Mit dem AKG N700NC, der bereits schon auf der IFA 2018 in Berlin vorgestellt wurde, wollen wir uns einen Kopfhörer der Traditionsschmiede anschauen, der eben einer edlen Optik auch mit Noise-Cancelling überzeugen möchte. Wie sich der von AKG getaufte Premium-Kopfhörer bei uns geschlagen hat, haben wir auf den folgenden Seiten festgehalten.
Wie einleitend schon erwähnt, wurde der AKG N700NC schon vor knapp zwei Jahren vorgestellt und ist somit kein nagelneues Produkt mehr. Aber aufgrund der Features und der gelungenen Optik immer noch ein attraktives Modell im NC-Kopfhörer-Segment. Mittlerweile ist dieser auch deutlich unter der UVP von 349,- Euro zu haben.
Schon bei der Verpackung bekommt man den Eindruck etwas Wertiges erworben zu haben. So ist der Pappschuber, der den Inhalt beim Transport schützt schon sehr wertig ausgeführt und mit einem Magnetschnapper ausgestattet. Aber zum Glück ist nicht nur die Verpackung gut geworden, denn auch der Kopfhörer inklusive dem beiliegendem Hardcase unterstreichen den Anspruch eines Premium-Kopfhörers. Neben dem schicken Etui für den N700NC, legt AKG noch einen Flugzeugadapter, ein USB-Ladekabel und Audiokabel mit integrierter Fernbedienung mit in das Paket, alle hochwertig verarbeitet und mit Stoffgeflecht ummantelt.
Der Kopfhörer selbst besitzt einen Faltmechanismus an der Aufhängung und zusätzlich können die Hörmuscheln bis zu 90 Grad eingedreht werden, um besser verstaut zu werden. Für das Hardcase reicht es aber die N700NC einfach einzuklappen für den Transport. Obwohl es auf dem ersten Blick nicht so wirkt, ist der Kopfhörer aus der Traditionsschmiede größtenteils aus Kunststoff gefertigt, was AKG aber mit gekonnt eingesetzten Designelementen überspielt.
So sind die Zierringe und Steuerungstasten auf den Hörmuscheln aus Aluminium gefertigt, aber zusammen mit dem Rest vom Gehäuse aus besagtem Kunststoff, harmoniert das Erscheinungsbild erstklassig. Auch beim elfstufig einstellbaren Kopfband setzt man ein robustes Stahlband ein, genauso sind die Scharniere zum Einklappen aus Metall gefertigt. So sind alle „Problemzonen“ mit entsprechend robusten Materialen für die Langlebigkeit konzipiert und hinterlassen auch einen stabilen Eindruck.
Für den Tragekomfort sorgen mit Kunstleder bezogene Ohrpolster, die sich mittels Memory-Schaum leicht an die Ohren anpassen. Zusammen mit dem ausreichend gepolsterten Kopfband ergibt das ein sehr angenehmes Tragegefühl, auch wenn man mal länger unterwegs ist. Der Anpressdruck ist wohl dosiert ausgelegt, hält den Kopfhörer sicher in seiner Position, aber nicht zu fest als das es auf Dauer störend empfunden wurde. Mit seinen nachgemessen 270 Gramm gehört er auch zu den Leichtgewichten unter den Over-Ear-Kopfhörern, der DALI IO-6 mit seinen 325 Gramm oder der beyerdynamic Amiron Wireless mit 380 Gramm sind da schon etwas schwerer.
links: durch diese Öffnungen dringt etwas von den zugespielten Audiosignalen nach draußen
Im Kopfhörer werkelt ein 40mm großer dynamischer Treiber, der laut Datenblatt einen Frequenzgang von 10-20.000 Hertz bedienen können soll und die Audiosignale mittels Bluetooth oder Kabel überträgt. Über Bluetooth 4.1 steht nur A2DP für die Audioübertragung zur Verfügung, der mit dem SBC-Codec arbeitet, der die Bandbreite auf 345kBit/s einschränkt und mit 48kHz / 16 Bit nur etwa CD-Qualität liefern kann. Eine Unterstützung von aptX-HD oder LDAC, auch wenn es von Sony stammt (ein Technics F70N unterstützt den auch), hätte dem Kopfhörer sicherlich gutgestanden. Ob das jetzt auf den Klang einen hörbaren Einfluss hat, finden wir im praktischen Teil auf der nächsten Seite dann raus.
