Mit den Canton Smart Vento 3 stellen wir euch heute die smarte Interpretation eines aktiven Lautsprechers aus Weilrod vor. Die Smart-Serie der Vento-Lautsprecherserie besteht aus drei Modellen, in den Fokus dieses Artikels kommt nun die kleinste Variante dieser Serie.
Mit der Smart-Serie stellte Canton ein Wireless-System vor, welches sehr umfangreich gestaltet ist. Mittlerweile, zumindest bei den Standlautsprechern, gibt es für fast jede passive Serie ein aktives Pendant, welches mit der smarten Wireless-Technologie ausgestattet ist und zum Beispiel in einer Mehrkanal-Umgebung gemischt eingebunden werden kann. So ist es denkbar, die Smart Reference 5 K (Front-Lautsprecher) mit den heute hier vorstelligen Smart Vento 3 (Surround-Lautsprecher) zu kombinieren oder man bleibt in der Serie und nutzt die Smart Vento 9, Smart Vento 3 und den aktiven Center-Lautsprecher Smart Vento 5 um ein aktives, nur mit Stromkabel gebundenes Heimkino-Setup aufzubauen. Hier benötigt man dann aber noch den Canton Wireless-AV-Vorverstärker Smart Connect 5.1 um die Lautsprecher entsprechend anzusteuern. Spannend ist, dass zwei Paar der Smart Vento 3 auch ohne zusätzlichen Vorverstärker ein Surroundsystem abbilden können und einen Virtual Center im 4.0 Heimkinobetrieb erzeugen können. Aber genug zum „Was wäre möglich“ widmen wir uns den Smart Vento 3 genauer.
Optisch sind die Smart Vento 3 schon mal richtige Hingucker, das können die Weilroder einfach. So haben die aktiven Lautsprecher ein sehr hochwertiges Lack-Finish erhalten, welches es neben der hier abgebildeten schwarzen Variante, auch in einer hochglänzenden weißen Ausführung gibt. Das Gehäuse ist an den Seitenwänden leicht geschwungen, was die Formsprache der passiven Vento-Serie aufgreift und den Lautsprechern einen „leichteren“, sehr modernen Look verleiht. Aber sie sollen nicht nur schick wirken, auch ist die Bauweise besonders resonanzarm und dadurch auch aus akustischer Sicht sinnvoll.
Mit den sogenannten Diamond-Cut-Aluminiumringen setzt Canton auch das Wichtigste in so einem Lautsprecher ansprechend in Szene, die Treibereinheiten. Das 2-Wege-System besteht aus einem 180-mm-Titanium-Tiefmitteltöner und der 25-mm-Hochtonkalotte mit Keramikmembran, welche zusammen einen Frequenzbereich von 25 – 30.000 Hertz (bei 3.000 Hertz wird getrennt) abbilden können sollen. Ja richtig gelesen, bis zu 25 Hertz hinunter soll dieser „Regallautsprecher“ spielen können, der mit knapp 10 Kilogramm Gewicht und einer Höhe von 40 Zentimeter schon zu den größeren Vertretern seiner Zunft gehört.
Hier spielt das aktive System wieder klar die Stärken aus, Endstufe und Treiber sind perfekt aufeinander und mit dem Gehäusevolumen abgestimmt, um eben das Maximale aus dem Lautsprecher herausholen zu können. Angetrieben werden die Treibereinheiten von einer 350 Watt Class-D-Endstufe, welche sehr sauber aufgebaut in der Rückseite des Lautsprechers eingelassen ist.
Hier finden sich auch die Anschlüsse des Lautsprechers wieder, wovon unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Auf der analogen Seite kann der Nutzer zwischen XLR- oder Cinch-Ausführung wählen, bei den digitalen stehen ein optischer, ein koaxialer oder ein USB-Eingang mit XMOS zur Verfügung. Wer es lieber kabellos möchte, dem steht ein Bluetooth-Modul mit aptX-Codec zur Seite. Auf eine HDMI- oder Ethernet- bzw. WLAN-Schnittstelle verzichtet Canton, hier müsste man sich dann zusätzlich den Smart Connect 5.1 Vorverstärker zulegen.
