Das Einstiegsegment im Plattenspielerbereich ist sehr umkämpft und dauernd erscheinen neue Modelle, die dem enormen Zuwachs der Vinylbegeisterten gerecht werden sollen. So auch der Rega Planar 1 Plus, der mit einer edlen, aber dezenten Optik und einer integrierten Phonovorstufe daherkommt. Wie sich der Vinyldreher geschlagen hat und wieviel „Nostalgie“ man für sein Geld von der britschen Schmiede bekommt, klären die folgenden Seiten.
Im Jahr 1973 von Tony Relph und Roy Gandy gegründet und der Firmenname von den Nachnamen der Gründer abgeleitet? Spätestens jetzt sollte jeder wissen von welcher Traditionsschmiede wir reden (…) Gemeint ist der Hersteller Rega, oder wie sie heute genau heißt die Rega Research Ltd.
beiligender Lieferumfang: Netzteil, Cinch-Kabel und Gegengewicht
Schon 2013 feierte die Traditionsschmiede Rega, ansässig in England, 40jähriges Firmenjubiläum und ist weltweit für hochwertige Plattenspieler bekannt und untermauert das mit dem Siegel: "Made in England". Zur Erfolgsgeschichte beigetragen haben u.a. die Plattenspieler, die unter dem Namen "Planar" in verschiedenen Ausführungen und Preisklassen vertrieben werden. Die beiden meistverkauften Modelle aus den 1970iger Jahren Planar 2 und Planar 3 findet man bis heute im Portfolio der Manufaktur wieder. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden diese auch nur geringfügig verändert bzw. angepasst. Charakteristisch für Plattenspieler der Firma Rega, ist die meist sehr einfach gehaltene Ausstattung. Automatikfunktionen wie z. B. Start/Stop oder eine Endabschaltung sucht man vergebens, bei vielen Modellen erfolgt die Umschaltung zwischen 33 und 45/min manuell durch ein Umlegen des Antriebsriemens. Genau diese Eigenschaften bringt auch der Planar 1 Plus mit, dem wir uns in diesem Review genauer widmen möchten. Zu der sehr cleanen Optik und einfachen Ausstattung gesellt sich eine integrierte Phonovorstufe, die gerade im Einsteigersegment vielen Leuten den schnellen Zugang zur Vinyl-Musik ermöglichen soll. Denn der Rega Planar 1 Plus ist das kleinste Modell der englischen Manufaktur und den gibt es auch ohne integrierte Phonovorstufe als Planar 1. Bevor wir uns dem Plattenspieler widmen, eine kurze Übersicht der technischen Fähigkeiten.
REGA Planar 1 Plus - Technische Details | |
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Bezeichnung | Rega Planar 1 Plus |
Preis | ~ 449,- EUR Preis |
Hersteller-Homepage | |
Maße | 448 x 115 x 365mm (Breite x Höhe x Tiefe) |
Gewicht | 5,0 Kg Stück |
Daten | |
Antriebsystem | Riemenantrieb mit 24V-Syncronmotor |
Geschwindigkeiten | 33 1/3 - 45 U/min +/- 1% |
Tonabnehmer | Rega Carbon |
Tonarm | Rega RB110 (automatisches Anti-Skating) |
Schon Konfuzius meinte „Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen“. Das haben auch die Entwickler bei Rega erkannt und präsentieren mit dem Planar 1 Plus einen Plattenspieler, der sich auf das Wesentliche besinnt und ohne viel Schnick Schnack daher kommt. Das zeigt sich auch direkt beim öffnen des Paketes, denn bis auf die Abdeckhaube und dem Gegengewicht, ist alles schon vormontiert und somit sehr schnell einsatzbereit.