Im Alltag ist der AKG N700NC ein wirklich praktischer Begleiter, gerade wenn man viel unterwegs ist und die Zeit mit Musik genießen möchte. Dafür sorgt das hervorragende Noise Cancelling, welches die Außenwelt und dessen Geräuschkulisse gekonnt vom Hörgang fernhält. AKG schafft eine sehr gute Isolierung vom Umgebungslärm, sodass dieser kaum noch wahrnehmbar ist und dem Hörer die Chance eröffnet, sich komplett der Musik hinzugeben. Diese kann im Alltagsbetrieb teilweise aber auch gefährlich werden, denn die Abschottung fördert fehlende Konzentration auf die Umgebung zu Tage.
Dafür hat AKG sich aber auch etwas einfallen lassen (...) Ähnlich wie beim Technics F70N oder dem JBL BT650NC, hat man dem N700NC einen Ambient Aware Modus verpasst, der per Knopfdruck die Umgebung wieder wahrnehmbar macht. Durch die außen angebrachten Mikrofone leitet der Kopfhörer alle Geräusche wieder ins Innere und man nimmt wieder Teil am Geschehen. Die Musik läuft in diesem Modus etwas gedämpft weiter. Wer sich mit jemanden unterhalten möchte nutzt den TalkThru Modus. Mit aktivierter Funktion fadet der Kopfhörer die abgespielte Musik komplett aus und leitet die Stimme des Gegenübers durch die Außenmikrofone ins Innere. Damit lässt es sich auch super unterhalten, auch wenn der Gegenüber erstmal etwas komisch reagiert. Leider muss man sich mittels der AKG App für eine der beiden Funktionen entscheiden. Denn es steht nur ein Knopf zur Aktivierung zur Verfügung und dieser kann bzw. muss entweder mit Ambiet Aware oder dem TalkThru Modus belegt werden.
Wo wir auch gleich bei der App wären. Diese besitzt eine schickt designte Oberfläche und bietet einen übersichtlichen Funktionsumfang. Neben der schon angesprochenen Modusauswahl und einer automatischen Abschaltautomatik, können per App Eingriffe in die Klangregelung vorgenommen werden. Dafür steht ein Equalizer bereit, der unzählige persönliche Presets speichern kann. Mit der mittig eingeblendeten Akkulaufzeit-Anzeige wäre die App damit auch schon erklärt. Sehr einfach aufgebaut aber auch alles was man so als Kopfhörernutzer benötigt. Übrigens, AKG gibt eine Akkulaufzeit von knapp 20 Stunden über Bluetooth und aktivierten Noise Cancelling an. Wir erreichten im Test mit gemäßigter Lautstärke knapp unter 19 Stunden und können die versprochene Laufzeit größtenteils bestätigen.
Was uns sehr beeindruckt hat, ist die Qualität der klanglichen Wiedergabe. Wie von AKG gewohnt, ist in seiner Ausprägung der N700NC sehr neutral und löst das Geschehen auch exzellent auf. Obwohl dieser nur mit „einfachsten“ Bluetooth funkt, ist das Auflösungsvermögen gut und bspw. Balladen oder feine Klavierkonzerte überzeugen mit einer feinen Zeichnung sowie guter Detailausprägung. Auch bei der Stimmenwiedergabe legt sich der N700NC ins Zeug und verpasst den jeweiligen Künstler die korrekte Stimmfarbe bzw. staffelt sie gekonnt im Bühnenbild. Sicherlich sind Kopfhörer aufgrund der physischen Gegebenheiten in ihrer räumlichen Darstellung begrenzt, aber der AKG holt das maximale aus der Situation heraus und erzeugt ein gutes Mittendrin-Gefühl, welches Klassik-Freunden wie Hip-Hoppern gleichermaßen zufriedenstellen sollte.
