Rocketman: Reginald Kenneth Dwight ist kein wirklich glücklicher Junge im London der 50er Jahre. Seine Mutter hat kaum Zeit für ihn und der Vater, ein Soldat, kommt nur selten überhaupt mal nach Hause. Tut er es, kümmert er sich nicht um John und tadelt ihn, wenn er ihm (oder seiner Plattensammlung) ...
Reginald Kenneth Dwight ist kein wirklich glücklicher Junge im London der 50er Jahre. Seine Mutter hat kaum Zeit für ihn und der Vater, ein Soldat, kommt nur selten überhaupt mal nach Hause. Tut er es, kümmert er sich nicht um John und tadelt ihn, wenn er ihm (oder seiner Plattensammlung) zu nahe kommt. Als er intuitiv ein paar Töne auf dem Klavier spielt, ist vor allem Großmutter Ivy erstaunt und schlägt vor, dass der Junge Klavierunterricht nimmt. Mutter Sheila hält das für eine großartige Idee – immerhin ist der etwas pummelige Sohnemann ihr dann aus den Füßen. Dass sich die Klavierkünste schon in Jugendjahren bewähren und Reginald, der sich fortan Elton John nennt, zunächst in einer Band und später solo auftritt, hätten sich Ivy und Sheila natürlich nicht träumen lassen. Gemeinsam mit seinem Textschreiber Bernie Taupin schafft Elton John es sogar, einen Plattenvertrag an Land zu ziehen. Und mit der Ballade „Your Song“ gelingt gar der große Durchbruch in den USA. Doch wie das so ist: Mit dem Erfolg kommt auch die Gefahr, am Showbiz zu ersticken. Elton wird drogensüchtig und hat seine Emotionen nicht mehr im Griff …
Elton John, Paradiesvogel der Pop-/Rockmusik, Gründer der Elton John AIDS Foundation, zweifach als Ritter ausgezeichnet und Träger der unglaublichsten Brillen der Popkultur, hat weltweit über 300 Mio. Tonträger verkauft, was ihn (je nach Tabelle) zum fünfterfolgreichsten Musiker aller Zeiten macht. Da wäre es doch gelacht, wenn man ihm nicht eine ebenso erfolgreiche Filmbiografie angedeihen lassen könnte, wie Queen ein Jahr zuvor mit Bohemian Rhapsody. Und weil man auf Nummer sicher gehen wollte, engagierte man Dexter Fletcher, um den Film zu realisieren. Fletcher ist zwar bis heute nicht der offiziell genannte Regisseur der Queen-Biografie, doch als Bryan Singer 14 Tage kurz vor Schluss die Dreharbeiten verlassen musste, übernahm Fletcher (der ohnehin zunächst vorgesehen war) und vollendete das Queen-Biopic. Bei Rocketman konzentriert er sich nach einem Drehbuch von Lee Hall (der auch das Screenplay zur kommenden Leinwandadaption von Cats verfasst hat) auf die Kinder-/Jugendjahre und den Durchbruch Johns in den 70ern.
Vom ersten richtig großen Auftritt im Troubadour über den Erfolg in den USA bis hin zu den Abstürzen im Alkohol und den Drogen reicht die Spanne. Dabei beginnt der Film mit Elton Johns Hereinplatzen in eine Selbsthilfegruppe für Alkohol-/Drogenabhängige, was eine Art Rahmenhandlung liefert. Zwar geschieht auch das mit dem typischen Drive und der Überdrehtheit, die den Künstler ausmacht. Doch es spart eben nicht aus, dass der Ruhm des Sängers auch mit all dem einherging, was das Rockbiz so bot: Alkohol, Drogen, Sex und Überkonsum aller drei Dinge. Verstehen kann man’s, wenn man sich das Porträt von Reginalds Vater anschaut. Der verbietet dem eher ungeliebten Sohnemann nicht nur das Blättern in Frauenzeitschriften, sondern auch jeden physischen Kontakt zu seinen Jazz-Schallplatten. Rocketman ist gerade in den kritischen, dramatischen Momenten gut. Dann, wenn John in manisch-depressiven Anfällen seine Wut auf alles herausbrüllt.
