Auf der diesjährig stattgefundenen CES stellte JBL einen neuen Einstiegs-Nahfeldmonitor vor, der sich besonders für den Schreibtisch eignet. Die JBL One Series 104 Desktoplautsprecher richten sich an Podcaster oder Film-Schnitt-Nachvertonungs-Enthusiasten am Computer und wurden laut JBL klanglich auf den Desktop-Betrieb optimiert. Alles weitere zu den Lautsprechern auf den folgenden Seiten.
Seit geraumer Zeit dominieren einfache Soundsysteme und sogenannte Brüllwürfel inklusive Subwoofer den Audiobereich im PC-Segment. Mit dem Aufkommen von Youtube und immer leistungsfähigerer Hardware die es auch Privatanwendern ermöglicht 4K-Aufnahmen zu rendern oder eigene Podcasts ins Leben zu rufen, oder selbst erstellte Musik hochauflösend aufzunehmen, stieg auch der Anspruch an das Audioequipment. Mit Firmen wie Nubert und ihrer nuPro-Serie, KEF mit den LSX und vielen kompakten aktiven Nahfeldmonitoren von Firmen wie Adam Audio oder Yamaha etc. ist dieser Markt mittlerweile riesig. So erscheint es sinn, dass auch JBL einen Teil des Kuchens abhaben möchte. Aber mit den hier in der Vorstellung befindlichen aktiven Lautsprechern zielt man auf das Entry-Level ab, denn der veranschlagte Paarpreis von 129 EUR ist im Audiobereich fast ein Schnapper und worauf man sich dabei einlässt, habe ich mit den folgenden Zeilen zusammengefasst.
Beim Design setzt JBL auf eine runde Optik, die den JBL One eine schicke Erscheinung bescheren und dank der einheitlichen Farben auch sehr dezent auf dem Schreibtisch wirken. Die matte Oberfläche des ABS-Kunststoffgehäuses überzeugt mit einem robusten Eindruck und zusammen mit dem Meshgitter in der Front, bildet es eine optisch gelungene Symbiose. Leicht farblich abgesetzt ist das Firmenlogo auf dem Aktiv-Lautsprecher, welcher beim rechten Modell noch einen Kopfhörereingang aufweist und die Lautsprecher automatisch beim Einstecken eines Kopfhörers abschaltet.
Aber auch ein Aluminium-Lautstärkeregler mit einer weißen Power-LED und ein AUX-Eingang sind beim rechten Lautsprecher des Sets zu finden. Die Unterschiede in der Funktionsweise beider Lautsprecher sind schnell erklärt. Über den Master-Lautsprecher, bei den JBL One ist es das rechte Modell, wird das Set gesteuert bzw. empfängt das Paar ihre Audiosignale und mittels eines einfachen Lautsprecherkabels wird es für den Steroebetrieb an das linke Modell übermittelt.
Geschützt hinter einem stabilen Metallgeflecht sitzt das Koaxialsystem der JBL 104, welches sich aus einem 118 mm großen Mitteltieftöner einem 19 mm Seidenhochtöner zusammensetzt. Vorteil eines Koaxialsystem: Dadurch, dass der Hochtöner im Zentrum des Mitteltieftöners sitzt, ist eine zeitgleiche Abstrahlung der unterschiedlichen Frequenzbereiche möglich, sodass die Audiosignale zeitgleich beim Hörer ankommen. Und gerade auf den „kurzen“ Distanzen auf dem Schreibtisch, ist diese Bauweise eine sichere Bank für den Hersteller, um eine überzeugende Abstrahlcharakteristik zu erzeugen, aber dazu im Klangcheck später dann mehr. Auf dem Datenblatt soll das Set ein Frequenzband von 88 – 20.000 Hertz abbilden können, wobei die Trennung zwischen Hochton- und Mitteltonbereich bei 1725 Hertz stattfindet. Das Gespann soll laut JBL einen maximalen Schalldruckpegel von 92dB erreichen und mit einem geringen Rauschabstand von 75 dBA punkten können. Auf den ersten Blick keine technische Offenbarung für eine Party-Beschallung, aber nach meiner Auffassung nach eine solide Ausstattung, die nicht mit utopischen Zahlenspielchen falsches zu suggerieren versucht.
Eine 60 Watt Endstufe (Class D) treibt die Schallwandler an, die in dem kompakten Gehäuse mit einer Höhe von 25 cm, einer Breite von etwas über 15cm und einer Tiefe von unter 13cm, sitzt. Wie schon angesprochen, sind nicht beide Lautsprecher mit aktiver Technik ausgestattet, sondern nur das rechte Modell beherbergt die komplette Technik und überträgt die Daten mittels eines handelsüblichen und beiliegendem Lautsprecherkabels an die passive Variante. Somit stehen effektiv zweimal 30 Watt für jeden Lautsprecher zur Verfügung. Bei den Übertragungswegen setzt man auf einen RCA-Eingang mittels Cinch-Anschlüssen und ein balanced Eingang mittels ¼ TRS-Anschlüssen, die auch parallel genutzt werden können. Auf eine digitale Schnittstelle hat man leider verzichtet, genauso wie z .B. auf Bluetooth oder WLAN, was die Wahl der Audiointerfaces dem Anwender überlässt und sicherlich auch dem Preisgefüge geschuldet ist.
