Test: ELAC Miracord 90 Anniversary

ELAC Miracord 90 Anniversary newsNiemand geringeres als die Kieler Lautsprecherschmiede ELAC war maßgeblich am Erfolg des Plattenspielers in Deutschland mitbeteiligt, deren Ursprung bis 1926 zurückgeht. Anlässlich des 90-jährigen Firmenbestehens hat man nun den ELAC Miracord 90 Anniversary vorgestellt. Ein nur so vor Produktionsqualität strotzender Plattenspieler, der bei uns unter die Fittiche genommen und getestet wurde.

 

 

Der Miracord 90 wurde, wie der Name schon verrät, zum 90sten Geburtstag des Kielers Traditionsunternehmens der Öffentlichkeit präsentiert und ist eine Hommage an die Modelle aus den späten sechziger Jahren. Mit den Geräten Miracord 625 oder 620 kann ELAC auf eine sehr lange Tradition zurückblicken, was Tonabnehmer und Plattenspieler betrifft, schließlich hat die Kieler Firma Electroacustic das Moving-Magnet-Prinzip 1957 entwickelt und sich patentieren lassen. 

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Aus dieser Firma ist später das Unternehmen ELAC, wie wir sie heute kennen entstanden. Mit dem ESG 796 Tonabnehmer hatte man Ende der Achtziger Jahre auch einen legendären Referenz-Tonabnehmer im Portfolio, der auf einen polierten Naturdiamanten mit dem Van-den-Hul-II-Schliff zurückgriff. Bei solch einer Vergangenheit ist es umso spannender, wie ELAC im Jahre 2016 das Thema Plattenspieler interpretiert. Schließlich galt man in den sechziger Jahren neben DUAL als Weltmarktführer im Plattenspielerbereich.

   

Lieferumfang

 

Technische Daten 

Bevor wir uns dem Miracord 90 widmen, hier eine kurze Übersicht der technischen Daten:

 

ELAC Miracord 90 - Technische Details
 Bezeichnung  ELAC Miracord 90 Plattenspieler
 Preis   ca. 2499,- EUR  
 Hersteller-Homepage  www.elac.com
 Maße  470 x 360 x 170mm (Breite x Tiefe x Höhe) 
 Gewicht  17,1 Kg Stück
 Daten
 Design  2 1/2 - Wege Standlautsprecher
 Tonabnehmersystem  MM-System mit Audio Technica 440
 Frequenzbereich  20Hz - 25kHz 
 Geschwindigkeiten   30 / 45 rpm + Pitchcontrol +/- 5%

 den nachfolgenden Seien wollen wir detailierte Blicke auf die einzelnen Komponenten werfen und V

ELAC Miracord 90 Plattenspieler Teil 1

Neben dem TEAC TN-300 mit seinen knapp 5 Kilogramm, wirkt der Miracord mit seinen 17 Kilogramm wie ein Plattenspieler auf Steroide. Das Gewicht kommt nicht von ungefähr, schließlich setzt der Hersteller bei seinem Jubiläumsplattenspieler auf massives Aluminium und stabilem MDF. Neben den von uns vorgestellten Modell in Hochglanz-Weiß, ist der Plattenspieler als Kontrast in einem Hochglanz-Schwarz und für Liebhaber von Holzdekoren, in einem geölten Walnuss käuflich zu erwerben.  

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Die Zarge aus MDF verfügt über ein Eigengewicht von knapp 6 Kilogramm, durch die massive Verarbeitung soll eine besonders hohe innere Dämpfung an den Tag gebracht somit hochfrequente Vibrationen einfach eliminiert werden. Mit der massiven Beplankung aus 2mm dicken Aluminium soll das Gewicht weiter erhöht und gleichzeitig ein wertiger Eindruck erzielt werden. 

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Neben dem aufgebrachten Logo auf dem schwarz gebürsteten Aluminium, ist in der weißen Hochglanzoberfläche sehr dezent der Modellname wiederzufinden. Auf weitere Beschriftungen hat man verzichtet und unterstreicht damit das wertige Erscheinungsbild. Um das schwere Gehäuse vom Untergrund effektiv zu entkoppeln, setzen die Kieler auf eigens entwickelte Silikonfüße. 

