Dass die digitale Technik im Verstärkersegment in den letzten Jahren stark aufgeholt hat, sieht man schon alleine in der massiven Unterbringung im High-End-Aktiv-Lautsprecher-Segment. Das schwedische Unternehmen XTZ, bekannt für ihre hochwertigen Lautsprecher mit fairer Preisgestaltung, möchte da jetzt noch einen drauf setzen. Mit der XTZ Edge A2-300 bietet man eine Endstufe mit einer Leistung von zweimal 300 Watt bei 4 Ohm an und das für gerade mal 495,- EUR - alles verpackt in einem wirklich kompakten Gehäuse. Grund genug sich diese Endstufen einmal genauer anzuschauen.
Das eigentlich auf den Lautsprecherbau spezialisierte Unternehmen XTZ (z. B. XTZ Spirit 11 oder XTZ Divine Delta) bietet seit kurzem auch wieder unter eigener Flagge vertriebene Verstärkertechnik an. Das ist nicht das erste mal, dass man in dem Online-Shop des Unternehmens Verstärkertechnik vorfindet. Mit dem XTZ Class A100 D3 oder AP-100 gab es schon einige Endstufen, die das Logo der Schweden tragen durften. Das liegt ja auch nahe für einen Direkt-Vertriebler, passende Stromspender zu den eigenen Lautsprechern mit anzubieten.
Damals setzte man seine Karten noch auf Class A oder AB Verstärkertechniken und dementsprechend groß waren auch die Gerätschaften. Ganz im Gegenteil zur aktuellen Edge Endstufe, die immer noch eine hohe Leistung zu bieten hat, aber von der Technik und Abmaßen sich signifikant zu den „Vorgängern“ unterscheidet. Aber bevor wir uns der Endstufe genauer widmen, hier kurz die technischen Eckdaten aufgelistet:
XTZ Edge A2-300 Endstufe - Technische Details | |
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Bezeichnung | XTZ Edge A2-300 |
Preis | 495 EUR - Stückpreis |
Hersteller-Homepage | |
Maße | 70 x 200 x 285mm (Höhe x Breite x Tiefe) |
Gewicht | 2,30 kg |
Daten | |
Verstärkertyp | ICEpower - triple loop feedback CLASS D-Wege-System |
Leistung | 2 x 300 W (1% THD, 4 Ω) / 2 x 150 W (1% THD, 8 Ω) |
Dynamikbereich | 113 dB S/N, (A-gewichtet 300 W, 4 Ω) |
Eingänge | Cinch-Eingänge |
Frequenzgang | 5 Hz – 70 kHz (- 3 dB ref.) |
Optisch ist die kleine Endstufe schon mal ein Hingucker. Das Auftreten dieser ist dezent und wird optisch von einem wertig verarbeiteten Aluminiumoberteil unterstützt. Die Front und der Deckel sind aus einem massiven Stück des edlen Metalls gefertigt, welches in der Frontpartie etwas dicker ausfällt.
Die Technik findet in einer stabilen Stahlchassis ihre Unterkunft, die solide in der Materialstärke ist und seitlich Öffnungen für die nötige Luftzufuhr besitzt. Hier zeigt sich auch schon der erste Hinweis, dass bei der Edge Endstufe Effizienz auf der Tagesordnung steht. Wo man hingegen bei "üblichen Endstufen" mit CLASS A/B Technik meist Lüftungsgitter im Gehäusedeckel dominieren oder sogar aktive Lüfter im Gehäuse unterstützen müssen, hält XTZ hält die Maße der Edge Endstufe bewusst kompakt. So benötigt der Verstärker eine Stell Fläche, die nicht größer als ein DIN A4 Blatt ausfällt und mit einer Höhe von gerade mal sechs Zentimeter auch wirklich überall unterzubringen ist.
