Der Argon Audio TT-4 Special Edition ist ein Plattenspieler, der in seiner Urversion bereits letztes Jahr auf den Markt kam und nun in einer deutlich aufgewerteten Ausführung angeboten wird. Der Hersteller hat hier zahlreiche Detailsegmente verbessert und zugleich einen Ortofon 2M Bronze Tonabnehmer ab Werk verbaut. Was sich daraus für ein Gesamtbild ergibt, das klärt unser Testartikel.
Bevor wir zum eigentlich Produktfokus schwenken soll nochmal die Nennung bzw. Erwähnung des Unternehmens gestattet sein. Denn mit dem Argon Audio TT-4 (zum Test) konnten wir schon besagte Erstversion ins Auge fassen, sowie auch einige Aktiv-Lautsprecher wie die Argon Audio Fenris A4 und Forte A55 MK2. Falls es noch nicht bekannt sein sollte, Argon Audio ist Hausmarke des beliebten Hifi-Shops HiFi Klubben.
Mit Special Edition erweitert man nun das Angebot um ein weiteres Modell, sodass sich die Preis-Range von 230 Euro für den TT, bis hin zu 400 Euro für den TT-3, dann 650 Euro für den TT-4 und jetzt zu 999 Euro für den TT-4 SE erstreckt. Letzteres und zugleich auch unser Testmodell ist vollgestopft mit netten Details und kommt direkt ab Werk mit einem wertigen Ortofon 2M Bronze Tonabnehmersystem. Wer dies nicht unbedingt benötigt, der bekommt mit den o.g. Abstufungen perfekt auf den Anspruch zugeschnittene Vinyl-Dreher an die Hand.
Lieferumfang des Plattenspielers
Beim ersten Anblick wird sofort klar, welcher Design-Fokus hier gesetzt wurde. Im Vordergrund steht ganz klar Understatement, was auch an den nicht vorhandenen Farbakzenten auszumachen ist. Dunkle Töne, eine getönte Haube und ein schicker goldener Schriftzug zieren das Haupt des Plattenspielers. Das Gewicht von 7,2 Kilogramm lässt ihn als solides Machwerk dastehen, was in Summe sehr wertig verarbeitet wirkt, aber nicht wirklich ein Vergleich zu bekannten Schwergewichten am Markt ist. Im Vergleich zur „normalen“ Version fallen die Änderungen nicht sofort auf. Die Special Edition gibt es nur in Hochglanz-Schwarz, was ihn farblich noch mal schicker dastehen lässt. Argon Audio spricht von fünf Lackschicken (…), die man der MDF-Zarge auch gut ansieht, da eine tolle Lacktiefe und keinerlei „Wellenschlag“ auszumachen ist.
Das Auflagepad in Gummiform ist ebenfalls neu, denn der Fokus lag laut Argon Audio ganz klar darauf, hier einen gedämpften Plattenteller an den Start zu bringen. Das Gewicht des Plattentellers bleibt unverändert bei 1,4 Kilogramm. Gleichermaßen hat man die Tonarmverkabelung nochmal überarbeitet respektive verbessert. Angetrieben wird der Aluminiumteller von einem Riemenantrieb, der unterhalb des Tellers platziert ist und dabei auf einer soliden Messingbuchse sitzt. Gesteuert wird die Geschwindigkeit über einen Drehregler, der einem optisch bekannt vorkommt (ELAC Miracord-Modelle) und die üblichen Einstellungen 33 1⁄3 und 45 U/min zur Verfügung stellt.
Interessant ist natürlich auch der wieder verwendete Carbon-Tonarm, den man in dieser Preisklasse nicht unbedingt erwartet und schon gar nicht mit dem vorinstallierten Ortofon 2M Bronze Tonabnehmersystem. Der „normale“ TT-4 hatte ja schon den 2M Red verbaut, der in dieser Preisklasse zu den Besten seiner Zunft gehört. Bei der Special Edition setzt man jetzt noch einen drauf und legt ab Werk den besagten Bronze mit dabei. Dieser wird im Einzelkauf mit rund 250–300 Euro einkalkuliert, was uns der Hersteller direkt in den Plattenspieler Out of the box an die Hand gibt. Selbstredend ist auch ein Phono-Vorverstärker mit integriert, sodass man hier ein fertiges Rundum-sorglos-Paket an die Hand bekommt.
