Mit dem Argon Audio TT-4 steht ein Plattenspieler der besagten Firma auf dem Prüfstand, welcher erst vor kurzem auch neu vorgestellt wurde. Dieser bietet ein massives Chassis mit Carbon-Tonarm und ist mit einem hochwertigen Tonabnehmer schon vom Werk aus bestückt. Wie sich der Vinyldreher im Detail verhält, klären die folgenden Zeilen.
Nachdem wir nun schon die Argon Audio Fenris A4 und Forte A55 MK2, jeweils Aktiv-Lautsprecher, näher angeschaut haben, möchte wir uns nun einen dafür nötigen Zuspieler widmen. Mit dem TT-4 ist die Wahl auf einen Plattenspieler von Argon Audio gefallen, der Hausmarke des beliebten Hifi-Shops HiFi Klubben und gleichzeitig das Topmodell der Produktkategorie. Wer auf Ausstattung und Masse des Laufwerks verzichten kann, der kann auch zu kleineren Modellen in das dänische Regal greifen, mit dem TT (229 Euro) und dem TT-3 (399 Euro) ist das Portfolio für jeden Anspruch ausgestattet. Im Fokus steht hier aber das Flaggschiff TT-4, der mit seinen 649,- Euro vom Preisschild her gar nicht so High End wirkt, aber viele spannende Details und Ausstattungsfeatures mitbringt, die man sonst nur in höheren Preisklassen erwartet.
Ausgepackt wirkt der TT-4 sehr zurückhaltend in seiner Designsprache, eben typisch skandinavisch eben aber hinterlässt auf Anhieb einen wertigen Eindruck. Das liegt einerseits an dem doch recht ordentlichen Gewicht von über sieben Kilogramm, was ihn aber nicht gleich zu den Schwergewichten unter den Vinyldrehern werden lässt. Aber in dieser Preisklasse ist das nicht unbedingt üblich, siehe ein Rega Planar 1 Plus oder den ELAC Miracord 50, die sogar noch etwas abgespeckter daherkommen und somit auch anfälliger gegenüber Erschütterungen bzw. Resonanzen sind. Gewicht ist bei Plattenspielern bekanntlich ein Qualitätsmerkmal, ein massives Chassis trägt schließlich viel zur Laufruhe bei. Von den über sieben Kilogramm, fallen knapp 1,4 Kilogramm allein auf den Drehteller, der aus Aluminium gefertigt ist, auf der Oberseite mit einer schwarzen Eloxalschicht und gefasten seitlichen Kante auch optisch überzeugt.
Neben der hier gezeigten mattweißen Variante gibt es den TT-4 noch in einer schwarzen Variante, auch mit einer matten Oberfläche und zwei Holzfurnieren Walnuss oder Mahagoni, ohne Aufpreis wohlgemerkt. Das Gehäuse macht mit der matten Oberfläche wenig Putzarbeit, was man von Hochglanz-Oberflächen wie man sie z. B. beim ELAC Miracord 80 findet, nicht unbedingt sagen kann. Auch verzeiht diese Oberfläche Putzspuren besser, wirkt in der heutigen Zeit moderner und der Lack ist auf der MDF-Zarge auch exzellent aufgetragen.
Angetrieben wird der Aluminiumteller von einem Riemenantrieb, der unterhalb des Tellers platziert ist und dabei auf einer soliden Messingbuchse sitzt. Gesteuert wird die Geschwindigkeit über einen Drehregler, der einem optisch irgendwie bekannt vorkommt (ELAC Miracord-Modelle) und die üblichen Einstellungen 33 1/3 und 45 U/min zur Verfügung stellt.
Interessant ist der verwendete Carbon-Tonarm, den man in dieser Preisklasse nicht unbedingt erwartet und schon gar nicht mit einem vorinstallierten Ortofon 2M Red Tonabnehmersystem. Dieser gehört in dieser Preisklasse zu den Besten seiner Zunft und Argon Audio liefert zusammen mit dem verbauten Phono-Vorverstärker ein fertiges Rundum-Sorglos-Paket ab, welches mit anderen Tonabnehmern sicherlich nach oben Luft hat, aber für 649 Euro schon eine mehr als solide Grundlage für alle Einsatzbereiche mitbringt. Kommen wir aber zurück zum Tonarm. Dieser gerade Arm aus Kohlefaser ist zusätzlich auf der Unterseite geschlitzt, Argon Audio nennt das ATS (ANISOTROPIC TORSION STABILIZER) eine große Bezeichnung, für eine einfache Öffnung im Tonarm. Aber diese Öffnung soll Resonanzen, die durch Torsion (Biegung/Krümmung) entstehen, beseitigen und so unerwünschte Geräusche und Verzerrungen unterbinden. Simpel und durchdacht, aber bei der Bezeichnung vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen (…)
Rückseitig findet man eine kleines Anschlussterminal, mit den üblichen Anschlüssen die man als Phono-Nutzer so benötigt. Interessant ist der Schalter, denn wie schon erwähnt ist der TT-4 voll ausgestattet und bringt einen hochwertigen RIAA-Phonovorverstärker direkt mit, den man an- oder abschalten kann. In gleichem Atemzug sollte man auch das recht wertige Cinchkabel bewerten, welches dem Lieferumfang direkt beiliegt und keine 08/15 Strippe aus dem Supermarkt ist. Selbst bei solchen Kleinigkeiten trennt sich die Spreu vom Weizen und das bekommen andere Hersteller selbst bei deutlich teureren Modellen teilweise nicht hin, legen entweder gar kein Anschlusskabel bei oder eben einen Klingeldraht aus dem Technikdiscounter. Wie schon jetzt öfter gesagt, der Argon Audio TT-4 ist ein solides Rundum-Sorglospaket in allen Bereichen.
