Test: Vocomo Amp-1 blue

Vocomo AMP 1 blue newsMit dem Vocomo Amp-1 blue begrüßen wir eine etwas andere Art eines Verstärkers in unserer Redaktion. Denn dieser kann einen passiven Lautsprecher bzw. ein passives Pärchen antreiben und mit einer Wireless-Schnittstelle nachrüsten. All das mit Abmessungen eines Gerätes im Hosentaschenformat (...). Alles zum Verstärker könnt ihr auf den folgenden Seiten nachlesen.

 

 

Das potente Verstärker und Endstufen dank effizienter Verstärkertechnologien immer kleiner werden, ist uns mit dem Nubert nuConnect ampX und den XTZ Edge Endstufen schon aufgefallen. Aber die noch unbekannte Firma Vocomo aus Neubiberg im Süden Deutschlands setzt dem, mit ihrem Amp-1 blue, jetzt die Krone auf. Ein 80 Gramm Verstärker im Hosentaschenformat, der mittels Klettband rückseitig am Lautsprecher seinen Platz findet, um die 36 Watt Musikleistung bereitstellt und den passiven Lautsprecher um eine Wireless-Schnittstelle nachrüstet. Das hört sich im ersten Moment zu gut an?! Dachten wir uns auch und haben mal ein Stereo-Setup für eine genauere Untersuchung angefordert. 

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Wenn man als Redakteur einen neuen Verstärker erwartet, ist man auf einiges vorbereitet. Ein keuchender Postbote, Umverpackungen die in ihren Dimensionen nach Kühlschränken aussehen und oft auch ein Gewicht mitbringen, welches man eigentlich nur in Fitnessstudios beim Bodybuilding bewegt. Okay leicht überspitzt formuliert, aber 30-40 Kilogramm sind da keine Seltenheit. Jetzt drückte mir der Postbote zwei Päckchen in die Hand, die auch so in meine Jackentasche gepasst hätten - als Absender war die Firma Vocomo verzeichnet. Ich wusste, dass ich Post von Vocomo bekomme, aber diese kleinen Schachteln hatte ich so nicht erwartet und somit steigerten sich meine Erwartungen. Ausgepackt liegt dann ein kleines schwarzes Kästchen vor einem, nicht besonders hübsch aber durchaus wertig in seiner Verarbeitung, mit dabei ein Anschlusskabel für den Lautsprecher in guter Qualität sowie das entsprechende Netzteil und die Anleitung in einfacher Papierform. Alles erstmal sehr unspektakulär, aber zweckdienlich, schließlich soll dieser kleine „Kasten“ hinter dem Lautsprecher später verschwinden und somit ist der ihm verpasste „Anzug“ unerheblich. 

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Mehr kann und muss man auch aus optischer Sicht nicht zum kleinen Verstärker sagen. Bei der Technik setzt man auf einen Class-D Verstärker mit 36 Watt, was für einen ausgewachsenen Regallautsprecher grundsätzlich reichen sollte. Für die Konnektivität stehen Bluetooth in der aktuellsten 5.0 Version mit aptX zur Verfügung, dazu gesellen sich zwei analoge Schnittstellen, ein AUX-Eingang und ein Subwoofer-Ausgang. Zusätzlich ist am Vocomo Amp-1 blue eine Antenne angebracht, welches das Bluetooth-Signal und die Verbindung untereinander sicherstellen soll.

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Leider lässt sich das Gehäuse nur schwer öffnen, da es verklebt wurde, aber was tun wir nicht alles für unsere Leser (…) Im Inneren findet man eine übersichtliche Platine wieder, die mit einem Texas Instrument TPA3130 Class-D Verstärker ausgestattet ist, der laut Hersteller zweimal 15 Watt bei 8 Ohm liefern können soll. Genau kann das hier nachgelesen werden: Link Texas Instruments. Vocomo gibt eine Leistungsausbeute von 36 Watt an, was nach einer Monoauslegung aussieht, aber so einfach lässt sich die Leistung eines Verstärkers nicht verdoppeln oder doch? Auf Nachfrage beim Hersteller haben wir von Herrn Terschluse (Mitentwickler) folgende Antwort erhalten:

