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Filmrezension: Aladdin 2019

aladdin 2019 newsRezension des Films Aladdin: Der gutherzige Aladdin und sein Affe Abu schlagen sich mehr schlecht als recht durch den Tag und leben von kleinen Gaunereien in der Stadt Agrabah. Als er eines Tages einem Mädchen hilft, ahnt er nicht, dass es sich bei ihr um Prinzessin Jasmin handelt

 

 

 

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Der gutherzige Aladdin und sein Affe Abu schlagen sich mehr schlecht als recht durch den Tag und leben von kleinen Gaunereien in der Stadt Agrabah. Als er eines Tages einem Mädchen hilft, ahnt er nicht, dass es sich bei ihr um Prinzessin Jasmin handelt, die sich kurz zuvor aus dem für sie beengenden Palast des Vaters fortgeschlichen hatte. Von ihrem wahren Ich erfährt der Junge erst vom finsteren Dschafar. Der passt Aladdin auf dem Nachhauseweg ab, nachdem er Nachts in den Palast eindringt, um Jasmin einen Armreif zurück zu bringen. Dschafar, der Wesir des Sultans möchte nicht weniger als seinen Herrscher stürzen und braucht dafür eine sagenumwobene Lampe, die Wunder bewirken soll. Aladdin soll ihm das güldene Ding aus einer Höhle bergen. Und da er keine Wahl zu haben scheint, befolgt er den Befehl. Zum Dank des tatsächlichen Fundes der Lampe wirft ihn Dschafar zurück in die Höhle, wo Aladdin jedoch die von Abu gerettete Lampe selbst aktiviert.

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Es stellt sich heraus, dass in ihr ein allmächtiger Geist wohnt, der dem würdigen Besitzer drei Wünsche erfüllen wird. Die Frage ist nun: Wird Aladdin diese drei Wünsche weise auswählen …? Wie man sich doch täuschen kann: Als vor einem halben die ersten Trailer zur (Real)-Neuverfilmung von Disneys Aladdin über die sozialen Netzwerke flimmerten, dachten Viele nur: Das wird der nächste große Flop von Disney nach John Carter oder Lone Ranger. Als dann noch klar war, dass Guy Ritchie die Regie übernahm, untermauerte das auch die Vermutung des Autors dieser Zeilen. Nicht, dass der Regisseur bei uns kein hohes Ansehen genösse – ganz im Gegenteil: Bube, Dame, König, GrAs sowie Snatch genießen hier Kultstatus und die beiden Sherlock-Holmes-Interpretationen sind ebenfalls klasse. Leider aber hat der britische Regisseur und Ex-Mann von Madonna auch schon einige lustlose bis trashige Filme abgeliefert und meist dann daneben gelegen, wenn ihn ein großes Studio für einen Job engagiert hat.

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Zudem schien die Welt des bunten Musicals mit orientalischem Ambiente nicht wirklich zu Ritchie zu passen. Doch, um es zu wiederholen: So kann man sich täuschen. Aladdin feierte einen Rekord nach dem nächsten, nachdem man ihn in den US-Kinos gestartet hatte. So war er mit etwas über einer Mrd. Dollar weltweitem Einspiel Disneys erfolgreichster NICHT-Marvel-Titel 2019 und markierte sowohl für Will Smith als auch für Regisseur Guy Ritchie den ersten Film, der diese Marke übertraf. Ach ja, da war ja noch was: Will Smith. Man musste schon ein bisschen Vorstellungsvermögen mitbringen, um den (in der Regel) gestählt trainierten Schauspieler in der Rolle des blauen Dschinni zu sehen. Doch das war nicht einmal die sensibelste Personalie. Zwar gibt es auch heute noch herzhafte Diskussionen darüber, in welcher Gegend der Welt Aladdin verortet ist (die Theorien gehen hier vom naheliegenden Arabien bis zu einem indischen Background, während die Originalgeschichte vermutlich eher chinesische Wurzeln hat), doch als man befürchtete, es würden einige weiße Schauspieler für die Rollen gecastet, kam das weniger gut an. Man fürchtete das sogenannte „Whitewashing“ und ging vorsichtshalber schon mal auf die Barrikaden.

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In Teilen kam es jedoch anders. Denn in Hauptdarsteller Mena Massoud, einem Kanadier mit ägyptischen Wurzeln, fand man durchaus einen talentierten Schauspieler und Sänger und Will Smith als Geist aus der Flasche ist ja ohnehin irgendwie staatenlos, wenn man seine blaue Hautfarbe betrachtet. Für Naomi Scott allerdings sammelte man Kritik. Denn in den Augen der ganz Korrekten war es ein Faux-pas, eine indischstämmige Darstellerin als Sultans-Tochter zu besetzen. Schaut man sich den fertigen Film nur an, kann man nur sagen: Viel Lärm um Nichts. Denn die Besetzung funktioniert. Und zwar in allen Belangen. Sämtliche Kritiker Will Smiths (uns eingenommen) werden verstummen, wenn sie sehen, wie viel Spielfreude der Schauspieler/Sänger hier an den Tag legt. Seine Darstellung der Animationsfigur des 1992er Originalfilms ist so witzig und lebhaft, dass es eine wahre Freude ist. Glücklicherweise muss man den vollanimierten Smith als übergroßen blauen Muskelprotz nur während der ersten Szenen in der Höhle (und später ab und an) „ertragen“.

