Marc-Uwe ist Kleinkünstler. Und Marc-Uwe hat Migräne. Was kein Wunder ist, wenn man jeden Tag bis Mittags pennt. Irgendwann wird Marc-Uwes Alltagstrott allerdings durchbrochen. Denn vor der Tür steht der neue Nachbar, das Känguru...

Marc-Uwe ist Kleinkünstler. Und Marc-Uwe hat Migräne. Was kein Wunder ist, wenn man jeden Tag bis Mittags pennt. Irgendwann wird Marc-Uwes Alltagstrott allerdings durchbrochen. Denn vor der Tür steht der neue Nachbar, das Känguru. Und es braucht Eier für einen Eierkuchen. Und Milch. Und Salz. Und die Pfanne und den Herd sowieso. Und eigentlich braucht’s auch eine Wohnung, denn in Wahrheit ist es gar nicht der neue Nachbar, sondern vor der Polizei auf der Flucht. Also zieht das Känguru bei Marc-Uwe ein. Doch der neue Mitbewohner ist bald Marc-Uwes kleinstes Problem. Denn irgend so ein Immobilien-Tycoon namens Jörg Dwigs beginnt mit einem riesigen Bauprojekt mitten in Kreuzberg. Also direkt in Marc-Uwes Nachbarschaft. Dem nicht genug, ist der Typ auch noch Parteimitglied der rechtspopulistischen Alternative zur Demokratie. Und das geht gar nicht. Nicht in Berlin-Kreuzberg jedenfalls. Und weil das Känguru dem Dwigs auch noch den Glücksbringer klaut, bricht ein Krieg aus. Fragt sich nur, ob Marc-Uwe diesen gewinnen kann …

Musiker, Autor, Kabarettist und zweifacher Gewinner der Poetry-Slam-Meisterschaften – Marc-Uwe Kling ist wohl das, was man einen ziemlich umtriebigen Kleinkünstler nennt. Wobei „klein“? So richtig klein ist er nicht mehr, der Marc-Uwe. Also jetzt von der Bedeutung her, nicht seine Körperlänge betreffend. 2008 begann er (Marc-Uwe) mit dem Podcast Neues vom Känguru, der über den Berliner Sender Radio Fritz reüssierte und später in vier Textsammlungen gipfelte, die von 2009 bis 2018 veröffentlicht wurden – allgemein bekannt unter dem Titel Die Känguru-Chroniken. Puh, langer Satz. Kurz sacken lassen.

Weiter geht’s: Bereits über 2,5 Mio. Bücher der Reihe konnte Kling bisher absetzen, gefolgt von ebenfalls fast zwei Mio. Hörbüchern. Wie gesagt: KLEIN ist Marc-Uwe Kling nicht mehr. Nur wenige zeitgenössische deutsche Autoren haben einen solchen Erfolg. Und weil die Geschichten so beliebt sind, war klar, dass bald die Filmindustrie rufen würde. In diesem Fall war’s X Filme Creative Pool, die Dany Levy (Berlin, I Love You) als Regisseur einsetzten und das Drehbuch von Marc-Uwe selbst verfassen ließen. Keine ganz einfache Sache, denn die Podcast-/Büchergeschichten sind stets nur kürzere … ähm … Kurzgeschichten (oder so ähnlich. Ach, ihr wisst schon).

Also jedenfalls hat Kling daraus eine zusammenhängende Geschichte fabriziert. Eine, die sich nur selten ernst nimmt und im Vorfeld des Kinostarts von geschicktem Marketing im Guerilla-Stil begleitet wurde. Kinostart war am 05. März. Also eigentlich. Naja, nicht nur eigentlich, sondern schon durchaus. Aber eben … nicht wirklich. Denn auch das Känguru wurde von Corona befallen. Natürlich nicht in echt. Mehr so virtuell. Denn die wenigen Tage der Kinoauswertung ließen kaum zu, dass das grau befellte Beuteltier seinem Nachbarn Marc-Uwe sonderlich lang (und vor allem erfolgreich) auf die Nüsse gehen konnte.

Das war dann auch ein Grund, warum man sich bereits Anfang April dazu entschloss, Die Känguru-Chroniken per VoD zu veröffentlichen. Das war nicht mal unerfolgreich. Und so gab man einige der Einnahmen an die Kinos weiter. Faire Sache, findet auch das Känguru (vielleicht). Witzigerweise erlebten Autokinos während des Corona-Lockdowns einen zweiten Frühling. Und dort mauserte sich der Film zum echten Hit und Dauerläufer. Kein Wunder, sind Kängurus doch sehr ausdauernde Tiere. Ebenso kein Wunder, dass man den Film nach dem Shutdown noch einmal ins Kino holte – und zwar ab dem 02. Juli. Und auch das war erfolgreich. Erstaunlich genug, dass ein Film unter diesen Umständen mittlerweile gut 700.000 Zuschauer locken konnte. Erstaunlich, in der Tat. Aber wahr. Und jetzt eben auch noch im Heimkino. Auf Blu-ray. Mit Känguru vorne auf dem Cover. Kommunistischem Känguru, wohlgemerkt. Und dieses kommunistische Känguru trifft nun auch im Film auf Marc-Uwe. Marc-Uwe, der sich selbst als freischaffenden (nicht anschaffenden) Künstler und Anarchist sieht. Mal eben kurz ’nen Witz über Anarchismus und Kommunismus? Treffen sich ein Anarchist und ein Kommunist … ach nee, ist ja keine Witzeseite hier.