Neben dem Plattenspieler selbst, liegt dem Lieferumfang ein Netzteil und ein Cinchkabel bei, welches bei der Plus-Version dank des integrierten Vorverstärkers ohne Masse-Anschluss daherkommt Rega geht hier einen komplett eigenen Weg, was die Nutzung des Plattenspielers betrifft, denn der Nutzer muss sich vor dem Kauf für das Einsatzgebiet entscheiden. Der Rega Planar 1 ist das „normale“ Modell und setzt externe Phonovorstufe voraus, der Planar 1 Plus kann nur an Hochpegel-Eingängen genutzt werden, da die Vorstufe sich nicht deaktivieren lässt, wie es zum Beispiel beim Thorens TD 201 (zum Test) oder ELAC Miracord 50 (zum Test) möglich ist. Sicherlich nicht unbedingt die flexibelste Lösung, aber dem Einstiegssegment angepasst. Das wäre dann auch der einzige Unterschied zwischen den beiden Modellen, die sich durch den Zusatz „Plus“ voneinander differenzieren.
hauseigenes Tonabnehmersystem - Rega Carbon
Tonarm eigens für den Planar 1 entwickelt, mit automatischer Anti-Skating-Funktion
Das Grundmodell basiert auf dem Planar 1, besitzt den schön laufruhigen 24V-Motor, der einen 23mm starken Kunststoffteller per Riemen antreibt. Die solide sowie sehr hochwertig lackierte Zarge bzw. Chassis aus Duroplast präseniert sich sehr dezent und hat nur die Produktbezeichnung aufgedruckt erhalten. Es sind keine Beschriftungen oder Schalter sichtbar den „weniger ist mehr“ Charakter des Modells unterstreicht. Das Gesamtgewicht von fünf Kilogramm inklusive Abdeckung liegt zwischen dem 3,6 Kilogramm leichten Thorens TD 201 und dem 500 Gramm schwereren ELAC Miracord 50. Für so wenig Resonanzübertragung wie möglich, ruht das Konstrukt auf drei großen Gummifüßen, die relativ weich sind, aber trotzdem für einen stabilen Stand sorgen.
23mm dicker, solider Plattenteller aus Phenoelharz (Bakelit)
Wie beim non „Plus“ Modell, kommt auch hier ein Präzisions- Tellerlager aus Messing und der RB110 Tonarm ab Werk zum Einsatz. Dieser Tonarm wurde eigens für den Planar 1 entwickelt, basiert auf dem Arm RB330 des zwei Nummern größeren Players Planar 3 und ist mit einem vormontierten Rega-Carbon Tonabnehmer ausgestattet. Darüber hinaus bekommt man hier ein automatisch agierendes Anti-Skating-System mitgeliefert. Für die Einstiegsklasse eine solide Basis, um seine Vinylsammlung würdevoll zu konsumieren, aber dazu im Klangcheck später mehr.
Geschwindigkeitsanpassung mittels Riemen 33 und 45 U/min
An dem Headshell mit geschwungenem Bügel lassen sich auch andere Tonabnehmer, wie den Bias 2 von Rega montieren. Wer aber ein anderes System montieren möchte, muss darauf achten, dass der Ersatz eine ähnliche Bauhöhe besitzt, da der Arm nicht in der Höhe verstellbar ist. Das Medium nimmt auf einer Stoffmatte Platz, die selbst auf einem stabilen, aus Kunststoff gefertigten Plattenteller aufliegt. Dieser doch recht massive Teller ist aus einem Phenolharz gefertigt, ältere Semester kennen es vielleicht noch unter den Begriff Bakelit. Dieses Material wirkt wertiger und solider, als die sonst anzutreffenden, dünnen metallischen Plattenteller in diesem Preisgefüge. Angetrieben wird der Teller von einem 24V Synchronmotor mit Aluminium Treibrad. Die Geschwindigkeits-Umschaltung erfolgt, wie beim ELAC Miracord 70 (zum Artikel), mittels Riemenumsetzung unter dem Plattenteller. Sicherlich nicht die komfortabelste Lösung, was wir auch schon beim Miracord 70 kritisiert haben, aber der Planar 1 Plus kostet nur ein Drittel und somit der Preisklasse angemessen bzw. auch "Rega typisch".
