlich unangenehmen Typen. Als er am nächsten Morgen aufwacht, traut er seinen Augen. bzw. seinen Händen kaum. Denn an diesen findet er nun zwei anoperierte Waffen vor. Was Miles noch nicht weiß, ist, dass er nun nicht nur zwei Knarren an den Händen trägt, sondern dass er bereits mitten im Spiel ist. SKIZM hat ihn zum unfreiwilligen Kämpfer gemacht. Und seine erste Gegnerin ist keine geringere als Nix …
Mit einem furiosen Einstand beginnt Guns Akimbo, wenn er die ersten beiden Kontrahenten aufeinander loslässt, während das geifernde Internet-Publikum zuschaut und aus der virtuellen Entfernung anfeuert. Splitscreens, irrsinnige Kamerafahrten, Vogelperspektiven, Zooms, Superzeitlupen und wackelige Handkameras bestimmen die Optik der Eröffnungsszene. Viel mehr Rasanz kann man in einer solchen Sequenz kaum erreichen. Erstaunlicherweise bleibt das Tempo wirklich konstant hoch. Immer wieder fallen Drehbuch und der Regie irre Einfälle ein, um für visuelle Abwechslung zu sorgen. Oft geht es dabei sarkastisch bis zynisch zu tun, was dem überdrehten Mix aus Battle Royale, Running Man, Crank und Shoot em up durchweg gut tut und immer wieder für großartige Lacher sorgt. Ob das der Moment ist, indem einer der Schergen versucht, Miles bewusstlos zu schlagen (was ihm nicht gelingt) oder auch die gesamte Sequenz, in der Miles nach dem chirurgischen Eingriff aufwacht. Es ist schon echt geckig, wenn man in extrovertierten Kamerafahrten und ebensolchen Kameradrehungen zuschaut, wie er von den Knarren an seinen Händen erfährt und hilflos versucht, dennoch das Smartphone zu bedienen. Man mag sich vorstellen, wie unmöglich das wohl sein mag – ein Glück kann er es nicht nur mit einem Daumenabdruck entsperren. Dass man außerdem versucht, ganz besonders vorsichtig vorzugehen, wenn man die Toilette für ein kleines Geschäft besucht, führt hier zu einem ziemlich feuchten Missgeschick. Aber welcher Mann will sich schon aus Versehen das beste Stück ausgerechnet beim Pinkeln mit kleinem Kaliber durchlöchern?
Was schon inszenatorisch witzig ist, wird von Daniel Radcliffe wirklich großartig umgesetzt. Man muss das Harry-Potter-Image eigentlich nicht mehr erwähnen, denn davon hat sich der Schauspieler mittlerweile deutlich emanzipiert. Gut abzulesen beispielsweise an seinen Filmen Horns oder Swiss Army Man. In Guns Akimbo dreht er allerdings noch einmal deutlich auf. Mit einem unbändigen Willen am extrovertierten Schauspiel ist er gerade aufgrund seines Jedermann-Aussehens perfekt für die Rolle des Computernerds, der unfreiwillig ins Rampenlicht der virtuellen Fangemeinde tritt. In jeder seiner Szenen nimmt man ihm das panische und chaotische Element ab. Und irgendwie ist es sogar niedlich, wenn er in seinem Morgenmantel, den Unterhosen sowie den Tigerpuschen vor Nix davon läuft. Umso cooler, wenn er im Verlauf des Films langsam anfängt, sich von den positiven Seiten seiner Implantate zu überzeugen. Auch wenn seine Rolle praktisch nur daraus besteht, extrem krass zu eskalieren, sind Szenen wie sein Reaktion auf Stantons Verhalten nach 56 Minuten echte Brüller.
