In den letzten Jahren gehen die meisten Hersteller nur wenige Risiken ein und setzen bei der Produktpalette für gewöhnlich auf erfolgreiche Konzepte, die sich als gut verkäuflich erwiesen und einen breiten Anklang beim Verbraucher gefunden haben. Umso erfreulicher ist es, dass Panasonic sich mit dem SoundSlayer SC-GNW10E in unbekanntes Terrain wagt und den Gamern mit dem Nackenlautsprecher ein Angebot macht, dass diese eventuell richtig begeistern könnte.
In der Regel nutzen die meisten Spieler ein handelsübliches Headset oder Kopfhörer, um in virtuelle Welten abzutauchen. Der Nackenlautsprecher von Panasonic verfolgt ein anderes, innovativeres Konzept und präsentiert sich in der Form eines Hufeisens und wird bequem auf den Schultern getragen. In dem Gerät befinden sich vier Lautsprecher, die einen virtuellen und immersiven Surround-Sound versprechen. Ob die Handhabung intuitiv, die Soundqualität beeindruckend, der Tragekomfort gewährleistet und das Gerät wirklich 299,00 EUR wert ist, wird der ausgiebige Test aufklären.
Bild: Panasonic SoundSlayer SC-GNW10E
Das Design präsentiert sich im schlichten Schwarz und wird in erster Linie durch die Funktionalität bestimmt. Das bedeutet, dass wirklich alle Elemente farblich vollkommen einheitlich sind. Sogar die Bedienelemente müssen ohne zusätzlichen Farbakzent auskommen. Mit den Maßen von 25,5 cm x 21,5 cm x 5,5 cm ist das Gerät nicht zu groß dimensioniert und dank der breiten Aussparung für den Hals, ließ sich der Nackenlautsprecher problemlos anlegen. Das dafür vorgesehene elastische Verbindungsstück macht nicht nur einen soliden Eindruck, sondern auch einen guten Job, wenn es um das Auseinanderbiegen des Produktes geht.
Bild: Detailansicht Bedienknöpfe
Dank der vier ergonomisch geformten Füße, die sich an der Unterseite befinden, sitzt der SoundSlayer fest auf Nacken und Schultern. Das Gewicht von 400 Gramm fällt nur zu Beginn auf, da es doch ein wenig ungewohnt ist. Im Verlauf der Nutzung nimmt man den Nackenlautsprecher, rein vom Gewicht, kaum noch wahr, auch wenn man ihn nicht vollständig vergisst. Generell empfanden die Tester das Gerät als durchaus komfortabel und angenehm zu tragen. Ob dies für alle Nutzer der Fall ist, kann nicht abschließend bewertet werden, da es von Person zu Person Unterschiede gibt und jeder andere Grenzen definiert. In puncto Ergonomie kann der neue Nackenlautsprecher von Panasonic auf alle Fälle überzeugen.
Bild: Unterseite
Die Verarbeitungsqualität weiß auch zu gefallen. Das Testgerät wies keinerlei Verarbeitungsmängel auf. Der Kunststoff wirkt wertig und robust und das aus Gummi bestehende Verbindungsstück ist akkurat mit den beiden Schulterteilen verbunden. Die Oberseite ist von einem engmaschigen Lautsprechergitter aus sanftem Stoff umspannt. Trotz genauer Analyse konnten weder scharfe Kanten, ungleichmäßige Spaltmaße noch Rückstände von der Produktion entdeckt werden. Der beigefügte Transmitter wirkt weniger robust, da der verwendete Kunststoff recht dünn ist und das Gerät zudem sehr leicht wirkt. Das Design ist über alle Zweifel erhaben und die abgerundeten Ecken erfüllen ihren Zweck und dennoch wirken die Tasten und die gesamte Haptik eher etwas preisgünstig.
Nackenlautsprecher im Überblick | |
Bezeichnung | Panasonic SoundSlayer SC-GNW10E |
Preis | 299,00 EUR |
Hersteller-Homepage | www.panasonic.de |
Maße | 256 x 56 x 221 mm (Receiver Unit), 112 x 33 x 61 mm (Wireless Transmitter) |
Gewicht | 403 g (Receiver Unit), 69 g (Wireless Transmitter) |
weitere Daten | |
Verbindung | 2.4 GHz Wireless Connection, Kommunikationsreichweite 10 m |
Anschlüsse | USB Type C, 3.5 mm Stereo Mini (Subwoofer) |
Netzteil | USB Type C, 5V, 500 mA |
Batterie | Li-ion |
Betriebsdauer | 9 Stunden |
Ladezeit | 4 Stunden |
Lautsprecher | 4x 38 mm Full Range Cone type |
Das Produkt befindet sich in einer handelsüblichen Verpackung, in deren Innerem ein Karton die Einzelteile beherbergt. Im Detail befinden sich folgende Teile im Lieferumfang:
Die Qualität der Kabel könnte man wohlwollend als ausreichend bezeichnen, aber einen wirklich hochwertigen Eindruck hinterlassen sie nicht. Auch die Länge ist eher etwas sparsam ausgefallen, besonders bei dem kleineren Kabel, dass für die Verbindung mit einem handelsüblichen Netzteil mit USB-Anschluss vorgesehen ist. Ein vollwertiges Netzteil sucht man in der Verpackung leider vergebens. Sicherlich ist es löblich, wenn sich die Hersteller aus Gründen des Umweltschutzes dagegen entscheiden, ein Netzteil in den Lieferumfang zu integrieren, andererseits kann man in der Preisklasse dennoch ein wenig mehr erwarten.
