Obwohl man bei Cambridge Audio wohl eher an Altgediegenes denkt, ist der Hersteller mit seinem Lineup sehr aktuell und modern aufgestellt. Der heutige Vertreter verkörpert eben genau das. Denn der Cambridge Audio Yoyo L kann digital und drahtlos zugespielt werden. Der integrierte Chromecast-Player soll den kompakten Lautsprecher zudem zum sogenannten Heim-Audio-Komplettsystem mutieren lassen. Ob dies gelingt und wie sich das Lifestyle-Gerät ansonsten schlägt, erfährt man auf den folgenden Seiten.
Wie angesprochen, klingt der Herstellername Cambridge Audio nach Historie. Und so ist es auch. Denn der Betrieb feiert in diesem Jahr sein 50 jähriges Bestehen. In Cambridge fing das Unternehmen mit einem Stereoverstärker an und weitete über die Zeit die Expertise über alle HiFi-Bereiche ausgestreckt, immer mit dem Gewissen Bezug oder Einarbeitung zur jeweilig aktuellen Technologie. Dass man sich dem Thema WLAN bzw. Chromecast widmete, ist also nicht verwunderlich, hat der Hersteller in letzter Zeit doch auch eher mit der highendigen Edge-Serie (wir berichteten) für Schlagzeilen gesorgt.
Hier kommt der Yoyo L ins Spiel. Der Buchstabe am Ende verrät dabei, dass es sich sich um einen Ableger aus einer Serie handelt. Der "L" ist dabei nicht nur der größte der Yoyo-Serie, sondern auch der einzige mit Chromecast-Integration. Dies ist hier allerdings eher weiterer Boni zu verzeichnen. Als einziger stationärer Lautsprecher der Lifestyle-Serie, kann er nämlich alle Features der kleineren Yoyo S und Yoyo M Lautsprecher vorweisen und dazu noch mit HDMI und Toslink Eingang punkten. Den Stoffüberzug von Marton Mills haben sie alle gemeinsam.
Nennenswert finden wir übrigens auch den Lieferumfang. Denn dass man im Karton bereits alle nötigen Kabel vorfindet, haben wir schon lange nicht mehr gesehen. So ist neben einem Klinke-Kabel auch HDMI- sowie ein optisches Kabel enthalten. Zudem sind Netzkabel für Deutschland, USA und Brittanien vorzufinden. Mit seinen 400,- EUR als Straßenpreis handelt es sich allerdings nicht gerade um einen günstigen Vertreter seiner Zunft.
Cambridge Audio Yoyo L - Technische Details | |
---|---|
Bezeichnung | Cambridge Audio Yoyo L |
Preis | ~ 400,- EUR |
Hersteller-Homepage | www.cambridgeaudio.com |
Maße | ~265 x 265 x 130 mm (Breite x Höhe x Tiefe) |
Gewicht | 4,285 Kg |
Daten | |
Design | 2x 2-Wege (Vollbereichstreiber + Tieftöner) |
Gehäuse | Kunststoff mit Softtouch und Marton Mills Stoffbezug |
Verbindung | WLAN, Bluetooth, HDMI, Toslink, Klinke (3,5mm) |
Steuerung | Fernbedienung, Chromecast |
Beim Design löst sich Cambridge Audio vom klassischen Style eines Lautsprechers mit Holzgehäuse und präsentiert den Yoyo L nicht nur mit einer anderen Formgebung, sondern auch mit anderem Material. Der geduckte Quader kommt mit verundeten Ecken und wirkt wie aus einem Guss. Für einen Lautsprecher dieser Kategorie ist er zwar recht Voluminös (265 x 265 x 130 mm), dennoch sollte er sich durch die schicke Optik in verschiedene Wohnbereiche integrieren lassen können.
Der Vorteil hierbei ist natürlich, dass man eigentlich keine Kabel bis auf die Stromversorgung zuführen muss. Dank WLAN und Chromecast dürfte die Zuspielung hauptsächlich über bspw. TuneIn oder Spotify erfolgen. Den Premium-Anspruch erreicht der Lautsprecher durch die besondere Materialwahl. Der Herstelller greift zu einem Stoff von Marton Mills. Die Bezugsquelle stammt also ebenfalls von der Insel. Konkret handelt es sich beim verwendeten Material um 100% Kammwolle. Die Verarbeitung ist wirklich exzellent und der Yoyo erhält eine wärmere Erscheinung als ein typischer Lautsprecher. Dass diese Art von Verkleidung Anklang findet, dürfte man auch an den neuen KEF LSX sehen, welche ebenfalls in Stoff gehüllt werden.
