Wer sich mit Studioausstattungen im professionellen Bereich beschäftigt, dem wird der Name Adam Audio sicherlich schon lange geläufig sein. Die Berliner Audioschmiede hat mit der T-Serie aber auch den privaten Enthusiasten im Visier, aus der wir uns heute das neueste und größte Modell, die T8V genauer anschauen möchten.
Seit dem Jahr 1999 existiert die Audioschmiede Adam Audio in Berlin und hat sich seitdem hauptsächlich mit der Entwicklung, der Herstellung und dem Vertrieb von professioneller Audiotechnik beschäftigt. Seitdem hat sich das Unternehmen rasant entwickelt und beschäftigt mittlerweile weltweit über 60 Mitarbeiter und ist in mehr als 75 Ländern vertreten. Unter anderem befinden sich in den USA und China eigene Verkaufsniederlassungen. Im letzten Jahr wurde das Unternehmen von der börsennotierten Focusrite Group übernommen, zu dem auch die Marken Focusrite, Novation und Ampify Music gehören, alles Unternehmen die in der professionellen Audiobranche ansässig sind, somit passten auch die Berliner optimal in das Portfolio.
Aber zurück zu Adam Audio. Wie passt diese professionelle Studioausrichtung jetzt zu unserem Thema HiFi? Naja mit der T-Serie bietet Adam Audio eine Lösung für den ambitionierten Enthusiasten an, der sich auf Grund der eher schlichten Erscheinung der T-Serie, diese auch im Wohnzimmer oder den Musikraum vorstellen kann. Dazu gesellt sich ein interessantes Preisgefüge und auch die digitale Welt treibt den Bedarf an aktiven Lautsprechern im HiFi-Bereich immer weiter voran. Grund genug für mich, mir das neueste und gleichzeitig aktuell größte Modell der T-Serie, die Adam Audio T8V anzuschauen bzw. anzuhören.
Schon die Kartons, ja die Adam Audio T8V sind einzeln verpackt, lassen erahnen was auf mich zu kommt. Für einen sogenannten Regallautsprecher sind die T8V doch schon recht groß, aber wem das zu viel ist kann ja auch ein kleineres Modell wählen, in meinem Fall kann es nie genug Membranfläche bzw. Volumen sein. Wenn ich mich nicht komplett verrechnet habe, besitzen die T8V ein Volumen von knapp über 30 Liter und somit ausreichend Volumen für einen kraftvollen Auftritt, in der Theorie jedenfalls. Die schicken Lautsprecher wiegen knapp 10 Kilogramm das Stück und sind im Design eher eckig gehalten. Etwas auflockern möchte die angeschrägte Front diesen Eindruck, was auch gelingt.
So lässt die mattschwarze, aufgesetzte Schallwand die Lautsprecher bei einem Blick von vorne nicht so wuchtig wirken und verleiht den T8V eine moderne Optik, die auch in einem Wohnzimmer gut ausschaut. Besonders viel Platz nimmt dabei der dominant auftretende Tieftöner in der Front ein. Mit 20 Zentimeter Durchmesser möchte der Polypropylen Tieftöner direkt andeuten, wohin die Reise geht. So soll zusammen mit dem Bassreflex-Port auf der Rückseite ein Tiefgang von 33 Hertz möglich sein, für einen kompakten Lautsprecher eine deutliche Ansage, dass schafft nicht mal unbedingt jeder Standlautsprecher, aber dazu im Klangcheck mehr.
1.9" U-Art Bändchenhochtöner und der 8" Tieftöner aus Polypropylen
Über dem Tieftöner, der bei 2600 Hertz abgekoppelt ist, sitzt der von Adam Audio getaufte U-Art Hochtöner der technische Anleihen aus der professionellen Serie X-Art (verbaut in der S-Serie) spendiert bekommen hat. Dieser Air Motion Transformer, ein ähnliches Konstrukt wie ELACs bekannter JET5 Hochtöner, setzt auf das ursprüngliche Konzept des Lautsprecherpioniers Oskar Heil. Der AMT basiert in seinem Wirkungsprinzip auf einer ziehharmonikaartig gefalteten Folienmembran, die durch ein starkes Magnetfeld angetrieben wird. Dieses System vermag Luft schneller in Bewegung zu setzen, als es bei den kolbenartigen Bewegungen eines konventionellen Kalottentreibers der Fall ist. Im Fall vom T8V sitzt dieser Hochfrequenztreiber in einem HPS-Waveguide und soll bis zu 25.000 Hertz hinauf spielen können.
