Auf der letztjährigen IFA konnten wir schon einen detaillierten Blick auf die Harman Kardon Citation-Serie werfen und die vier kleinen Modelle One, 100, 300 und 500 traten den Weg zu uns in die Redaktion an. Nun soll auch eine Funktions- und Klangeinschätzung der beiden Flaggschiffen, namentlich die Citation Tower, folgend. Was die beiden Lautsprechern zu leisten im Stand sind, haben wir wie immer ausführlich dokumentiert.
Citation 5.1 Set aus Citation Tower, Bar, Sub und Surround (Foto: Harman Kardon)
Mit den Harman Kardon Citation Tower widmen wir uns den aktuellen Topmodelle dieser Serie. Wie schon bei den handlichen Vertretern, setzen auch die großen Standlautsprecher auf die Google Chromecast-Schnittstelle und sind somit einfach in ein bestehendes Multiroom-System einbinden. Nachfolgend findet ihr nochmal ein kleines Vorstellungs-Video was sich im generellen mit der Citation-Serie befasst:
Aber der Hersteller sieht für die Tower nicht nur einen Stand-Alone-Betrieb vor. Zusammen mit der Citation Bar, Sub und Surround-Lautsprechern, können die Tower als ein vollwertiges 5.1 System agieren. Aktuell funktioniert diese Anbindung auch nur innerhalb dieser aufgezählten Umgebung.
Aber bevor wir uns den möglichen Funktionsweisen zuwenden, eine kurze technische Übersicht in Form einer Tabelle.
Bezeichnung | Harman Kardon Citation Tower |
Preis | ~ 2499,- EUR Paarpreis |
Maße (BxHxT) | 347 x 1160 x 347mm |
Gewicht | 19,0 kg Stück |
Daten | |
Sound-Design |
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Konnektivität |
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unterstützte Audioformate |
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Display |
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App-Nutzung |
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Optisch sind die Tower klar als Mitglied der Citation-Serie zu identifizieren. Aluminium Inlays im Top und eine großflächig aufgebrachte Textil-Bespannung aus dem Hause Kvadrat, sorgen für die klaren Erkennungsmerkmale. Bisschen aus der Reihe tanzt die konische Formgebung. Ein sich nach oben verjüngendes Gehäuse findet man jetzt nicht unbedingt an jeder Ecke, wenn man nach einem Standlautsprecher sucht. Bringt aber etwas frischen Wind in die doch recht kantige Welt und wirkt zugleich eher wie ein Designobjekt was aufgrund der weniger martialischen Erscheinung gerade dem weiblichen Geschlecht gut gefallen könnte.
Für einen sicheren Stand sorgt der runde Aluminiumsockel, der unterhalb mit Kunststoff gefüllt wurde. Für die Rutschfestigkeit sorgen gummierte Auflageflächen. Optisch sehr ansprechend ist dabei der Übergang vom Gehäuse zu dem Sockel gelungen. Denn das Gehäuse verjüngt sich von ca. 28 Zentimeter auf 8 Zentimeter, bekommt einen „schwebenden“ Charakter und unterstreicht die Design-Ambitionen von Harman Kardon. Da beide Lautsprecher aktive Systeme sind und somit keinen zusätzlichen Verstärker benötigen, muss irgendwo noch ein Stromkabel zur Leistungsversorgung angeschlossen werden.
Dieser Anschluss befindet sich versteckt hinter einer Kunststoffabdeckung auf der Rückseite, wo sich auch die Reset-Taste und der Service-Zugang befindet. Spätestens jetzt bemerkt man, dass die Tower keinen kabelgebundenen Zugang für externe Zuspieler besitzen. Um zum Beispiel einen TV oder Bluray-Player mit den Towern zu verbinden, muss man entweder den Umweg über die Citation Bar nehmen, die dann als Zentrale dient und nochmal mit knapp 1000,- Euro das Portemonnaie belastet. Oder auf den Citation Adapt+ warten, der als Wireless-Verteiler agieren soll, Eingänge für externe Zuspieler bereitstellt und diese kabellose in das Citation-Multiroom-System einspeisen kann. Aktuell sieht es wohl aber so aus, als würde dieser nicht den Weg in den deutschen Markt finden, was uns von Seiten des Herstellers so nochmal mitgetellt wurde.