Untereinander kommunizieren die beiden Lautsprecher kabellos, das heißt ein Lautsprecher dient als sogenannter „Master“, dort werden die Gerätschaften angeschlossen und der zweite Lautsprecher im Team (Slave) erhält die Signale über die Funkverbindung. Somit ist kein langes Lautsprecherkabel mehr nötig, nur der Stromanschluss muss vorhanden sein. Sicherlich ist dieser Vorteil bei einem Stereogespann überschaubar, aber wenn man die Geschichte weiter „spinnt“ und sich ein 4.0 oder 5.1 usw. System aufbauen möchte, sind solche kabellosen Übertragungswege eine geniale Lösung ohne viel Aufwand. In ähnlicher Form hatten wir dies schon einmal mit Nubert Lautsprecher aus der X-Serie demononstiert. Von Hause aus können die Lautsprecher auch selbst mit Dolby Digital und DTS umgehen, wird die Ausbaustufe umfangreicher, benötigt man den schon angesprochen Vorverstärker, der dann auch eine Unterstützung für Dolby Atmos und DTS-HD mitbringt. Aber genug zum theoretischen Part, mal sehen wie sich die smarten Aktiv-Lautsprecher in der Praxis schlagen.
Die Eingerichtung bzw. der Aufbau des Systems ist kinderleicht, da Canton auf eine App-Steuerung oder ähnliches verzichtet, müssen nur die Lautsprecher aufgestellt und mit einem Stromkabel und Zuspieler verbunden werden. Dann kann man den Smart Vento 3 auch schon zuhören. Naja ganz so einfach ist es nicht, auch wenn sich die beiden Lautsprecher aus Anhieb miteinander koppeln und verstehen, kann man sich mit dem umfangreichen Menü noch beschäftigen.
Dieses wird über das einzeilige Display bewerkstelligt, welches übrigens sehr gut lesbar ist und zusätzlich auch mit der beiliegenden Fernbedienung zugänglich ist. Es wirkt auf den ersten Blick etwas schwierig, aber wenn man die Menüstruktur versteht bzw. sich vorher mit Hilfe der Anleitung vertraut gemacht hat, kann das auch ein weniger Technik affiner Charakter locker erledigen. Ich bin jedenfalls nach einer kurzen Eingewöhnungszeit damit zurechtgekommen. Die Smart Vento 3 stellen viele praktische Funktionen bereit wie die Einstellung des Hörabstands, Sleeptimer, IR-Lernfunktion für TV-Fernbedienung, Dynamic Range Control usw. Das alles komplett aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen und so oft treibt man sich ja nicht in den Tiefen des Menüs herum. Für die Klangregelung bspw. hat Canton eine Direktwahl-Taste auf der Fernbedienung untergebracht um Höhen, Mitten und Bässe anzupassen. Für den Klangcheck habe ich den ELAC Discovery Music Server mit ROON und meinen Qobuz Account bemüht und mich durch etliche Musiktitel gearbeitet, einen kleinen Abriss meiner akustischen Erkenntnisse möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.
Mit Diana Krall und eines meiner Lieblingslieder Desperado, haben die Canton die Möglichkeit bekommen langsam warm zu werden, aber eine Aufwärmzeit brauchen sie gar nicht und die leichten Klavieranschlägen sitzen direkt ansatzlos im Geschehen, sind sehr fein ausgearbeitet und die einzelnen Anschläge vom Lautsprecher ansprechend interpretiert. Hinzu kommt eine gewisse Leichtigkeit, welche Spaß und Emotionen zugleich transportiert und eine sehr klar dargestellte fein rauchige Stimme der Sängerin, die ich zwar mittlerweile in- und auswendig kenne. Aber die Canton besitzen ein sehr angenehmes und detailliertes Auflösungsvermögen, dass man ihnen gerne zuhört und erhascht hier und da noch ein Detail.
Gleiches gilt auch für Tears in heaven von Eric Clapton. Nur hier ist es kein Klavier, sondern ein zartes Gezupfe auf einer Akustikgitarre welches mich sofort mitnimmt und den traurigen Anlass des Liedes sofort transportiert. Die sensible Stimme von Clapton auf der MTV Unplugged Version ist authentisch, die Canton dichten nichts Hörbares hinzu sondern präsentieren Emotionen pur und geben diesen Klassiker sehr würdevoll wieder. Auch das angedeutete Schlagzeug im Hintergrund mit dem tiefen Beat, offenbart direkt welche Kraft in den kleinen Aktiv-lautsprechern steckt. Sie verleihen dem Stück Größe im Raum, ein stimmiges Bühnenbild und man vermutet eher kompakte Standlautsprecher, wenn man neutral das Gehörte versucht einzuordnen.
Mit Cio-cio-san! aus Madama Butterfly von Puccini wird es hektisch und kraftvoll im Hörraum. Es ist beeindruckend wie groß die kompakten Lautsprecher aufspielen können und wie sie die verschiedenen Stimmen in das Bühnenbild integrieren, gleichzeitig aber auch Instrumente perfekt arrangieren, als wären die Smart Vento 3 der Dirigent selbst. Die Stimmen der einzelnen Hauptprotagonisten sind dominant im Vordergrund auszumachen, die des Chores klar im Hintergrund angesiedelt, zusammen eine sehr stimmige Wiedergabe und vor allem eine detailreiche. Gerade die Leichtigkeit, wie sich die Elemente von der Schallwand lösen, ist sehr erfrischend beim Zuhören.
