Mit dem NAD M10 Streaming-Verstärker sorgte die Hifi-Schmiede aus Kanada kürzlich für Furore auf dem Audiomarkt. Denn mit dem BluOS "Betriebssystem" ausgestattet, einem Touch-Display und die Funktionsvielfalt eines vollwertigen Verstärker, der zugleich auch mit Standlautsprechern zurechtkommt, bekommt man als Kunde trotz der sehr kompakten Maße doch so einiges geboten was es woanders nicht unbedingt gibt. Wir haben das Gerät auf dem Prüfstand gehabt.
Wie einleitend angesprochen hält der M10 einige technische Besonderheiten bereit, die man in dieser Konstellation aktuell wohl nur schwer bis gar nicht am Markt finden wird. In einem kurzen Video haben wir diese Punkte genau einmal betrachtet und im Ansatz vorgestellt:
Schon in München auf der High End, der mittlerweile wichtigsten Audiomesse weltweit, stellte NAD die neueste Kreation vor: den M10 BluOS Streaming-Verstärker Da seit April dieses Jahrs die DALI Deutschland GmbH den Vertrieb für NAD und Bluesound übernommen hat, waren auch bekannte Gesichter am Stand anzutreffen. Neben ein wenig Fachsimpelei hatten wir auch direkt ein Testgerät des M10 geordert, den wir euch heute in detaillierter Form genauer vorstellen möchten. Bevor wir uns aber dem Gerät selbst widmen, eine kurze Übersicht der technischen Fähigkeiten:
NAD M10 - Technische Details | |
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Bezeichnung | Nad M10 BluOS Streaming-Verstärker |
Preis | ~ 2999,- EUR Preis |
Hersteller-Homepage | |
Maße | 215 x 100 x 260mm (Breite x Höhe x Tiefe) |
Gewicht | 5,0 kg Stück |
Daten | |
Leistung |
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Konnektivität |
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Features |
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Soundformate |
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Streamingdienste |
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Im Gegensatz zu den meisten Verstärkerboliden mit den man es als Redakteur eines Audio-Magazins zu tun hat, ist der NAD M10 eine kleine handliche „Box, die weniger Stellfläche als ein A4 Blatt benötigt und mit fünf Kilogramm weder den Postboten, noch den Redakteur vor irgendwelche muskuläre Probleme stellt. Aber wie wir ja wissen, Größe ist nicht alles und so ist diese kleine Blackbox vollgepackt mit modernster Technik, Leistung und vielen interessanten Features, die bei uns eine Frage aufwirft: Kann der kleine M10 seine Versprechen alle halten, obwohl Kollegen immer deutlich wuchtiger im Auftritt sind? Genau das wollen wir mit diesem Artikel ergründen und im späteren Praxistest genauer beleuchten. Aber bleiben wir erstmal beim optischen Eindruck.
Der M10 besticht komplett durch sein Understatement, jedenfalls solange das Gerät nicht eingeschaltet ist. Den ersten WOW-Effekt erzeugt der Streaming-Verstärker im eingeschalteten Zustand mit seinem großflächigen Display in der Front. Wenn man es genau betrachtet, besteht eigentlich fast die komplette Front aus einem Display, NAD verzichtet gänzlich auf irgendwelche Bedienelemente am Gerät selbst. Auch eine Fernbedienung liegt dem Gerät nicht bei, also wie steuert man den Verstärker? Ausschließlich über die App?
Die Kanadier haben sich hier einen besonderen Kniff ausgedacht und haben das große Display in der Front mit einer berührungsempfindlichen Oberfläche ausgestattet und somit ein gekonnt umgesetztes Touch-Display erschaffen. Dieses reagiert auch sehr zügig, braucht aber ab und zu etwas Fingerspitzengefühl, um die gewünschten Befehle umzusetzen.
Eingefasst ist das Display von einem stabilen Aluminiumgehäuse, welches nicht nur schick aussieht sondern auch der Wärmeabgabe dienlich sein muss, da die internen Kühlkörper direkt mit dem Gehäuse verbunden sind. Da warme Luft bekanntlich nach oben steigt, ist der Deckel aus kratzfestem Gorilla-Glas nicht komplett bündig in das Gehäuse eingelassen, sondern besitzt ringsum einen Spalt wodurch die erhitzte Luft entweichen kann. Und das braucht der M10 auch, denn im Betrieb und höheren Lautstärken wird das Gerät schon sehr warm.
