Test: JBL Tour One

jbl tour one newsMit dem JBL Tour One bewegt sich Audiospezialist mal etwas abseits der sonst üblichen Zielgruppe und fokussiert mit dem neuen Kopfhörer den Business-Bereich sowie Geschäftsreisende. Dafür steht ein adaptives Noise-Cancelling, welches auch ohne Bluetooth funktioniert und ein Sleep-Timer zur Verfügung. Ob dabei nicht die JBL-Tugenden verloren gingen, klärt das folgende Review.

 

 

Wie schon einleitend erwähnt, richtet sich der neue JBL Tour One an eine weitere Zielgruppe, die sich primär weniger um die Freizeitbeschallung dreht, sondern im B2B-Bereich einzuordnen ist. eben dem hier gezeigten Over-Ear-Kopfhörer Tour One, hat JBL im Juni noch den Tour Pro+, einen In-Ear-Kopfhörer vorgestellt. Beide Kopfhörer-Modelle fokussieren sich laut Hersteller speziell an Anwender, die sich im Business-Umfeld bewegen und viel Wert auf Kommunikation legen.

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Nachdem wir kürzlich den JBL Club One vorstellig hatten, war ich leicht enttäuscht als ich den Tour One das erste Mal in die Hand nahm. Wo der Club One noch bei den wichtigen Teilen auf metallische Baugruppen setzt, ist der Tour One auf den ersten Blick komplett aus Kunststoff gefertigt. Trotzdem wirkt der Kopfhörer wertig und besitzt beim näheren Hinsehen dann doch Echt-Metall-Elemente, auch wenn die eher kosmetischer Natur sind. Das mattschwarze Gehäuse der Ohrmuscheln, die Haltebügel und die Hochglanz-Akzente zusammen hinterlassen trotzdem einen soliden Eindruck. Das Kopfband mit dem großzügigen Verstellbereich ist aus Metall gefertigt und rastet in der gewünschten Position sicher ein. Dank der guten Polsterung auf dem Kopf und der angenehm weichen Ohrmuscheln, trägt sich der Tour One ausdauernd, ohne irgendwie störend zu wirken. Auch der Anpressdruck ist bei größeren Köpfen, wie meine eine ist, nicht zu stramm gewählt, sitzt sicher und drückt auch kaum. Leider kann man die Ohrpolster nicht einfach wechseln, gerade im Business-Bereich hätten die magnetisch einfach abnehmbaren Polster des Club One auch dem Tour One gutgestanden. Wie fast alle Over-Ear-Kopfhörer, hat der Tour One mit einer Hitzeentwicklung unter den Polstern, gerade in dieser Jahreszeit, zu kämpfen. Aber da er mehr als 100 Gramm weniger wiegt als der Club One auf die Waage bringt, ist das nicht ganz so stark ausgeprägt, da er etwas lockerer auf dem Kopf sitzt. Sport ist nach meiner Auffassung mit den Tour One nicht möglich, ohne danach den Kopfhörer trocknen zu müssen.

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Das Topmodell ist auf der technischen Seite mit einem Hi-Res-zertifizierten 40mm Treiber ausgestattet. Hi-Res ist natürlich eher ein Marketing-Slogan, die Bandbreite der Bluetooth-Verbindung ermöglicht solch eine hohe Bitrate schon gar nicht, hört sich aber im ersten Moment gut an und viele Hersteller werben mit diesem Buzz-Word. Wo ich gerade bei der kabellosen Schnittstelle bin, für die Audioübertragung ist ein Bluetooth-Modul in der Version 5.0 verantwortlich, ohne höher auflösende Codecs wie aptX-HD oder LDAC, was die HiRes-Zertifizierung fast gegen absurdum führt, aber ich will nicht weiter darauf herumreiten. Wer den Kopfhörer mittels Kabel nutzen möchte, dem packt JBL immerhin eine entsprechende Strippe mit ins Paket, einfachste Ausführung und gedacht, um bei leerem Akku trotzdem Musik im passiven Zustand weiter hören zu können. Zusammen mit der SilentNow-Funktion, die das Noise Cancelling auch ohne Bluetooth-Zuspielung ermöglicht, könnte der Kopfhörer auch so an wertigen DACs betrieben werden.

