Test: Thorens TD 201

Thorens TD201 newsEinsteigergeräte auf dem Plattenspielermarkt tauchen aktuell wie Sand am Meer auf und auch die renommierte Manufaktur Thorens kann sich dem nicht verwehren. Mit dem TD 201 und TD 202 wurden vor kurzem zwei neue Einsteigermodelle vorgestellt und wir möchten uns heute ersteren genauer anschauen. Ob trotz dem enormen Preiskampf in diesem Segment der Thorens TD 201 überzeugen kann, klären die nachfolgenden Seiten.

 

 

Bei der Traditionsfirma Thorens gab es erst im Mai diesen Jahres einen großen Umbruch, denn Gunter Kürten, ehemaliger Geschäftsführer von ELAC und Denon (davor in leitenden Funktionen bei LG, Loewe, Sharp und Sony) gründete die Thorens GmbH in Bergisch Gladbach. Die Firma bzw. die Marke selbst, gegründet 1883 im schweizerischen Sainte-Croix von Hermann Thorens, kann in ihrer 125jährigen Geschichte bereits auf mehrere Besitzer zurückblicken. 1966 übernahm die Schweizer Firma Thorens-Franz AG die Marke und gründete zusammen mit der deutschen EMT Wilhelm Franz GmbH ein Entwicklungs- und Produktionszentrum in Lahr im Schwarzwald. Leider musste das Unternehmen 1999 Insolvenz anmelden, stand aber wieder mit neuen Inhaber und Management 2003 auf. Bis 2018, Gunter Kürten die Führung übernimmt und seinen Einstieg in das Unternehmen mit folgenden Worten begründete:

Ich fühle mich der Tradition von Thorens zutiefst verpflichtet und sehe meine Aufgaben auch darin, dieses „Juwel im analogen Hifi-Segment“ weiterzuentwickeln, bekräftigt Gunter Kürten. „Dabei sehe ich neue Zukunftschancen in der strategischen Öffnung der Marke. Der weltweit wiederauflebende Vinylboom wird uns dabei helfen.

 

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In dieser langen Firmengeschichte gab es etliche Highlights u.a. der 1957 vorgestellt Studio-Plattenspieler TD 124 mit Schnellkupplung oder der aus 1965 bekannte TD 150, erstmals mit Riemenantrieb und Sub-Chassis. Neben aktuellen highendigen Modellen wie dem TD 907 oder TD550, möchte aber die Traditionsmarke auch den Massenmarkt bedienen und somit dem aktuellen „Vinyl-Hype“ gerecht werden. Denn nicht jeder Musikbegeisterte möchte oder kann tausende von Euro in einem Plattendreher investieren.

Mit genau diesen Anspruch wurden auf den Westdeutschen Hifi-Tage, die am 29./30. September 2018 im Bonner Maritim Hotel stattfanden, der TD 201 und TD 202 erstmals präsentiert, zwei neue Modelle für den fortgeschrittenen Einsteiger. Beide Modelle sind von ihrer Bauweise und technischen Ausstattung unterschiedlich aufgestellt, so ist das „größere“ Modell etwas massiver gebaut und bietet noch einen USB-Ausgang zur direkten Digitalisierung von Schallplatten.

 

Thorens TD201 - Technische Details

Bezeichnung

 Thorens TD201

Preis 

  ~ 449,- EUR Preis 

Hersteller-Homepage

 www.thorens.de

Maße

420 x 121 x 355mm (Breite x Höhe x Tiefe) 

Gewicht

 3,9 Kg Stück

 Daten

Antriebsystem

 Riemenantrieb mit DC-Motor

Geschwindigkeiten

 33 1/3 - 45 U/min +/- 2%

Tonabnehmer

 Audio-Technica AT3600 MM

max. Gewicht des Tonabnehmers

 3,5 - 6,0 Gramm

Tonarm

 Aluminium-Rohr


Detailansicht

In einer sicheren Kartonage wurde der Thorens vom Paketboten bei uns abgegeben. Wie bei Plattenspielern in dieser Preisklasse üblich, kommt das Gerät in zerlegter Form beim Käufer an und muss mithilfe der Bedienungsanleitung zusammengesetzt und richtig konfiguriert werden. Dafür liegen alle Bauteile sorgfältig sortiert im Karton und nach ungeübten 20 Minuten sollte der Plattenspieler seinen Dienst antreten können. Damit man auch direkt loslegen kann, liegt dem Thorens TD 201 alles an Kabel im Lieferumfang bei und man benötigt nur noch einen Verstärker und ein Paar Lautsprecher und schon kann der Vinyl Genuss losgehen.