Auf der Rückseite gibt sich der M10 aber klar als Verstärker zu erkennen. Neben den hochwertig ausgeführten Lautsprecher-Terminals stellt der Verstärker zwei analoge Eingänge in Form von Cinch-Anschlüssen, mit Coax- und Toslink-Anschlüssen, zwei Digital-Eingänge und einen HDMI-Eingang mit ARC- und CEC-Funktion dem Nutzer zur Verfügung. Wem die Leistung des M10 nicht reicht, der kann die Pre-Outs für eine externe Endstufe nutzen oder für mehr Bassunterstützung mittels dem Subwoofer-Ausgang sorgen. Interessant ist der mögliche Bridge-Modus, der den M10 in eine Mono-Endstufe verwandelt und bei 8 Ohm bis zu 200 Watt dann bereitstellen kann. Um den Streaming-Verstärker seine Streaming-Funktionen überhaupt erst zu ermöglichen, steht ein Ethernet-Port auch auf der Rückseite bereit.
HybridDigital nCore Verstärker
Wer es lieber kabellos möchte, nutzt die moderne WiFi-Schnittstelle oder Bluetooth, welches auch mit aptX-HD umgehen kann und somit Datenraten von bis zu 48 kHz/24Bit ermöglicht. Im Inneren des M10 werkelt fortschrittlichste Masters Series-Technologie von NAD, die Hybrid-Digital-Verstärkung mit Hypex-nCore-Verstärkungsstufen. Diese sollen im Stereomodus bis zu 100 Watt bereitstellen können und auch Spitzen von bis zu 130 Watt bei 8Ohm oder 230 Watt bei 4 Ohm verkraften können, ganz schön viel Leistung in dem kleinen Paket. Aber theoretisch kann jeder behaupten, was er in der Praxis kann klären wir auf der nächsten Seite.
Bevor wir uns dem eigentlich Einsatzgebiet des M10 widmen, möchten wir noch kurz das Thema Dirac Live anreißen. Als einer der wenigen Hersteller auf dem breiten Audiomarkt, bringt der Nad M10 als reines Stereosystem eine Raumeinmessung mit, eine Plattform die auch von Firmen wie Arcam, Lexicon oder Emotiva genutzt wird und zugleich sehr umfangreich ist.
USB-Soundkarte und Mikrofon zur Einmessung liegen dem Lieferumfang bei
Wo bei modernen AV-Receivern die Einmessung am Gerät mittels On-Screen Menü stattfindet, benötigt man beim NAD M10 ein PC oder Mac, die beiliegende USB-Soundkarte und das mitgelieferte Mikrofon. Noch eben die Software Dirac Live runtergeladen und auf dem PC installiert, dazu noch eben die USB-Soundkarte eingesteckt und Treiberinstallation (automatisch Windows 7 und 10) durchlaufen und schon kann es mit der Einmessung losgehen. In dem einleitend verlinkten Video wird dies übrigens auch nochmal dargestellt.
Man muss dem System eigentlich nur aufzeigen, wie sich die Situation im Wohnzimmer darstellt, ob man eine einzelne Position (Sessel) einmessen oder mehrere Hörer bzw. Positionen (Couch) berücksichtigen möchten. Sind mehrere Punkte am Hörplatz zu berücksichtigen, kann der Nutzer diese manuell auswählen und eben Einmessen lassen. Die jeweilige Einmessungen können dann noch an persönliche Vorlieben angepasst und in bis zu fünf Filtereinstellungen gespeichert werden. So sind Einstellungen für Musik, Filmwiedergabe oder für die Nacht schnell angelegt und abrufbar - das auch über die BluOS-App. Man sollte aber bedenken, dass diese Raumkorrektur nur den Frequenzbereich von 20Hz bis 500Hz abgedeckt, da die Standard-Version nur diesen Bereich bei NAD Geräten abdeckt.
Für den kompletten Funktionsumfang muss man die Dirac Live Vollversion erwerben, die 99 US-Dollar zusätzlich kostet, aber dann den Frequenzgang 20-20.000 Hertz einmisst und eventuell korrigiert. Ob man diese Funktion jetzt benötigt? Wir meinen ja. Selbst in der abgespeckten Version wurde unser Tieftonbereich nach der Einmessung, punktuell genauer im Timing und war einfach präziser in seiner Ausführung. Für uns in jedem Fall ein sinnvolles Feature, welches nicht jeder Stereo-Verstärker mitbringt.