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Um die Geschwindigkeit des riemengetriebenen Tellers zu steuern, entwickelten die Ingenieure von ELAC einen pfiffigen Drehschalter mit integrierter Geschwindigkeitsanpassung und Kontroll-LED. Der außenliegende Drehschalter beinhaltet zwei Funktionen, nämlich die Wahl zwischen 33 und 45 Umdrehungen. Das innenliegende Pitch-Rad dient der stufenlosen Anpassung von bis zu +/- 5% dieser Drehzahl. Das Ganze wird von einer Kontroll-LED optisch signalisiert, ist die gewünschte Drehzahl erreicht (weißes Licht) oder noch nicht (grünes Licht). Liegt die Ist-Drehzahl über der Nenndrehzahl, signalisiert die LED dieses mit einem roten Leuchten.

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Um diesen massiven Aluminiumteller anzutreiben, verfügt der Miracord über einen sogenannten Coreless DC-Motor der von einem Mikrocontroller gesteuert wird und als Riemenantrieb fungiert. Dieser Motor ist zweifach vom Gehäuse entkoppelt, einmal mit Hilfe von Gummidämpfern und des Weiteren mit einer Gewebezentrierung. Diese kennt man auch aus dem Lautsprecherbereich. Die Ermittlung der Ist-Drehzahl wird optisch auf der Unterseite des Tellers gemessen und kann durch den variablen Pitch um bis zu +/- 5% angepasst werden.

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Auch bei den eigens für den Miracord 90 entwickelten Tonarm lässt sich ELAC nicht lumpen. Der aus deutscher Fertigung stammende Tonarm ist aus sehr leichtem Carbon, sowie die restlichen Teile aus Aluminium und Messing gefertigt. Aufgebaut ist er wie ein üblicher Tonarm und bringt neben dem obligatorischen, schraubbaren Gegengewicht, ein filigranes Anti-Skating-System, das mittels eines kleinen Pendels realisiert wurde, noch mit.


 

ELAC Miracord 90 Plattenspieler Teil 2

Für die Kommunikation mit der heimischen Stereoanlage, entschied sich ELAC für hochwertig ausgeführte Cinch-Anschlüsse. Diese sind vergoldet, sehr sauber in die Aluminium-Beplankung integriert und besitzen auch einen Masseanschluss.

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Dem Lieferumfang liegt auch ein sehr hochwertiges gesleevtes Kabel (siehe Einleitungsvideo) bei um direkt loslegen zu können. Für die Stromversorgung ist ein externes Netzteil zuständig und wird durch einen überaus wertigen Schraubanschluss mit dem Miracord fest verbunden. 

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Der Plattenteller selber ist aus einem Stück Aluminium gefräst und trägt alleine sechseinhalb Kilogramm zum Gesamtgewicht bei. Dieser massive Teller, dem übrigens eine Filzmatte beigelegt ist, ruht auf einem Subteller mit vier Lagergummis. 

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Um die nötige Laufruhe zu gewährleisten, hat man dem Subteller eine gehärtete Stahlachse verpasst, die auf einer 8mm starken Rubinkugel rotiert. Diese Achse wird Axial in zwei Sinterbronzebuchsen geführt. 

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Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellen, legt ELAC dem Miracord 90 einen Tonabnehmer im Lieferumfang bei. Warum auch nicht, wenn man auf die lange Erfahrung zurückblickt. Dieser Tonabnehmer kommt aber nicht aus eigenem Hause, auch wenn man an der Entwicklung Einfluss nahm. Die Firma Audio Technica ist der Hersteller, welcher das Herzstück des Miracords stellt. Mit dem AT 440 setzen die Kieler auf ein hochwertiges MM-Tonabnehmersystem mit Micro Line-Schliff, welches eine Sonderanfertigung darstellt und nur exklusiv bei ELAC verbaut wird.  


 

Praxistest: 

Dank der sehr gut bebilderten und ausführlich beschriebenen Anleitung, ist der Miracord 90 schnell aufgebaut und richtig eingestellt. Der massive Plattenteller wird einfach auf den Subteller aufgelegt, dabei sollte bzw. darf man aber nicht die Lagergummis vergessen. 