Sehr stimmig ist auch der sehr präzise agierende Tieftonbereich. Bass ist vorhanden, aber nicht so dominant abgestimmt wie bei manch anderen Mitbewerber wie z. B. von JBL. Sondern er unterstützt das musikalische Geschehen mit druckvollen Beats, zeitgenauen Punches, Freunde von richtigen Bassattacken dürfte das zu wenig sein, Freunde von einer genauen Impulsentladungdürfte das aber gefallen, klanglich macht der AKG N700NC sehr vieles richtig. Es gibt aber ein „Aber“. Denn durch die beiden Öffnungen über der Hörmuschel dringt die zugespielte Musik nach draußen und ab einer gewissen Lautstärke, die nicht mal hoch ist, werden bspw. Bahnnachbarn auch damit beschallt, jedenfalls mehr als bei anderen Modellen die wir in unserer Redaktion bisher hatten. Dieses „Feature“ ist eigentlich auch entgegen dem Sinn eines geschlossenen Over-Ear-Systems. Wir wollen das auch nicht überbewerten aber auch nicht dem Leser Unterschlagen. Somit kommen wir zur abschließenden Beurteilung.
Ja der AKG N700NC darf sich nach unserer Definition Premium Kopfhörer nennen. Dafür spricht die exzellente Verarbeitungsqualität in diesem Preisbereich und das schicke Transportcase inklusive dem Zubehör. Auch das Design, trotz des viel eingesetzten Kunststoffs, gefällt und hinterlässt den nötigen Premium-Charakter. Ein Technics F70N zum Beispiel fässt sich nicht viel besser an, ist dabei aber ein Stückchen teurer. Auch klanglich bringt der AKG N700NC einiges mit. Detailtreue, das gut gestaffelte Bühnenbild für einen Kopfhörer und der sehr präzise Bassbereich überzeugen und bieten in jeder Musikrichtung das „Mittendrin-Gefühl“, was den Kopfhörer zum liebgewonnenen Begleiter in allen Situationen macht. Dafür spricht auch das effektive Noise Cancelling, dessen praktischen Modi Ambient Aware bzw. TalkThru und die gute Akkulaufzeit. Der angenehme Tragekomfort rundet das Bild eines „jederzeit und immer dabei“ Kopfhörers ab, denn Polsterung und der gewählte Druck stören im Alltag auch bei längeren Reisen kaum.
Aber wo viel Licht ist, ist bekanntlicherweise meist auch Schatten. So bietet der N700NC mit Bluetooth 4.1 und ohne HiRes-Codecs keine wirkliche zeitgemäße Konnektivität an. Sicherlich klingt er auch ohne diese Standards gut, aber wer weiß welches klangliche Potential hier verschenkt wurde und was mit einem aptX-HD Codec möglich gewesen wäre. Dazu kommt die leicht nach außen dringende Geräuschkulisse. Dieses Phänomen tritt ab einer gewissen Lautstärke ein, welches vielleicht in der einen oder anderen Situation zu Diskussionen mit seinem „Sitznachbarn“ führen könnte.
Betrachtet man das qualitativ hochwertige Gesamtpaket und den aktuellen Straßenpreis von um die 240,- Euro, bekommt man eine Menge Kopfhörer mit guter Funktionalität und effektiven Noise-Cancelling. Wer mit den Contra-Punkten leben kann, macht mit dem AKG N700NC nichts falsch und erwirbt einen Begleiter, der in jeder Situation Spaß machen kann. Aufgrund der vielen positiven Eigenschaften reicht es für uns zu einer Kaufempfehlung.
AKG N700NC Kopfhörer