Test: Apple AirPods Max im Langzeittest

Apple AirPods Max newsDie Apple AirPods Max kosten 612,70 Euro und sind in Deutschland seit dem 15.12.2020 erhältlich. Seit diesem Zeitpunkt steht der Redaktion ein Sample in der Farbvariante Space Grau zur Verfügung. Die Kopfhörer waren seit dem ersten Tag nur mit 12 Wochen Lieferzeit lieferbar und sind bis heute nur mit Wartezeiten erhältlich. Wir haben uns einen Testzeitraum von 8 Wochen genommen, um so auch ausführliche Praxiseindrücke sammeln und präsentieren zu können.

 

 

 

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Wie von Apple gewohnt, erhält man eine minimalistisch gestaltete Verpackung (...) Wer die Packung bspw. eines iPhone 12 kennt, dürfte wenig verwundert sein, denn die Packung der AirPods Max enthält einen Kopfhörer, eine Schutztasche und ein Kabel. Somit geht Apple den selbst abgesteckten Weg konsequent weiter, möglichst wenig (kein Netzteil) in die Kartonage des hochpreisigen Produktes mit beizulegen. Ergo erhält man ein Produkt was man zwar nutzen, aber nicht aufladen kann. Der Crossover zu iPhone-Besitzern wird also vorausgesetzt was aber nicht verwerflich ist, da der Kopfhörer eh nur mit Apple Geräten zu betreiben ist. Das gleiche Spiel sollten Interessierte sicherlich auch schon bei den Airpods Pro vermerkt haben.

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Die Schutztasche nennt Apple Smart Case, ist aber alles andere als ein Case, wie man es von anderen Herstellern kennt. Das einfache Stück Kunststoff hat einen Magnet, mit dem man jenes Case verschließen kann. Daneben befinden sich noch das Ladekabel USB-C auf Lightning und eine Kurzanleitung und Apple Sticker in der Packung. Neben unserer hier abgebildeten Version Space Grau, werden noch die Farben Silber, Sky Blau, Grün und Pink angeboten. Mit dem Hintergrundwissen, dass die Airpods Pro quasi eine neue Gattung an Wearables kreiert haben, war es also nur eine Frage der Zeit, bis man ein Over-Ear-Modell nachschieben wird. Apple selbst gibt an, mit den AirPods Max: "die Magie der AirPods in ein Over-Ear-Design mit HiFi-Audio“ zu bringen...

Aktuell (Anfang Februar) wartet man auf die grünen und blauen Kopfhörer 8-10 Wochen. Die grauen, silbernen und pinken Kopfhörer sind ein wenig zeitiger verfügbar - innerhalb von 5-6 Wochen. Selbstredend alle zum gleichen Kurs von schlanken 612,70 Euro. Gemessen an diesem Preis befinden wir uns in Bereichen, wo HiFi auch gut und gern bereits anfängt, oder schon ist, je nach individueller Betrachtungsweise.

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Beim Kauf unseres Testmuster am 15.12. im Berliner Apple Store kam auch ein vielsagendes Detail zum Vorschein: Neben dem Vorbesteller-Kontingent gab es genau 5 Kopfhörer in Space Grau vor Ort. Der letzten ging in unsere Hände. Das sind natürlich für eine Großstadt wie Berlin kurz vor Weihnachten eine überschaubare Zahl. Selbst wenn, wie geschehen, am 16.12. der Lockdown in Kraft trat. So bekommt natürlich die Liefersituation einen interessanten Aspekt. Wenn ein Kopfhörer in der, für den normalen Anwender sehr hochpreisigen 600 Euro-Klasse nicht verfügbar ist, dann weckt das Begehrlichkeiten. Es sorgt auch für eine massive Berichterstattung und wenn es scheint, dass viele Menschen das Produkt kaufen oder vorbestellen, dann ist es gefühlt weniger teuer, weil „alle“ zuschlagen. Es ist durchaus realistisch von bewusster Verknappung zu sprechen, denkbar wären aber auch "natürliche Umstände".