Mit „Interessant“ würden wir die Montage der glasklarem Acrylglas-Abdeckhaube beschreiben, denn die rückseitigen Kunststoffhalterung bieten kein Scharnier in üblicher zweiteiliger Ausführung, sondern der Kunststoff wird einfach geknickt und der Aufstellwinkel wird durch die beiden „Erhöhungen“ gewährleistet. Wirkt im ersten Moment wirklich einfach gelöst, funktioniert im Alltag aber einwandfrei. Auf die Jahre könnte der Kunststoff aber an Flexibilität abnehmen und wird früher oder später sicherlich reißen bzw. brechen. Diese Aussage stützt sich aber nur der Erfahrung und Vermutung unsererseits, im Testzeitraum funktionierte diese Lösung einwandfrei.
Etwas schade finden wir die fehlenden Puffer zwischen Abdeckhaube und Gehäuse, sodass die Abdeckung immer auf dem Gehäuse direkt aufliegt und den Lack zerkratzen bzw. beschädigen kann. Kann man sicherlich leicht selbst nachrüsten, aber der Cent-Artikel hätte dem Lieferumfang beiliegen müssen. Optisch ist der Rega Planar 1 Plus ein wirklicher Hingucker, bietet neben einer hohen Wertigkeit auch ein solides Konstrukt, was nicht unbedingt üblich ist in dieser Preisklasse. Wie sich der Plattenspieler im Alltag verhält und er klanglich performt, klären wir auf der nächsten Seite.
Da der Rega Planar 1 Plus schon vom Werk aus fast komplett montiert ist, muss der Nutzer nur noch das Gegengewicht korrekt installieren. Dann wählt man die richtige Umdrehungsgeschwindigkeit - für die Umschaltung zwischen 33 oder 45 U/min muss der Plattenteller abgenommen und der Riemen umgesetzt werden - und los geht die wilde Fahrt.
Stimmiges Gespann aus Ruark Audio MR1 und Rega Planar 1 Plus
Dank der hohen Laufruhe ist vom Plattenspieler selbst kaum etwas zu hören. Der Riemenantrieb läuft seidenweich, konstant und die Abweichungen in den einzelnen Umdrehungsgeschwindigkeiten halten sich im Rahmen, Einstiegsklasse eben.
Klanglich ist eine Vinyl immer wieder eine Offenbarung und auch der Planar 1 Plus demonstriert wie warm, rund und voll Vinyl im Vergleich zu digitalen Medien klingen kann. Auch ist die Grundabstimmung des Planar 1 Plus gut gelungen, denn schon unsere erste Platte von Gregory Porter fühlt sich ungemein wohl auf dem Planar und bringt neben einer authentischen Stimme, auch Dynamik und eine rhythmische Ausrichtung mit. Auch das stimmig dosierte Auflösungsvermögen lässt den Planar 1 Plus klanglich super dastehen. Tracks von Paul Kalkbrenner oder Led Zeppelin werden gut seziert, bieten viele schön hörbare Details, ohne dabei nervig oder schrill zu werden. Das System schafft es eine gut gestaffelte Bühne zu kreieren, das Klangbild ohne analytische Züge auskommt und mit dem typischen analogen Klang überzeugt. Vielleicht könnte das System in leisen Bereich noch etwas genauer in der Ausarbeitung agieren, bietet aber für ein Einsteigersetup eine grundsolide Klangqualität.
Aber auch klassische Elemente, wie Operazione – Il Core Vi Dono von der DALI LP Vol. 5 liegen dem Rega. Eine stimmige Authentizität gepaart mit klaren Strukturen und guter Dynamik ist das Ergebnis. Es macht Spaß sich mit dem Planar 1 durch die verschiedenen Musikkulturen zu hören, das unterstreicht auch die kraftvolle und auf Punkt gebrachte Wiedergabe unserer Metallica LP S&M, mit ihrem rockigen Sound und gekonnt integrierten Orchestereinlagen. Die englische Manufaktur zeigt klar auf, dass auch das Einstiegssegment im Plattenspielerbereich nicht unbedingt auch so klingen muss. Der Regar Planar 1 Plus bildet mit dem Rega Carbon Tonabnehmersystem eine stimmige Kombination aus wertiger Verarbeitung mit dezenten Erscheinungsbild und spielt auch wunderbar detailliert aber total unaufgeregt. Somit können wir zum abschließenden Fazit kommen.
