Mit den Huawei FreeBuds 4i schauen wir uns heute das zweite Modell aus dem Kopfhörer-Segment der chinesischen Firma an. Mit einer Akkulaufzeit von bis zu 10 Stunden, aktiver Geräuschunterdrückung und guter Klangwiedergabe wollen die FreeBuds 4i punkten. Ob das gelingt, klären die folgenden Seiten.
Die hier vorgestellten Free Buds 4i zeigen die Version in „Carbon Black“, wem das zu dunkel ist der kann die Kopfhörer auch in den Farben „Ceramic White“ und „Rot“ erwerben. Untergebracht sind die FreeBuds 4i in einem Gehäuse aus einfachem Kunststoff, welches eine hochglänzende Oberfläche besitzt, sicherlich nicht unbedingt die perfekte Wahl, Thema Fingerabdrücke. Im Gegensatz zu den FreeBuds Pro (zum Testbericht), ist die Ladeschale etwas einfacher gehalten, zwar solide, aber die glatte Oberfläche am Gehäuse ist etwas „glitschig“ im täglichen Umgang. Dazu kommt auch, dass das Entnehmen der Ohrhörer sich schwierig gestaltet, weil die Oberfläche genauso glatt gehalten ist und die Position im Gehäuse ungünstig, um die In-Ears richtig greifen zu können. Aber genug gemeckert, wem das Ladecase optisch nicht zusagt, kann sich kostenlos weitere Schutzhüllen mitbestellen.
Wo wir gerade beim Laden wären. Huawei hat den In-Ears einen Akku mit einer Kapazität von 55mAh verpasst, die Ladeschale kommt mit 215mAh Ladestrom. Zusammen soll das bis zu 22 Stunden Laufzeit ermöglichen. Huawei gibt bei vollgeladenen In-Ears eine Laufzeit von bis zu 10 Stunden an, ohne ANC. In der Praxis habe ich mit aktivierten ANC und 60-70%iger Lautstärke um die 5-6 Stunden erreicht. Völlig ausreichend in dieser Klasse. Aufgeladen werden die FreeBuds 4i bzw. deren Ladeschale über einen aktuellen USB-C-Stecker, ein Kabel liegt dem Lieferumfang mit bei. Um einen sicheren Halt zu gewährleisten, liegen den Kopfhörern Silikonstöpsel bei, die sich einfach austauschen lassen. Vorhanden sind die Größen S, M und L, Größe M ist vom Werk aus vormontiert. So gewährleistet Huawei, das für jedes Ohr das Richtige dabei ist.
Für die Audiowiedergabe ist ein dynamischer 10-Millimeter-Treiber Verantwortlich. Huawei beschreibt ihn selbst als Polymer-Verbundmembran. Wie schon bei den FreeBuds Pro, kommt auch bei den 4i das aktuelle Bluetooth 5.2 zum Einsatz. Somit sollen sich die Kopfhörer auch für eine Nutzung mittels eines Smart TVs eignen. An meinem Panasonic OLED HZW1004 funktionierte das perfekt und zwischen Bild und Ton war kein Delay zu bemerken.
Für das Telefonieren mit den Ohrhörern wurde ein Dual-Mikrofon-System in den In-Ears untergebracht, wovon eines für die Reduzierung der Windgeräusche agiert, das andere für eine gute Sprachverständlichkeit sorgen soll. Das funktioniert im Alltag auch gut, wo die FreeBuds Pro bei hohen Windgeräuschen und aktivierten ANC noch so ihre Probleme haben, sie fangen an zu brummen, machen die FreeBuds 4i das deutlich besser. Auch viel Wind ist bei einer Unterhaltung kein Problem, jedenfalls nicht für denjenigen der die Hörer trägt.
Bei der Einrichtung überzeugen auch die FreeBuds 4i durch eine problemlose Kopplung und schnellen Verfügbarkeit. Dafür steht an der Seite der Ladeschale ein fast unsichtbarer Paring-Button bereit. Aufgrund des aktuellen Huawei-USA-Konfliktes steht im Playstore von Google nicht die aktuelle Version von Huaweis AI-Life-App bereit. Diese muss aus dem hauseigenen Store „Huawei App-Gallery“ geladen werden, denn sie wird zwingend benötigt, um den vollen Funktionsumfang der Kopfhörer nutzen zu können. Beim ersten Start muss man diversen Datennutzungsrichtlinien zustimmen. Auch die Standortabfrage ist mit der Bluetooth-Nutzung unumgänglich verknüpft.
Ob Huawei und der entsprechende chinesische Apparat dahinter jetzt da mehr oder weniger „spioniert“ als Google, Apple oder Amazon es bereits machen, möchte ich an dieser Stelle nicht bewerten. Dem Nutzer bleibt nur die Wahl, wem gebe ich meine Daten. Die App ist schon bekannt von den FreeBuds Pro, aber ist etwas „kastriert“ in ihrem Funktionsumfang. So fehlt u.a. die Gehörgang-Messung, das Noise-Cancelling lässt sich nur ein- bzw- ausschalten, bei den FreeBuds Pro war bzw. ist zusätzlich noch die Intensität regelbar. Sonst gleich sich die App und sollte auf den Bildern selbsterklärend rüberkommen.
