Test: Pylon Audio Ruby 25

Pylon Audio Ruby 25 newsWir konnten dieses Jahr auf der High End in München schon die neuen Produkten aus dem Hause Pylon Audio erspähen und hatten euch den Diamond Center und Satelliten in einem kurzem Beitrag inklusive Video vorgestellt. Darüber hinaus gab es noch weitere Neuigkeiten zu sehen. Ein Produkt davon haben wir jetzt in unserer Redaktion stehen. Die Pylon Audio Ruby 25 ist ein Standlautsprecher aus dem mittleren Preissegment und kommt mit einer vermeintlich eigenwilligen Optik daher. Wie sich der Lautsprecher aus der polnische Schmiede geschlagen hat, klären die folgenden Seiten.

 

 

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Pylon Audio ist in Polen ansässig und dort auch bereits schon ein verbreiteter Name, wenn es um erschwingliche audiophile Produkte geht. Das haben unsere Artikel zu den den Pylon Audio Diamond 28 und den Diamond Monitor auch schon unterstrichen.

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verschiedene Farbvariationen der Ruby 25 auf der High End in München 2018

Farben Ruby 25 Pylon Audio
mögliche Farben der Ruby-Serie

Mit der Ruby 25 erweitert der polnische Hersteller sein Lineup um eine weitere Serie, die sich zwischen der Diamond- und Sapphire-Serie platziert. Bei einem Stückpreis von rund 650,- Euro finden sich die beiden Lautsprecher also im oberen Einsteigersegment wieder. Bevor wir uns der Ruby 25 genauer widmen, eine kurze Übersicht ihrer technischen Fähigkeiten.

 

Pylon Audio Ruby 25 - Technische Details

Bezeichnung

 Pylon Audio Ruby 25

Preis 

  ~ 650 - 700,- EUR Stück 

Hersteller-Homepage

 www.pylonaudio.com

Maße

192 x 1000 x 275mm (Breite x Höhe x Tiefe) 

Gewicht

 18,5 Kg Stück

 Daten

Design

 3-Wege-System (Bassreflex)

Frequenzband

 38 Hz - 20 kHz

Impendanz

 4 Ohm 

Chassis 

 2 x Pylon Audio PSW 17.8 EXS Tiefmitteltöner
 1 x Pylon Audio PST-120.6 Hochtöner

Nennleistung

 100 Watt


 

Detailansicht

Optisch geht Pylon Audio mit ihrer neuen Ruby 25 einen komplett anderen Weg, als wir das bei der Diamond-Serie gesehen haben. Mit einem Echtholz-Eichenfurnier ist die Oberfläche sehr rustikal gehalten, die Kombination aus einem per Hand aufgetragenen Ölwachs und erstklassigen Furnieren bildet zwar eine spezielle, aber sehr wertige Optik. Neben der hier gezeigten dunklen Oberfläche, die sich im übrigen Charcoral schimpft, können die Ruby 25 in aktuell 10 weiteren Farbvarianten erworben werden. Das massive Gehäuse ist von Pylon nicht angewinkelt, wie es noch in der Diamond-Serie der Fall ist, sondern bietet ein rechteckiges Zuhause der Elektronik und thront auf vier schlichten aber stabilen Metallfüßen. Wer hier Spikes oder andere Aufstellmöglichkeiten nachrüsten möchte, kann die vorhandenen Füße einfach abschrauben und das eingesetzte Metallgewinde dementsprechend nutzen.

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Ruby 25 mit Echtholz-Furnier in 11 unterschiedlichen Farben

Mit einem Lebendgewicht von knapp 19 Kilogramm und einer Höhe von knapp einem Meter, unterstreicht die Ruby 25 zwar ihre massive Bauweise aber ist dabei recht schlank von ihren Dimensionen bemessen. Wer jetzt meint aufgrund der Preisklasse Abstriche bei der Verarbeitung machen zu müssen, den müssen wir enttäuschen denn die Verarbeitung ist erstklassig gelungen. Das Furnier ist ohne Stöße oder sichtbare Kanten aufgebraucht, der ganze Korpus wirkt wie aus einem Stück Holz gefertigt. Selbst bei der Rückseite, wo manche Hersteller schon „aufgeben“, führt man das wertige Erscheinungsbild rigoros zu Ende. Das die Polen über ein wirklich gutes Know How in puncto Gehäusebau verfügen, ist auch deutschen Lautsprecherschmieden nicht verborgen geblieben. So lässt z. B. die in Brilon ansässige Firma Audio Physic teilweise ihre Gehäuse von Pylon Audio fertigen. Sicherlich keine schlechte Idee, wenn man sich die Qualität der abgelieferten finalen Produkte ansieht.