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Trotz dem angepeilten Einsteigersegments hat sich Thorens beim Design nicht lumpen lassen. Die schwarze Hochglanz-Chassis wirkt sehr hochwertig, besitzt eine exzellentes Lackfinish und hohe Verarbeitungsqualität. Für den Korpus nutzt Thorens ein vibrationsarmes MDF in Verbindung von mehrschichtigem Lackschichten und bietet dadurch eine strapazierfähige Oberfläche, die aber Staub bzw. Fingerabdruck anfällig ist.

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Die größtenteils dominierende Farbe Schwarz wird nur durch den glänzenden Rand des aus Aluminiumguss hergestellten Plattentellers aufgelockert. Aluminium-Tonarm, Bedienelemente und die aus einem flexiblen Material hergestellten Standfüße besitzen dagegen eine matte Oberfläche und runden das dezente aber wertige Erscheinungsbild gekonnt ab. Wie schon der kürzlich vorgestellte ELAC Miracord 50, setzt Thorens beim TD 201 auf einen zahnlosen Riemenantrieb, der von einem Gleichstrommotor angetrieben wird.

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Für ein gutes Resonanzverhalten des Tellers hat sich Thorens eine eigene Dämpfungsmaßnahme einfallen lassen. Im Rand des Plattentellers wurde eine Ring eingepasst, der den Teller weniger schwingen lässt. Der Gummi-Riemen befindet sich schon "aufgezogen" auf dem Aluminiumguss-Plattenteller und muss mit dem Finger durch eine runde Öffnung mit der Riemenwelle verbunden werden. Auch die Montage des mitgelieferten MM-Tonabnehmersystem Audio-Technica (AT3600L) ist einfach in der Umsetzung. So ist das System schon auf einem Headshell vormontiert und muss nur mit der Buchse am Tonarm verbunden und durch eine Mutter verriegelt werden. Für den Einstieg sollte das beiliegende System AT3600 völlig reichen, es stellt ein solides und beliebtes Einsteigersystem dar und kann auch einfach ersetzt werden, sollte es den klanglichen Ansprüchen nicht genügen. Die Nadel selbst ist mit einem Diamanten im sphärischen Schliff von 0,6 Millimetern ausgestattet und sollte mit einer empfohlenen Auflagekraft von 3,5 Gramm betrieben werden.

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Montiert sitzt das Ganze an einem geraden Tonarm aus Aluminium, der zum richtigen Ausbalancieren das mitgelieferte Gegengewicht benötigt. Dieses wird am Ende des Tonarms aufgeschraubt und unter zu Zuhilfenahme der Bedienungsanleitung exakt ausgerichtet. Dieses gesamte Konstrukt ist sehr wertig ausgeführt und bietet eine stimmige Verarbeitungsqualität für diese Preisklasse. Abschließend wird noch die leicht getönte Kunststoffhaube, mittels zwei Befestigungsklemmen, mit dem Plattenspieler verheiratet und dem Genuss der eigenen Schallplattensammlung steht nichts mehr im Wege.

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Bei den Bedienelementen zeigt sich der TD 201 klar seiner Firmenzugehörigkeit, so ist der Wahlhebel für die Umdrehungsgeschwindigkeit und für die Start- bzw. Stopfunktion klar als Thorens-Element erkennbar und auch bei anderen Modellen in dieser Form wiederzufinden. Auch die Rückseite des TD 201 ist aufgeräumt und klar strukturiert gestaltet, viel gibt es aber auch nicht unterzubringen. Am auffälligsten dürfte wohl der Pre-Amp-Schalter sein, der die eingebaute Phonovorstufe aktiviert bzw. deaktiviert. Der Rest ist übliche Kost eines Plattenspielers, neben dem analogen Cinch-Ausgang, ist hier noch die Netzteilbuchse zu finden. „Oberflächlich“ betrachtet ist der TD 201 mit seinen knapp vier Kilogramm ein Leichtgewicht im Segment der Vinyldreher. Bietet aber eine sehr gute Verarbeitungsqualität in dieser Preisklasse und kann optisch auch zum Hingucker im Wohnzimmer avancieren. Kommen wir zum Praxistest und unserem Klangcheck. 