Wo waren wir? Ach ja. Dieses Känguru trifft nun auf den schnarchigen, von Migräne geplagten Kleinkünstler und wirbelt dessen Leben ordentlich durcheinander. Ob das über 90 Minuten lang unterhält? Nun … ähm … jein. Der Anfang ist schwungvoll und ziemlich gelungen. Wenn sich Marc-Uwe und das Känguru aus dem Off streiten, wie der Film zu beginnen hat und das ungleiche Paar kurz darauf erste Bekanntschaft macht, gibt’s ein paar echt gute Pointen. Vor allem die politischen Spitzen in ALLE Richtungen sind gewitzt und ziemlich böse. Und als Tierfreund sollte man zumindest drauf gefasst sein, dass das Känguru eine sehr unorthodoxe Art von Vierbeiner-Liebe offenbart. Die Chemie zwischen Dimitrij Schaad, der den Marc-Uwe spielt und dem Känguru, das von Marc-Uwe gesprochen wird (klingt kompliziert, ist aber ganz einfach), ist ein weiterer Pluspunkt. Was natürlich auch daran liegt, dass man durchaus den Hut vor der Arbeit der VFX-Künstler von Trixter ziehen darf, die das Beuteltier am Computer generierten. Klasse ist auch die herrlich klischeebrechende Charakterisierung der beiden türkischen Kioskbetreiber Otto von und Friedrich-Wilhelm. Völlig gegen den Strich gebürstet, darf man wirklich schmunzeln, wenn Friedrich-Wilhelm Marc-Uwe auf einen Mate-Tee einlädt.

Leider finden sich aber zu viele Nebenfiguren, die eher nerven als witzig sind. Und sie wollen dann auch nicht so recht den anarchisch-hintergründigen Witz der Vorlagen erfüllen. Marc-Uwe Kling schreibt sicherlich grundgeniale Kurz-Storys, das Ganze in einer Langversion ist leider nicht frei von … ähm … Längen. Und von Klamauk, leider. Das betrifft vor allem den ansonsten oft so herrlichen Henry Hübchen, der als Jörg Dwigs auf Trash-Niveau spielt. Ohnehin dient die Geschichte mit dem Immobilienbau nur als Vorwand, um ein paar Seitenhiebe auf politische Entwicklungen der Gegenwart zu verteilen. Das hätte man allerdings auch anders gestalten können, ohne eine so abgenutzte Nebengeschichte zu bemühen. Nebenbei bemerkt outet sich Die Känguru-Chroniken, bzw. outen sich die Macher als große Coen-Fans.

Das sieht man nicht nur an den vier grenzdebilen Nazis, die sichtbar an die Nihilisten aus The Big Lebowski angelehnt sind. Dass einer von ihnen aber auch noch auf Marc-Uwes Teppich pinkelt, wirkt dann doch sehr bemüht. Und anmaßend. Marc-Uwe ist eben nicht der Dude! Wirklich gut funktioniert die Love-Story zwischen Marc-Uwe und Maria. Vor allem, weil Rosalie Thomass die Maria mit Wucht und Selbstbewusstsein spielt. Immer wieder drängt sich deshalb die Frage auf, ob die Konzentration auf diese von Marc-Uwes Unvermögen stets selbst torpedierte Liebesgeschichte, die vom Känguru pausenlos sarkastisch kommentiert wird, nicht die bessere Wahl für den ersten Känguru-Film gewesen wäre. Denn irgendwie gibt’s am Ende einfach zu wenig Szenen zwischen Marc-Uwe und dem grauen Beuteltier.
Die Känguru-Chroniken hat wirklich gute und teils brüllkomische Momente. Vornehmlich jene zwischen dem Känguru und Marc-Uwe. Damit die episodenhaften Vorlagen-Geschichten aber filmischen Charakter bekommen, brauchte es eine bogenumspannende Geschichte. Und die ist leider langweilig, vorhersehbar und zig mal gesehen. Trotzdem war’s erfolgreich, das Känguru. Und es darf gerne wieder mal vorbeihüpfen. Gerne auch im Kino. Ganz ohne Corona und mit mehr Zeit. Und mit mehr Szenen zwischen Marc-Uwe, dem Känguru und Maria. Das kläre wasse – ach nee, wäre klasse. So ist’s richtig.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: Warner Home Entertainment Germany
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