Größenvergleich: links Huawei FreeBuds Pro - rechts Huawei FreeBuds 4i
Beim Noise-Cancelling agieren die FreeBuds 4i nicht ganz so effektiv wie die FreeBuds Pro, filtern aber dennoch monotone Geräusche wie Straßenrauschen, den Geschirrspüler oder das Brummen eines PCs in der Nähe heraus. Für eine Unterhaltung nutzt man den Aufmerksamkeit-Modus, welcher die Außengeräusche durchleitet. Dieser ist auch nutzbar, wenn man zum Beispiel mit auf dem Fahrrad die Umgebungsgeräusche wahrnehmen möchte, aber auf Musik nicht verzichten kann. Komplett abgeschirmt kann es schnell brenzlig werden. Für die Steuerung stehen am rechten und linken Ohrstöpsel berührungsempfindliche Oberflächen zur Verfügung. Die Gesten können in der App an die eigenen Vorlieben angepasst werden. Das kann im Alltag etwas fummelig werden, denn wenn man die Ohrhörer zurecht rückt, löst man teilweise auch Funktionen aus, aber auch das ist nach einer gewissen Eingewöhnungszeit ein Kinderspiel. Die Stimme der Kopfhörer, welche den aktuellen Status wie zum Beispiel „Awareness“ akustisch bestätigt, hilft dabei.
Bei der Klangqualität können die FreeBuds 4i, wie schon die Pro, mit einem sehr ausgewogenen Klang punkten. Die kleinen Sticks liefern ein gutes Auflösungsvermögen, sind präsent im Bassbereich, zwar nicht so wie bspw. die JBL Live Pro+ (zum Testbericht), aber schon knackig unterwegs. Bei Long Tailed Winter Bird von Paul McCartney sind die Gitarren fast greifbar, sodass ich jedes Gezupfe und Seiten-Gestreichel wahrnehmen konnte. Auch Katy Perrys MTV Unplugged Album spiegelt diesen detailverliebten Charakter wider und zeigt auch auf, dass die FreeBuds 4i es verstehen ein räumliches Bühnenbild zu erschaffen. Für einen Kopfhörer nicht einfach aber die In-Ears machen ihre Sache gut. Man kann sich die Künstlerin richtig vorstellen, wie sie mit ihrer Akustikgitarre im Anschlag auf der Bühne steht (...)
Aber nicht nur für die leichten Gemüter sind die FreeBuds 4i geeignet, auch kraftvolle Stücke aus der Elektroecke werden dynamisch präsentiert und mit dem nötigen Nachdruck abgebildet, was Tracks wie Ne Viden von Scann-Tec unter Beweis stellen. Der Tieftonbereich ist gut angedickt und bleibt auch bei hohen Lautstärken kontrolliert. Hier überzeugt nicht ein „Wummern“, sondern der sitzende Beat, welcher Kontur und Druck besitzt, ohne dabei undeutlich zu werden. Die In-Ears können gefühlvoll wie auch Spaß machen, verlieren sich nicht in bestimmte Bereiche des Frequenzbands, sondern agieren homogen abgestimmt. Es spielt keine Rolle, für welches Musikgenre man sich entscheidet, musikalisch sollte jeder auf seine Kosten kommen.
Mit den FreeBuds 4i ergänzt Huawei die eigene Produktlinie um ein weiteres Modell, welches sich in der Mittelklasse ansiedelt. Eine gute Verarbeitungsqualität und eine ausreichende Akkulaufzeit mitbringt. Das effektive Noise Cancelling und die guten musikalischen Fähigkeiten sprechen ebenfalls für das Modell. Dazu gesellt sich eine praktische App, die zwar nicht viel an Einstellmöglichkeiten bietet, aber dem Kopfhörer bei der Konfiguration gekonnt unter die Arme greift.
Auch wenn die Verarbeitungsqualität überzeugt, gestaltet die Hochglanz-Oberfläche der Ladeschale und die eng eingesetzten In-Ears den täglichen Umgang etwas fummelig. Auch eine IPX-Zertifizierung fehlt, sodass sportliche Aktivitäten mit eingesetzten Ohrhörern nicht ernsthaft möglich sind.
Mit 89,- Euro sind die Huawei FreeBuds 4i für die Kombination guter Klang mit effektivem Noise Cancelling fair bezahlt. Die FreeBuds Pro sind zwar in allen Belangen etwas besser unterwegs, aber auch fast doppelt so teuer. Kaufen kann man die neuesten Modelle u.a. direkt bei Amazon.
Huawei FreeBuds 4i