Von der Ausstattung, Verarbeitungsqualität und optischen Erscheinung her ist der TT-4 schon mal überzeugend. Dazu kommt, dass die Dänen dem Plattenspieler eine leicht getönte Acrylglashaube beilegen, die den Dreher effektiv gegen das Verstauben schützt und das überzeugende Paket zumindest in der Theorie abrundet. Wenn er sich jetzt noch dreht und einen schönen Sound von sich gibt, fällt das Fazit für mich einfach aus.
Um den Dreher in Betrieb zu nehmen ist nicht viel nötig. Der Plattenspieler ist größtenteils schon vormontiert. Nur der Drehteller muss aufgesetzt und mit dem Riemen am Motor verbunden werden. Beim Tonarm eben das Gegengewicht und das Ortofon 2M Red Tonabnehmersystem aufstecken, einmessen und schon los geht die wilde Fahrt. Wobei wild ist eher der falsche Ausdruck, denn der TT-4 ist ausgesprochen laufruhig und gibt mit geschlossener Haube überhaupt nichts Hörbares von sich.
Auch wenn der Däne nicht unbedingt zu den schwersten Vertretern seiner Zunft gehört, so ist das Gehäuse dank der üppig dimensionierten und gummigelagerten Füße schwer aus der Ruhe zu bringen. Ein Betrieb in der Nähe der Lautsprecher und einem entsprechenden Pegel macht dem TT-4 nichts großartig aus, auch wenn der Bassbereich mal etwas heftiger zu Werke geht.
Gleiches gilt auch für den Tonarm bzw. dem eingesetzten Tonabnehmer, der nach richtiger Justage sauber und sicher in seiner Rille verweilt und auch der Motor selbst gibt keine hörbaren Geräusche von sich und der Antrieb läuft kultiviert vor sich hin.
ATS-Technologie - Öffnung im Kohlefaser-Tonarm gegen unangenehme Resonanzen im Inneren
Neben einer hohen Laufkultur, überzeugt der Vinyldreher mit einer stimmigen Klangkulisse. Ob Diana Krall, Gregory Porter oder James Hetfield, die Protagonisten sind sofort als diese identifizierbar, besitzen ihre charakteristischen Züge und der vinyltypische, warme Sound überzeugt. Beim Thema Dynamik zeigen z. B. Tracks wie A million Days von Paul Kalkbrenner oder If a ruled the World von NAS, welche Allzweckwaffe das Tonabnehmersystem von Ortofon ist.
Ob kraft- oder effektvoll, fein und sensibel, die Kombination aus Argon Audio TT-4 und Ortofon 2M Red kommt ohne analytische Züge aus und bietet dem Hörer puren analogen Klang. Das zeigen auch klassische Stücke wie die Operazione – Il Core Vi Dono von der DALI LP Vol. 5, welche mit Authentizität, klaren Strukturen und einer kraftvollen Dynamik überzeugen. Ähnlich verhält sich das akustische Gesamtbild, wenn man die integrierte Phonovorstufe nutzt. Diese überzeugt mit einer tollen Dynamik, guter Detailwiedergabe und bringt den warmen, analogen Charme auch mit. Nicht ganz so gut wie an unserer Onkyo P-3000R Vorstufe, aber kommt dem klanglich schon recht nah und stellt somit eine gute Lösung für die Nutzung bspw. an Aktiv-Lautsprechern oder modernen HiFi-Anlagen ohne eigene Vorstufe dar. Damit wäre auch schon alles zum Plattenspieler gesagt und ich komme zu meinem abschließenden Fazit.
Wer den Einstieg in die Welt der Plattenspieler wagt, ist meist, gerade im Einstiegs- bis Mitteklassesegment mit der Fülle an Angeboten überfordert. Argon Audio kann die Abhilfe schaffen. Der TT-4 ist ein tolles Komplettpaket, bietet eine gute Verarbeitungsqualität mit stimmigen Komponenten und einer Klasse umgesetzten Lackierung mit matter Oberfläche. Dazu gesellen sich ein recht massiver Drehteller, welcher über einen laufruhigen Motor mittels Riemen angesteuert wird und um Gegensatz manch anderer Modelle wie z. B. des NAD C 558, über eine Geschwindigkeitsregelung mittels Schalter verfügt. Auch überzeugt der Tonarm aus Kohlefaser, der keine Nebengeräusche zulässt und das mitgelieferte Ortofon 2M Red System sicher in der Rille hält.
Aber auch das Zubehör mit dem guten Cinchkabel, der leicht getönten Acrylglas Haube und der verbaute Phonovorverstärker rücken den Plattenspieler ins richtige Licht. Mehr braucht man für den Einstieg in die Welt des „schwarzen Goldes“ erstmal nicht und dank des flexiblen Headshells, lassen sich auch höherwertige MM-System nachrüsten.
Was noch benötigt wird ist das entsprechende Budget für solch einen analogen Zuspieler. Mit 649,- Euro ist der Argon Audio TT-4 ein absolut faires Angebot, mit dem man, ohne weitere Zusatzkosten, direkt loslegen kann und eine Menge Spaß haben wird. In meinen Augen der perfekte Dreher für Audiofreunde, die nicht gleich Tausende von Euros in das Vinyl-Hobby versenken wollen, aber schon einen gewissen Anspruch mitbringen und ein Rundum-Sorglos-Paket suchen. Unsere Top-Produkt-Auszeichnung hat er sich redlich verdient.
Argon Audio TT-4