Das dänische Unternehmen DALI hat in den vergangen Jahren so das eine oder andere Lautsprecherprodukt für fast jeden Geldbeutel in den Markt gebracht. Nun folgte ein weiteres, bisher noch nicht vertretene Audiophile Gerät. Die Rede ist von der eigenen Kopfhörerserie namens DALI IO-4 und IO-6. Wir haben uns die größere Ausführung genauer zur Brust genommen und auf den Prüfstand gestellt.
Die Namensgebung fiel dabei schlicht auf „DALI IO-4“ bzw. „DALI IO-6“. Beide Modelle sind defakto identisch, nur wird beim „4er“ auf Active Noise Cancelling verzichtet, wohingegen der „6er“ diese Funktion innehat. Aber fangen wir nochmal etwas weiter vorn an, DALI selbst sagt, dass sie ihr komplettes Know How angewandt haben, um diese Produkte zu entwickeln. Der Leitsatz war stets dabei, einen Wireless Kopfhörer mit echten HiFi-Qualitäten in den Markt bringen zu können. Dies untermauert u.a. die aptX bzw. aptX HD (24 Bit / 48 kHz) Freigabe. Die Funktübertragung wird mittels Bluetooth 5.0 realisiert.
Preislich bewegen wir uns hier bei 400€ für den IO-6 und 300€ für den IO-4, was in Summe eine ganz schön Ansage darstellt. So muss sich der Kopfhörer auf jeden Fall auch mit den Klassenprimi messen lassen. Im Gegenzug erhält der Kunde ein wirklich sehr schön aufgemachtes Package was den Namen Lieferumfang auch wirklich verdient hat. Eine stabile und schicke Transporttasche, ein USB-C- sowie Klinkenkabel als auch ein Flugzeugadapter zählen dazu. Alle notwendigen Informationen rund um das Gerät werden dediziert auch noch in einem Booklet festgehalten.
Bei der Farbgebung wählt DALI zwei Töne die zur Auswahl stehen. Einmal die Ausführung wie hier abgebildet (Caramel Weiß) und ganz klassisch in Schwarz. Ersteres versteht sich wohl als dänische Design-Interpretation die interessanter und erfrischender Weise noch nicht allzu oft gesehen wurde. Nebst dem Design bietet man am Kopfhörer auch eine Fülle an Funktionen zur Steuerung an. Das beginnt schon mit dem Einschalter, der mittels einer kleinen „Wippe“ realisiert wird - dahinter verbirgt sich eine sympathische Männerstimme die zugleich den Akkustand preisgibt. Entsprechende LEDs signalisieren u.a. das Bluetooth-Pairing als auch den Status des Active Noise Cancelling. Sehr vorbildlich darf auch die verbaute USB-Buchse in Type-C-Standard angesehen werden. Ist der Akku dennoch einmal leer, lässt sich der Kopfhörer über das mitgelieferte Klinkenkabel im passiven "Off"-Modus betreiben – oder binnen zwei Stunden über die Buchse voll aufladen.
Schauen wir uns einmal die Ohrmuscheln genauer an: Diese halten wie bereits angesprochen, eine flexible Steuerungsmethodik bereit. So teilt dieser Bereich in zwei Segmente auf, der äußere (cremefarbene Ring) dient zur Lautstärkeanpassung, der silberne „Logo-Bereich“ beinhaltet die Befehle „skip, Play, Pause“ und den der Anrufannahme. Man einer würde hier sagen das wirkt etwas altbacken, aber ist u.a. Touch-Ausführungen deutlich im Vorteil, weil die Befehle mechanisch ausgeführt werden und bspw. auch in Winter mit Handschuhen ohne Probleme funktionieren. Ketzerische Zungen könnten auch behaupten es wirkt nicht wirklich wertig, dem kann ich eigentlich wiedersprechen. Richtig wertig wird es dann bei den Ohrpolstern, diese sind mit Kunstleder überzogen und Memory Foam bestückt. Der Tragekomfort der hier an den Tag gelegt ist wirklich ausgezeichnet und auf Referenz-Niveau! Mit seinen 325 Gramm Lebendgewicht erscheint der Kopfhörer auch nicht als Schwergewicht, sondern bewegt sich meiner Meinung nach voll im akzeptierten Toleranzbereich.