Angetrieben werden diese Treiber von einzelnen Class-D Verstärkern. So steht für den Tieftöner eine Endstufe mit 70 Watt RMS-Leistung zur Verfügung, beim Hochtöner kommt ein Verstärker mit 20 Watt RMS zum Einsatz. Weiterer Vorteil bei aktiven Lautsprechern ist der direkte Eingriff in die Klangcharakteristik dessen, da die ganze Elektronik samt DSP im Gehäuse sitzt. So kann der Nutzer, sofern Bedarf besteht, mittels Schieberegler den Hochton- und Tieftonbereich um 2dB anheben bzw. absenken. Das geschieht auf der Rückseite des Lautsprechers, wo neben der erwähnten Klangsteuerung auch ein Potiometer für die Grundlautstärke bereitsteht. Um mit den T8V in Kontakt zu treten, stehen ein symmetrischer Eingang, realisiert über eine im Studio übliche XLR-Buchse, sowie ein unsymmetrischer Eingang mittels Cincheingang zur Verfügung. Dazu existiert noch ein Power-Schalter, der die Schallwandler komplett vom Strom nimmt und das war es auch mit den Schnittstellen.
der Eingang wird mittels eines "Input-Switch" ausgewählt
Adam Audio konzentriert sich hier nur auf die analoge Zuspielung, digitale Eingänge oder kabellose Schnittstellen, wie z. B. Bluetooth oder Airplay sucht man vergebens, ist in dieser Produktkategorie aber auch nicht gefordert. Die Berliner Audio-Schmiede richtet sich an Tontechniker oder Audio-Enthusiasten mit dem passenden Equipment als Zuspielung. Man möchte nur die reine Schallwandlung übernehmen und kein komplettes HiFi-System abbilden. Was nicht heißt das dies ein unmögliches Unterfangen darstellt. Mit bspw. einem ELAC Discovery Music Server und TIDAL bzw. Qobuz-Account ist ein einfaches Musiksystem auf die Beine gestellt, wo die Lautstärkeregelung über die ROON-App auf dem smarten Gerät dann stattfindet. Denn eine Fernbedienung liegt dem T8V Set auch nicht bei, so sollte der Zuspieler zwingend über eine Regelung der Lautstärke verfügen bzw. man steuert diese auf der Hinterseite der T8V. Aber genug zu den technischen Eigenschaften, viel wichtiger ist der klangliche Aspekt und zu dem komme ich jetzt.
In der Praxis habe ich mich zwei Szenarien gewidmet. Einmal das eher typische Einsatzgebiet an einem PC als Nahfeldmonitor, aber auch angeschlossen am Yamaha RX-A3080 AV-Receiver als Stereo-Musiksetup habe ich mir die Adam Audio T8V angehört. Und eins schon mal vorweg, bei beiden Disziplinen würde ich eine Urkunde verleihen. An meinem Windows 10 PC wurden die Adam Audio T8V von einem Cambridge Audio DacMagic Plus mit Audiodaten gefüttert, da dieser über einen symmetrischen Ausgang mittels XLR-Ausgängen verfügt, ein echt perfekt geeigneter Spielpartner. Auch wenn ich jetzt kein Toningenieur oder Musiker bin, schon mit zugespielten Hi-Res-Files von Qobuz oder TIDAL zeigen die T8V ihr volles Potenzial und gefallen mir auf dem Schreibtisch ausgesprochen gut.