Aufbau des Citation Tower (Foto: Harman Kardon)
Aktuell muss man sich aber mit der Chromecast-, Bluetooth- und Airplay 2 Schnittstelle zufriedengeben, was für ein 2500,- teures Lautsprechersystem etwas zu wenig erscheint. Airplay wurde bereits in der aktuellen Form als Firmware- bzw. Software-Update ausgerollt. Schauen wir uns mal die weiteren technischen Merkmale an (...) Dass die Marke Harman Kardon viel Wert auf die optische Erscheinung legt, sieht man auch an der Produktvergangenheit. Aber man möchte natürlich nicht nur, dass ihre Citation Tower gut aussehen, sondern versucht auch akustisch alles aus dem Gehäuse heraus zu kitzeln.
Dafür wurden dem schicken Lautsprechern je ein 25mm Hochtöner, zwei 10mm Tiefmitteltöner und ein 200mm großer Subwoofer spendiert, die von einer 200 Watt (RMS) Endstufe angetrieben werden. Für die exakte akustische Ausrichtung sitzen die Hochtonkalotte und die Tiefmitteltöner im oberen Teil des 116 Zentimeter hohen Gehäuses und der Subwoofer im Sockel des Lautsprechers. Dieser strahlt nach unten ab und wird von einem Bassreflex-Port bei der Basswiedergabe unterstützt.
Diese technische Ausstattung ist bei beiden Lautsprechermodellen identisch, aber es gibt auch einen entscheidenden Unterschied zwischen Master- und Slave-Lautsprecher. Denn die Master-Einheit besitzt auf der Oberseite, wie schon die Citation-Modelle 300 und 500, ein berührungsempfindliches OLED-Display für die allgemeinen Einstellungen. Somit wären wir mit der Detailbetrachtung durch und können zum Praxistest und Klangcheck kommen.
Wie schon auf der vorherigen Seite angesprochen, arbeiten die beiden Citation Tower im Master- und Slave-Prinzip. Somit gibt es einen Hauptlautsprecher, der sich durch ein zusätzliches Display an der Oberseite zu erkennen gibt und eine „Sklaven“ Version, die sich diesem eben unterordnet. Dieses sehr gut lesbare Display agiert durch Berührungen, aber bietet nur einfache Steuerungsmöglichkeiten: wie die Lautstärkeregulierung und die Aktivierung bzw. De-Aktivierung des Google Assistent und der Bluetooth-Schnittstelle. Klangeinstellungen wie z. B. ein Equalizer ist / war in der Urversion auch hier nicht vorgesehen, bis auf den Bassbereich, der ist in seiner Intensität beider Lautsprecher regelbar.
Bei der Einrichtung gibt es keinen Unterschied zu den „kleineren“ Modellen und deswegen möchten wir an dieser Stelle auf unseren vorherigen Artikel verweisen:
- Google Chromecast- und Multiroom-Einrichtung der Citation-Serie
Sobald diese Einrichtung über die Google Home App gelungen ist, verbinden sich beide Lautsprecher automatisch untereinander und geben ein Stereopaar ab, wenn man die „Music“ Einstellung bei der Einrichtung gewählt hat. Wer die Citation Bar nutzen möchte, wählt die Einstellung „Video“ und die Tower agieren als Satelliten-Lautsprecher. Wem der Tiefgang der Tower nicht reicht, kann zusätzlich den kabellosen Citation Sub noch mit einbinden, auch diese Funktion ist kinderleicht über das exzellente Display erreichbar.