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Wabenstruktur des Tiefmitteltöner

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Im Gegensatz zur der von uns schon vorgestellten Diamond-Serie, kommen bei der Ruby 25 grundsätzlich selbst entwickelte bzw. leicht modifizierte Schallwandler zum Einsatz. Mit dem Pylon Audio PST-120.6, die eigene Bezeichnung des Hochtöners, sitzt im oberen Bereich des Gehäuses der zuständige Spielpartner wenn es um die Frequenzen im oberen Band geht. Diese wird auch in der Sapphire 25 von Pylon Audio eingesetzt und ist im Prinzip eine umgelabelte Seas 27TDC Kalotte aus der Prestige Serie. Beim Tiefmitteltöner greift Pylon Audio aber in das eigene Regal und dieser trägt den Firmennamen Pylon Audio PSW17.8 EXA. Dieser setzt auf einen Aluminium Korb und die Membrane wurden mittels Resol-Gummi aufgehangen.

Der 17 Zentimeter große Membran besteht aus einem innovativen japanischen Material namens Endumax, dass sich durch eine hohe Festigkeit und geringes Eigengewicht auszeichnen soll. Endumax ist ein ultrahochmolekulares Polyethylen und kommt im Tiefmitteltöner in einer gewebten Verbindung mit Polypropylen daher. Dieses Material bietet laut Hersteller ein optimales Gleichgewicht zwischen innerer Dämpfung und Steifigkeit, wobei das spezifische Gewicht der Membran geringer ist, als bei einer Membran auf der Basis von Glasfaser oder Zellulose. Pylon Audio ist einer der ersten Hersteller weltweit, der die Endumax-Technologie in einer Lautsprecherkonstruktion einsetzt. Wer sich noch mehr über dieses Material in Verbindung zum Lautsprecherbau informieren möchte, sollte sich den Artikel von unseren Kollegen www.audioexpress.com (englisch) näher anschauen.  

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Alle verbauten Schallwandler zusammen sollen ein Frequenzband von 38 – 20.000 Hertz abbilden können und besitzen eine Nennleistung von 100 Watt. Die etwas eigenwilligen Schutzgitter um die Chassis sind optisch sicherlich nicht jedermanns Sache. Bieten aber einen perfekten Schutz für etwaige Beschädigungen, da sie wirklich sehr fest in ihrer Steifigkeit sind. Zugleich unterstreichen sie das etwas unorthodoxe Design welches man hier realisiert hat. Dass die Polen sehr konsequent in ihrer Ausführung sind, haben wir schon mit der erstklassig furnierten Rückseite gesehen. Daher wundert es auch nicht, dass auch der Bassreflex-Port mit dem gleichen Schutzgitter ausgestattet wurde. Abnehmen lassen sich diese Gitter leider nicht, das hätte uns persönlich besser gefallen aber es ist eben die Designsprache der Ruby 25.

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der Bassreflex-Port besitzt auch ein metallisches Schutzgitter

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In der optischen Gestaltung sollten wir noch das exzellente Anschlussterminal nicht unerwähnt lassen. Dieses sitzt auf einer Art Plakette auf der Rückseite die alle technischen Daten nochmals zusammenfasst. Die Verschraubungen können locker mit Kabeldurchmesser von 4mm umgehen, nehmen aber auch Bananenstecker für die Kommunikation entgegen. Optisch sicherlich etwas gewagt, aber ein eigenständiges Auftreten der Ruby 25. Wer in dem Lautsprechermarkt noch auffallen möchte, muss eben etwas aus der Masse herausstechen. Qualitativ sind die Ruby 25 jedenfalls erstklassig umgesetzt, das Furnier wurde exzellent aufgetragen und alles stimmig als auch massiv verarbeitet. Sollten sie jetzt auch noch so extravagant klingen, wie sie aussehen, könnte das interessant werden.


 

Klangcheck

Damit die Ruby 25 so richtig in Fahrt kommen, stand für die Zuspielung ein ELAC Discovery Music Server mit FLAC-Dateien und TIDAL Streaming-Account bereit. Für die nötige Impulskraft sorgte eine Onkyo M-5000R Endstufe.