Der Materialmix aus Stoff und Kunststoff ist zwar sicherlich nicht ganz unumgänglich, aber etwas schade. Die Softtouch Oberfläche soll vermutlich die Wärme des Stoffes aufgreifen, allerdings handelt es sich dabei um einen krassen Staubfänger, welcher sich nur schwer von selbigem befreien lässt. Im Deckel sind auch die Bedienelemente per Touch integriert und mit Beleuchtung versehen. Die Bedienung fällt insgesamt intuitiv aus, nur die drei Spotify-Speicher links und der Eingangs-Wahl-Schalter warfen ohne einen Blick in die Bedienungsanleitung fragen auf. Die kurze Lektüre lässt aber keine Fragen offen. So erfährt man, dass die Beleuchtungsfarbe des Eingangs-Schalters signalisiert, von welcher Quelle die Musik empfangen wird.
Das Gewicht von mehr als 4,3 kg trotz der Verwendung eines Kunststoffgehäuses macht klar, dass sich im Inneren nicht nur viel Technik verbirgt, sondern man auch bei den Treibern nicht gespart hat. Einen genauen Blick verwehrt einem jedoch die Bauweise, denn trotz des Entfernens einiger Schrauben, wollten sich die inneren Werte nicht offenbaren. Traut man den wenigen Infos des Herstellers, dann befinden sich auf beiden Seiten je ein Tieftöner sowie ein Vollbereichstreiber. Ein rein subjektiver Klangcheck kann dies durchaus bestätigen. In welcher Größe die Chassis vorliegen und um welchen Aufbau es sich konkret handelt, wird nicht preisgegeben.
Explosionsgrafik des Lautsprechers - leider ohne konkrete Größenangaben
Die Unterseite ist mit großen Anti-Rutsch-Ecken versehen, was der Lautsprecher auch durchaus benötigt. Im Zusammenspiel mit dem hohen Gewicht bleibt der Yoyo L trotz virbierender Bässe sicher am Aufstellort. Weiterhin offenbart sich hier ein Stativ-Gewinde. Ein passender Halter mag uns für den Yoyo L allerdings nicht einfallen. Für Wandhalterungen dürfte er zu tief sein und ein obitsch passendes Stativ müsste noch entwickelt werden. In einer Art Mulde sind die zahlreichen Anschlüsse eingelassen. Von links aus gesehen sind 3,5mm Klinke, HDMI In und Toslink vorhanden. Der USB Anschluss dient lediglich als Ladeport für Smartdevices (bis 1A).
Die Bedienung auf der Oberfläche des Yoyo L wird durch die beiliegende Fernbedienung etwas erweitert. Neben den "OnBoard" Funktionen, kann man hier eines von vier Klang-Profilen auswählen. Zusätzlich kann man den Bass nach seinen Bedürfnissen regeln. Dies wird auf der Geräteoberseite durch die fünf weißen LED-Punkte und eine Art Balance-Anzeige visualisiert. Die selben Dioden stellen im übrigen auch die eingestellte Lautstärke dar. Optisch mag die Fernbedienung noch zum Gerät passen, allerdings ist sie haptisch deutlich unter der Verarbeitung und Materialwahl des Lautsprechers anzuordnen. Was wie geschliffenes Aluminium aussieht, ist in wahrheit nämlich nur Kunststoff.
Etwas Ernüchterung machte sich breit, als keine der im Store vorhandenen Cambridge Audio Apps mit dem Yoyo L arbeiten wollte. Warum es keine dedizierte App braucht ist schnell erklärt. Dank integriertem Chromecast erfolgt die Einrichtung via Google Home. Wie man das Gerät konkret einrichtet, kann man dem Verlauf der folgenden Screenshots nachverfolgen. Einen Unterschied zum JBL Playlist oder Panasonic SC-GA10 Smart-Speaker gibt es dabei aber nicht, da der Ablauf immer der gleiche ist.