Aber auch an die Freunde des Heimkinos und dem Zeitalter großer Lautsprecher-Konfigurationen, siehe Dolby Atmos oder DTS.X, wurde gedacht. Nicht nur das durch die beiden Betriebsmodis Mono/Stereo die Endstufen sich perfekt für einzelne Lautsprecher-Gruppierungen eignen, in naher Zukunft wird es einen passenden Montagewinkel für die Edge Endstufe geben. Diese ermöglicht den Einbau in einem 19 Zoll Rack und so lassen sich entsprechend aufwendige Konfigurationen mit einzelnen Endstufen ansteuern, ohne dabei den "Kino-Betreiber" vor große Platzprobleme zu stellen.
Für die Ansteuerung verfügt die Edge A2-300 über einen Cinch-Eingang auf der Rückseite. Dazu gesellen sich hochwertige Lautsprecher-Schraubklemmen, die auch mit Kabelquerschnitten von 4mm locker zurechtkommen. Wer pro Lautsprecher eine Endstufe betreiben möchte, schaltet diese einfach in den Mono-Betrieb. In dieser Einstellung kann mit der Endstufe auch Bi-Amping betrieben werden. Möchte der Besitzer ein Lautsprecherpaar mit nur einer Endstufe nutzen, muss der Schalter nur auf Stereo gestellt werden.
Direkt neben diesem Wahlschalter befindet sich die Auto-On-Funktion. Mit dieser Funktion schaltet sich das Gerät automatisch ein, sobald ein Signal über den Cinch-Anschluss anliegt. Versetzt die Endstufe aber auch automatisch wieder in den Stand-By-Modus, wenn länger als acht Minuten kein Signal empfangen wurde. Das funktioniert im Alltag einwandfrei und mit einem von uns gemessenen Stand-By-Verbrauch von 0,276 Watt, sind auch die entstehenden Kosten in einem vertretbaren Rahmen.
Mit dem Gain-Regler oder auch Eingangspegeleinstellung ist es der Edge möglich, auf das empfangene Signal zu reagieren und den Verstärkungsfaktor zu erhöhen oder eben zu dämpfen. Das macht auch das Anschließen eines Smartphones oder anderen mobilen Zuspieler direkt an der Endstufe möglich und schützt gleichzeitig ihre Lautsprecher, da der Regler auch zur Begrenzung der Ausgangsleistung genutzt werden kann. Soviel zur optischen Erscheinung der kompakten Gerätschaften. Kommen wir zum technischen Aufbau und dem Praxistest.
Bei der technischen Ausstattung setzt XTZ alles auf die digitale Technik der Firma ICEpower. Das dänische Unternehmen hat sich seit 1999 auf diese Technik spezialisiert und ist eng verwurzelt mit dem Bang & Olufson Konzern. Neben der Ausstattung von Automobilplattformen für AUDI, Mercedes, Aston Martin und BMW, baute ICEpower auch ein OEM-Geschäft auf und liefert mittlerweile Verstärkertechnik für viele Plattformen. Dazu zählen u.a. Low-Power-Systeme von beispielsweise Mobiltelefonen, bis hin zu großen Pro-Audio-Line-Array-Systemen. Von dieser Erfahrung im Verstärkerdesign möchte auch XTZ profitieren und setzt aktuelle Class-D-Technik der dänischen Manufaktur in ihrer aktuellen Edge-Endstufe ein. Diese wurde mit dem technischen Know-How von XTZ verknüpft und daraus entstanden ist ein Verstärker mit einer Nennleistung von zweimal 300 Watt bei 4 Ohm. Auf dem Papier ist das schon beachtlich, betrachtet man das kompakte Auftreten der Edge A2-300 Endstufe.