Praxistest & Klangcheck

Ist der Thorens TD 201 richtig konfiguriert und den Plattenspieler aufgestellt, kann man endlich eine Platte auflegen. Die richtige Umdrehungsgeschwindigkeit gewählt, den Start-Hebel nach links geschubst und los geht die wilde Fahrt. Wobei man erstmal fast gar nichts hört, da der Plattenspieler selbst eine hohe Laufruhe mitbringt. Der Riemenantrieb ist kaum wahrnehmbar, läuft seidenweich und konstant. Der Hersteller selbst gibt eine Toleranz der Solldrehzahl von bis zu 2% an.

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Wir konnten bei 33,3 U/min eine durchschnittliche Abweichung von 1,37 Prozent ermitteln. Bei 45 Umdrehungen pro Minute lag die gemessene Abweichung im Durchschnitt bei 0,76 Prozent, sodass sich beide Messewerte in der angegebenen Toleranz befinden. Trotzdem kein wirklich guter Wert, gerade beim 33,3 U/min Betrieb hätten wir uns eine genauere Abstimmung bei der Geschwindigkeit gewünscht.

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Bilder von Thorens -> Funktion zur Geschwindigkeitsanpassung von außen zugänglich

Nach Rücksprache mit Gunter Kürten von Thorens wird das fertige Produkt auf der Unterseite eine Justage-Funktion bieten, die es dem Kunden erlaubt, eine Korrektur der Umdrehungsgeschwindigkeit vorzunehmen. Unser Vorserien-Sample hatte diese Funktion noch nicht integriert.  

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Der integrierte Phono-Vorstufe haben wir auch unserem Gehör geschenkt und waren überrascht wie klar strukturiert sowie auch dynamisch in der Abbildung bei der Signalübertragung diese unterwegs ist. Mit einer separaten Vorstufe sollte sicherlich noch etwas mehr herauszuholen sein, denn das Auflösungsvermögen und die Kraftentfaltung wurde schon an der Onkyo P-3000R Vorstufe mit eigenem Phonoteil besser wahrgenommen.

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Hier ist aber klar zu sagen, dass das eingesetzte MM-Tonabnehmersystem klar die Grenzen des akustisch machbaren definiert und eine zusätzliche Phonovorstufe auch nicht zur Budget-Gestaltung des Plattenspielers passen würde. Die Kombination aus Tonabnehmersystem und integrierter Vorstufe ergänzt sich klanglich sehr gut und bietet eine solide Performance für einen Vinyleinsteiger und sollte für den schnellen Konsum von aktuellen Vinylalben mehr als ausreichen. Denn das System AT3600 aus dem Hause Audio Technica bringt ein gutes Auflösungsvermögen mit, welches eine stimmige Bühne mit klarer Staffelung kreieren kann. Präsenz ist auch bei der Stimmenwiedergabe unterschiedlichster Künstler vorhanden und da spielt es auch keine Rolle ob hohe, feine weibliche oder tiefe, kraftvolle männliche Protagonisten sich auf unserem Teller drehten. 

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Sicherlich ist das Angebot an wahren Emotionen und feinen klanglichen Akzenten ausbaufähig und leicht zurückhaltend, aber die Kombination macht Spaß und kann gute Pressungen würdig interpretieren. Bei weniger „guten“ Schallplatten, gibt es durch das Einsteiger- Abnehmersystem hier und dort einige Störgeräusche. Wer günstig aufrüsten möchte, sollte sich das AT95 von Audio Technica einmal genauer anschauen. Für um die 40,- Euro bekommt man ein solides und gutes System, welches klanglich den Thorens nochmal auf eine andere Stufe verhelfen sollte. Kommen wir zum abschließenden Fazit.