Die letzte Ansicht offenbart nun auch schon, wie man Musik auf den Yoyo L streamen kann. Dafür sind nämlich Apps notwenidg, welche die Chromecast-Schnittstelle unterstützen. Aktuell kann man hier Spotify, Deezer, Tunein, Google Play Music und Tidal nutzen. Befindet man sich in der jeweiligen App, muss man nach dem Chromecast-Symbol ausschau halten und dieses anklicken. Nachfolgend wählt man den Yoyo L aus und die Musik beginnt zu spielen. Der Vorteil an diesem Vorgehen ist, dass das Gerät die Musikdaten direkt aus dem Internet bezieht, also kein weiterer Kontakt zum Smartphone benötigt wird. Zum einen wird also der Akku des Smartphones nicht belastet, zum anderen kann man dieses auch anderweitig, z. B. zum Telefonieren, benutzen, ohne dass die Signal- oder Hinweis-Töne auf dem Yoyo L abgespielt werden.
Ein besonderers Zusammenspiel mit Spotify ist im Übrigen auf der Art und Weise möglich, dass der Yoyo L drei Speicherplätze bietet, auf denen man mit seine Lieblingsplaylists hinterlegen kann. Dies funktioniert allerdings nur dann, wenn man ein Premium-Abo sein eigen nennt. Die Einrichtung ist denkbar einfach: Wird die entsprechende Playlist auf dem Lautsprecher wiedergegeben, braucht man nur eine der drei Tasten für drei Sekunden gedrückt halten. Schon kann man die Wiedergabeliste immer vom Gerät aus starten, braucht sein Smartphone also nicht einmal in die Hand nehmen. Weiterhin lässt sich der Yoyo L auch, fast schon klassisch, per Bluetooth mit Musik füttern. Damit die Verbindung auch hier denkbar einfach erledigt wird, ist auf der Oberfläche ein Nearfield Communication Modul (NFC) eingbaut. Wenn das Smartphone auch über eines verfügt, braucht man es nur noch auf den gekennzeichneten Punkt auflegen und das Koppeln erfolgt automatisch.
Damit aber nicht genug - Als besonders kann man den HDMI-Eingang sowie den Toslink Eingang nennen. Mit diesen mutiert der kleine Lautsprecher dann zum sogenannten Heim-Audio-Komplettsystem - zumindest versucht er es. Die Anbindung an einen aktuellen TV kann man am HDMI ARC (Audio Return Channel) realisieren. Besitzt man ein älteres Modell, sollte zumindest ein optischer Audio-Ausgang vorhanden sein. Noch ältere Geräte können Analog an den 3,5mm Klinke Anschluss verbunden werden. Somit sollte eigentlich für jedes Geräte der passende Port vorhanden sein.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, welche auf einen falschen Untergrund zurückzuführen waren, konnte der Cambridge Audio Yoyo L seiner Bestimmung nachkommen. Auf der Fernbedienung also das Musik-Profil auswählen und schon durfte sich Gregory Porter mit seiner sanften Stimme im Raum breit machen. Der tiefe Gesang des Amerikaners wird mit viel nachdruck wiedergegeben - und der Klang wirkt insgesamt sehr warm. Dieses Verhalten kann der kompakte Lautsprecher bei anderen Jazz-Titeln, souligen Tracks und auch Singer/Songwritern ala Paolo Nutini in gleicher Art wiederholen. Allerdings merkt man hier schon einen Anflug dessen, was bei dynamischeren Songs deutlicher wahrnimmt. Höhere Tonlagen sind von der sonstigen Wärme etwas ausgeschlossen. So scheint es, dass Stimmen nicht so natürlich klingen können bzw. sich nicht so sauber in den Rest der Musik einfügen wollen. Eine Anpassung bzw. Optimierung ist leider nicht möglich. Leider ist es nur möglich, die sowieso schon dominanten Tieftöne abzugleichen. Diese beherrscht der Yoyo L, bei stabilem Untergrund, aber besonders kräftig.
Nicht ohne Grund braucht es rutschfeste Gummi-Flächen unter dem Gehäuse. Denn legt der Lautsprecher sich richtig ins Zeug, dann ist der Bass deutlich spürbar. Der fahrbare Pegel ist dabei beachtlich. Allerdings sind durch das begrenzten Volumen auch Grenzen gesetzt. Nutzt man den Yoyo L in kleineren Räumen, sollte man eine eintretende Verzerrung eher nicht wahrnehmen, da der Pegel zuvor schon nicht mehr ertragbar ist. Einen Krtikpunkt fängt sich der Yoyo L ebenfalls bei der aufgespannten Bühne ein. Auch wenn der Hersteller durch die Anordnung der Treiber versucht hier gegenzuwirken, kann dieses Vorgehen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um einen Lautsprecher handelt.