Die Leistungsangaben im TI Datenblatt verstehen sich immer für das jeweilige Applikationsbeispiel. Im Fall vom TPA3130 also 2x15W (30W Mono) an 8 Ohm bei 15V Versorgungsspannung und 1-lagiger Platine ohne Kühlkörper. Da wir den Baustein bei 24V auf einer 2-lagigen Platine betreiben, erzielt er in unserer Applikation eine höhere Leistung, die aufgrund der besseren Wärmeabfuhr auch dauerhaft geliefert werden kann. Theoretisch wären damit sogar 2x30W (60W Mono) an 8Ohm möglich. Mit der Wärmeabfuhr wäre der TPA3130 aber auf Dauer auch auf dem 2-Lagen Board überfordert, so dass wir die maximale Dauerleistung durch das Netzteil auf 36W begrenzt haben (24V, 1.5A). Die 24V Versorgung verbessert aber dennoch den kurzzeitigen Signalhub, was sich direkt auf den Klang bei Dynamikspitzen auswirkt.

Der Bluetooth Adapter kommt von Qualcomm, um genau zu sein ist es der CSRA64215, der aber laut Datenblatt nur Bluetooth 4.2 mit aptX Codec unterstützt. Mit Hilfe eines Firmware Update (laut Vocomo) gibt dieser aber die beworbene Bluetooth 5.0 Funktionalität frei. Viel Text für solch ein kleines Gerät und bevor es ausartet, komme ich jetzt endlich zum praktischen Teil (...)


 

Praxischeck 

Die Einrichtung ist denkbar einfach. Man nutzt die beiliegenden Klett-Klebestreifen um den Verstärker auf die Rückseite seines bzw. seiner Lautsprecher zu befestigen. Sollte man eine hochwertige Lackoberfläche vorfinden, wird dies sicherlich Überwindung kosten, aber Klebereste sind bei richtiger Behandlung immer restlos entfernbar, also keine Panik. In meinem Fall wurde der Verstärker an die ELAC BS 312 befestigt, die glücklicherweise auf ihrem Typenschild eine Schutzfolie besitzen, die ich dafür "missbrauchte" (…) Beide Lautsprecher mit dem Vocomo Amp-1 blue verbunden und schon geht es mit dem Koppeln los. Übrigens, wem das beiliegende Kabel mit den 1,25m zu lang ist, der kann es natürlich einfach kürzen. Vocomo hat diese Länge gewählt, um Nutzern auch bei Standlautsprechern genügend Spielraum zu bieten.

Da wir über ein Stereo-Setup verfügen, der Verstärker ist auch einzeln erhältlich, empfiehlt Vocomo das Modell mit der höheren Seriennummer am linken Kanal zu nutzen, da somit das System bei der „True-Wireless-Stereo“ Verbindung direkt weiß, welcher Lautsprecher wo steht. Man kann diesen Kanalwechsel aber auch nachträglich am Verstärker selbst ändern, in dem man die Taste zweimal am kurz hintereinander drückt und auf die Bestätigungslaute hört.

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Wo wir schon beim Thema sind. Die Steuerung und Einstellungen erfolgen grundsätzlich über den einen kleinen Knopf am Verstärker und wird durch Drückfolgen und Bestätigungstöne realisiert. Hört sich im ersten Moment kompliziert an und sieht in der Anleitung auch nach einem „Ich drücke Tasten in einer Reihenfolge Studium“ aus, aber soviel muss man in der Realität gar nicht einstellen. Einmal miteinander verbunden erkennen die Lautsprecher das bei jedem Einschalten automatisch und die Lautstärke selbst regelt man am Zuspieler wie Smartphone oder dem angeschlossenen Gerät am AUX-Eingang. Das sollte man vorher eben bedenken, denn eine dauerhafte Lautstärkeregelung am Verstärker selbst wird auf Dauer wenig Spaß machen. Hier soll in Zukunft eine APP Abhilfe schaffen, wann genau diese erscheint konnte man uns noch nicht sagen. 