Die Einrichtung des SoundSlayer ist denkbar einfach und sobald man den Transmitter mit der Konsole oder dem PC verbunden hat, genügt ein mehrsekündiger Druck auf den Einschaltknopf und der Nackenlautsprecher verbindet sich mit dem Transmitter und ist einsatzbereit. Der verwendete Test-PC hat das Gerät sofort erkannt und es gab keinerlei Komplikationen. Des Weiteren ist das Gerät auch mit der PS5 und der Nintendo Switch kompatibel. Besitzer einer Xbox schauen bedauerlicherweise in die Röhre, da Microsoft etwas kleinlich mit der Vergabe von Lizenzen ist und nur ausgewählten Partnern vertraut.
Der Nackenlautsprecher verfügt über drei physische Tasten, die sich an der Innenseite des linken Schulterbügels befinden und auch tatsächlich gedrückt werden müssen. Ein bloßes Auflegen genügt nicht, um die damit verbundenen Funktionen auszulösen. Der Druckpunkt ist angenehm und die Tasten lassen sich auch recht einfach erfühlen.
Bild: Detailansicht Volume-Regler
Im Detail stehen dem Nutzer eine Taste für das Ein- oder Ausschalten, eine Taste zum Durchschalten der Klangmodi und eine Taste für die Deaktivierung der eingebauten Mikrofone zur Verfügung. Veränderungen der Lautstärke führt man mit einem handelsüblichen Drehregler durch, der sich ebenfalls auf der linken Seite befindet, aber nicht unmittelbar neben den Tasten, sondern vorne am Hörnchen. Die sechs Presets RPG, FPS, Voice, Cinema, Music und Stereo, sollen den SoundSlayer optimal auf den Einsatzzweck vorbereiten.
Bild: SoundSlayer-Engine-App
RPG steht hier verkürzt für das Videospiel-Genre der Rollenspiele und in dieser Einstellung verspricht Panasonic ein besonders immersives Klangerlebnis. FPS steht für First-Person-Shooter und in diesem Fall ist der Lautsprecher bestens für Ego-Shooter konfiguriert, denn Schüsse und Schritte sollen sich so leichter lokalisieren lassen. Die anderen Modi sind selbsterklärend und werden für den Konsum von Musik, zum Übertragen der Stimme und den Genuss von Filmen verwendet. Für PC-Nutzer stellt Panasonic die SoundSlayer-Engine-App, die auf der offiziellen Seite des Herstellers heruntergeladen werden kann, zur freien Verfügung. Mit der App lassen sich bis zu drei manuell verfeinerte, zusätzliche Klangprofile erstellen und nutzen. An der Konsole ist dies leider nicht möglich. Zudem können weitere Einstellungen vorgenommen und die Lautstärke geregelt werden.
Detailansicht: Hörnchen des Panasonic SoundSlayer SC-GNW10E
An jedem Schulterbereich ist eine markante Status-LED platziert, die deutlich sichtbar ist und Nutzern wichtige Informationen, wie den Ladestand, liefert. Nach erfolgreicher Verbindung leuchten beide LEDs kontinuierlich - bei ausgeschaltetem Mikrofon leuchtet die LED rot, ansonsten türkis. Auch der Ladestand lässt sich an der Status-LED ablesen, bei niedrigem Energielevel leuchte sie ebenfalls rot und blinkt. Generell fungieren die Statusleuchten als ästhetisches Element und durchbrechen das dominante, schwarze Design.
Laut Hersteller ist bei voller Ladung des Akkus ein Betrieb von neun Stunden möglich. Dies deckt sich nicht mit den Testergebnissen und ganz gleich, ob das Mikrofon aktiv war oder nicht, nach ungefähr 8 Stunden Nutzung strich das Gerät die Segel und eine revitalisierende Aufladung war nötig. Es ist möglich, dass die Lautstärke ebenfalls die Betriebsdauer beeinflusst und dadurch eventuell die ein oder andere Minute herausgeholt werden kann. Für eine volle Akkuladung müssen Nutzer ca. 4 bis 5 Stunden Ladezeit einkalkulieren. Die Aufladung war nur mit dem kürzeren von den beiden mitgelieferten USB-Kabeln möglich. Eine Ladung bei aktuellem Betrieb war unter den Umständen nicht möglich.