fühlen sich auch am Yamaha RX-A3080 AV-Receiver als Vorstufe pudelwohl
Auch optisch sind sie beeindruckend, selbst wenn man wie ich einen 49 Zöller von LG nutzt, nicht unbedingt ein kleiner Monitor, wirken die T8V noch mächtig imposant daneben und genauso hören sie sich auch an. Die Bassgewalt, so würde ich es schon nennen, ist einschüchtern und geil zu gleich. Bei hohen Pegeln hämmern die T8V Songs von z. B. Ellen Allien oder Slipknot dermaßen intensiv und kraftvoll einem entgegen, dass einem Angst und Bange werden kann. Aber es bleibt alles kontrolliert und sehr detailreich. Der Bassbereich ist leicht dominant, was bei der Größe des Tieftöners auch zu erwarten war, aber der Hochtöner fällt dabei nicht hinten rüber, sondern fügt sich sehr homogen in das Geschehen ein und liefert die nötigen Effekte zeitgenau zum Hörplatz. Hier zeigt sich auch die Erfahrung von Adam Audio im Nahfeld-Bereich.
Größenvergleich mit den JBL One Series 104 - süß irgendwie (...)
Obwohl die beiden Lautsprecher so ca. 140 Zentimeter auseinander stehen und ich mit 60 Zentimeter ziemlich nah am Bildschirm sitze, schaffen die T8V vor mir eine Stereobühne aufzubauen, die es in sich hat. Stimmen kommen aus der Mitte des Bildschirms und auch das Bühnenbild besitzt schon eine schöne Ausprägung. Geht man ein Stück zurück, nimmt auch die Bühne deutlich zu und wird immer stimmiger. Mein Platz ist jetzt auch nicht optimal, bisschen mehr Abstand sollten sie schon bekommen, aber selbst hier überzeugt das Klangbild und es macht richtig Bock am PC seine Musik qualitativ zu genießen oder auch mal einen anständigen Zockerabend hinzulegen. Dafür sollten aber eventuelle Nachbarn oder Mitbewohner ausquartiert werden, denn diese effektvolle und gleichzeitig gewaltige Basskraft könnte beim richtigen Spiel auch etwas befremdlich bzw. angsteinflößend wirken (…)
trotz üppiger Ausmaße machen die T8V auch auf dem Schreibtisch eine gute Figur
Aber wir sind hier beim HiFi-Journal und nicht beim Hardware-Journal, somit möchte ich natürlich mir die Adam Audio T8V auch in einer „normalen“ Umgebung mal genauer anhören, wo sie mehr Platz haben sich zu entfalten. Optisch jedenfalls passt es schon mal. Durch die weniger technische Optik wie man sie zum Beispiel bei der AX-Serie wiederfindet, fügen sich die T8V wunderbar in meinen Raum ein und gefallen auch dem weiblichen Geschlecht, jedenfalls denen die ich so kenne (…) Akustisch hinterlassen auch hier die Berliner Schallwandler einen überaus positiven Eindruck und das nicht nur bei heftigen Basseinlangen, nein die T8V haben auch eine Portion Emotionen vom Entwickler mitbekommen, wenn auch die überaus neutrale Abstimmung diese etwas eingrenzt. Songs wie die unplugged Version von Brick by Brick von Katy Perry oder Temptation von Diana Krall zeichnen sich durch einen hohen Detailgrad aus. Feine Instrumente, ob das Gezupfe auf der Gitarre oder das zarte Stimmchen, alle Elemente werden sehr gut um Raum platziert und aufgelöst dargestellt. Dabei bleiben die Lautsprecher sehr entspannt, zeigen eine gekonnt weiche Seite bei der Wiedergabe, ohne anstrengend zu werden oder S-Laute überschwänglich abzubilden. Der Bassbereich bleibt leicht dominant wird aber sehr kontrolliert, heißt klar mit Struktur durchzogen an den Raum abgegeben und neigt nicht dazu das Klangbild durch wildes Wummern zu verwässern.