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Noise Cancelling ist das nächste Stichwort, welches ich aufgreifen möchte. JBL spricht hier von echtem adaptiven Noise Cancelling, welches in Echtzeit die Umgebung analysiert und den Wirkungsgrad darauf anpasst. Zusammen mit der 4-Mikro-Technologie, sollen klar verständliche Video-Meetings oder Telefonate möglich sein. Zwei Mikrofone, eins auf jeder Seite, sind für die Sprachaufnahme zuständig, zwei weitere Beamforming-Mikros sorgen für die Unterdrückung von Echos oder Umgebungsgeräusche. Das funktioniert in der Praxis auch wirklich gut. Ich wurde beim Fahrradfahren oder beim Spaziergang an einer befahrenden Straße immer gut verstanden und es drangen wenig Umgebungsgeräusche zum Gegenüber durch. Hier schlägt sich der Tour One deutlich besser als der Club One und somit die Anforderungen der Zielgruppe erfüllt. Wie man es von JBL Over-Ear-Modellen gewohnt ist, liegt auch dem Tour One ein Transport-Case bei, welches mit der melierten Stoffoberfläche, der außen angebrachten Netztasche und praktischen Schlaufen einen überzeugenden Eindruck hinterlässt. Passend und absolut stimmig für die anvisierte Zielgruppe. Wie beim Club One, muss auch der Tour One beim Transport im schicken Case dafür eingeklappt werden, aber nur auf einer Seite.

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Mit 50 Stunden Akkulaufzeit ohne ANC oder 25 Stunden mit aktivierten ANC legt der Tour One zum Club One nochmal eine Schippe drauf. Im Alltag kam ich den Herstellerangaben auch nah und so war mit aktiviertem ANC bei ca. 70% Lautstärke nach 23 Stunden Schluss. Über die moderne USB-C-Schnittstelle ist der Kopfhörer auch wieder schnell einsatzbereit und nach zwei Stunden wieder voll im Saft bzw. nach 15 Minuten Ladezeit waren fast 4 Stunden wieder möglich.


Praxis- und Klangcheck

Beim Noise Cancelling überrascht der Tour One nicht, sondern liefert bewährtes was man so schon vom Club One kennt. Zu der physischen Abschirmung eines Over-Ear-Kopfhörers gesellt sich eine effektive, aktive Geräuschunterdrückung. So werden monotone Geräusche auf Bahnhöfen, beim Bahnfahren oder einer Autobahn gut gefiltert und man kann konzentriert dem Telefongespräch lauschen oder der zugespielten Musik. Auch hier wieder der Hinweis: Bei der Teilnahme am Straßenverkehr sollte man die Ambient Aware Funktion nutzen, welche Umgebungsgeräusche in das Innere durchleitet, denn mit aktivierten ANC nimmt man so gut wie nichts mehr aus dem Umfeld war. Auch wenn es etwas befremdlich wirkt, mit aufgesetztem Kopfhörer sind dank der Funktionen Talk-Thru oder Ambient Aware auch Gespräche mit seinen Mitmenschen möglich.

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Die Einrichtung gestaltet sich, wie bei allen aktuellen Bluetooth-Geräten, sehr einfach. Kopfhörer einschalten und schon meldet sich auf dem Android-Smartphone der Google Assistent, dass er einen neuen Kopfhörer gefunden hat. Voraussetzung ist natürlich, dass der Google Assistent installiert ist. Wer lieber Amazons Alexa als Sprachassistenten nutzen möchte, muss auch hier nur die App vorher installiert haben und dann den Kopfhörer unter Einstellungen konfigurieren. Zusätzlich bietet JBL eine App für den Kopfhörer an, die den anderen JBL Modelle größtenteils ähnelt.


Wo der Club One noch mit der PersoniFi-Funktion als Neuheit um die Ecke kam, verzichtet man beim Tour One darauf und bringt als „Highlight“ einen Sleep-Timer in der App unter. So kann das Kopfhörer nach einer bestimmten Zeit sich automatisch ausschalten. Zusammen mit der SilentNow-Funktion, lässt sich so die Ruhe einer aktiven Geräuschunterdrückung mit dem Sleep-Timer, zum Beispilel als Einschlafhilfe auf einer langen Zugreise mit kombinieren. Aber auch das entspannte Aufwachen geht mit dem Kopfhörer, in dem ein Alarm in der App hinterlegt wird. Praktisch ist die automatische Wiedergabe bzw. Pause-Funktion. Sobald der Kopfhörer abgenommen wird, stoppt die Musikwiedergabe und startet selbständig, wenn der Kopfhörer wieder aufgesetzt wird. Möchte man dies manuell machen, tippt man auf die rechte Ohrmuschel, die ist nämlich berührungsempfindlich. Darüber lassen sich mit aufgelegtem Finger durch das Ambient-Aware und das Noise Cancelling navigieren und auch die Musik gestoppt, übersprungen oder ein Telefonanruf angenommen werden.