Für den Klangcheck haben wir uns wieder der Hifi-Cast App bedient, um hochauflösende FLAC-Dateien von unserer NAS den Citation Towers zuspielen zu können. Somit umgehen wir den Flaschenhals von schlechten Quellmaterial und die Tower können klanglich zeigen was in ihnen steckt. Anfangen möchten wir Brick by Brick von Katy Perry, den wir mittlerweile in und auswendig kennen und uns die klanglichen Qualitäten der Lautsprecher klar abzustecken erleichtert. So fällt das gut greifbare Bühnenbild der Citation Tower direkt auf, welches eine gute Räumlichkeit bietet und wie sich die einzelnen Töne der Akustikgitarre vom Lautsprecher lösen. Faszinierend ist auch die detailreiche und klare Wiedergabe der Tower. Das Zupfen auf den einzelnen Seiten der Gitarre wird gut herausgearbeitet und fügt sich zu einem harmonischen Klangbild. Aber auch stimmlich wissen die Citation Abkömmlinge Miss Perry gut in Szene zu setzen, denn die Stimme löst sich leichtfüßig von der Schallwand und präsentiert sich schön zentral im Raum. Beim Auflösungsvermögen in den oberen Frequenzbereichen wünscht man sich ab und zu etwas mehr Detailreichtum, aber das ist Meckern auf hohem Niveau, die Citation Tower interpretieren den Song in einer wunderbaren Vorstellung.
Mit dem Song Magic outen wir uns als Fans der Band Coldplay, die einige geniale Titel in ihrem Repertoire besitzen. Anscheinend sehen die Tower von Harman Kardon das ähnlich, denn direkt beim Intro gelingt den Lautsprechern ein guter Zugang zum Song und sobald der Beat einsetzt, wird es sehr dynamisch. Der Tieftonbereich, der bei dem vorherigen Song von Katy Perry nicht vorhanden war, überrascht mit einer kraftvollen und sehr lebendigen Darstellung. Die Instrumente bleiben präzise gestaffelt im Hintergrund und vereinen die recht „zarte“ Stimme von Chris Martin zu einem klar aufgebauten Bühnenbild. Eine Darbietung, die alles beinhaltet und sehr ausgewogen beim Hörer wahrgenommen wurde.
Mit Metallica und Creeping death geht es jetzt richtig zur Sache - mit dem Lautstärkeregler Richtung Anschlag machen wir uns in der Nachbarschaft keine Freunde (…) Und ja die Citation Tower, auch wenn sie optisch einen vielleicht eher dezenten und stylischen Auftritt hinlegen, sind im Herzen wahre Metalheads und in der Lage außerhalb der Komfortzone abzuliefern. Wenn der Kopf ständig maximalen G-Kräften ausgesetzt ist, ist es auch für den Redakteur nicht leicht die richtigen Worte zu finden, aber versuchen möchten wir es trotzdem. Der Song zeichnet sich durch klare Strukturen in jeder Instrumenten-Ebene aus, darüber thront die Stimme vom Anführer Hetfield die auch von den Lautsprechern die nötige Portion Aufmerksamkeit bekommt. Aber auch Attribute wie Dynamik oder Kraft stecken in den Genen der Tower, gerade der Tieftonanteil wird ansprechend vom Treiber genährt und besitzt ein kontrolliertes Volumen. Eine ehrliche Demonstration der Fähigkeiten und spaßige Angelegenheit müssen wir zugeben.
Zusammenfassend können wir den Citation Tower ein gutes Verständnis für Timing und Details attestieren. Dazu kommt ein sehr kraftvoller und gut konturierter Bassbereich, der sich auch bei hohen Pegeln nicht aus der Ruhe bringen lässt. Einzelne Elemente sind klar herausgearbeitet, das Klangbild verliert sich dabei aber nicht in einer analytischen Wiedergabe, sondern agiert eher etwas sanft im Hochtonbereich. Stimmen- und Instrumente lösen sich gut vom Lautsprecher, fügen sich zu einem Bühnenbild welches sehr harmonisch wahrgenommen wird und eine räumliche Wirkung hinterlässt. Dabei spielt es keine Rolle ob gefühlvolle Emotionen oder kräftige Passagen den Song bestimmen, die Tower aus dem Hause Harman Kardon hatten immer die richtige Intonation parat.