 

 

Verarbeitung der AirPods Max

Die Verarbeitung der Apple AirPods Max ist tadellos. Die Ohrmuscheln sind außen aus Aluminium und sowohl haptisch, als auch optisch makellos. Auch die herausziehbaren Edelstahlbügel sind sehr hochwertig. Die stufenlose Verschiebbarkeit, die komplett ohne die von anderen Herstellern bekannte Rasterung auskommt, setzt neue Maßstäbe. Damit lässt sich die Ergonomie sehr individuell auf den Träger anpassen. Hier kann man einfach die hohe Fertigungsqualität sehen, die Apple von den Zulieferern einfordert. Ebenso ist das Netzgewebe gleichmäßig gewebt und absolut unsichtbar eingefasst. Die Ohrpolster sind aus speziellem akustischem Memory-Schaum gefertigt und in der tat sehr angenehm. Sie haben einen Aufdruck mit L/R auf der Innenseite, passend zur Beschriftung im Kopfhörer selbst. Die Kennzeichnung ist sinnvoll, denn dadurch wird jeweils ein Bereich ohne akustischen Memory-Schaum freigelassen, hinter dem das Mikrofon sitzt.

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Der Kopfhörer selbst hat exakt zwei Knöpfe. Der eine nennt sich, wie bei der Apple Watch, “Digital Crown”. Er bietet die gleichen Funktionen: Scrollen um lauter und leiser einzustellen (kennt jeder Apple-Watch-User aus Musik-Apps) und Drücken, zum Pausieren. Im Gegensatz zu den aktuellen Apple Watches ist es ein physischer Knopf, der sich nach unten drücken lässt und keine Haptic Crown, welche die Berührung nur simuliert. Der zweite Knopf wechselt die Modi Transparenz und Geräuschunterdrückung. Die Aktion der Tasten lässt sich im verbundenen Gerät konfigurieren. Allerdings sind die Wahlmöglichkeiten begrenzt.

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Den Kopfhörer selbst haben wir nicht auseinandergenommen. Die Kollegen bei ifixit und deren Einschätzung ist aber recht eindeutig: Die AirPods Max sind auf Langlebigkeit und vergleichbar ohne Reparierbarkeit ausgelegt. Dazu werden allgemein die Lösungen als sehr wertig beschrieben und das Verarbeitungsniveau der anderen Hersteller (auch wenn diese günstiger sind) wird als Spielzeug im Vergleich beschrieben („Sony and Bose both charge less, but internally, the AirPods Max’s obsessive craftsmanship makes those other extremely capable devices look like toys by comparison.“). Das heißt, die Verarbeitung ist auf genau dem Niveau, die man für den Preis erwarten kann. Eigentlich liegt sie sogar noch darüber. Dafür, dass Apple seinen ersten Over-Ear Kopfhörer herausbringt, ist das durchaus eine Kampfansage und zeitgleich auch eine Rechtfertigung für den hohen Preis. Diese ist Aussage ist genau so subjektiv gemeint, wie es vielleicht klingen mag. Die Qualität erstaunt wirklich, aber sagen wir es so, wie man es sich auch wünscht, oder?

 

Ergonomie und Customizing

In die Hand genommen sind die AirPods Max recht schwer und massiv. Sobald man sie aber aufsetzt, bemerkt man nahezu nichts mehr davon. Das Netzgewebe federt das Gewicht ab und die Ohrhörer liegen nirgendwo am Ohr an, so dass man sie stundenlang tragen kann. Eine Akkuladung reicht über ca. zwei Tage, wenn man Musik hört und viel telefoniert. Damit ist der Kopfhörer absolut praxistauglich. Die Bügel lassen sich ohne weiteres verschieben und um 180° drehen, um diese platzsparender verstauen zu können. Über ein Kugelgelenk passt sich der Winkel der Ohrmuscheln an den Kopf an - ohne Drücken oder Verrutschen. In der aktuellen kalten Jahreszeit eignet er sich auch ganz hervorragend für ein Swift-Session und hält perfekt auch bei Radfahrten in den eigenen vier Wänden. Das bringt mich zum Thema Schweiß: Im Alltag ist der Kopfhörer sehr angenehm zu tragen und erst nach mehreren Stunden kam es bei mir zu einer gewissen Wärmeentwicklung um die Ohren. Wenn man Sport treibt hat man diesen Effekt dann nach ca. 30 Minuten, was für einen geschlossenen Kopfhörer ein sehr guter Wert ist.