Noch mehr Flexibilität wird am Haltebügel geboten, denn die Ohrmuscheln als solchen können nicht nur um 180° gedreht werden, was in der Praxis für die jeweilige Kopfform zuträglich ist, sondern die Polster als solche haben auch nochmal ein gewisses „Spiel“. Defakto eine 4-Wege-Verstellung / Anpassung an den Kopf. Die Bügel für die Ohrmuscheln sind zudem mit Metall realisiert worden. Man kann übrigens auch sagen, dass die gesamte Haptik welche vermittelt wird, einfach hochwertig und edel ist. Dabei spielt die Farbe zunächst mal eine untergeordnete Rolle. Man bekommt ein Produkt, was man zu diesem Kaufpreis erwartet. Ein letztes Feature was für viele ein riesen Pluspunkt darstellen dürfte sind die wechselbaren Ohrpolster. Diese lassen sich ganz einfach herunterdrehen. Selbige möchte DALI über entsprechende Fachhändler als Zubehör zum fairen Kurs (~20 bis 30 das Paar) anbieten. Auf jeden Fall hat man hier einmal mitgedacht.
Kommen wir mal zu den technischen Eckdaten, sind sie ja nicht unerheblich (...) Die Akkulaufzeit wird mit 30 Stunden angegeben. Der Akku selbst wird mit einer Kapazität von 1100 mAh deklariert. Der IO-4 hingegen wird mit "bis zu 60 Stunden" angepriesen was eine ziemliche Kampfansage darstellt. Aber man sollte berücksichtigen, dass dieser eben kein ANC vorzuweisen hat. Bei der Funktübertragung setzt man bei beiden Modellen zum einen auf Bluetooth 5.0 sowie die Codecs AptX, AptX HD (24bit/48kHz) und Apple AAC. Unter der Abdeckung befindet sich mit das Wichtigste, die beiden 50mm Papierfasemembranen wie wir sie schon von den großen Lautsprechern her kennen. Es wird laut Hersteller ein Frequenzbereich von 10 Hz bis 20.000 Hz abgedeckt.
Für die Tests und den Alltagsbetrieb wurde den DALI Kopfhörer mit einem Samsung Note 8 gekoppelt. Bewaffnet mit diversen Zugängen an hochauflösenden Streaming-Diensten, wusste der IO-6 bewusst aufzuspielen. Da der aptX HD Codec bekannter Weise ja in 24bit/48kHz Titel wiedergeben kann, haben wir hier eine technische Wiedergabequalität anliegen, die nochmals eine Stufe höher steht als die „CD-Qualität (16bit/48kHz)“. Anyway – Klang ist ja immer noch subjektiv (…) und der DALI klingt verdammt gut! Der Einstieg so muss ich zugeben, war doch etwas ungewohnt was aber am fabrikneuen Zustand lag. Generell kann man ja sagen, dass man sich an die klangliche Leistung eines Gerätes gewöhnen muss. Im Falle des IO-6 ging dies sehr schnell von Statten (innerhalb von 30 Minuten). Gerade wenn man doch etwas „bass-intensivere“ Modell von Sony gewohnt ist, kommt der DALI schon fast als Feingeist um die Ecke.
Wie geschrieben, anfangs etwas ungewohnt, entfaltet der Kopfhörer nach kurzer Zeit seine klangliche Vielfalt die wirklich sehr überzeugend ist. Die Abstimmung des DALI empfinde ich persönlich als sehr gelungen. Alle Einzelbereiche erscheinen Hand in Hand zu arbeiten und drücken sich, einzeln betrachtet, nicht in den Vordergrund. Was im Ergebnis heißen soll, dass man kein Dröhnen wahrnehmen kann, keine Hochtonspitzen oder Ähnliches – eher genau umgedreht. Am besten gefällt die klangliche Größe bzw. die Bühne, welche mir der Kopfhörer vermittelt. Das gefällt und macht mächtig Spaß – die Interpreten und deren Titel klingen in ihrer Darbietung deutlich intensiver als man es von anderen Modellen her kennen mag. Auflösungstechnisch würde ich ihn deutlich weiter vorn sehen – der Hochtonbereich ist schon leicht spitz, aber rutscht keinesfalls in einen Bereich ab, der nervig werden könnte. Hier muss aber auch nochmal berücksichtigt werden, dass unser Modell nagelneu war.