unseren Referenz OLED Panasonic HZW1004 mit 65 Zoll in die Zange genommen
Richtig Bock machen aber Klassiker wie Nuthin But A „G“Thang von Dr.Dre oder Sabotage von den Beastie Boys. Ich will jetzt nicht sagen andere Musik läge den T8V nicht, aber diese Musik liegt ihnen einfach mehr. Der Beat kommt saftig und bringt meinen Körper in Schwung und ich würde am liebsten meine alten Tanz-Skillz mal wieder auspacken, die Konsequenzen wie Zerrungen usw. halten mich aber zurück, Glück gehabt (…) Aber das Wippen sei mir auf meinem doch sehr bequemen Stuhl erlaubt. Die T8V und ich werden echt gute Freunde. Dazu kommen die überaus kraftvollen Endstufen die den Pegel ermöglichen, sodass selbst mein 32m² Raum mühelos beschallt wird und den Wunsch nach einem großen Standlautsprecher fasst überflüssig macht. Sicherlich ist ein 3-Wege-System, wo jeder Treiber seinen eigenen Frequenzbereich abarbeitet, etwas feiner in der Darstellung, aber der Tieftöner nimmt seinen Part bis um die 2600 Hertz wirklich ernst und liefert neben heftigen Bassattacken auch eine gute Stimmenwiedergabe, der „Kompromiss“, wenn er denn einer ist, ist gut gelungen. Sie machen einfach richtig Spaß und verhalten sich wie die Schweiz in Europa, neutral in der Klangwiedergabe. Ich hatte auch nie das Bedürfnis verspürt von der Klangregelung gebrauch zu machen, für mich war die Darstellung genau richtig abgestimmt, aber gut zu wissen, dass ggf. die Möglichkeit zur Nachjustierung besteht. Somit möchte ich das Kapitel „Klangcheck“ auch beenden und zum abschließenden Fazit kommen.
Wie hat mein Dad früher immer gesagt „Auch andere Mütter haben schöne Töchter“? Ja auch abseits der üblichen HiFi-Gemeinde gibt es auch Firmen mit fähigen Lautsprechern. Die Adam Audio T8V gehören jedenfalls in diese Kategorie und bringen vielen Qualitäten mit, die sie auch für den HiFi-Enthusiasten interessant machen. In ihrer Paradedisziplin als Nahfeldmonitor liefern sie, trotz geringem Abstand auf meinem Schreibtisch ein gutes Bühnenbild bzw. Stereobühne ab. Das war aufgrund der Historie von Adam Audio aber auch zu erwarten. Aber auch der Einsatz als Teil eines HiFi-Systems bspw. im Wohnzimmer ist denkbar, denn auch hier überzeugen die T8V auf ganzer Linie. Das der Bassbereich leicht überbetont agiert würde ich jetzt nicht negativ bewerten, denn zusammen mit dem potenten Hochtöner, der schön luftig zu Werke geht, ist das Klangbild homogen abgestimmt und zur Not hilft ja die Klangregelung auf der Rückseite. Dazu sehen sie auch schick aus und sind auch wertig verarbeitet. Das die T8V aus der professionellen Studiotechnik-Ecke kommen, wird dann aber spätestens auf der Rückseite klar. Hier ist man von der Flexibilität etwas eingeschränkt, denn digitale und kabellose Schnittstellen sucht man vergebens. Kein wirklich negativer Punkt in diesem Segment, nur sollte das dem Käufer vorher klar sein.
Kleiner Tipp: Mit einem ELAC Discovery Music Server hat man ein benutzerfreundliches und vorallem komplettes Musiksystem schnell zusammen, welches mit der ROON-Plattform und integrierten Streaming-Diensten sich rein auf digitale Medien konzentriert und kaum Wünsche offen lässt.
Betrachtet man alles zusammen, sind die Adam Audio T8V ein wirkliche Allzweckwaffe und bringen für einen Stückpreis von unter 300 Euro (teilweise schon für 265,- Euro erhältlich) eine Menge Lautsprecher und Verstärkerleistung mit. Perfekt für denjenigen der keinen Platz für viel Technik hat aber trotzdem etwas Leistungsstarkes für seinen audiophilen Anspruch sucht. Für mich haben sich Adam Audio T8V unsere Top-Produkt Auszeichnung redlich verdient.
Adam Audio T8V Studio Monitore