Besonders aufgefallen ist uns dies beim Einsatz am TV. Hier will sich der Ton einfach nicht vom Gerät lösen, sodass man mit einem sehr zentralen Klang konfrontiert wird. Ehrlicherweise klingt der TV durch die breitere Anordnung der Speaker fast schon besser beim Fernsehgucken. Die suggerierte Multimedia-Funktionalität ist damit unserer Meinung nach nicht wirklich gegeben. Wir haben allerdings auch nicht wirklich damit gerechnet. Dem folgendem Bild kann man in diesem Zusammenhang auch ein weiteres Problem entnehmen. Der Yoyo L ist für die meisten Fernseher zu hoch, sollte man ihn direkt davor platzieren wollen.
Das Fazit ist insgesamt etwas zweischneidig. Denn an der Erscheinung und der Verarbeitung des Cambridge Audi Yoyo L gibt es absolut zu nicht zu rütteln. Man könnte den Lautsprecher als unauffällig, sehr schick und tadellos verarbeitet bezeichnen. Dies wird hauptsächlich durch den tollen Stoff von Marton Mills hervorgerufen, aber auch ansonsten sind keien Kritikpunkte am Gehäuse zu nennen, außer vielleicht, dass die Softtouch-Oberfläche staubanfällig ist und nur schwer von diesem befreit werden kann. Auch bei der Funktionalität konnte uns der kompakte Lautsprecher überzeugen. Die Einrichtung per Google Home ist wie immer denkbar einfach und auch die weitere Nutzung des integrierten Chromecasts sollte keine Probleme hervorrufen. Der integrierte Spotify Connect Playlist-Speicher ist besonders hervorzuheben, da der Griff zum Smartphone dadurch teilweise eingespart werden kann. Die Idee, dass den Yoyo L auch als TV-Audio-Geräte zu verwenden ist zwar eine nette, geht aber unserer Meinung nach nicht ganz auf. Immerhin wird ein umfangreiches Anschlusspanel geboten, was in der Erprobung keine Fehler offenbarte.
Bei der eigentlichen Hauptaufgabe leistet sich der Lautsprecher allerdings kleine Schwächen. Hauptsächlich betrifft dies die höheren Töne, die der Yoyo L nicht so sauber wiedergibt. Schade ist es hier, dass man nicht manuell eingreifen kann. Somit muss man sich mit den vordefinierten Profilen abfinden und kann nur am Bassfundament feintunen. Dieses ist wiederrum überraschend kräftig und lässt den Lautsprecher beinahe beben. Was die Räumlichlkeit angeht sollte man auch nicht zu viel erwarten, auch wenn Cambridge Audio durch die seitlichen Strahler versucht eine breite Bühne aufzubauen.
Zieht man zudem andere Lautsprecher dieser Kategorie hinzu, dann erscheint der zunächst angemessene Preis von 400€ des Yoyo L vielleicht etwas zu hoch. Ja, ein Elac Discovery Z3 kostet sogar noch mehr, konnte aber auch klanglich durchweg überzeugen. Ein JBL Playlist beherrscht bspw. auch Spotify Connect bzw. besitzt einen integrierten Chromecast, kostet aber weniger als die Hälfte und wirkt klanglich etwas ausgewogen.
Cambridge Audio Yoyo L - Smart-Speaker | ||||
Lautsprecher-Testberichte | Hersteller-Homepage | |||
Pro | Contra | |||
+ erstklassige Verarbeitung / Materialwahl | - kein Equalizer vorhanden | ![]() |
▪ Test: XTZ Spirit 4 Regallautsprecher
▪ Test: KEF LSX Wireless-Lautsprecher
▪ Test: DALI Oberon 7 Standlautsprecher
▪ Test: ELAC Vela FS 407Standlautsprecher
▪ Test: Pylon Audio Ruby 25 Standlautsprecher
▪ Test: DALI Callisto 6C + Sound Hub (BluOS)
▪ Test: Nubert X-8000 Wireless-Aktiv-Lautsprecher
▪ Test: KEF Q350 Regallautsprecher
▪ Test: Nubert nuBox 483 Standlautsprecher
▪ Test: ELAC Debut B6.2 Regallautsprecher
▪ Test: TEUFEL Ultima 40 MK2 Standlautsprecher
▪ Test: KEF Q550 Standlautsprecher
▪ Test: ONKYO A-9150 Verstärker