Bei der Einrichtung des Systems führen viele Wege nach Rom. Wer jetzt keine Streaming-Dienste oder ähnliches nutzen möchte, was eigentlich schwer vorstellbar ist, da das Killerfeature des M10 ist, der kann seine Gerätschaften mit den zugehörigen Anschlüssen verbinden und direkt loslegen. Die Steuerung der Lautstärke etc. kann dann direkt am Gerät erfolgen oder man nutzt den HDMI-Eingang mit der CEC Funktion und steuert alles wie bisher über die schon vorhandene TV-Fernbedienung, soweit so gut. Aber um in den Genuss des vollen Funktionsumfangs zu kommen, muss der Streaming-Verstärker in das heimische Netzwerk eingespeist werden, wo soll er auch sonst die Audiodaten herholen. Also für Freunde von Aluhüten oder eben digitalen Verschwörungstheoretiker vielleicht nicht die beste Wahl (…)
unterschiedliche Möglichkeiten der Darstellung auf der Front möglich
BluOS ist hier das Stichwort, die Plattform die uns schon beim DALI Callisto System oder den Bluesound Flex 2i begeisterte, kommt auch im NAD M10 zum Einsatz. Die Installation ist schnell erledigt, neben der Einrichtung des WLAN-Zugangs (wenn genutzt) muss dem M10 nur ein Name zugeteilt werden und schon kann man sich vom Funktionsumfang des BluOS-Multiroom-Systems überzeugen. Die hauptsächlich schwarz-weiße Oberfläche ist sehr übersichtlich gestaltet und bieten dem Nutzer einen enormen Funktionsumfang. Zwischen Streaming-Diensten wählen, Quelleingang auswählen, Musik aus dem Netzwerk abspielen oder einfach auf Audiofiles am angesteckten USB-Stick zugreifen. Aber auch Streaming-Dienste wie TIDAL werden regelrecht von der App einverleibt und Navigation bzw. die Darstellung exzellent implementiert.
natürlich, wie für ein BluOS-Gerät üblich, auch in Roon integrierbar
Jede Funktion ist schnell erreichbar, der Aufbau der App ist logisch und überall selbsterklärend deklariert, so dass der Umgang sehr intuitiv von Statten geht. Neben den erwähnten wichtigsten Funktionen hat man bei der Entwicklung aber auch an die Details gedacht. So stehen dem Nutzer z. B. eine Klangregelung, Einstellung für die Trennfrequenz eines eventuell vorhandenen Subwoofers zur Verfügung.
Für uns gehört BluOS, neben Yamahas MusicCast zu den aktuell besten herstellerbasierenden Multiroom-Plattformen. Das BluOS läuft stabil, agiert im täglichen Umgang sehr zügig und kommuniziert mit verbundenen Geräten reaktionsschnell. Aber neben BluOS bietet die kleine Box noch andere Features, die wir nicht unerwähnt lassen wollen. So kann der M10 als Roon-Endpoint fungieren, entweder über die Roon direkt oder eben über Airplay 2.
jeder Eingang kann eine eigene Darstellung bekommen - hier die VU-Meter
Des Weiteren zeigt das Zwei-Wege-Bluetooth-Modul dem Nutzer interessante Möglichkeiten auf. Nicht nur das man mit seinem smarten Gerät Audiodaten dem M10 zuspielen kann, durch die Bluetooth-Sendefunktion können auch z. B. Bluetooth-Kopfhörer mit dem Verstärker verbunden werden. Wer also abends gerne mal lauter Musik hören möchte, ohne die Mitbewohner oder Nachbarn zu ärgern, Kopfhörer auf uns los geht es. Sogar der TV- bzw. Filmbetrieb ist möglich, ohne dass unser Sony MDR-100ABN und der NAD M10 Bluetooth Low Latency unterstützt.
kleiner Größenvergleich - Yamaha RX-A3080 zu NAD M10
Die Verzögerung liegt vielleicht bei einer halben Millisekunde, so dass man entspannt Filme schauen konnte und nur bei deutschen Produktionen, wo die Mundbewegungen synchron zu der Stimme agiert, eine minimale Latenz zu vernehmen ist. Das Ganze erscheint wirklich durchdacht (...) Sobald man sein bspw. sein Smartphone vom M10 entkoppelt, übernehmen sofort die Lautsprecher wieder die Tonwiedergabe und starten beim zuletzt gewählten Lautstärkepegel des Eingangs und übernehmen nicht die eventuell hoch eingestellten Bluetooth-Eingang. Schreck Momente, von spontan abgezogenen Kopfhörern kennt schließlich jeder (…)
Bluetooh mit aptX-HD - 48kHz / 24 Bit
Neben der App-Steuerung bietet auch der Touchscreen in der Front des M10 die Möglichkeit den Verstärker zu steuern, bzw. Funktionen wie die Anzeige der Cover oder VU-Meter auszuwählen. Hier kann der Nutzer viele Details an seine Vorlieben anpassen, was den großen Umfang der BluOS-Fähigkeiten um weitere sinnvolle Features ergänzt. Übrigens, wer sich über die fehlende Fernbedienung ärgert, bleibt locker! Der M10 besitzt einen IR-Empfänger und kann simpel über die App mit jeder Fernbedienung, die im Haushalt über IR-kommuniziert, angelernt werden und somit alle wichtigen Funktionen übernehmen.