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Dann noch den Riemen aus der doch sehr feinen Umverpackung befreien und um den Motor inklusive Teller spannen, ein kurzes Drehen des Tellers hilft bei der richtigen Positionierung des Riemens. Tonarm mit dem Gewicht ausrüsten, Auflagekraft einstellen (ELAC beschreibt 1,4 Gramm), mit dem Anti-Skating-Gewicht perfekt einstellen und schon kann man loslegen, denn der Tonabnehmer ist ab Werk schon montiert. 

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Der Miracord wurde in unsere Kette von Onkyo P-3000 Vorverstärker, Onkyo M-5000 Endstufe und Pylon Audio Diamond 28 Lautsprecher integriert. Somit konnte der Plattenspieler auf potente Kollegen zurückgreifen und passte auch optisch gut in das HiFi-Sammelsurium, fanden wir jedenfalls.

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Der Betrieb des Plattenspielers gestaltet sich recht einfach, auch wenn auf einen automatisierten Tonarm komplett verzichtet wurde. Bis der Plattenteller seine Nenndrehzahl erreicht hat vergehen schon mal um die 10-13 Sekunden, was dem massiven und fast sieben Kilogramm schweren Tellers geschuldet ist. Aber ehrlich gesagt, wer mit Vinyl Musik hört, hat es meist nicht wirklich eilig somit ist dieser „Effekt“ leicht zu verschmerzen. Ist die Nenndrehzahl erreicht, was die Kontroll-LED mit weißem Licht signalisiert, läuft der Plattenspieler überaus konstant und lässt sich nur schwer aus der Ruhe bringen. Auch der Tonarm sitzt bei richtiger Einstellung des Gegengewichts, sehr sauber auf der Vinylscheibe. Auf Grund des massiven Gehäuse ist er auch recht immun gegen Stöße oder Vibrationen. Selbst bei höheren Lautstärken mit heftigen Basseinsätzen, Paul Kalkbrenner kann das ganz gut, lief die Nadel sauber in ihrer Rille. 

 

Klangcheck Musikwiedergabe

gregory porter liquid spirit

Anfangen möchten wir mit Gregory Porter und seinem Album Liquid Spirit. Der für die leisen Töne bekannte Künstler hat mit dem Song Water under Bridges einen wunderbaren Song im Repertoire, der sich durch ein gefühlvolles Klavier und seiner feinen aber dennoch kraftvollen Stimme auszeichnet. Hier zeigt der Miracord auch gleich, welches Auflösungsvermögen in ihm steckt. Das Klavierspiel wird aus dem Hintergrund detailliert in den Raum projektziert und die stimmliche Einlange dazu perfekt integriert.

Es wird eine sehr schön gestaffelte Bühne aufgebaut, die vom Klangbild eher als warm zu beschreiben ist und ohne analytische Züge auskommt. Andere würden es auch mit dem typischen analogen Klang beschreiben. Mit dem Song Musical Genocide muss auch ein gewisser Tieftonbereich abgebildet werden, der vom Miracord sehr lebendig und sauber gestaffelt wiedergegeben wird. ELAC schafft es mit dem Miracord 90, dem Künstler Gregory Porter und seiner Musik eine würdige Plattform zu bieten und es klanglich erstklassig dem Hörer zu präsentieren.  

 

 

volbeat seal the deal

 

Mit Volbeat wird es jetzt heftiger, denn ruhige Töne kann der Miracord ja schon. Mit Seal the Deal vom gleichnamigen Album legen wir los und es fordern den Plattenspieler.  Aber auch das steckt er mit einem müden Lächeln weg. Die Dynamik die der Teller an den Tag legt ist enorm. Gitarrenriffs werden dem Hörer um die Ohren gefeuert, dabei aber nie die geniale Stimme vom Lead-Sänger Michael Poulsen vergessen. Der Bass wird perfekt aus der Vinyl-Scheibe extrahiert und an die Tieftöner der Lautsprecher geschickt. Mit The Devils bleeding crown wird es noch ein Stück härter und auch hier animiert das Gehörte zum Headbangen. Der ELAC schafft es eine sehr gut aufgelöste Wiedergabe zu präsentieren, die in allen Frequenzbereichen ausgewogen und stimmig klingt. Eine wunderbare Platte auf einer Plattform die Rockmusik zu verstehen vermag.  