Kommen wir nochmal zum Tonarm, der etwas Besonderes sein möchte. Dieser gerade Arm aus Kohlefaser ist zusätzlich auf der Unterseite geschlitzt, Argon Audio nennt das ATS (ANISOTROPIC TORSION STABILIZER) eine große Bezeichnung, für eine einfache Öffnung im Tonarm. Aber diese Öffnung soll Resonanzen, die durch Torsion (Biegung/Krümmung) entstehen, beseitigen und so unerwünschte Geräusche und Verzerrungen unterbinden. Simpel und durchdacht, aber bei der Bezeichnung vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen (…)
Rückseitig findet man eine kleines Anschlussterminal, mit den üblichen Anschlüssen, die man als Phono-Nutzer so benötigt. Interessant ist der Schalter, denn wie schon erwähnt ist der TT-4 voll ausgestattet und bringt einen hochwertigen RIAA-Phonovorverstärker direkt mit, den man an- oder abschalten kann. In gleichem Atemzug sollte man auch das recht wertige Cinchkabel bewerten, welches dem Lieferumfang direkt beiliegt und keine 08/15 Strippe aus dem Supermarkt ist. Selbst bei solchen Kleinigkeiten trennt sich die Spreu vom Weizen und das bekommen andere Hersteller selbst bei deutlich teureren Modellen teilweise nicht hin, legen entweder gar kein Anschlusskabel bei oder eben einen Klingeldraht aus dem Technikdiscounter.
Von der Ausstattung, Verarbeitungsqualität und optischen Erscheinung her ist der TT-4 schon mal überzeugend. Dazu kommt, dass die Dänen dem Plattenspieler eine leicht getönte Acrylglashaube beilegen, die den Dreher effektiv gegen das Verstauben schützt und das überzeugende Paket zumindest in der Theorie abrundet. Als netter Nebeneffekt ergibt sich, dass Dank des schwarzen Lackkleides, die Tönung der Haube deutlich intensiver wirkt, als sie eigentlich ist. Auf der nächsten Seite gehen wir zum Praxisteil über.
Um den Dreher in Betrieb zu nehmen ist nicht viel nötig. Der Plattenspieler ist größtenteils schon vormontiert. Nur der Drehteller muss aufgesetzt und mit dem Riemen am Motor verbunden werden. Beim Tonarm eben das Gegengewicht und das Ortofon 2M Bronze Tonabnehmersystem aufstecken, einmessen und schon los geht die wilde Fahrt. Wobei wild ist eher der falsche Ausdruck, denn der TT-4 ist ausgesprochen laufruhig und gibt mit geschlossener Haube überhaupt nichts Hörbares von sich.
Auch wenn der Däne nicht unbedingt zu den schwersten Vertretern seiner Zunft gehört, so ist das Gehäuse dank der üppig dimensionierten und gummigelagerten Füße schwer aus der Ruhe zu bringen. Ein Betrieb in der Nähe der Lautsprecher und einem entsprechenden Pegel macht dem TT-4 SE nichts großartig aus, auch wenn der Bassbereich mal etwas heftiger zu Werke geht.
Gleiches gilt auch für den Tonarm bzw. den eingesetzten Tonabnehmer, der nach richtiger Justage sauber und sicher in seiner Rille verweilt. Auch der Motor selbst gibt keine hörbaren Geräusche von sich und der Antrieb läuft kultiviert vor sich hin.