Dann, wenn er authentisch und ehrlich die Homosexualität des Sängers vermittelt. Eine Homosexualität, die hier nicht mal im Ansatz verschwiegen wird. Ganz im Gegenteil: Wo sich Bohemian Rhapsody an die Verträglichkeit gegenüber den Massen anbiederte (und völlig jugendfrei blieb), zeigen Fletcher und seine beiden Darsteller Taron Egerton und Richard Madden die wohl bisher offensivste Männer-Sexszene in einem Big-Budget-Film. Dass die amerikanischen Jugendschützer das nicht mochten, war klar. Sie stuften Rocketman tatsächlich als R-Rated ein (was nach dem NC-17 die härteste Freigabe in den USA ist und schon vielen Filmen den finanziellen Ruin bescherte). Ja, die Amerikaner in der MPAA mögen Homosex nur ungerne ihren Kindern ab 13 Jahren zeigen.
Was im Übrigen auch für die russischen Verleihe gilt, die entsprechende Szenen gleich komplett aus dem fertigen Film tilgten oder drastisch kürzten (und den verbliebenen Rest ab 18 Jahren freigaben). Manchmal muss man sich hierzulande schon wundern, wie anderswo mit dem Thema umgegangen wird. Filmisch gesehen ist die Ehrlichkeit, mit der Fletcher inszeniert aber ein Glücksfall und erhielt von Sir Elton John freilich seinen Segen. Den gab er aber vor allem auch Taron Egerton. Denn während der großartige Rami Malek in Bohemian Rhapsody zwar sensationell den Freddie Mercury gab, so griff man ihm für die Gesangsszenen dann doch professionell unter die Arme und fügte die Stimme des Mercury-Imitators Mart Matel hinzu. Für Taron Egerton allerdings stand von vornherein fest, dass er sämtliche Songs selbst einsingen UND während des Drehs auch performen würde. Nichts mit bloßen Lippenbekenntnissen.
Alles, was man hier hört, kommt von Egerton, der eigens Gesangsunterricht nahm und am Ende von Elton John ausdrücklich gelobt wurde. Und so kommen neben ein paar unbekannteren Songs hier wirklich die riesigen Hits des Künstlers in einer neuartigen Interpretation zum Betrachter. Keine Sorge: Egerton macht das hervorragend und dürfte die perfekteste Wahl gewesen sein, die man sich für die Rolle vorstellen kann. Aber nicht nur gesangstechnisch ist hier einiges geboten. Auch darstellerisch überzeugt Egerton mit Mut für die homoerotischen Szenen und den mehr als extrovertierten Look. An seiner Seite gibt Jamie Bell außerdem einen souveränen Songwriter Bernie Taupin und sorgt für den gefestigten Anker in Eltons Leben. Auch der Zuschauer kann sich an seiner Figur festhalten, während John immer wieder depressive oder verrückte Verhaltensweisen an den Tag legt.
Dass die meisten der Musikstücke eher wie ein Musical inszeniert wurden und nicht – wie bei Bohemian Rhapsody – als geerdete Show-Auftritte, bringt Rocketman eine gewisse Leichtigkeit, wenngleich man so etwas dann auch mögen muss. In der letzten halben Stunde tritt der Film allerdings arg auf die Bremse und legt etwas zu lange den Fokus auf den mentalen und physischen Zusammenbruch. Das Ganze kumuliert dann in einer Familien-Aufstellung, die arg dick aufgetragen rüberkommt und ein bisschen sehr psychologisiert. Glücklicherweise findet der Film über ein grandioses „I’m Still Standing“ (was auch sonst) wieder in die Spur.
Rocketman ist intimer und geht tiefer als Bohemian Rhapsody. Während die ersten 90 Minuten mitreißen, wird es danach für 20 Minuten ein wenig düster. Hier hätte man vielleicht etwas entdramatisieren können. Doch Schauspieler, Neuinterpretation der Songs und Kostüm- sowie Setdesign entschädigen für ein paar Mankos. Die UHD liefert dazu das ausgewogen dynamischere, schärfere und noch ruhigere Bild mit einem tollen Atmos-Sound, der auf der regulären Ebenen richtig toll ist und obenrum in ausgewählten Szenen unterstützt.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: Paramount Pictures
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