Das Fazit zu formulieren viel uns diesmal nicht wo wirklich leicht. Die Harman Kardon Citation Tower bestechen durch eine erstklassige Verarbeitung und ausgewählten Materialen. Diese Kombination aus Aluminium und Kvadrat Textilgewebe mündet in einem dezenten aber sehr wertigen Erscheinungsbild, passt wunderbar in moderne Wohnzimmer und hinterlässt auch haptisch einen exzellenten Eindruck. Bei der Bedienung setzt man auf simple Strukturen und die Steuerung erfolgt über das berührungsempfindliche OLED-Display, welches eine hervorragende Lesbarkeit zur Verfügung stellt. Hier verschenkt man aber auch etwas Potenzial, denn wirklich tiefgreifende Einstellungen wie einen umfangreichen Equalizer oder die Durchforstung von Ordnerstrukturen im Netzwerk sind nicht vorgesehen.
Leider verlässt sich Harman Kardon bei der kompletten Citation-Serie auf die Google-Chromecast Integration und bringt keine eigene App-Steuerung mit. Auf Grund dessen muss der Nutzer mit der klanglichen Ausrichtung des Herstellers leben, wobei die Tower zusätzlich eine Bassregelung spendiert bekommen haben. Wirklich ankreiden können wir den Lautsprechern diesen Punkt aber nicht, denn die akustische Abstimmung und klanglichen Qualitäten überzeugen. Sicherlich können die hübschen Standlautsprecher in den oberen Frequenzbereichen und vom Auflösungsvermögen Lautsprechern wie ELACs Vela 407 oder Nuberts nuPro X-8000 nicht ganz das Wasser reichen, bieten aber eine sehr harmonische Abstimmung die kaum Wünsche in der Gesamtdarstellung offen lässt. Dazu kommt ein imposanter Tiefgang, der dynamisch und kraftvoll jedes Musikgenre gekonnt untermalt. Klanglich machen die Tower in jedem Fall Spaß und bieten dem Hörer ein entspannten Sound.
Aber leider ist die technische Ausrichtung nicht ganz perfekt. Das bei einem Paarpreis von knapp 2500,- Euro, die Lautsprecher keinen einzigen Eingang für externe Zuspieler mitbringen, ist schwierig zu verstehen. In dieser Ausführung können die Citation Tower nur über Google Chromecast oder eben Bluetooth mit Tonsignalen gespeist werden, wer einen TV, CD-Player oder andere Gerätschaften mit den Towern verbinden möchte, schaut in die Röhre. Erst mit der Citation Bar und der Kopplung mit dieser Soundbar, ist es möglich externe kabelgebundene Zuspieler zu nutzen. Dafür müssen aber weitere 999,- Euro in die Hand genommen werden oder man wartet auf den Citation ADAPT für um die 400-500,- Euro und nutzt diesen als Receiver für Audiogeräte. Aktuell sieht es aber so aus, als würde dieses Gerät nicht auf den deutschen Markt erscheinen. Auch fehlt uns eine einfache Fernbedienung für z. B. Lautstärkeregelung oder einfaches Zappen durch die Musikalben, aber ohne smartes Gerät ist nur am Lautsprecher selbst die Lautstärke einstellbar. Nüchtern betrachtet ist das für ein aktives Lautsprecherpaar in dieser Preisklasse etwas zu wenig. Auch wenn Materialqualität und klangliche Performance stimmen, reicht es uns nicht für eine klare Kaufempfehlung. Wer aber mit der Ausstattung leben kann, bekommt einen schicken und wunderbar klingenden Lautsprecher geboten, der sicherlich auch seine Fans unter den weiblichen HiFi-Begeisterten finden dürfte.
Harman Kardon Citation Tower Lautsprecher