Damit ich nicht in ein Powernapping abrutsche wird es jetzt richtig geil. Gary Clark Jr. mit Come Together steht auf meiner Nachspeisekarte und die hat es in sich. Auch wenn es „nur“ ein Cover darstellt und als Soundtrack für einen DC Comicfilm diente, ist diese Version eines ursprünglichen Beatles Songs in Sachen Dynamik, Kraftentfaltung und Kontrolle einfach eines meiner favorisierten Stücke beim Klangcheck. Fette E-Gitarrenriffs, viel Power und Druck stehen hier im Mittelpunkt. Die Canton zucken kurz mit den Schultern und zeigen wo der Frosch seine Locken hat. Es macht Spaß und ist beängstigend zugleich, wie kraftvoll die Lautsprecher zu Werke gehen. Man traut ihnen das definitiv nicht zu und so ist die Überraschung groß wo einen der erste saftige Tritt in Richtung Magengrube unerwartet trifft. Ich würde Lügen, wenn mein Grinsen im Gesicht und das einsetzende Kopfnicken mir den Job madig machen, eigentlich sind es genau diese Momente, die mir so Gefallen an dieser Tätigkeit. Da sitzt man als „ahnungsloser“ Audio-Enthusiast in seinem täglichen „Aufenthaltsraum“ und dann kommen solche Kompaktsportler wie die smarten Vento 3 um die Ecke und überraschen einen mit einer Lebendigkeit, sodass alle Sorgen und Probleme erstmal für mindestens mal drei Minuten weggepustet werden. Klasse Vorstellung, die dem einen oder anderen passiven Standlautsprecher seine Daseinsberechtigung klar abspricht.
Auch wenn die Canton Smart Vento 3 die ersten Modelle aus Weilrod in unserer Redaktion sind, hab ich sie auf Anhieb lieb gewonnen und sie können auch gerne noch länger hier bleiben… Das Niveau der Verarbeitung ist sehr hoch, Lackqualität und die eingelassenen Treiber mit ihren Diamond-Cut-Zierringen unterstreichen den Anspruch von Canton. Zusammen mit dem leicht geschwungenen Gehäuse ist die optische Wirkung modern und wertig. Aber auch technisch bringen die Kompaktsportler einiges mit, viele Schnittstellen und die kabellose Kommunikation untereinander bzw. das mögliche kabellose Surround-Setup sprechen für die Smart-Serie im Gesamten. Ich persönlich hätte mir zwar noch einen HDMI-bzw. eine Netzwerkschnittstelle gewünscht, damit die Lautsprecher auch dem Wort „Smart“ in allen Belangen gerecht werden, aber man kann nicht alles haben und dafür gibt es ja z. B. den Vorverstärker Smart Connect 5.1.
Aber am meisten überzeugte das Klangbild. Sicherlich ist man heutzutage einiges gewohnt im Aktiv-Lautsprecher Segment und weiß um deren Vorteile gegenüber den passiven Modellen. Aber die Canton Modelle untermauern diese These wie kaum ein anderer Lautsprecher in dieser Größe das zu leisten vermag. Auch wenn das 2-Wege-System ein Kompromiss darstellt, hat Canton hier eine hervorragende Abstimmung geschaffen, die eine hohe Detail- und Stimmenwiedergabe erreicht und das mit einer unglaublichen Dynamik und Kraftentfaltung paart. Hier werden alle Musikgenres bedient, ob zart und sensibel oder hart und kraftvoll, die Smart Vento 3 schütteln das einfach aus dem Ärmel und lassen so manch passiven Standlautsprecher dabei alt aussehen.
Wer jetzt noch mehr Argumente braucht um den Kaufpreis von aktuell 2300,- Euro zu relativieren, dem ist nicht mehr zu helfen. Das Gebotene überzeugt, zukunftstauglich ist das System auch und es stehen viele Erweiterungsmöglichkeiten bereit. Für mich sind die Canton Smart Vento 3 ein absolutes Top-Produkt.
Alternativen wären die Nubert X-4000, das Dali Rubicon 2 C System, die ELAC Navis ARB-51 oder KEF LS50 Wireless. Alle Systeme besitzen eine Daseinsberechtigung, hier muss man entscheiden welches Budget steht einem zur Verfügung, was möchte ich anschließen und wie groß ist mein Raum. Diese Entscheidung können wir euch leider nicht abnehmen (…)
Canton Smart Vento 3 Wireless-Kompaktlautsprecher