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Wie schon erwähnt waren die ELAC BS 312 die Auserwählten, um dem Vocomo Amp-1 blue auf den Zahn zu fühlen. Die beiden Kraftpakete erfordern trotz ihrer kompakten Abmessungen einen guten Verstärker um ansprechend aufspielen zu können und verzeihen auch keine schlechte Zuspielung des Quellmaterials, dafür löst der JET 5 Hochtöner zu präzise auf. Somit die perfekten Schallwandler, um eventuelle Schwächen direkt akustisch aufzuzeigen. Aber soviel zu meckern habe ich überhaupt nicht gefunden bei der Wiedergabe. Die Klangqualität ist gut, über Bluetooth reicht der aptX-Codec locker, um sich seiner Musik ansprechend zu erfreuen. Dafür spricht eine ausgeprägte Dynamik, das gute Auflösungsvermögen, die homogene Abstimmung und die möglichen Pegel. Die zur Verfügung stehende Leistung reicht locker um ein Zimmer mit bis zu 25m² entsprechend zu beschallen und das auch über Zimmerlautstärke. Habe ich ehrlich gesagt so nicht erwartet, schon gar nicht in diesem Preisgefüge.

Gleiches gilt für zugespielte Audiosignale am AUX-Eingang, der dazu noch mit einem sehr geringen Grundrauschen überzeugt, welches über Bluetooth minimal ausgeprägter ist. Aber grundsätzlich bieten die kleinen Verstärkermodule eine wirklich beeindruckende Leistungsentfaltung, bei guter und stimmiger Klangkultur. Ein audiophiles HiFi-Gespann mit echten HiRes-Qualitäten sollte man jetzt nicht erwarten, dafür fehlt es dem Bluetooth-Modul und dem AUX-Eingang auch etwas an Bandbreite, aber jeder der Musik erleben möchte und nicht analysieren will sollte hier auf seine Kosten kommen.

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Dazu kommt die stabile Verbindung der beiden Module untereinander, die in meinem Praxistest kaum Probleme machte. Vocomo gibt in ihrer Anleitung den Hinweis mit auf den Weg: „Stellen sie beim … sicher, dass die Antennen der beiden Amps eine sichtbare (elektromagnetische) Sichtverbindung haben.“ Wenn man diesen Hinweis befolgt, liefert das Stereo-Setup dauerhaft eine stabile Audioverbindung und man kann sich einfach 4-5 Stunden berieseln lassen ohne Aussetzer oder störende Nebengeräusche zu vernehmen. Positiv überrascht hat uns auch die Reichweite des Stereo-Setups, welche Vocomo True-Wireless-Stereo schimpft, auf die gleiche Technik wie aktuelle True-Wireless-Kopfhörer zurückgreift, nur eben verstärkt, und Abstände von 6-7 Meter locker wegsteckt. Was im Umkehrschluss den Einsatzbereich bei einer Stereonutzung sehr flexibel gestaltet. 

Minimal anfällig ist die kabellose Verbindung zwischen beiden Geräten aber dennoch. Denn wenn ein weiteres Handy meinen Redaktionsraum "besuchte", ich vermutete es liegt am aktiven Bluetooth-Signal, es ist aber die WLAN-Schnittstelle die bei 2,4GHz "Ärger" machen kann und sich dieses Gerät in der Nähe des Verstärkers befindet, kann es schon mal zu kurzen Aussetzern kommen. Diese lassen sich aber nicht genau reproduzieren und treten auch nicht immer bzw. selten auf. Der Hersteller spricht diese Problematik auch in der eigenen Bedienungsnleitung deutlich an und empfiehlt die eingebundenen WLAN-Geräte nur im 5 GHz Bereich zu betreiben. Der Großteil meines Praxistests war aber die Verbindung zwischen Zuspieler via Bluetooth und auch zwischen den beiden Verstärkern stabil, so gab bzw. gibt es keinen Grund für irgendwelche Beanstandungen. Der Stromverbrauch im Standby liegt pro Verstärkermodul bei 1,5 Watt, was für „keine Nutzung“ recht hoch ausfällt, dafür ist das System jederzeit einsatzbereit. Dafür liegt im ausgeschalteten Zustand kein Strom an und das Gerät ist somit auch wirklich aus. Damit sollte ich dann auch alles beleuchtet haben und komme zu meiner abschließenden Beurteilung.