Neben einer hohen Laufkultur, überzeugt der Vinyldreher mit einer stimmigen Klangkulisse. Der Abnehmer legt eine deutlich hörbare Detailversessenheit an den Tag, die einfach angenehm weich und harmonisch klingt – sie vermittelt genau das, was man von einem Vinyl-Klang erwartet, über mehrere Genres hinweg. Was damit klar zum Ausdruck gebracht werden soll, dass der vermeintlich hohen Preispunkt des Abnehmersystems voll und ganz seinen Sinn erfüllt.
Ob Diana Krall, Gregory Porter oder James Hetfield, die Protagonisten sind sofort als diese identifizierbar, besitzen ihre charakteristischen Züge und der vinyltypische, warme Sound überzeugt. Beim Thema Dynamik zeigen z. B. Tracks wie A million Days von Paul Kalkbrenner oder If a ruled the World von NAS, welche Allzweckwaffe das Tonabnehmersystem von Ortofon ist.
Ob kraft- oder effektvoll mit James Hetfield oder fein und sensibel von London Grammar, die beschriebene Kombination resultiert in einem perfekt abgestimmten akustischem Ergebnis. Analytische Züge? Fehlanzeige!
Das zeigen auch klassische Stücke wie die Operazione – Il Core Vi Dono von der DALI LP Vol. 5, welche mit Authentizität, klaren Strukturen und einer kraftvollen Dynamik überzeugen. Ähnlich verhält sich das akustische Gesamtbild, wenn man die integrierte Phonovorstufe nutzt. Diese überzeugt mit einer tollen Dynamik, guter Detailwiedergabe und bringt den warmen, analogen Charme auch mit.
Die Plattenspieler von Argon Audio zählen schon lange nicht mehr zu den Insidern oder sollten gar als Randgruppenprodukt abgestempelt werden, dazu ist das individuelle Angebot zu gut. Man muss auch ganz klar sagen, dass man hier voll und ganz die Vorteile des Direktvertriebs auskosten und dementsprechend andere, oder für den Kunden, bessere Preise machen kann.
Genau das ist auch wieder mit der Special Edition des TT-4 gelungen, die preislich bei nüchterner Betrachtung für 1000 Euro natürlich kein Schnäppchen darstellt. In der Audiowelt betrachtet, wird zu diesem Kurs aber sehr viel geboten. Die zahlreichen Ausstattungspunkte sowie die tadellose Verarbeitung des Riemen-Drehers hatten wir im Artikel erörtert. Die erstklassig ausgeführte Lackierung ist ebenfalls nochmal eine Erwähnung wert. Die komfortable Geschwindigkeitsregelung ist natürlich weiterhin per Drehregler vorhanden. Der wertige Tonarm sowie das mitgelieferte Abnehmersystem in Form des Ortofon 2M Bronze sprechen ebenfalls für sich und resultieren in ausgezeichneter Klangqualität.
Aber auch das Zubehör mit dem guten Cinch-Kabel, der leicht getönten Acrylglas Haube und der verbaute Phono-Vorverstärker rücken den Plattenspieler ins richtige Licht. Mehr benötigt man für den Einstieg in die Welt des „schwarzen Goldes“ erst einmal nicht und dank des flexiblen Headshells, lassen sich auch nochmals höherwertige MM-System nachrüsten.
Mit dem veranschlagten Preis stellt der Argon Audio TT-4 Special Edition ein absolut faires Angebot dar, mit dem man, ohne weitere Zusatzkosten, direkt loslegen kann und eine Menge Spaß haben wird. Da, wo man der „normalen“ Ausführung zu wenig „Hi-Fidelität“ nachgesagt hat, setzt die überarbeitete Version genau an und bietet die aufgewerteten Aspekte. Fairerweise muss man aber auch festhalten, dass auch andere Technik-Größen wie Technics, welch ein Wortspiel, mit attraktiven Angeboten wie einem kostenlosen Tonabnehmer locken. Das allgemeine Angebot bei 1000 Euro Kaufpreis wird abermals breiter gefächert (...) Hier muss aber jeder selbst entscheiden. Unsere Top-Produkt-Auszeichnung bleibt davon aber unbeeindruckt und ist gerechtfertigt.
Argon Audio TT-4 Special Edition