Kopfhörer

Test: beyerdynamic Amiron wireless

 

Touch-Oberfläche

Für die Steuerung am Kopfhörer selbst, setzt man auch beim Amiron auf eine Touchoberfläche, die auf der rechten Ohrmuschel untergebracht wurde. Wischbewegungen auf dieser Oberfläche werden in einfache Befehle, wie „Lautstärke runter“ oder „nächster Titel“ umgesetzt. Wer länger den Finger auf dieser Oberfläche belässt, kann auch Assistenzsysteme wie Google oder Siri aktivieren. In unserem Testzeitraum wurden 99% der Bewegungen korrekt erkannt und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit geht diese Art der Steuerung in Fleisch und Blut über und erleichtert die Bedienung im Alltag.

 

Akkulaufzeit

Wie schon beim Aventho, pflanzt man dem Amiron einen 1050 mAh großen Akku ein, der eine Laufzeit von bis zu 30 Stunden ermöglichen soll. In der Praxis erreichten wir bei mittlerer Lautstärke um die 23 – 24 Stunden Laufzeit, was einen guten Wert darstellt, auch wenn es etwas abseits der Herstellerangaben liegt. Ist der Kopfhörer mal leer, dauert das Betanken etwas über zwei Stunden und sollte keine Steckdose in der Nähe sein, liegt dem Lieferumfang ein Klinkekabel bei, um den Musikgenuss fortführen zu können.

 

Praxistest

Die Einrichtung des Kopfhörers mit Hilfe der MIY App ist schnell erledigt. App starten und mittels Bluetooth den Kopfhörer mit dem smarten Gerät koppeln. Die Verbindung wird in unserem Fall über Bluetooth mit aptX HD eingegangen, da das verwendete Sony Xperia XZ Premium dieses Feature mitbringt. Miteinander verbunden gibt die App auch ihre ganzen Funktionen frei. Negativ stößt hier nur die Standortabfrage auf, da sie weder mit den einzelnen Funktionen, noch mit dem Nutzen des Kopfhörers zu erklären ist. Man muss dieser aber zustimmen, da sonst die App ihren Dienst quittiert.

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Wie schon beim Aventho Wireless ausführlich dokumentiert, bringt auch der Amiron Wireless die Klang-Personalisierung mit. In Zusammenarbeit mit dem Berliner Unternehmen Mimi Hearing Technologies, ihres Zeichens Spezialisten im Bereich der Gehörforschung, wurde eine App entwickelt, die nach einem Hörtest ein Profil erstellt, welches genau auf das Empfinden des Nutzers zugeschnitten ist. Dieser Hörtest nimmt ungefähr 10 Minuten in Anspruch, nach dem man Angaben zu seinem Alter gemacht hat, muss per Tastendruck ein Tonsignal in immer anderen Frequenzen bestätigt werden. Diese Prozedere durchläuft der Nutzer auf dem linken und dem rechten Ohr einzeln. 

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Damit das auch an „fremden“ Geräten funktioniert, wird das Profil direkt im Lautsprecher gespeichert und ist somit immer verfügbar. Das von der App erstellte Profil kann in verschiedenen Stärken angewählt werden, so ist die Intensität in 20% Schritten wählbar. Wem die akustische Ausrichtung des erstellten Profils nicht zusagt, der kann dieses auch einfach in den Menüeinstellungen deaktivieren. Akustisch verändert diese Art der Personalisierung das Klangbild hörbar, subjektiv empfunden, wurde das Klangbild minimal feiner in seinen Strukturen und stimmiger im Mittel- Hochtonbereich. Hier sollte man jetzt keine Wunder erwarten, aber eine Verbesserung des Klangbilds war hörbar und somit durchaus eine sinnvolle Funktion für den Nutzer. 

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Interessant ist auch die Statistikfunktion in der beyerdynamic MIY App. Diese richtet sich an Vielhörer und warnt einen vor "schädigenden Musikgenuss". Dafür sorgt ein Algorithmus, der aus der Kombination aus Lautstärke und Dauer der Wiedergabe einen Wert errechnet und daraus eine Differenz zum empfohlenen Tagespensum erstellt. Das funktioniert in der Praxis auch zuverlässig, bei wirklich unangenehm empfundener Lautstärke war das Tagespensum innerhalb von 16 Minuten erreicht. Bei normalen Lautstärken sind aber auch Wiedergabezeiten von 2-3 Stunden "erlaubt". Eingreifen tut die App aber nicht in das Geschehen, die angezeigten Werte dienen als grober Leitfaden für „gesundes“ Musikhören und begrenzt weder Lautstärke noch Wiedergabezeiten.  