Möglich macht das die Class-D-Verstärkertechnik, die deutlich effizienter arbeitet und auch kompakter aufgebaut ist als vergleichbare Class AB Verstärker. Wo letztere aus heutiger Sicht sehr ineffizient arbeiten, schwere und teure Bauteile benötigen um vergleichbare Leistung abzurufen, ist der Aufbau eines digitalen Verstärkers deutlich einfacher zu realisieren. Die Schalttransistoren der Class-D-Verstärkertechnik kennen nur die Stufen „Ein“ bzw. „Aus“ und damit wird der Energieverlust am Transistor so gering wie möglich gehalten, wo die Class-AB-Technik über eine lineare Leistungsregelung verfügt, die zu hohen Energieverlusten führt. Das mündet wiederrum in der hohen Effizienz dieser Class-D-Technik und lässt somit auch die Stromversorgung deutlich „einfacher“ und kompakter ausfallen. Dazu kommt, dass aufwendige Kühllösungen entfallen können und man dank dieser Vorzüge die kompakten Verstärkerkonstruktionen erst möglich sind.
Leider haftet der Technik immer noch ein negativer Ruf an, was die klanglichen Eigenschaften im HiFi-Segment betrifft. Viele HiFi-Begeisterte wiegen den klanglichen Wert ihrer Hardware noch am Gewicht und Opulenz des Gehäuses und das mag in einigen Fällen vielleicht auch noch zutreffen. Aber wie bei allen Schaltungen in diesem Bereich, kommt es auf die verwendeten Komponenten und die saubere Umsetzung des Schaltungsdesigns an. Auch der digitale Verstärker benötigt eine saubere Stromversorgung, durchdachte Signalwege oder hochwertige Komponenten um sich von seiner besten Seite zeigen zu können. Das diese Technik umsonst verpönt ist, zeigen die schon etlichen Jahre Einsatzzeit in der PA-Technik oder der Einsatz in aktiven HiFi-Lautsprechern und Studiomonitoren, auch aus dem professionellen Bereich. Wie bei vielen Sachen im HiFi-Segment, ist das auch mit einer Portion Emotion behaftet und schwere Boliden mit massiven Kühlblöcken haben ja auch etwas Männliches ;) Ob die "Kleinen" ihren Mann stehen können, schauen wir uns im Praxistest mal genauer an.
Vorweg eine kurze Erläuterung zur unserem Praxistest. Wir verzichten absichtlich auf eine ausführliche klangliche Analyse, wie man es von unseren Lautsprechertests gewohnt ist. Wir haben in der Vergangenheit feststellen dürfen bzw. müssen, dass es den „Verstärkerklang“ nicht gibt. Oder das Klangbild so minimale Unterschiede aufweist, dass es eher als ein subjektives Empfinden einzustufen ist. Für uns sind Lautsprecher für den Klang zuständig und nicht das signalverarbeitende Gerät davor. Solange man im Direct-Modus hört, keine Equalizer oder ähnliches einsetzt und den Verstärker nicht im Grenzbereich betreibt, sollte eine Endstufe auch nichts dazu interpretieren. Wir möchten hier unsere Erfahrung mit dem Gerät wiedergeben und eventuelle Vergleiche anstellen. Für die XTZ Edge A2-300 Endstufen kamen einmal die kürzlich vorgestellten XTZ Divine Delta aus gleichem Hause und unsere Standlautsprecher Pylon Audio Diamond 28 aus einem früheren Review zum Einsatz. Bei der Vorstufe verwendeten wir unsere Onkyo P-3000R und als Zuspieler stand ein C-N7050 CD-Player mit Netzwerkfunktion zur Verfügung. Neben der einzelnen Nutzung für das Paar Lautsprecher, wurde auch die Nutzung im Mono-Betrieb simuliert, wo pro Lautsprecher eine Endstufe zum Einsatz kommt.
Um einen aussagekräftigen Eindruck von der Leistungsfähigkeit machen zu können, betrieben wir die XTZ Edge Endstufen ungefähr zwei Wochen lang im Alltag. In diesem Zeitraum wurden von uns Filmabende mit Blockbustern und Musiksessions abgehalten und sobald die Nachbarn aus dem Haus waren, konnten die „Kleinen“ auch beweisen, dass es auf die Größe überhaupt nicht ankommt ;). Es war erstaunlich mit welcher Vehemenz die Endstufen die Soundkulisse untermalten und über welche Reserven sie verfügen, selbst bei wirklich unangenehmen Lautstärken noch Kanoneneinschläge oder heftige Explosionen ohne Verzerrungen darzustellen. Egal welche Lautsprecher zum Einsatz kamen, sie fühlten sich mit den XTZ-Endstufen pudelwohl und wurden in jeder Lebenslage mit der nötigen Impulskraft ausgestattet, um den Lautsprecher ein stimmiges Klangbild zu ermöglichen. Das äußerte sich in einer sehr sauberen und kraftvollen Soundkulisse, die von einem saftigen und zeitlich korrekten Tiefton begleitet wurde und das auch bei hohen anliegenden Pegeln.
