Nachdem wir uns den Adam Audio T8V das jüngste Modell der T-Serie aus der Berliner Audioschmiede Adam Audio genauer angeschaut haben, soll nun der Fokus auf das kleinste Produkt der T-Serie liegen, genauer gesagt die Adam Audio T5V welche wir euch hier vorstellen möchten.
Mit etwas über 20 Jahren Firmenbestehen, ist die Audioschmiede Adam Audio in Berlin noch nicht so „alt“, hat sich aber in den letzten Jahren hauptsächlich im professionellen Audiobereich einen guten Namen gemacht. Das Unternehmen hat sich rasant entwickelt und beschäftigt weltweit über 60 Mitarbeiter sowie ist in mehr als 75 Ländern vertreten bzw. unterhält Verkaufsniederlassungen in den USA und China. 2019 wurde dann Adam Audio vom börsennotierten Unternehmen „Focusrite Group“ übernommen, zu dem auch die Marken Focusrite, Novation und Ampify Music gehören und somit auch Adam Audio perfekt in das Portfolio passte.
Wie schon bei der T8V erwähnt, spricht die T-Serie aufgrund des eher schlichten Designs den ambitionierten Enthusiasten an, der einen aktiven Lautsprecher für den Schreibtisch oder als einfache Stereoanlage mit Streamer sucht. Zusätzlich ist die T-Serie, für einen Aktiv-Lautsprecher, in einem attraktiven Preisgefüge unterwegs, denn die T5V kostet um die 160,- Euro das Stück (Straßenpreis) und bringt neben 50 Watt Verstärkerleistung, auch einen 5 Zoll Tieftöner und einen sogenannten U-Art, also einen AMT-Hochtöner mit. Deswegen habe ich die T5V für einen Test geordert, denn das klingt zu gut, um wahr zu sein.
Auch die Adam Audio T5V kommen einzeln verpackt beim Kunden an, sind aber weniger „angsteinflößend“ wie die T8V mit ihren 30 Liter Volumen und 8 Zoll großen Tieftöner es waren auf den ersten Blick. Optisch gefallen sie mir persönlich sogar etwas besser, wirken nicht so wuchtig bzw. können auch auf kleineren Schreibtischen oder einer Kommode / Sideboard ihren Platz finden. Mit knapp sechs Kilogramm sind die T5V auch deutlich leichter als die größten Modelle der Serie, bringen aber identische Designelemente wie die leicht angeschrägte Front mit. Die mattschwarze, aufgesetzte Schallwand lockert die Front des Lautsprechers auf, man könnte hier fast von echtem HiFi-Equipment sprechen. dafür spricht auch die matte Folierung der massiven Gehäuse. Wie die Namensgebung der T-Serie schon verrät, sitzt in den T5V Modellen ein fünf Zoll großer Tieftöner, in den T7V ein sieben Zoll Tieftöner usw. Der 130mm Polypropylen Tieftöner wird von einem rückseitigen Bassreflex-Port unterstützt, welches den Lautsprechern, zumindest laut Datenblatt, einen Tiefgang von bis zu 45 Hertz ermöglichen soll, aber laut Frequenzmessung seitens des Herstellers bei um die Minus 6-7dB. Realistisch würde ich jetzt von 60-70 Hertz sprechen, wo der Bassbereich dann auch kräftig zulangt, aber dazu im Praxischeck mehr.
Flankiert wird der Tieftöner von einem U-Art Hochtöner, der technisch an die professionelle Serie X-Art (aus Adam Audios S-Serie) angelehnt ist und auf dieser Entwicklung beruht. Auch wenn jeder Hersteller dafür seinen eigenen Namen hat, ELAC nennt in JET 5, Adam Audio eben U-Art, bleibt es aber im Grunde ein AMT (Air Motion Transformer) und beruht auf das Konzept von Oskar Heil. Die gefalteten Folienmembrane werden durch ein starkes Magnetfeld angetrieben und können Luft schneller und präziser in Bewegung setzen, als es Kalotten-Hochtöner mit ihren kolbenartigen Bewegungen können. Jedenfalls in der Theorie, auch eine Kalotte hat ihre Vor- und Nachteile und es kommt immer auf die gesamte Abstimmung des Lautsprechers an und am meisten wohl auf persönliche Präferenz und Erfahrung (…) Jeder wie er es mag, Musik soll Spaß machen und nicht analysiert werden. Aber zurück zum T5V (...) Angekoppelt wird der angesprochene U-Art Hochtöner bei 3000 kHz, was für den Mittel-Tieftöner eine Menge Frequenzarbeit bedeutet. Unterstützt wird der Hochtöner von einem HPS-Waveguide, um eine gute Abstrahlcharakteristik zu erreichen und soll bis zu 25.000 Hertz hinauf spielen.