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Was die Software angeht, gibt es auch allerhand nützliche Features, wie Computational Audio, 3D Audio, Transparenzmodus und Geräuschunterdrückung, die noch später im Artikel behandelt werden. Interessant ist zudem die „On Head Erkennung”. Das bedeutet, sobald die Kopfhörer abgesetzt werden, pausiert die Wiedergabe und sobald man sie wieder aufsetzt, geht es nahtlos weiter. Auch das ist natürlich ausgesprochen angenehm und vermisst man sehr schnell als Feature bei anderen Herstellern. Natürlich wird auch Apples hauseigener Sprachassistent Siri unterstützt, aber eben auch nur jener. Dafür hat man den kompletten Funktionsumfang und kann auch direkt auf Nachrichten antworten. Wer Freunde im Apple-Universum hat und noch mehr AirPods vorhanden sind, kann auch mit „Audio teilen“ direkt in den Mix eines anderen mit reinhören. 

Wer die Modelle von Beyerdynamic gewohnt ist, bei den man eine Vielzahl von optischen Variationen vornehmen kann, ist ein wenig eingeschränkt bei den AirPods Max, da man hier nur die Ohrhörer wechseln kann. Hier stehen 5 Farben zur Verfügung, eben genau jene, die jeweils dem Kopfhörer beiliegen. Wie von Apple gewohnt, gibt es einen saftigen Preis von 79 Euro für das Farbpaar.


 

Detaillierter Blick in die Technik

Apple selbst gibt an: “Das spezielle akustische Design, kombiniert mit leistungsstarken H1 Chips und fortschrittlicher Software, ermöglicht es den AirPods Max, Computational Audio zu nutzen, für ein fantastisches Hörerlebnis ganz ohne Kabel.” Das können wir konstatieren: Die Airpods Pro unterstützen Bluetooth. Übertragen wird mit dem Codec AAC oder SBC. aptX, LDAC etc. unterstützt iOS/iPadOS nicht und daher auch nicht die AirPods Max. Beim Fokus auf das eigene Universum bleibt Apple sich treu. Daher würden wir die Airpods Max auch in erster Linie für iOS/iPadOS Nutzer empfehlen, da hier der Nutzen am größten ist. Die AirPods Max verwenden 40 mm Treiber und werden von einem Doppelring-Neodym-Magneten angetrieben. Das ist soweit nichts neues. Das Ohrpolster besteht aus einem Memory Schaum und dichten sehr gut ab. Alles in allem durchaus ein spezielles akustisches Design, wie man es von einem Kopfhörer erwarten kann.

apple airpods max technik details 

Der Prozessor kommt gleich doppelt vor, also je Hörmuschel einmal. Damit zieht der Prozessor mit den Airpods Pro gleich, die auch jeweils einen H1 Chip haben. Laut Apple können die 10 Rechenkerne 9 Milliarden Rechenoperationen pro Sekunde ausführen. Durchaus eine gewaltige Menge, die für die unterschiedlichen Klangmodi und Funktionen auch benötigt werden. Die Leistung ist gut angelegt, denn die Verzögerung ist immer noch, wenn auch leicht, spürbar. Aber keine Sorge, es gibt keine Systemhänger oder ähnliches, lediglich im Transparenzmodus bemerkt man, dass die Funktion noch nicht ganz in Echtzeit funktioniert.

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Die Apple AirPods Max können Bluetooth mit AAC und SBC. Ende. Den Qualcomm Standard aptX oder aptX HD oder Sonys LDAC sucht man im Apple Universum vergeblich. Schlussendlich logisch, denn selbst die neuesten Laptops von Apple mit M1 Chip haben keine aptX Lizenz mehr, da sie nicht mehr auf Hardware von Intel setzen, sondern auf eigens von Apple entwickelte. Ergo wird auf den Codec gesetzt, der seit Jahren Standard im hauseigenen Universum ist. 