Herrlich gerät auch jene Sequenz, in der ihn ein Obdachloser darauf hinweist, wie man die Knarre korrekt zu halten hat, wenn man sich das Hirn wegballern möchte. Ohnehin sind die Szenen mit dem Stadtstreicher super witzig und halten der Gesellschaft durchaus den Spiegel vor. Mindestens ebenso witzig gerät jene Szene, in der Miles‘ Arbeitskollege Hadley Nix mit der Styropor Waffe beschießt. Und wo wir gerade bei Nix sind: Samara Weaving ist mindestens so großartig als Killer-Queen wie Daniel Radcliffe als ihr Opponent. Sie spielt die abgefuckte und von Koks aufgeputschte Outlaw-Göre mit viel Mut zum Overacting. Grandios, mit welcher Lässigkeit sie Miles begegnet, als der ihr einen gewissen Vorschlag unterbreitet.
Inhaltlich kritisiert Guns Akimbo natürlich die Sensationsgeilheit, die Menschen im Internet entwickeln, wenn sie möglichst brutale Bilder oder gar Videos von Amokläufern anklicken. Die einleitenden Worte des Spiele-Masters sind ein eindeutiger Hinweis auf diese implizierte Kritik, die der Film zumindest in dem Sinne einlöst, als dass er mit seinen Gewaltdarstellung comichafte und slapstickartige Züge erreicht. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Guns Akimbo ist ziemlich gewalttätig und äußerst blutig, aber jederzeit derart übertrieben, dass die Freigabe ab 18 ohne Schnitt-Auflagen durchaus in Ordnung geht. Dem Film dient die grafische Gewalt in jeder Sekunde zur Unterhaltung.
Ob das insgesamt ziemlich hohl ist? Und ob! Ob das vollkommen sinnbefreit und wenig moralisch ist? Absolut! Aber es macht halt auch einen höllischen Spaß. Alleine die Szene, in der Nix nach knapp 15 Minuten zahlreiche Gegner erledigt, ist dermaßen rasant und aktiv gedreht, dass es eine echte Freude ist. Erneut wechseln sich sämtliche Stilmittel, die ein Kameramann zur Verfügung hat, auf eine Art und Weise in kurzer Aufeinanderfolge ab, dass man kaum Zeit zum Atmen hat.
Die Choreographien der Actionszenen sind wirklich grandios und dürften in ihrer Geschmeidigkeit nur aufgrund einer ausgiebigen Vorab-Visualisierung über entsprechende Storyboards zu realisieren gewesen sein. Wie entfesselt dreht sich die Kamera um die Protagonisten, schlägt Salti, geht auf Abstand, zoomt hinein, geht in Super-Slowmo, nimmt eine Ego-Shooter-Perspektive ein und wirbelt wie schwerelos herum. Das muss man schon gesehen haben.
Was dem Film tatsächlich fehlt, sind echte erzählerische Momente – Sequenzen, in denen die Darsteller und Figuren auch mal zu Wort kommen und nicht permanent in rastloser Action sind. Verschnaufpausen, in denen der Film auch mal seine Geschichte darlegen kann. Guns Akimbo erzählt seine Story dermaßen konsequent im Sinne seiner visuellen Spielereien, das für erzählerisches Futter keine Zeit bleibt. Ständig sind die Protagonisten in Action, werden von unfassbar schnellen Schnitten und Kamerawechseln vorangetrieben und durch die pumpenden Metal- und Electronic Beats vorwärts gedrängt. Dazu passt, dass die Entwicklung der Figuren extrem vorhersehbar ist und echte Überraschungen ausbleiben.
Ja, Guns Akimbo ist erzählerisch so hohl wie eine und vorhersehbar wie irgendwas. Zudem fehlt nach Shoot ‚em up ein wenig das innovative Moment, das den 2007er Actioner mit Clive Owen auszeichnete. Aber davon ab macht der Film richtig Spaß. Radcliffe und Weaving dabei zuzusehen, wie sie gemeinsam mehr und mehr eskalieren und über das Verhältnis von „Dickshot“ zu „Headshot“ diskutieren. Dabei sorgen sie für einen Body Count sondergleichen und legen einen Gewaltfaktor an den Tag, der selbst für Comics übertrieben wäre. Das ist schon ein echtes Guilty Pleasure mit zahlreichen „WTF-Momenten“. Der Kultfaktor dieser – wenn auch oberflächlichen – Actionkomödie ist gewaltig.
Autor: Timo Wolters - © Leonine Distribution. Alle Rechte vorbehalten
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