Retro ist In! Das weiß Rega schon lange, denn sie haben nie aufgehört sich dem Medium Vinyl zu widmen. Mit dem historischen Namen „Planar“ 1 Plus, denn fast alle Plattenspieler des Herstellers trugen nach 1973 den Namen „Planar“, wird die englische Manufaktur ihrer Erfahrung im Bau und der Entwicklung von Plattenspielern gerecht. Bei der Verarbeitung und den eingesetzten Materialen gibt es unserer Meinung nichts zu bemängeln. Der Plattenspieler besitzt ein stabiles Gehäuse mit hübscher Abdeckung, Plattenteller und dessen sanfter und vibrationsarmer Motor bilden ein stimmiges Antriebskonzept. Dazu kommt ein wertiger Tonarm aus eigener Entwicklung, gleiches gilt auch für das beiliegende Tonabnehmersystem, welches den Plattenspieler im Einstiegssegment klanglich fundiert unterstützt. Stimmig herausgearbeitete Details, eine gute Dynamik und für diese Klasse ein überzeugendes Auflösungsvermögen, sind die großen Stärken des Rega Carbon Systems. Aber auch hier gibt es Luft nach oben, dafür bietet Rega auch ein eigenes Performance-Pack, bestehend aus dem Abtaster Bias 2, einer Tellermatte aus Wolle und einem verbesserten Antriebsriemen für 180 Euro an. Ganz frei von Kritik ist aber auch der Rega Planar 1 Plus nicht. Trotz der integrierten und zweifellos praktischen Phonovorstufe hätten wir uns eine Abschaltmöglichkeit gewünscht, da es das Einsatzgebiet des Plattenspielers auch für die Zukunft flexibler hält. Auch die fehlenden Puffer zwischen Abdeckhaube und Gehäuse müssen nicht sein, dazu stehen wir der Halterung für die Acrylabdeckung etwas skeptisch gegenüber, was jedenfalls die Langzeitnutzung betrifft. Im Testzeitraum konnten wir an dieser Lösung jedoch nichts beanstanden.
Bei einem aufgerufenen Preis von 449,- Euro muss der Rega Planar 1 Plus sich mit einigen Modellen namhafter Hersteller messen. Im gleichen Preisgefüge liegt der Thorens TD 201, der eine ähnliche Verarbeitungsqualität mitbringt, gegenüber dem Rega eine Umschaltung der Geschwindigkeit mit einem eigenen Schalter bereitstellt und die Phonovorstufe sich abschalten lässt. Beim Rega ist der Plattenteller deutlich massiver und läuft insgesamt dadurch ruhiger. Auch das Rega Carbon Tonabnehmersystem ist dem Thorens beiliegenden AT3600L klanglich in Sachen Dynamik, Auflösung und Authentizität überlegen. Für 50,- mehr ist der ELAC Miracord 50 zu bekommen. Der Dreher aus der Kieler Traditionsschmiede kommt optisch etwas kräftiger daher, bietet eine vergleichbare Qualitätsstufe und besitzt auch eine gute Laufruhe bzw. sehr geringe Abweichung in der Umdrehungsgeschwindigkeit. Klanglich hat aber der Rega ein wenig die Nase vorn, ist etwas transparenter in der Wiedergabe und kreiert das Bühnenbild etwas greifbarer bzw. besser gestaffelt in den einzelnen Elementen. Zwischen den beiden Modellen gibt es für uns keinen klaren Favoriten, beide Plattenspieler bilden einen soliden Einstieg in die Vinylwelt und für welches Modell man sich letztendlich entscheidet, hängt vom eigenen Geschmack ab.
Uns hat das Gesamtpaket jedenfalls überzeugt. Verarbeitung, Wertigkeit des Gehäuses, vom Tonarm, des Plattentellers und die klanglichen Möglichkeiten mit dem Rega Carbon Tonabnehmersystems sind für uns schlüssig in diesem Preissegment und wir können eine klare Kaufempfehlung für den Rega Planar 1 Plus aussprechen. Das Gerät selbst gibt es im Übrigen in den Farben Weiß (hier vorgestellt) und Schwarz.
Rega Planar 1 Plus