Die verbauten Schallwandler werden von einzelnen Class-D Verstärkern mit insgesamt 50 Watt RMS-Leistung angetrieben, wovon die Tieftöner 30 Watt nutzen und den Hochtönern 20 Watt zur Verfügung stehen. Da die komplette Elektronik im Gehäuse der T5V sitzt, stehen auch auf der Rückseite neben dem symmetrischen XLR-Eingang und Cinch-Eingang (unsymmetrisch), Klangregelungs-Optionen für den integrierten DSP zur Verfügung. So kann der Nutzer, sofern Bedarf besteht, mittels Schieberegler den Hochton- und Tieftonbereich um 2dB anheben bzw. absenken. Zusätzlich steht ein Potiometer für die Grundlautstärke bereit, den man (kleiner Tipp) am besten bei der 0-Stellung platziert, um das Grundrauschen so gering wie möglich zu halten und regelt dann die Lautstärke über den Zuspieler.
Wie schon bei den T8V leicht „enttäuschend“ wahrgenommen, verzichtet man auch bei den T5V auf digitale Eingänge oder kabellose Schnittstellen, wie z. B. Bluetooth oder Airplay. Aber das sind meine persönlichen Vorstellungen eines „perfekten“ Aktiv-Lautsprechers, aber in dieser Produktkategorie weniger gefordert, da sich die Modelle an Ton-Jongleure oder Audio-Enthusiasten richtet, die mit dem passenden Equipment wie Audio-Interfaces etc. für die Zuspielung ausgestattet sind. Dazu fördern weitere D/A-Wandler bzw. kabellose Module bekanntlicherweise auch die Störeinflüsse in der Elektronik untereinander. Somit technisch viel zu aufwändig zu lösen in dieser Preisklasse, dieses Vorhaben ansprechend zu realisieren. Die T5V dienen als reine Schallwander und sollen schließlich kein HiFi-System abbilden. Aber genug zu den technischen Eigenschaften (…)
Den Aufbau für den Klangcheck hab ich bewusst sehr einfach gehalten, wie wir alle wissen ist das Leben eines Redakteurs so schon viel zu kompliziert (…). Dafür habe ich die T5V einfach auf meinen Schreibtisch platziert und mit meinen ELAC Discovery Music Server gekoppelt. Dank der ROON-Oberfläche und zusammen mit meinen TIDAL- sowie Qobuz-Accounts, stellt diese Kombination eine für mich perfekte Stereoanlage mit smarter Funktionsweise dar. Viel mehr braucht es da auch nicht unbedingt, vielleicht noch einen Phono-Vorverstärker für den Miracord 90 aber das wäre es dann schon gewesen. Aber natürlich habe ich die T5V auch als reine Monitore für meinen Windows 10 PC ausprobiert und mit dem Cambridge Audio DacMagic Plus über die XLR-Anschlüsse gefüttert. Beide Zuspieler, ob von ELAC oder Cambridge Audio verfügen über eine eigene Lautstärkeregelung und somit beließ ich die Volumenregler auf der Rückseite der Lautsprecher auf Stellung 0. Diese Einstellung ist auch grundsätzlich zu empfehlen, da die T5V ein Grundrauschen mitbringen, welches sich verstärkt, sobald man das Eingangssignal am Lautsprecher anhebt, bei meiner Einstellung hatte das Grundrauschen keinen Einfluss auf die zugespielte Musik bzw. war nicht wahrnehmbar.
Wirklich interessant oder besser formuliert: überraschend gut hat mir die Abstrahlcharakteristik gefallen. Wie schon die T8V, schafften es die T5V mit etwas eingewinkelter Aufstellung auf den Hörplatz, eine gute Stereobühne aufzubauen, obwohl mein 49 Zöller von LG einen Abstand zwischen den Lautsprechern von knapp 140 Zentimeter nötig machte. Mit knapp etwas über 60 Zentimeter Abstand zur Aufstellungslinie der Lautsprecher, kamen Gesangstimmen gelungen aufgelöst aus der Mitte des Bildschirms, ob Musik, Netflix oder Amazon Prime, die akustische Stereobühne war überzeugend und trotz des geringen Abstands auch gut gestaffelt, falls nötig. Da die T5V für eine Wohnzimmerbeschallung etwas klein ausfallen, habe ich sie als Stereogespann mit dem schon eingangs erwähnten ELAC Discovery Music Server genutzt um die reine Musikwiedergabe zu beurteilen.