Klanglich möchten wir die Ruby 25 erstmal mit etwas sanften Klängen füttern und schauen wir emotional diese agieren können. Und wer könnte da besser passen als Diana Ross mit ihrem Song Experience. Der Song wird stimmlich wie auch von seiner Dynamik her sehr präsent an den Höraum abgegeben, beherbergt eine schöne warme Färbung in seiner Klangausrichtung, die dem Song gut steht und dazu ein überzeugendes Bühnenbild abliefert. Denn die Instrumente und Protagonisten werden gut gestaffelt im Geschehen platziert, die Stimme der Sängerin wabert räumlich vor dem Hörer und kann die Schallwand mit Leichtigkeit verlassen.

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Um ein wenig die Geländegängigkeit im tiefen Frequenzband zur erforschen, zogen wir Scann-Tec mit ihren Track ne Viden zur Rate. Wie erwartet statten die Ruby 25 auch diesen Track mit einer wunderbaren Raumabbildung aus. Es wird ein breites Bühnenbild mit einem wirklich stimmigen Stereobild erzeugt, klanglich ist es nur im Bassbereich etwas mager. In der Grundabstimmung sind die Ruby 25 etwas schwach auf der Brust, der Tieftöner möchte ohne fremde Hilfe nicht so richtig aus sich rauskommen. Aber mit Hilfe des Bassreglers unserer Onkyo P-3000R Vorstufe lässt sich auch der Bassbereich etwas satter und vor allem passender einpegeln. 

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Pylon Audio Ruby 25 an der Onkyo M-5000R Endstufe

Abschließend möchten wir noch den Spaßgaranten von Tenacious D lauschen. Mit dem Song Deth Starr geht es auch locker flockig zur Sache - Sänger, Gitarren und Schlagzeug werden stimmungsvoll in unsere Richtung transportiert. Einzelne Instrumente differenziert der Lautsprecher klar, die Stimmen beider Sänger werden passend über das komplette Geschehen gelegt und das herbeigesehnte Bühnenbild überzeugt von seiner Präsenz. Die Ruby 25 formen alles zu einem dynamischen und kraftvollen Rocksong zusammen und legen eine gute Sohle aufs Parkett.

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Wo der Frequenzbereich in den oberen Regionen überzeugt, muss bei der klanglichen Ausrichtung im Tiefton etwas nachgeholfen werden. Die Grundausrichtung der Ruby 25 ist trotz präzisen Timings und guter Dynamik etwas mau in diesem Bereich. Darüber hinaus fehlt dem Bass der nötige Druck, den man von einem Standlautsprecher erwartet. Das lässt sich aber durch DSPs bzw. Klangregler korrigieren. Der Hoch- und Mitteltonbereich dagegen empfinden wir als homogen in seiner Abstimmung bzw. Charakteristik. Feine Nuancen oder Details in den Instrumentenebenen werden nicht verschluckt, sondern gut herausgearbeitet dem Hörer präsentiert und auch die räumliche Wirkung war überzeugend. Das kreierte Bühnenbild passte immer zum Genre und war mal präsenter oder eben weniger, so wie das Genre oder der Song das verlangte. Sicherlich gehen die Ruby 25 auch in diesem Bereich etwas limitert zu Werke, was dem Preisgefüge geschuldet ist, können das aber mit der "warmen" Abstimmung etwas überspielen und erzeugen den nötigen Spaßfaktor beim Musikhören.


 

Fazit: 

Die Ruby 25 sind ein wirklich interessantes Paar Lautsprecher, welches ein wenig aus der Masse hervorsticht, zumindest aus optischer Sicht. Pylon Audio verfolgt hier einen neuen Ansatz in ihrem Mittelklasse-Segment und gestaltet die Standlautsprecher eher rustikal in ihrer Oberfläche und „sperrt“ ihre Treiberchassis hinter sehr verwindungssteifen Schutzgitter ein. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber optisch mal etwas anderes und eben eine subjektive Geschmacksfrage.

Bei der Verarbeitung gibt es hingegen keine zwei Meinungen, denn diese ist den Polen erstklassig gelungen. Das Echtholzfurnier besitzt eine wunderbare Eichenholzmaserung, die es in verschiedenen Farben gibt und exzellent auf den Lautsprechergehäuse aufgebracht wurde. Das Gehäuse selbst ist sehr massiv konstruiert, das Anschlussterminal und die mitgelieferten Standfüße unterstreichen unser empfundenes Wertigkeitsgefühl und runden das positive Erscheinungsbild ab.