Say hello to my little friend! (...)
Aber neben dem Funktionsumfang wollen wir auch klanglich dem M10 auf den Zahn fühlen und schlossen unsere ausgewachsenen Standlautsprecher Diamond 28 aus dem Hause Pylon Audio an kompakten Verstärker an. Farblich passte das schon mal wunderbar, aber auch klanglich war es überraschend, wie leichtfüßig der M10 die doch großen Lautsprecher antrieb. Wir möchten hier jetzt auch keinen Verstärkerklang, sofern es den denn gibt, wiedergeben. Eher einen Vergleich mit unserer Onkyo M-5000R Endstufe im Bereich Impulskontrolle und Dynamik heranziehen und ob große ausladende Endstufen anders performen. Und selbst das war schon schwer rauszuhören. Der M10 ist unglaublich performant unterwegs, bietet von klaren, detaillierten Höhen und sehr gut ausstaffierten Mitteltönen auch böse, knackige Bässe und kommt der M-5000R Endstufe unglaublich nah in der Wiedergabe.
wunderbares Touchpanel - gut aufgelöst und viele Darstellungsmöglichkeiten der Coveranzeige
Minimale Unterschiede haben wir nur in der reinen Impulskraft des Bassbereiches empfunden. Die „Schläge“ sitzen bei der Onkyo-Endstufe etwas straffer und minimal kontrollierter, was subjektiv empfunden auch nur bei deutlich über Zimmerlautstärke zu hören ist. Sonst kann die kleine Box entspannt mithalten, knickt weder bei aufwändigen Orchester-Konzerten oder elektronischen Bassattacken ein, ist immer auf den Punkt und erstaunt mit dieser Kraftentfaltung auch uns. Etwas bedenklich ist die entstehende Wärme an den Seitenteilen, die bei hohen Lautstärken nicht "gefährlich", aber unangenehm wird und somit sollte man eventuell den M10 außer Reichweite von Kindern platzieren. Aber bei einem Kaufpreis von knapp 3000,- Euro sicherlich nicht der einzige Grund (…) Somit haben wir Optik, Handling und Performance abgehandelt und der Nad muss sich seinem abschließenden Urteil stellen.
Danke NAD für den M10 Streaming-Verstärker!
Mehr Worte braucht es eigentlich nicht um unsere Begeisterung auszudrücken. Aber ganz so kurz wollen wir unser Fazit dann doch nicht formulieren. Der NAD M10 Streaming-Verstärker bringt alles mit, was man in der heutigen Zeit von einem Verstärker, Streamer und Receiver verlangt, nur das wir hier von einem Gerät sprechen. Das kompakte Gehäuse ist vollgestopft mit sinnvollen Features, bringt die leistungsstarke BluOS-Plattform mit, besitzt aktuelle Schnittstellen wie HDMI-ARC, bidirektionales Bluetooth mit aptX-HD, Airplay 2 und unterstützt dazu noch jedes erdenkliche Audioformat bis hin zu MQA und DSD. Auch die Steuerung ist unglaublich intelligent gelöst. Neben dem hervorragenden Touchscreen, über den man sich nicht nur schicke Cover anzeigen lassen kann, sondern der auch viele sinnvolle Einstellungen bereithält, übernimmt auch die BluOS-Plattform die elementaren Funktionen und macht somit den täglichen Umgang mit dem M10 zum Kinderspiel. Wer jetzt unbedingt eine Fernbedienung benötigt, der wird enttäuscht, denn dem M10 liegt keine bei. Aber auch hier springt wieder BluOS ein und mittels dem eingebauten IR-Empfänger, kann der M10 von jeder im Haushalt vorhandenen Fernbedienung die Befehle erlernen. Wem das noch nicht reicht, dem sei gesagt der M10 hat auch Pfeffer im Ar… Mit unseren Standlautsprechern kam er locker zurecht, dank Dirac Live wurde der untere Frequenzbereich noch optimierter dargestellt und zeigt, das Power und klangliche Fähigkeiten nicht unbedingt was mit der Größe zutun haben. Einziger Wermutstropfen ist der Preis von 2999,- Euro, aber eine ernsthafte und vor allem günstigere Alternative ist uns auch nicht eingefallen.
Für uns ist der NAD M10 BluOS Streaming-Verstärker ein starkes Stück Technik, vollgestopft mit modernen Features und genügend Power für wahrscheinlich 70% der am Markt befindlichen Lautsprecher. Somit in unseren Augen und Ohren ein absolutes Top-Produkt. Glückwunsch NAD!
NAD M10 Streaming-Verstärker