 

Fazit

Die Idee passive Lautsprecher, die eventuell noch von einem alten System übrig geblieben sind oder ausrangiert irgendwo in den persönlichen Katakomben ihr Dasein fristen, in einen smarten Lautsprecher zu verwandeln, ist nicht nur ein wirklich praktischer Ansatz, sondern auch in Zeiten einer Wegwerfgesellschaft der richtige Weg für eine sinnvolle Wiederverwertung. Die Umsetzung ist auch kinderleicht realisiert, Klettstreifen sorgen dafür, das der knapp 80 Gramm leichte Verstärker an jedem Regallautsprecher oder sogar Standlautsprecher seinen Platz findet. 

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Dazu kommt das Verstärkersegment, welches mit seiner Class-D Endstufe eine überraschend gute Leistungsentfaltung liefert und auch Räume mit 20-25m² gut beschallen kann, trotz des Hosentaschenformats. Positiv ist auch die ausgewogene und dynamische Klangqualität hervorzuheben, die mit einem gutem Auflösungsvermögen überzeugt und auch bei hohen Lautstärken sicher agiert. Abgerundet wird das Ganze von einer größtenteils stabilen kabellosen Stereo-Verbindung und der 5.0 Bluetooth-Schnittstelle, welche den Vocomo Amp-1 blue wirklich universal einsetzbar macht. Die Steuerung selbst ist über den Mini-Schalter etwas umständlich, aber bei richtiger Nutzung wird dieser nur bei der Ersteinrichtung benötigt und die „Kritik“ ist somit eher als Hinweis zu verstehen. Vocomo arbeitet aktuell auch an einer App, die notwendige API ist in allen ausgelieferten Amp-1 blue schon implemtiert, aber auf einen genauen Termin lies sich niemand festnageln. Die Entwicklung ist auch am Verkaufserfolg des Verstärkers gekoppelt, es muss sich auch rentieren.  

Sicherlich ist das Set nichts für Freunde mit Aluhüten oder HiRes-Enthusiasten, die jedes Hertzchen hören, dafür funkt es zuviel und ist eben in seiner Bandbreite limitiert. Aber mit einem Stückpreis von 79,- Euro (149,- Paarpreis) ist dieses praktische Tool mehr als fair bezahlt und wer auf der Suche nach einem Modul ist, um die eigenen Lautsprecher um smarte Funktionen zu erweitern oder einem alten Lautsprechern neues Leben einzuhauchen, sollte sich das Produkt ernsthaft genauer anschauen. Ob einen kleinen Lautsprecher in der Küche für seinen TIDAL-Stream, ein Stereo-Setup an kabelunfreudlichen Orten oder den vorhandene Speaker mit Sprachassistenten mit Klangfülle durch größere Schallwandler aufrüsten, die Einsatzmöglichkeiten sind denkbar endlos und wir kommen nicht drum herum dem Vocomo Amp-1 blue eine Kaufempfehlung auszusprechen. Kaufen kann man das Set im Übrigen auch bei Amazon.

 

Vocomo Amp-1 blue

Mini-Verstärker um Lautsprecher mit sinnvollen Aufgaben wieder zu betrauen, 01.03.2020
Pro
  • gute Verarbeitung / wertiges Lautsprecherkabel
  • kompakte Maße
  • Verstärker mit guter Leistungsentfaltung
  • kabellose und kabelgebundene Schnittstellen
  • stabile Stereo-Verbindung (True-Wireless-Stereo)
  • viele Einsatzmöglichkeiten denkbar
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • Steuerung am Verstärker
Elac Navis ARB 51 01k

  

Vocomo amp 1 blue Award

 

 

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