 

Praxisbetrieb und Akkuleistung

Wenn man Apple kennt, dann wegen der einfachen Einrichtung aller Geräte. So auch mit den AirPods Max: In die Nähe eines iOS- oder iPadOS-Gerätes mit Version 14.3 oder höher gebracht, klappt sofort die Einrichtung ohne irgendetwas drücken oder tun zu müssen, außer kurz auf dem Smartphone die Einrichtung zu bestätigen. Danach kann jedes unter gleicher Apple ID registrierte Gerät die AirPods auch verwenden. Das klappt auch sehr gut, außer dass ein schneller Wechsel teilweise ein wenig hakt, aber dazu mehr im nächsten Abschnitt.

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Die AirPods können auch den Nutzen haben, dass sie sich auch für längeres Tragen am Tag eignen. Gerade in der aktuellen Home Office-Situation für einige bestimmt ein interessanter Nutzungsansatz, gerade wenn man viel telefoniert oder in Videokonferenzen eingebunden bin.Tatsächlich ist es so, dass die Anrufe und Videokonferenzen deutlich besser und angenehmer für alle Beteiligten sind. Der Geräuschunterdrückungsmodus ist nicht ganz so empfehlenswert, da man dazu neigt in diesem lauter zu reden als gewöhnlich. Mit dem Transparenzmodus ist das Hören interessant und auch sehr angenehm.

Es kommt aber durchaus häufiger vor, dass sich die AirPods beim Wechseln zwischen den Geräten eine „Gedenksekunde“ genehmigen. Wenn man beispielsweise gerade noch auf dem Tablet Spotify laufen hat, um Musik zu hören und dann ein Telefonat annimmt, dann werden die AirPods Max schon im Smartphone angezeigt und auch angewählt. Allerdings funktioniert es nicht zuverlässig, dass das Telefonat auch auf den Kopfhörern landet. Der obskurste Bug bisher war, dass ich den Kollegen nicht über den Kopfhörer oder das iPhone gehört habe und er mich auch nicht, er dafür sich selbst. Auch ansonsten klappt nur jeder zweite Gerätewechsel wirklich zuverlässig. 

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Der Geräuschunterdrückungsmodus (ANC) ist eine aufgebohrte Variante des sehr guten Modus der AirPods Pro und setzt Maßstäbe. Er ist absolut unauffällig und kann extrem gut Umgebungsgeräusche abschirmen. Es wird noch einmal besser als mit den In-Ears unterdrückt. Hier unterstützt natürlich die geschlossene Bauform der Lautsprecher. Gerade für Reisen im Zug oder Flugzeug ein echter Mehrgewinn. Aufpassen sollte man, wie schon gesagt, nur wenn man telefoniert, um seine Umgebung nicht allzu sehr zu beeinträchtigen. Das Antischallsignal ist sehr unaufdringlich und kaum zu hören. Bei anderen Modellen erging es mir schon mehrmals so, dass ich das ANC-Signal hören konnte, was zu einem sehr unangenehmen Empfinden führte.

Der Transparenzmodus gibt sehr realistisch die Außengeräusche weiter. Deutlich besser als bei den AirPods Pro. Allerdings fällt dadurch auch ein leichter Versatz auf. Gerade für den (unhöflichen) Fall, in dem man sich mit Kopfhörer auf den Ohren mit jemand unterhält: Die Stimme des Gegenüber bekommt dann einen Versatz. Das Phänomen haben vermutlich auch die In-Ears aus dem Hause Apple, aber dort bekommt man das nicht mit, da die Abschirmung nicht so stark ist und vermutlich das Gehirn die Verzögerung richtig herausbrechen kann. Nach einer Eingewöhnzeit von 5 Minuten synchronisiert sich das allerdings und nur wenn man auf die Lippen seines Gegenüber schaut ist die Asynchronität sichtbar.

 

Akkulaufzeit

Natürlich hängt die Laufzeit immer davon ab, wie laut gehört wird. Bei alltäglicher Nutzung kommt man ca. 12 Stunden weit. Das reicht locker für einen Arbeitstag und noch Sport am Abend. Dabei ist es dem Kopfhörer relativ egal, ob viele oder wenige Telefonate geführt werden oder der Sprachassistent genutzt wird oder nicht. Die von Apple angegebenen 20 Stunden sind mit deaktivierter Geräuschuntersrückung/Transparenzmodus realistisch, wenn nicht allzu laut gehört wird. Generell zieht vor allem Computational Audio den Akku leer, was auch erklärt, warum andere Bluetooth-Kopfhörer länger durchhalten.