Wie schon erwartet ist die Präsenz im Bassbereich nicht so deutlich,wie das Datenblatt einem auf den ersten Blick suggieren möchte, aber trotzdem in einem stimmigen Bereich, betrachtet man Volumen und Membranfläche des Lautsprechers. Gerade bei Tracks von Fritz Kalkbrenner wachsen die T5V über sich hinaus und musizieren bzw. „elektronisieren“ mich mit purem Spaß ohne dabei in das analytische abzudriften, wozu ein Hochtöner in AMT-Bauweise ja mal gerne neigt. Adam Audio hat die T5V im Griff bzw. der DSP weiß was er macht und die Elektronik ermöglicht ein sehr ausgewogenes Klangbild, was aber weniger neutral ist, sondern schon den reinen Spaßfaktor fördert, aber dabei eben seriös bleibt. Gleiches gilt auch für sanfte Töne wie beim Summer Trip von Blank & Jones. Der Beat sitzt saftig im Geschehen, aber übertönt die fein aufgelösten Effekte und Instrumente nicht, sondern das Klangbild wirkt sehr detailliert und kraftvoll abgestimmt.
Auch wenn ich hier „nur“ von einem 2-Wege-System beschallt werde, harmonieren beide Schallwandler klasse miteinander, es fehlt bis auf richtigen Tiefbass, in dieser Baugröße eher ein Wunschdenken, für meinen Geschmack nichts weiter. Wem der Bass nicht ausreicht, der koppelt einfach einen Adam Audio T10S Subwoofer mit den T5V, der speziell für die Modelle entwickelt und abgestimmt wurde. Aber neben elektronischer Musik, haben die T5V auch bei Künstlern wie Diana Krall oder Gregory Porter eine gute Figur hinterlassen. Hier spielen Dynamik und Detailgrad eine große Rolle und das beherrschen die aktiven Monitore aus dem Effeff. Dieses rauchige, leichte „crispy“ in Diana Kralls Stimme ist genauso auf den Punkt, wie die soulige, kraftvolle männliche Variante von Gregory Porter. Es dürfte wohl schwer werden einen ähnlich guten Aktiv-Lautsprecher in dieser Preisklasse zu finden, der das Musik-Gen so stolz vor seiner Brust trägt, wie die T5V.
Schon mit den T8V überzeugte mich Adam Audio, gleiches gilt auch für die kleinste Version der T-Serie. Die T5V Aktiv-Lautsprecher warten mit einer guten Verarbeitungsqualität auf und die dezente Optik mit Designelementen an der Schallwand, machen einen Einsatz auch im HiFi-Bereich möglich. Auch die Ausstattung kann sich sehen lassen. Der fünf Zoll Tieftöner, ein U-Art Hochtöner in AMT-Bauweise, die leistungsstarke 50 Watt Endstufe, kabelgebundene analoge Eingänge und eine Klangregelung stimmen zufrieden. Aber die T5V outen sich als konsequente "Anti-Smart-Lautsprecher", was ja nicht schlecht sein muss. Klanglich sind sie auch Überzeugungstäter und bieten in der Klangwiedergabe ein breites Spektrum an Qualitäten für diese Preisklasse. Neben einer ausgeprägten Neigung für Details, agieren sie auch akribisch bei der Stimmenwiedergabe und machen richtig Spaß, wenn es um Dynamik geht. Dazu gesellt sich ein überraschend kraftvoller Tieftonbereich, der zwar die Erwartungen aufgrund des Datenblatts nichts gänzlich erfüllen kann, was aber in dieser Größenordnung völlig in Ordnung geht.
Mit einem Stückpreis von 160,- Euro sind die T5V fast unschlagbar und liefern in allen Belangen ab. Wer die Klangcharakteristik eines AMT-Hochtöners mag und einen Aktiv-Lautsprecher mit rein analogen Eingängen sucht, kommt kaum an den Adam Audio T5V vorbei. Klarer kann eine Empfehlung meinerseits nicht ausfallen. Die Nubert nuBox A-125 wären hier vielleicht noch als Alternative zu nennen, sind preislich etwas teurer, bringen aber auch deutlich mehr Schnittstellen wie HDMI und Bluetooth mit, sind dank Fernbedienung eher "übliches" HiFi-Equipment, verfolgen aber mit Master- und Slave ein anderes Aktiv-Konzept und müssen sich klanglich den T5V geschlagen geben.
Adam Audio T5V Aktiv-Lautsprecher