Aber auch eine einzelne Endstufe kam mit unseren Lautsprechern gut zurecht und lieferte ein performante Leistungsentfaltung, die immer zur Verfügung stand, wenn sie gebraucht wurde. Natürlich war eine Endstufe bei hoher Leistungsforderung nicht ganz so souverän unterwegs, wie beim Einsatz von zwei dieser Verstärker. Aber die Darbietung war immer noch sehr eindrucksvoll und schürte ein klasse Paket aus Kompaktheit und Performance. Im direkten Vergleich mit unserer Onkyo M-5000R Endstufe waren wir erstaunt, wie ähnlich die Leistungsentfaltung dieser deutlich größeren und auch teureren Lösung war. Einzig der Tieftonbereich wurde stämmiger und kraftvoller bei Zimmerlautstärke von unserer Onkyo Endstufe interpretiert. Aber sonst waren die "Kleinen" auf Augenhöhe und zeigten eindrucksvoll, wozu aktuelle Technik in der Lage ist.
Damit hat XTZ den Beweis erbracht, dass Leistung und Klangqualität nicht unbedingt etwas mit der Größe zu tun hat. Sicherlich haben massive Endstufen mit ihren riesigen Kühlkörpern und hohen Gewicht ihren Charme. Die Strahlkraft dieser Geräte ist ungeschlagen, aber von der technischen Seite aus betrachtet nicht mehr unbedingt State-of-the-Art. Effizienter Umgang mit unserem wertvollen Strom und die Möglichkeit einer dezenten Integration in den heimischen Wohnraum, sind in der heutigen Zeit sehr wichtig und genau hier platzieren sich die neuen XTZ Edge A2-300 Endstufen. Kommen wir zum abschließenden Fazit.
Mit einem Stückpreis von 499,- Euro, einer Stellfläche von gerade mal einem A4-Blatt und einer doch unerwarteten Leistungsentfaltung, ist dieses Stück Technik aus dem Hause XTZ ein wahrer Geheimtipp. Eine hochwertige Verarbeitung, der massive Einsatz von Aluminium steht der Endstufe wunderbar und auch die Verarbeitung passt. Trotz der kompakten Maße, spielt die XTZ Edge A2-300 mit den Lautsprechern wie es ihr gefällt und wirkte im Testzeitraum nie überanstrengt. Ob zusammen oder einzeln, die Endstufen agierten immer ausgewogen und setzten ihre Stärken dann ein, wann sie vom Zuspieler dazu aufgefordert werden. Sie liefern durchweg eine dynamische Leistungsentfaltung, die auch bei spontanen Szenenwechseln und heftigen Impulsen immer sicher sitzt, ohne dabei den Faden zu verlieren. Für uns kommen die XTZ Edge A2-300 klar durch den HiFi-TÜV, zeichnen sie sich doch besonders durch Effizienz und Leistung aus. Dazu sind sie noch flexibel einsetzbar, hier bietet sich der Einsatz im ernsthaften Heimkino-Bereich genauso gut an, wie die musikalische Ebene mit klangvollen Schallwandlern.
Die XTZ Edge A2-300 sind im Online-Shop des Direktvertriebs von XTZ für aktuell 495,- Euro zu bekommen und sind damit ein echter Preis-Leistungs-Knaller. Klare Kaufempfehlung unsererseits.
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+ sehr gute Verarbeitung | - kein XLR-Eingang |
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