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Bild: (Apple)

Allerdings haben auch wir festgestellt, dass das Smart Case nahezu keine Auswirkung auf den Standby hat. Allgemein scheint es eher relevant zu sein, dass die Ohrmuscheln geklappt sind, dann klappt es auch mit dem Standby. Ab und an ist aber auch der Verbrauch im Standby sehr hoch, so dass man den Kopfhörer abends mit 25% zurücklässt und er am nächsten morgen komplett leer ist. Ein wenig ärgerlich bei dem Kaufpreis und es stellt sich die Frage, wann und ob Apple hier via Softwareudate nachbessert.

Apple hat außerdem einen Kabelgebundenen Betrieb vorgesehen, der aber ein wenig sperrig in der Handhabung ist. Mit einem Lightning- auf 3,5 mm Audiokabel Adapter (Kostenpunkt 39 Euro) kann der Kopfhörer auch via Kabel betrieben werden. Allerdings ist das kein passiver Betrieb: Es wird weiterhin ein ausreichender Akkustand benötigt. Da die Verwendung mit Kabel keinen echten Vorteil mit sich bringt und im Fall von einem iPhone ein Lightning auf 3,5 mm Kopfhöreranschluss Adapter (Kostenpunkt 10 Euro) benötigt wird, um dann einen Adapter von Klinke auf Lightning zu verwenden, habe ich von einem Test abgesehen. Vermutlich auch nicht die erste Anwendung für Interessenten eines Bluetooth-Kopfhörers. Auf der nächsten Seite geht es weiter mit dem ausführlichen  Klangcheck in Musik und Film.


 

Computational Audio und 3D Audio

Ein weiteres Feature der AirPods Max ist die 3D Audio Übertragung. Allgemein muss man sagen, dass Apple von allen aktuellen Herstellern aus dem Lifestyle-Segment, vermutlich am meisten für eine stärkere Verbreitung von Dolby Atmosphäre und Co. unternimmt. Der Apple TV war die erste Streaming Box die Dolby Atmos unterstützte und allen gekauften Filmen im Nachgang auch die bessere Tonspur spendierte. Diesen Weg geht Apple aktuell weiter und spendierte mit dem Update auf iOS/iPadOS 14 den AirPods Pro ein Update zu 3D Audio. Mit dieser Technik erhält das Endgerät Rauminformationen vom Gyroskop der Airpods max und des iPhones oder iPads und erschafft die Illusion eines Surroundsystems. Doch nicht nur das. Es wird auch die relative Position des Quellgeräts genutzt und der Klang entsprechend angepasst. Vorstellen kann man sich das am besten so, dass ein Eindruck entsteht, als würde man einem Konzert nur das rechte Ohr zuwenden, wenn das iPhone rechts neben dem Hörer liegt.

Dieses Feature hat auch bei den AirPods Max Einzug gehalten und ist sogar noch eindrucksvoller als auf den kleinen In-Ears. Einziger Nachteil: Die Technologie funktioniert nur bei Tablets und Telefonen, nicht aber mit dem eingangs erwähnten Apple TV.

apple airpods max listening experience
Bild: (Apple)

Der Eindruck des Effekts ist sehr intuitiv, da er genau das nachbildet, was man aus der Realität kennt. Bewegt man den Kopf, ändert sich die Richtung des Signals. Hierbei werden selbst kleinste Nuancen erkannt und sofort einberechnet. Davon profitieren aber nicht nur Filme, sondern auch entsprechend abgemischte Musik. Natürlich findet sich entsprechende Alben nur auf Apple Music. Auch die Funktion für Filme gibt es aktuell nur für via iTunes gekaufte Filme oder die im Streaming Dienst Apple TV+ oder Disney+. Wer also vollkommen im Apple Universum integriert ist, hat den vollen Umfang zur Verfügung. Wer auf eine Vielfalt an Diensten setzt, der hat aktuell das Nachsehen. Ob Apple hier die Schnittstelle der breiten Masse zur Verfügung stellt, ist aktuell nicht bekannt.