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Für die Lautstärke und die Aktivierung des Sprachassistenten hat JBL an den Ohrmuscheln physische Tasten untergebracht. Beim Thema Google Assistant Schnittstelle möchte ich an dieser Stelle auf unseren kürzlich erschienenen JBL Live Pro+ Artikel verweisen, wo ich explizit auf die Möglichkeiten eingehe. Auf der klanglichen Ebene liefert der JBL Tour One, wie schon beim Noise Cancelling, überwiegend bekanntes ab. So klingt der Tour One und Club One sehr ähnlich und bringt die JBL Gene auch gut zur Geltung, versüßt den Alltag gekonnt. Gekoppelt mit unserem Huawei P30 Pro und bewaffnet mit diversen Zugängen an Streaming-Diensten, zeigt der JBL wozu er in der Lage ist. Auch wenn die Bluetooth-Schnittstelle „begrenzt“ ist, reicht es locker um unterwegs seine Lieblingsmusik in einer ansprechenden, audiophilen Umgebung zu genießen. Gerade Alben wie von London Grammar, Gregory Porter oder The White Buffalo profitieren von der guten Auflösung des Treibers. Details sind prägnant abgebildet, nicht zu spitz, sondern zwar fein, aber sanft abgebildet. So das auch nach Stunden des Hörens das Ohr vor Anstrengung nicht nach einer Pause schreit. 

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Bei der Stimmenwiedergabe habe ich auch nichts zu meckern, diese ist sehr deutlich, was auch der Sprachverständlichkeit beim Telefonieren zugutekommt, aber eben auch Künstler direkt an ihrer Stimmenfarbe identifiziert. Zusammen mit dem dynamischen Bass, der positiv auffällt, weil er eben nicht auffällt, ist in Summe sehr gefällig. Er spielt sich nicht in den Vordergrund, ist aber kraftvoll vorhanden und zeitkorrekt unterwegs. Im Gegensatz vieler anderer Hersteller auch nicht übertrieben abgestimmt oder möchte gar irgendwelche Schwächen überspielen. JBL ist der Spagat zwischen guter Detailwiedergabe und weniger spitzen Tönen gelungen und kombiniert das mit einem saftigen Tiefton und deutlicher Stimmenwiedergabe, sodass neben dem oder die Geschäftsreisenden auch Musikbegeisterte auf ihre Kosten kommen.


 

 

Fazit

Ja der JBL Tour One Over-Ear Kopfhörer ist für sich gestellt ein Top Kopfhörer mit vielen Qualitäten. Neben einer soliden Verarbeitungsqualität, exzellenten Sprachqualität und ausdauernden Akkulaufzeit, überzeugen auch die klanglichen Qualitäten wie auch das Noise Cancelling. Klingt alles wunderbar und eigentlich könnte man damit das Fazit schließen, wäre da nicht der Club One aus gleichem Hause. 

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Dieser ist schon so deutlich (um die 230,- Euro) unter der UVP von 349,- Euro gerutscht, dass der Tour One mit seinen noch stabilen 299,- Euro (Stand: Juli/2021) im direkten Vergleich zu teuer erscheint. Sicherlich ist der Tour One leichter und besser in der Sprachqualität bzw. Verständlichkeit. Aber der Club One ist deutlich wertiger in seiner Verarbeitung, bringt hochwertigere Kabel für den stationären Betrieb mit, magnetisch leicht austauschbare Ohrpolster unterstreichen die Langlebigkeit und die gleichen klanglichen Qualitäten bzw. das ähnlich effektive Noise Cancelling machen es dem Tour One unnötig schwer. Das macht den Tour One zu keiner schlechten Wahl, keinesfalls. Wer den praktischen Sleeptimer bzw. die Alarmfunktion und die bessere Gesprächsqualität zwingend bevorzugt, sollte zum Tour One greifen. Ggf, wird auch hier der Preis noch etwas nachgeben und das Produkt am Ende nochmals attraktiver. Erhältlich ist der Kopfhörer u.a. auch bei Amazon.

Ich kann dem JBL Tour One eine klare Kaufempfehlung aussprechen, wenn der Fokus bei den aufgezählten Punkten sitzt.

 

JBL Tour One

perfekter Spielparter für alle die viel unterwegs sind und ihre Ruhe haben wollen, 19.07.2021
Pro
  • solide Verarbeitung / angenehmes Gewicht
  • schickes Transportcase
  • hoher Tragekomfort / Bedienung
  • gute Akkulaufzeit / schnelle Ladezeit
  • hilfreicher Google Assistent bzw. Amazon Alexa
  • gute Sprachqualität 
  • Geräuschunterdrückung bei Telefonaten
  • App-Bedienung / Equalizer
  • effektives Noise Cancelling
  • NC auch ohne Bluetooth nutzbar
  • Ambient Aware / TalkThru
  • praktischer Sleep-Timer / Weckfunktion
  • homogenes Klangbild / dynamisch / kraftvoll
  • Bass auch bei hohen Pegeln kontrolliert
Contra
  • größtenteils Kunststoff
  • Ohrpolster nicht abnehmbar
Elac Debut Reference Serie 1k

 

jbl tour one award

 

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