Im Praxisbetrieb verband ich die JBL 104 aus der One Series mit meinem Cambridge Audio Dac Magic Plus, der mittels ASIO-Treiber über die Audiosoftware Audirvana (was ist das?) kommunizierte. Neben diversen Hi-Res-Titeln meines eingebundenen NAS, nutze ich auch ausgiebig meinen verknüpften TIDAL-HiFi Accounts mit seinen angebotenen Master-Files. Was mir besonders gut gefallen hat ist auch das geringe Grundrauschen der Lautsprecher. Da ich die Lautstärkeregelung dem DAC überließ und die JBL auf halber Kraft betrieb, wurde ohne Audiowiedergabe nur ein sehr geringes Grundrauschen vernommen. Bei der Musikwiedergabe konnte ich in dieser Einstellung überhaupt kein Rauschen mehr wahrnehmen. Erst ab 75% Leistung nahm das Rauschen leicht zu, aber blieb trotzdem hinter meinen „Erwartungen“ zurück. Lautsprecher mit digitalen Schnittstellen und Bluetooth sind davon deutlich stärker betroffen, wie zum Beispiel auch die Nubert AS-125 (zum Testbericht) zeigten.
Von der klanglichen Abstimmung gefielen mir die Probanden auch sehr gut. Habe aufgrund der Erfahrung mit der Marke eine eher bassbetonte Abstimmung erwartet, aber wurde positiv "enttäuscht". Mittelton- und Hochtonbereich agieren harmonisch miteinander, übernehmen für ihren Frequenzbereich die richtige Dosis Verantwortung was in einem homogenen Klangbild mündet. Das Auflösungsvermögen ist auch gut umgesetzt, so werden hohe Töne nicht überspitzt formuliert, sondern detailliert und eher weich in ihrer Ausformung präsentiert. Ich würde mich hier aus dem Fenster lehnen und behaupten Neutralität ist nicht das Kerngebiet der JBL, was nichts Negatives ist oder sein muss. Aber als reinen Abhörmonitor würde ich ihn persönlich nicht einsetzen, aber in Anbetracht des Kaufpreises ist die klangliche Abstimmung grundsätzlich sehr stimmig und gelungen. Das gilt auch für den Bassbereich, der etwas zurückhaltend agiert aufgrund des fehlenden Woofers dafür aber sehr genau im Timing ist und das zeitkorrekte Verhalten mit einer gehörigen Portion Dynamik kombiniert. Für einen Schreibtischlautsprecher meiner Meinung nach völlig ausreichend.
Aufgrund der eingesetzten Koaxialtreiber würde ich den Lautsprecher auf Ohrhöhe positionieren bzw. etwas leicht nach oben hin anwinkeln, damit habe ich die besten Ergebnisse erziehlt. Neben der gefälligen Klangcharakteristik ist die Klangentfaltung bzw. die Abstrahlcharakteristik phänomenal. Selbst bei einem Abstand von 130 Zentimetern zwischen den Lautsprechern und einem Kopfabstand von vielleicht 15 Zentimetern zur Schallwand hin, war in der Mitte des Geschehens ein ausgeprägter Stereo Effekt zu hören und Stimmen wurden perfekt positioniert aus der Bildmitte wahrgenommen. Besser kann man es für dieses Einsatzgebiet kaum machen. Bei der maximalen Lautstärke ist zwar jetzt keine Party-Beschallung möglich, aber die machbaren Pegel gehen vollkommen in Ordnung. Räume mit bis zu 15-20m² sind gut zu beschallen, aber eigentlich sitzt man ja eh direkt vor den Schallwandlern. Mich haben die JBL 104 aus der One Serie klanglich wie auch fachlich überzeugt, denn für diese Preisklasse erledigen sie ihren Job souverän und überzeugen mit einem klaren und breiten Klangbild.
Mit den One Series 104 hat JBL einen "gültigen Versuch" abgeliefert, ihre Interpretation eines Desktoplautsprechers überzeugte. Design und Haptik bewegen sich auf einem guten Niveau, nichts Spektakuläres aber eine solide Verarbeitung mit dezenter Optik - das passt! Für die Preisklasse geht das völlig in Ordnung, dabei bleibt das Design natürlich weiterhin Geschmackssache. Bei der Klangwiedergabe gibt es auch kaum Kritikpunkte. Das detaillierte aber nie überspitzte Auflösungsvermögen, sowie die klare Stimmenwiedergabe sind positiv zu bewerten und kombiniert mit der guten Dynamik im Bassbereich, der auch gleichzeitig sehr kontrolliert agiert, auch wenn der Tieftonbereich nach unten etwas limitiert daherkommt, gefällt die tonale Abstimmung der JBL Lausprecher.
Abgerundet wird der positive Eindruck von der exzellenten Abstrahlcharakteristik, die auch auf großen Schreibtischen für einen plastischen Stereoeffekt sorgt. Zusätzlich bringen die JBL 104 auch einen brauchbaren Kopfhörerausgang mit, nicht unbedingt üblich in dieser Klasse. Das der Hersteller auf digitale Schnittstellen komplett verzichtet, mag dem einen oder anderen sauer aufstoßen, ist aber, objektiv betrachtet, dem Preisgefüge geschuldet.
Mit einem Straßenpreis zwischen 99 - 120 Euro ist das Set JBL One Series 104 sehr attraktiv, man bekommt einen guten Allrounder mit ehrlicher Audiowiedergabe. Für mich spricht nichts gegen eine klare Kaufempfehlung auszusprechen. Kaufen kann man die Lautsprecher zum genannten Kurs u.a. bei Amazon.
JBL One Series 104