 

 

Klangcheck: Filme

Die Grundtechnologie für alle genannten Features ist Computational Audio. Dahinter steckt das Zusammenspiel aus einem nach Innen gerichteten Mikrofon und drei nach Außen gerichteten Mikrofonen je Seite, was in Summe 8 Mikrofone ergibt, die dank der beiden integrierten H1 Prozessoren mit den Treibern ein optimales Klangbild berechnen. Insgesamt kommen neun Mikrofone zum Einsatz, acht für die Geräuschunterdrückung und drei für die Stimmaufnahme. Von letzeren drei haben zwei die Doppelfunktion: Geräuschunterdrückung und Sprachaufnahme. Der HiFi-Fan, der nach Möglichkeit die Pure Direct Taste als erstes am neuen Gerät drückt, wird aufschreien, denn das Processing ist nicht deaktivierbar. Permanent wird der optimale Klang errechnet. Dabei berücksichtigt der Prozessor den Sitz und die Lage der Ohrmuscheln.

Wenn also mal der Kopfhörer verrutscht, bleibt der Klang gleich, weil er an die neue Position in Echtzeit angepasst wird. Dafür nutzt Apple das nach Innen gerichtete Mikrofon, dass den Klang dort mit der Originaldatei vergleicht und anpasst. Die Prozessorleistung in Zusammenspiel mit den Mikrofonen kommt ebenfalls für die oben beschriebenen Modi Transparenz und Geräuschunterdrückung zum Einsatz.

 

 

 

Klangcheck Musik

Alle Stücke wurden mit dem Geräuschunterdrückungsmodus durchgeführt und via Bluetooth von einem iPhone 12 Pro Max zugespielt. Alle Stücke liegen in ALAC vor.

Rinzler - Daft Punk - Tron Legacy: Der Bass im Stück wird mächtig wiedergegeben, aber im Bereich Impuls fehlt der letzte Punch und Impulstreue. Für einen Kopfhörer kann man mehr nicht erwarten, hier bieten in der Regeln nur große Standlautsprecher deutich mehr. Die Höhen sind unglaublich transparent. Im Vergleich zur absoluten High End Klasse fehlt ein Hauch Detailtreue.

2049 - Hans Zimmer - Blade Runner 2049 Soundtrack: Ich bin beeindruckt. Da kommt tatsächlich Tiefbass mit Druck - bei einem Kopfhörer wohlgemerkt. Die atmosphärischen Höhen erscheinen mit großer Klarheit. Synthesizer liegen den AirPods Max definitiv. In den Mitten hat das Stück nur wenig zu bieten.

Man with the long Black Coat - Bob Dylan - Oh Mercy: Das Stück bietet eine enorm breite Stereobühne. Im ersten Moment ist man von den AirPods Max schier erschlagen, da es schnell zwischen den Kanälen hin und her geht, während man glaubt, direkt neben den Instrumenten zu stehen. Dann setzt die Mundharmonika ein, die komplett zwischen den Ohrmuscheln verortet zu sein scheint. Auch die Stimme steht wie gemeißelt in der Mitte, mit allen Details, während die Instrumente Links und Rechts begleiten. Der Bass ist getragen und fügt sich sehr natürlich ein. Einziger Makel: Komplette In-Kopf Ortung der Stimme, während die Instrumente teilweise neben den Ohren zu sein scheinen. Definitiv können die AirPods Max Stimmen und Details in den Mitten.

Light My Fire - Friend ‘N’ Fellow - Covered: Wieder sind es die Stimmen, die absolut überzeugen. Die Sängerin ist absolut glasklar aufgelöst, bei gleichzeitiger prägnanter Gitarre, die nur im Kickbass wieder ein wenig Impulstreue vermissen lässt. Der Hall ist perfekt aufgelöst und unterstützt die starke Atmosphäre. Der grundsätzlich warme Charakter des Stücks wird genauso wiedergeben und die Höhen der Gitarre im letzten Drittel passen ebenfalls ins Bild und strengen nicht an.