 

 

Klangcheck

Um den Kopfhörer auch optimal klanglich einschätzen zu können, wurde der Personalisierungsprozess absolvier, bevor wir uns der Musikwiedergabe widmeten. Jeder Interessent dieses Kopfhörers sollte vorher aber eins bedenken, die Leistungsfähigkeit des Amiron Wireless steht oder fällt mit dem Quellmaterial sowie einem passenden Zuspieler. So sollte das Audiomaterial entsprechend gut aufgelöst sein und der Zuspieler über eine aktuelle Bluetooth-Schnittstellen von mindestens aptX verfügen. Alles andere würde dem Anschaffungswert nicht gerecht werden. Wie schon im Absatz Einrichtung erwähnt, nutzten wir ein Sony XPERIA XZ Premium mit aktueller Bluetooth-Schnittstelle und aptX HD-Unterstützung als Spielpartner. Das Quellmaterial lag in FLAC-Dateien mit mindestens 96 kHz/24 Bit vor, auch wenn aptX HD nur bis maximal 48 kHz / 24 Bit verarbeiten kann.

Beginnen möchten wir mit den seichten Tönen und widmen uns der Ballade How to kiss a boy von LeAnn Rimes. Die feinen Klavierklänge und die sensible Stimme unterstreichen von Beginn an das gute Auflösungsvermögen des Kopfhörers. Die Stimme der Künstlerin brilliert mit einer sehr harmonischen Wiedergabe, sehr klar und fein konturiert agiert sie im Geschehen. Dazu kommt ein völlig entspannter Hochtonbereich mit feinen Details, der sehr stimmig in seiner Ausprägung wahrgenommen wurde. Im ganzen Abarbeiten der Tonsignale findet der Amiron auch immer den richtigen Platz für die Instrumente, arrangiert diese exakt um die Stimme der Sängerin und erzeugt ein ansprechendes Bühnenbild. Eine sehr harmonische und fein abgestimmte Interpretation des Kopfhörers.

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Etwas elektronischer geht es mit Wien von Syberian Beasts zu Werke und auch das Tempo nimmt etwas Fahrt auf. Unglaublich, welche Dynamik der Amiron mitbringt. Der Beat sitzt präsent im Geschehen, geht auch beachtlich in den Frequenzkeller, verliert dabei aber nie an Kontur. Das Timing sitzt bedingungslos und die zugehörigen Effekte im Track besitzen eine klasse Räumlichkeit in ihrer Abbildung. Der Kopfhörer beweist ein klares Verständnis für Zeitgefühl, Dynamik und klangliche Akzente zu setzen. Im Ergebnis eine sehr gehaltvolle Umsetzung des Tracks, er wirkt „echt“ und man bekommt nicht den Eindruck vermittelt, dass der Kopfhörer irgendwas dazu dichtet.

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Mit Aerosmiths Livin`on the edge möchten wir auch das rockige Verständnis des Kopfhörers auf die Probe stellen. Und siehe da, ob heftige Gitarrenriffs, ein schnelles Schlagzeug mit klaren Hi Hats oder eine kratzige Stimme. All diese Elemente gibt der Amiron völlig unangestrengt wieder, liefert dazu den richtigen Einsatz von Dynamik und Detailliertheit, die es für solch einen Song braucht. Das macht richtig Bock auf ein Live-Konzert, das liegt auch an der hörbaren Tiefe des Bühnenbildes, welches dem Hörer ein leichtes „vor Ort“ Gefühl vermittelt. Dazu steuert auch die erstklassig wiedergegebene und unverkennbare Stimme von Steven Tyler ihren Teil bei. Die Stimmenfarbe und das „ächzende“, welches den Sänger so bekannt gemacht haben, kann auch der Kopfhörer richtig interpretieren und liefert eine erstklassige Aufarbeitung des zugespielten Tonsignals beim Hörer ab. Man soll ja redensartlich aufhören, wenn es am schönsten ist und somit folgt das abschließende Fazit. 


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