 

 

 

paul kalkbrenner 7

 

Zum Schluss noch eine Platte, die wir immer wieder gerne heranziehen bei solchen Tests. Paul Kalkbrenner versteht es saftige Beats mit einer chilligen Hintergrundmelodie zu vereinen. Ergebnis ist oft ein Chartkracher nach dem anderen, die aber trotz des Mainstreams immer noch Clubtauglich bleiben. Mit dem Track A million days vom Album 7 legen wir los und der positive Höreindruck setzt sich fort. Der Miracord scheint auch gefallen an guten Technotracks zu haben. Der melodische Part klingt sehr harmonisch, sehr sauber herausgearbeitet und gut aufgelöst.

Sobald der Bass einsetzt, wird es für die Tieftöner unserer Lautsprecher anstrengend. Plattenspieler neigen ja leicht den Tieftonbereich etwas überzeichnet darzustellen, nicht so der Miracord. Der Tieftonbereich wird gut gesättigt wiedergegeben und ist stärker ausgeprägt als auf unserer gleichlautenden CD, aber bleibt trotzdem vom Timing jederzeit stimmig ohne dabei zu übertrieben. Auch der Hochtonbereich wird klar und detailliert wiedergeben, das komplette Klangbild ist sehr ausgewogen und unterstreicht die Souveränität des Miracord 90.

 

 Kommen wir nun abschließend zum Fazit.


 

Fazit

Um eins gleich vorweg zu nehmen, ELAC hat klar bewiesen, wenn man auf solch einen Erfahrungsschatz und Tradition einer Firma zurückgreifen kann, kann es nur gut werden. Der Miracord 90 ist ein erstklassiger Plattenspieler geworden, der dem 90jährigen Firmenjubiläum mehr als gerecht wird. Die Materialwahl und Verarbeitung sind auf einem sehr hohen Niveau und schwer zu finden in dieser Preisklasse.

elac miracord 90 fazit 

Der Einsatz von massiven Aluminium und stabilen MDF reduziert nicht nur die Aufnahme von Vibrationen, sondern gibt dem Käufer ein Gefühl hier etwas sehr Wertiges erworben zu haben. Die verbaute Technik funktionierte sehr zuverlässig, wirkt mit dem Drehrad bzw. Pitch-Rad sehr durchdacht, selbst eine Kontrolle der Drehzahl ist mittels einer LED nicht vergessen worden. Verbautes Carbon am Tonarm und ein filigranes Anti-Skating-Pendel sind nur weitere erwähnenswerte „Kleinigkeiten“, die das positive Gesamtbild einfach rund machen. Klanglich konnte uns der Miracord 90 mitnehmen und präsentierte die Musik jederzeit „wie vom Künstler gewollt“. Feingeistige Scheiben zeichnen sich durch eine klare und detaillierte Wiedergabe aus, ohne dabei jemals analytisch zu werden. Kraftvolle Scheiben werden dem Hörer dynamisch präsentiert und dieser mit dem nötigen Punch versorgt. Der Plattenspieler extrahiert mit seinem exzellenten Tonabnehmer von Audio Technica das Richtige aus der Vinyl und gibt dieses auch so wieder. 

Als kleiner Wehrmutstropfen müssen wir die fehlende Haube erwähnen. Einen Staubwedel sollte man besser nicht weit weg legen, ELAC hat aber schon durchblicken lassen, dass man mit einem nachkaufbaren Deckel rechnen kann. Mit einem Preis von ca. 2499,- EUR  ist der ELAC Miracord 90 sicherlich kein Schnäppchen auf dem Plattenspieler-Markt. Aber wer etwas exklusives besitzen möchte, musste schon immer etwas tiefer in die Tasche greifen. Der aufgerufene Preis ist aber auch in Anbetracht der Verarbeitung, Materialwahl und klanglichen Performace gerechtfertigt und uns die höchste Auszeichnung wert. Beziehen kann man den ELAC Miracord 90 über den Fachhandel. 

 

 

ELAC Miracord 90 Plattenspieler  
würdiges Jubeläumsmodell von einer traditionsträchtigen Firma  - 15.05.2017

 
   Plattenspieler Testberichte  Hersteller-Homepage    
     Pro   Contra elac miracord 90 02k  
 
  + überaus wertige Verarbeitung / exzellente Materialwahl 
+ erstklassige Technik 
+ Klangbild und Tonalität vom Tonabnehmer AT440
+ Lieferumfang 
- fehlende Abdeckhaube  

 

elac miracord 90 award

 

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