Klanglich haben die Audioingenieure bei Pylon Audio fast alles richtig gemacht, aber eben nur fast. Der Hoch- bzw. Mitteltonbereich arbeitet harmonisch miteinander und gut abgegrenzt zueinander. Die Klangcharakteristik ist eher warm ausgerichtet, zeichnet sich durch eine gute detaillierte Wiedergabe und hörbare Räumlichkeit aus, einzelne Ebenen von Stimmen und Instrumenten werden differenziert ausgearbeitet um daraus ein gutes Bühnenbild zu kreieren. Das befähigt die Ruby 25 auch mit anspruchsvolleren Genres wie z. B. Jazz umzugehen. Einzig die Abstimmung im Bassbereich war nicht so ganz nach unserem Geschmack. Ob bei Rocksongs oder elektronische Tracks, für einen Standlautsprecher war uns der Bassbereich nicht „saftig“ genug. Dieser ist trotz des Volumens recht mager abgestimmt, kann aber mit Hilfe einer Klanganpassung z. B. am Verstärker angepasst werden. Präzise und dynamisch gehen sie von Hause aus schon zu Werke, aber den Abstieg in den nötigen Frequenzkeller, da muss ihnen etwas auf die Sprünge helfen. Dann liefern sie aber ein sattes und gut konturiertes Bassgefüge, welches gehörig Spaß macht. 

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Größenvergleich: Pylon Audio Diamond 28 - Ruby 25

Aber wir wollen natürlich auch über den Tellerrand schauen und von uns schon getestete Modelle vergleichen. In dem Preisrahmen tummeln sich auch die ELAC Debut F6.2 (449,- Euro Stückpreis), die eine analytischere Ausrichtung im Klangbild aufweisen, satter im Tieftonbereich sind und grundsätzlich etwas harmonischer abgestimmt spielen. Optisch aber nicht der modernste Lautsprecher und bei der reinen Verarbeitung muss sich die ELAC Standbox aus der neuen Debut-Serie den polnischen Mitstreitern geschlagen geben. Bei der XTZ Spirit 11 (425,- Euro Stückpreis) ist die Verarbeitung ähnlich sehr gut gelungen, die Spirit-Serie ist aber optisch deutlich moderner gehalten. Auf akustischer Ebene bieten beide Lautsprecher einen warme Klangcharakteristik, die aber bei der XTZ noch etwas mehr Dynamik mitbringt. Abschließend schmeißen wir noch die KEF Q550 (499,- Euro Stückpreis) mit in den Ring. Die KEF Lautsprecher sind sehr bewandert im Bereich Details und Neutralität, die Uni-Q-Chassis ist sehr präzise und unglaublich talentiert wenn es um die Aufbereitung von hochauflösendem Material geht, jedenfalls im Hoch- bzw. Mitteltonbereich. Da kann die Ruby 25 nicht mithalten und der Bass ist ähnlich „mager“ in seiner Abstimmung, aber bei der Q550 ist dieser nur Nuancen stimmiger vom Timing her. Bei der Verarbeitungsqualität bietet die KEF Q550 das einfachste Konstrukt und kann mit den anderen Herstellern nicht ganz konkurrieren.

Preislich ist die Pylon Audio Ruby 25 mit einem Stückpreis von 650,- Euro das teuerste Modell in dieser Runde, bietet aber auch die beste Verarbeitung in diesem Preisgefüge. Das Gesamtpaket reicht nicht ganz an die ELAC Debut F6.2 oder XTZ Spirit 11 heran, da diese einfach noch etwas musikalischer zu Werke gehen, aber immer noch zu einer Kaufempfehlung unsererseits.

 

 

Pylon Audio Ruby 25 Standlautsprecher
wertige Verarbeitung mit gut abgestimmter Klangcharakteristik - 18.09.2018

 
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     Pro   Contra Pylon Audio Ruby 25 02k  
 
  + wertige Verarbeitung
+ hochwertiges Echtholzfurnier / Gehäuse  
+ extravagante Erscheinung
+ ausgewogenes Klangbild 
+ Bühnenabbildung / Räumlichkeit

- zurückhaltendes Bassfundament
- Frontgitter nicht abnehmbar

 

 

 Pylon Audio Ruby 25 Award

 

 

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