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Denn dort funktioniert die Mimik einfach nicht so wie später, wenn er nicht als Motion-Capturing, sondern als realer Darsteller unterwegs ist. Und als Realdarsteller macht er seine Sache sensationell gut. Um einen ziemlich abgeschmackten Vergleich zu wählen: Skeptiker (wie ich) werden ihr blaues Wunder erleben … Auch Mena Massoud und Naomi Scott schlagen sich prächtig und bilden ein echtes Traumpaar. Zwar ist Jasmins Rolle zunächst noch etwas klilscheehaft reduziert, wandelt sich im weiteren Verlauf aber in eine selbstbewusste und äußerst emanzipierte Figur, die Scott überzeugend darstellt. Massoud gibt an ihrer Seite einen gewitzt-verschmitzten und sehr sympathischen Aladdin ab – zumal er trotz seines spielerischen Wesens durchaus erwachsene Einstellungen und Verhaltensweisen hat. Auch wenn er diese zwischenzeitlich durch die Verwirrung Dschafars und seinen Ehrgeiz, der Prinzessin zu imponieren, mal vergisst.

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Denn natürlich gibt’s eine Moral von der Geschichte – immerhin erzählt der Fischer sie seinen Kindern auf dem Schiff ja als Gleichnis auf Schein vs. Sein, auf Reichtum vs. Zufriedenheit, auf Versuchung vs. Und das tut er auf humorvolle und zeitgemäße Weise. Und auch nicht ganz ohne sarkastische Spitzen auf die Original-Geschichte, die ziemlich weit weg war von weiblicher Emanzipation oder bescheidener Zurückhaltung. Wenn Aladdin als frisch-gewünschter Prinz vor Jasmin steht und sich um Kopf und Kragen redet, kann man das durchaus als Kritik an der Ur-Vorlage verstehen. Amüsant führt uns Guy Ritchie vor, wie dümmlich vermeintliche Stereotypen sind, die man in den alten Geschichten vorgeführt bekam. Während die Message also durchaus zum Betrachter kommt, aber dabei unaufdringlich und charmant vermittelt wird, hebt vor allem ein Detail den Realfilm von der Animationsvorlage aus den 90ern ab: Das Verhältnis von Aladdin und dem Dschinni.

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Die beiden agieren auf einem Level. Sie entwickeln eine Beziehung und ein freundschaftliches Verhältnis. Man gönnt ihnen mehr Screentime und gemeinsame Dialoge oder Diskurse. Das mag zunächst noch nicht als Motiv erkennbar sein, führt aber dazu, dass man den finalen dritten Wunsch viel emotionaler begleiten kann. Man merkt und spürt, dass es Aladdin eine Herzensangelegenheit ist und nicht die bloße Erfüllung eines Versprechens. Inhaltlich ist die Realfilm-Adaption deshalb ganz objektiv der bessere Film. Natürlich muss man auch hier damit klar kommen, dass Aladdin (vielleicht noch mehr als die bisherigen Real-Verfilmungen) Disneys ein Musical ist. Es wird also viel gesungen – sehr viel. Wer das nicht mag, ist hier fehl am Platze.

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Allerdings muss man ganz objektiv sagen, dass man schon schwächere Songs und langweiligere Zeilen gehört hat. Die meisten Lieder tragen die Story kongenial und sind mit locker-witzigen Texten versehen. Leider ist gerade Scotts Gesang aufgrund ihrer sehr expressionistischen Lippenbewegungen nicht synchron zu den deutschen Texten. Dass immer mal wieder ein bisschen Bollywood-Feeling aufkommt, ist alleine aufgrund der bunten und visuellen Opulenz unvermeidlich, wirkt aber auch nicht deplatziert. Und für den erwachsenen Zuschauer gibt es auch immer wieder tolle und rasante Actionszenen zu bestaunen.

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In den Fluchtszenen auf dem Markt zu Beginn zeigt Ritchie beispielsweise erneut sein Talent für virtuell inszenierte Bewegungen, das er schon in den Sherlock-Holmes-Filmen auf geniale Art und Weise zeigte. Die fließenden Moves von Aladdin mit akrobatischen Einlagen sind ein Fest fürs Auge – auch wenn’s ein bisschen an Videospiel-Ästhetik erinnert.Dennoch dominieren solche Momente nicht die eigentliche Geschichte – und die endet mit einer ganz neuen und sehr erwachsenen Variante. 

 

   

 

Fazit

Schön, wenn man auch noch überrascht wird. Aladdin ist viel besser, unterhaltsamer und gelungener als viele (der Autor dieser Zeilen eingeschlossen) zuvor befürchtet oder angenommen hatten. Will Smith als Dschinni ist großartig und erschafft seine ganz eigene Version – unabhängig vom großartigen Robin Williams als Sprecher des Geistes aus dem Animationsfilm. Größtes Plus an Guy Ritchies Verfilmung ist aber (neben der visuellen Opulenz) die stärkere emotionale Bindung an die Figuren, die das Thema der Freundschaft zwischen Dschinni und Aladdin bis zum bewegenden Ende hervorragend rausarbeitet. Die UHD arbeitet auch gut heraus – und zwar Farben. Die kommen trotz der sichtbar dunkleren Abstimmung noch dramatischer und lebhafter rüber. Hautfarben sind natürlicher und wärmer, die prachtvollen Ornamente werden dreidimensionaler wiedergegeben.

 

 

Filminfos und Inhalt - Aladdin

  • Anbieter: Walt Disney Company
  • USA 2019
  • O-Titel: Aladdin
  • FSK 6
  • Regie: Guy Ritchie
  • Darsteller: Will Smith, Mena Massoud, Naomi Scott, Marwan Kenzari
  • Tonformate BD: dts-HD-Master 7.1: en // Dolby Digital Plus 7.1: de
  • Tonformate UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): en // Dolby Digital Plus 7.1: de
  • Bildformat: 2,35:1
  • VÖ: im Handel

 Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: Walt Disney Company

 

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