Bild: Transmitter des Panasonic SoundSlayer SC-GNW10E
Bei der kabellosen Übertragung von Audiosignalen kommt nicht etwa ein moderner Bluetoothstandard zum Einsatz, sondern eine stabile 2,4-Ghz-Wi-Fi-Technologie. Mit deren Hilfe kann der SoundSlayer 4-Kanal-Audiosignale mit recht niedriger Latenz von 20ms verarbeiten. Das Gerät ist also kein Ersatz für einen mobilen Bluetooth-Lautsprecher und funktioniert auch nur innerhalb von ca. 5 Metern störungsfrei. Ein freies Bewegen im Haus oder Wohnung ist also nicht möglich und das Produkt ist wirklich ausschließlich als Alternative zu Gaming-Headsets zu betrachten.
Bild: Transmitter des Panasonic SoundSlayer SC-GNW10E
Im Inneren des SoundSlayer schlummern insgesamt vier 38-mm-Lautsprecher, die so angeordnet sind, dass ein gewisser Raumklang entsteht. Der Hersteller hat sich glücklicherweise für eine recht neutrale Abstimmung der Lautsprecher entschieden und auch wenn durch die Anpassungsmöglichkeiten persönlichen Präferenzen Raum zur Verfügung steht, wird das Gerät sicher nicht zur Bass-Boom-Box. In Spielen funktioniert der Nackenlautsprecher wirklich sehr gut und vermittelt ein wirklich immersives Mittendrin-Gefühl.
Im FPS The Outer Worlds waren sowohl Umgebungsgeräusche, die Stimmen der Teammitglieder, die Waffensounds als auch die Schritte der Gegner sehr gut und differenziert wahrnehmbar. Die Widersacher waren punktgenau zu lokalisieren und die einzelnen Sound-Elemente überlagerten sich nicht. Der FPS-Modus macht hier durchaus eine ansprechende Figur. Für den Test des RPG-Modus wurde das aktuelle NHL 24 von EA Sports verwendet und auch hier kann das Gerät überzeugen und alles wirkt so, als wäre man mitten im Geschehen. Im Voice-Modus wurden diverse dialoglastige Titel getestet und bei allen Spielen setzten sich die Stimmen der NPCs gut durch und waren stets verständlich. Für Musik eignet sich der SoundSlayer nur bedingt, da durch die Neutralität eine Dominanz der Mitten vorliegt und es sowohl bei den Tiefen als auch bei den Höhen an Druck und Brillianz fehlt. Die Bässe sind wirklich nur leicht vorhanden und auch nur im geringen Maße physisch spürbar. Hier macht sich das Fehlen eines dedizierten Tieftöners am deutlichsten bemerkbar. Glücklicherweise stellt Panasonic die Möglichkeit bereit, einen separaten Subwoofer via Kabel mit dem Transmitter zu verbinden.
In puncto Sprachqualität in Online-Multiplayer-Spielen oder Videocalls gibt es wenig zu kritisieren, da das Feedback des Gegenübers deutlich zu vernehmen ist und auch die eigene Stimme, dank der zwei Mikrofone, deutlich und in ansprechender Qualität übermittelt wird. Hierfür zeichnet sich eine KI verantwortlich, welche die Stimme von Soundeffekten trennt. Latenzen konnten in allen Praxisbereichen nicht festgestellt werden, es sei denn, man entfernt sich zu weit vom Transmitter. In diesem Fall kommt es zu Störungen in der Übertragung. Interferenzen mit anderen WIFi-Geräten lagen während des Testes nicht vor. Kommen wir auf der nächsten Seite zum finalen Ergebnis.
Der SoundSlayer von Panasonic macht in seinem Hauptzweck, dem Ersetzen von herkömmlichen Headsets, einen befriedigenden bis guten Eindruck. Bassliebhaber und Anwender, die Musik konsumieren möchten, werden ohne zusätzlichen Subwoofer wohl eher nicht zufrieden sein, denn in diesem Bereich genügt der Nackenlautsprecher den höchsten Ansprüchen nicht. Das fehlende Netzteil bzw. die abfallende Qualität beim Material des Transmitters und der beigefügten Kabel trüben den Gesamteindruck und lassen die unverbindliche Preisempfehlung von 299,00 EUR eine wenig hoch dimensioniert erscheinen.
Dennoch stellt das System eine interessante Lösung dar, wenn man klanglich den Pegel direkt am Kopf haben möchte und nicht auf dedizierte Lautsprecher am Wiedergabegerät setzen kann oder mag.