Fazit

Der Thorens TD 201 bietet ein stimmiges Gesamtpaket aus Verarbeitung, Optik und guten Klangeigenschaften, welches gerade Einsteigern oder Wiederankömmlingen in der Vinylwelt gefallen dürfte. Die Verarbeitung ist dem Preisgefüge angepasst, setzt auf ein stabiles aber recht leichtes Grundgerüst. Das in Verbindung mit dem Plattenteller aus recht dünnem Aluminiumdruckguss, nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für einen völlig resonanzfreien Genuss bietet. Aber das ist einfach dem Preis bzw. mit dem verbundenen Materialkampf in dieser Preisklasse geschuldet. Optisch ist der Plattenspieler ein Hingucker, Lackqualität und das schicke Erscheinungsbild erinnern ein wenig an den schon von uns getesteten TEAC TN-300, der einem auch optisch zu abholen weiß. Der verbaute AT3600 Abnehmer liefert eine gute Klangwiedergabe - sehr ausgewogen in seiner Tonalität. Der Tieftonbereich wurde sehr straff und punchig wahrgenommen und dazu gesellt sich ein klarer sowie gut auflösender Hoch- und Mitteltonbereich, der im stimmlichen Bereich wie auch in den Detailwiedergabe sehr angenehm und gekonnt zu Werke geht. Ab und zu fehlt es minimal an einer tonalen Klarheit - in den hohen Frequenzbereichen könnten die instrumentalen Nuancen besser herausgearbeitet sein. Aber das ist meist erst in höheren Preisklassen anzutreffen und jammern auf hohen Niveau.

Bei einem Preis von 449,- Euro muss er sich mit dem ELAC Miracord 50 vergleichen, der für 50,- Euro mehr, das bessere und massivere Chassis bietet. Optisch bleibt es eine Geschmacksfrage, beide Modelle haben Ambitionen zum Hingucker im Wohnzimmer und sind sehr gut verarbeitet. Auch klanglich nehmen sich beide Protagonisten nicht viel, aber der ELAC bietet die bessere Laufruhe und geringere Abweichung in der Umdrehungsgeschwindigkeit. Für welches Modell man sich letztendlich entscheidet hängt auch stark vom eigenen Geschmack ab. Schwieriger wird es unserer Meinung nach für den Thorens TD 201, wenn man ihm den TEAC TN-300 gegenüberstellt. Den gibt es aktuell für unter 300,- Euro. Jener bietet ein ähnliches Chassis bzw. bewegt sich in gleicher Gewichtsklasse. Dazu kommt ein solides Tonabnehmersystem und eine integrierte Phonovorstufe. Das klangliche Verhalten ist ähnlich einzustufen, die Tonabnehmersysteme in diesen Preisregionen nehmen sich akustisch nicht viel. Aber das AT95E am TEAC TN-300 hat subjektiv empfunden die Nase minimal vorn.

Sicherlich haben die im asiatischen Raum gefertigten Modelle TD 201 und TD 202 nicht mehr viel mit den "üblichen" Thorens-Geräten gemein, sind aber eine logische Konsequenz für die breite Masse und auch preislich in anderen Hemisphäre unterwegs. Trotzdem erscheint der Thorens TD 201 mit seinen aufgerufenen 449,- Euro ein wenig zu teuer. Es bleibt aber trotzdem ein überzeugendes und solides Einsteigergerät mit vielen guten Fähigkeiten zum Vinyl hören. Wem die schwarze Variante nicht zusagt, für den hat Thorens in Kürze auch eine weiße Version des TD 201 im Portfolio. 

 

 

Thorens TD201 - Plattenspieler 
hübscher und klangvoller Plattenspieler für den Einsteiger - 15.12.2018

 
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   Pro  Contra    
  gute Verarbeitung / + Materialen
+ hübsche Optik
+ Ausstattung / Lieferumfang
+ solides Tonabnehmersystem (AT3600L)
+ Phonovorstufe integriert

+ laufruhiger Riemenantrieb


- preislich etwas zu hoch angesiedelt
- Umdrehungsgeschwindigkeit / Abweichungen (Vorserien-Modell)
- Chassis / Plattenteller sehr einfach ausgeführt 





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