Convolution - Kaleida - Tear the Roots: Das elektronische Stück ist mit Vortrieb ausgestattet und der wird auch so wiedergegeben. Die Stimme platziert sich mittig zwischen die digitalen Trommeln, die in Stereoeffekten von links nach rechts wechseln. Hier kann der Kopfhörer brillieren - die Kanaltrennung ist erstklassig. Tatsächlich wirken die Bässe sehr künstlich, was in dem Zusammenhang durchaus lobenswert ist, denn so sind sie auf der Aufnahme. Auf Lautsprechern ist das meist nicht korrekt darstellbar, weil die Raummoden, hier einen anderen Effekt mit ins Hören bringen. Der letzte Punch im Kickbass fehlt auch hier. Die Höhen lösen sich hingegen unglaublich plastisch ab.

 Mozart: Requiem in D Minor - Nikolaus Hanoncourt: Hier hatte ich Zweifel: Können die AirPods Max auch Klassik? Tatsächlich können sie, mit klaren Höhen, angenehmen Mitten und sauberem Bass. Allerdings wird die leichte Höhenlastigkeit des Stückes abgemildert, was ein wenig weg vom Original ist, dafür aber weniger anstrengend.

Hey Now - London Grammar - If You Wait: Die Stimme ist absolut präsent und voluminös im kompletten Kopf verteilt, absolut beeindruckend. Die Höhen sind wieder, wie erwartet, auf Oberklasse-Niveau. Der Bass könnte speziell in dem Stück, dass eine gewisse Wärme ausstrahlt, voluminöser sein. Das heißt auch, hier wird das Stück ein wenig neutraler als im Original.

Insgesamt ist das Ergebnis überzeugend. Die AirPods Max können, wie von Apple beworben HiFi. Dies gelingt, allerdings ist nach oben noch Luft. Sicher gibt es High End Kopfhörer, die nochmals besser sind, aber die kosten deutlich mehr. Für den Preis liefern sie einen angemessenen Klang. Für ein Erstlingswerk durchaus erwähnenswert. 


 

Fazit

In Summe bieten die Apple AirPods Max eine, über jeden Zweifel erhabene Verarbeitung mit tollen Funktionen. Einige Dinge, wie die Laufzeit im Standby, werden im besten Fall noch angepasst. Der Klang ist für die Preisklasse sehr gut, insgesamt haben aber Kopfhörer für 1.000 Euro und mehr weiterhin ihre Berechtigung. Damit erfüllt Apple das selbst gesteckte Ziel, HiFi-Klang zu bieten. Die Geräuschunterdrückung ist mehr als konkurrenzfähig und der Transparenzmodus im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr angenehm. Allerdings sind die AirPods Max vollkommen auf das Apple Universum ausgerichtet und die Verwendung ohne Kabel. Es ist zwar möglich, die Kopfhörer auch anderweitig zu verwenden, aber man verliert immer einen Großteil des Funktionsumfangs. Wirklich vermisst haben wir den Ausschalter und ein höherwertiges Case. 

Der Kopfhörer kann gerade in Zeiten von Home Office mit praktischen Funktionen, wie dem schnellen Umschalten zwischen verschiedenen Endgeräten punkten. Das Mikrofon ist dabei mindestens auf der Qualitätsstufe, wie das integrierte eines Smartphones und das bei deutlich größerer Distanz. 

Insgesamt also ein gutes Gerät, dass durch Softwarefunktionen und Optimierungen Spitze wird. Die Schelte im Vorfeld, des überteuerten Hipster Kopfhörers ist aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt. Eine denkbare Alternative könte im Übrigen auch der beyerdynamic Amiron Wireless (zum Testbericht) darstellen.

 

Apple Airpods Max

praktischer Ohrhörer mit hohem Tragekomfort und akustischen Fähigkeiten, 04.02.2021 
Pro
  • erstklassige Verarbeitung
  • leichte Einrichtung (im Apple Universum)
  • 3D Audio sauber umgesetzt
  • Transparenzmodus solide und ANC maßstabsetzend
  • Klang preisklassenbezogen sehr gut
Contra
  • außerhalb des Apple Universums nicht alle Funktionen verfügbar
  • kein An-/Ausschalter
  • Kabelverbindung nur umständlich realisierbar
Apple AirPods Max 11

 

Apple AirPods Max award k

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