Das einzige was dem DALI fehlt, ganz subjektiv empfunden, ist ein wenig die Basspräsenz. In Tracks von Biggy oder The Weeknd werden diese punktuell herausgearbeitet dargestellt, aber man spürt schon, dass da noch mehr gehen könnte. Aber als dann der Soul-Star Darien Dean mit „Homeless“ durch die Schallwandler trällerte, spielten die Membranen richtig groß auf. Die Nähe zur Stimme und deren Klarheit überzeugen auf ganzer Linie. Die an anderer Stelle „vermissten“ Tieftonpassagen greifen hier sehr dosiert und auf den Punkt. Das die IO-Serie von DALI sehr feinfühlig agieren kann habe ich selbst für unter Beweis stellen können. Aber natürlich muss auch geprüft werden, ob der Kollege auf meinen Ohren auch rockbar ist. Diese Runde durfte Sully Erna mit dem Stück „Someday“ einleiten. Seine Stimme und die einprägsame Gitarrenriffs werden förmlich in den Kopf gehämmert ohne dabei den Feingeist zu verlieren – sehr cool! Aber nicht nur Godsmack hatte ich auf dem Speiseplan (…)
Mit der 180-Grad-Kehrtwende hin zum King of Pop präsentierte sich der DALI als extrem detailverliebt, was besonders in den entsprechenden Passagen von „They dont care about us“ richtig knackig zur Geltung kommt. Nochmals deutlicher wurde es mit dem Song „Human Nature“, ich muss zugeben, so detailliert wie mit den DALI konnte ich Micheal bzw. diesen Song noch mit keinem Kopfhörer dieser Gattung anhören – WOW! In Summe fehlt dem IO (leider) das letzte Quäntchen Tiefgang, hier hätte es durchaus ein Müh mehr aus dem unteren Frequenzkeller sein können. Mittels vorhandener Equalizer an dem entsprechenden Smart Device lässt sich da aber ganz sicher nachregeln (...)
Kommen wir mal noch zu ein paar anderen Punkten, welche die generelle Nutzung im Alltag wiederspiegeln und die bisher sehr, sehr überzeugende Klangleistung ein paar marginale dunkle Flecken verpassen. Als Anwender bekommt man zwei verschiedenen ANC-Modi zur Verfügung gestellt („An“ und „Transparent“). In letzterem Fall werden Klänge noch von außen marginal durchgelassen und gewisse Frequenzbereiche herausgefiltert, dass es in Summe angenehmer und man dennoch akustisch nicht von der Außenwelt komplett abgekoppelt ist. Was dem Kopfhörer jetzt aber meiner Meinung gänzlich fehlt ist ein Modus, bei dem man beispielsweise die Hand auflegt und Durchsagen an Bahnsteigen o.Ä. vollständig versteht. Das kann der IO-6 leider nicht.
Bei den Schaltwippen zur Steuerung könnte man auch spitzmündig behaupten, dass diese altbacken umgesetzt sind. Der Ansatz den der Hersteller dahinter sieht ist ein einfacher – hat man bei kalten Temperaturen Handschuhe an sieht es meist sehr mau aus mit „Touch-Bedienungen“. So sehr ich die leichtgängige Methode bevorzuge, umso vorteilhafter erscheint die mechanische Auslösung. Sie könnte ehrlich gesprochen, aber noch etwas mehr Feintuning vertragen, da man nicht immer sofort den Auslösepunkt trifft um bspw. einen Track vorzuspringen oder besser gesagt das Gefühl davon vermittelt bekommt.
Zum Tragekomfort lässt sich auch einiges berichten, einige Abend-Sessions lang konnte der DALI schon sein Können unter Beweis stellen. Das hat er, rein auf den Komfort bezogen, mehr als nur mit Bravour unter Beweis gestellt. Gleich mehrere Abend-Sessions lang hat er auf meinen Kopf Platz genommen und hat nicht ein einziges Mal den Drang geweckt ihn abnehmen zu wollen oder gar müssen. Diese Disziplin geht klar die Ringecke der dänischen Schmiede.
Bei der Akkulaufzeit haben wir den designierten Zielwert von 30 Stunden locker erreichen können und waren noch nicht einmal im Reservebereich angekommen, was aber ganz klar am Lautstärkepegel als auch dem aktivierten bzw. deaktivierten ANC liegt. Folglich variiert dieser Wert also ganz klar nach dem eigenen Hörverhalten. Zeit für uns also ein Fazit zu ziehen.
Nun da ist er nun, das Erstlingswerk von DALI im Kopfhörersegment. Und wir können ganz sicher sagen, dass dieser Einstieg mehr als gelungen ist. In Summe betrachtet bringt der Kopfhörer eine Fülle an positiven Detailaspekten mit aufs Tableu, die eine klare Sprache spricht. Der DALI IO-4 (ohne ANC) und IO-6 (mit ANC) sind technisch identisch, unterscheiden sich eben nur im besagten Ausstattungsdetail. Klanglich haben wir einen Feingeist vorgefunden, der in einem Gefilde wildert, was sonst anderen Marken vorbehalten war.
Kleine Feinheiten wie eine USB Type-C-Buchse, wechselbare Ohrpolster als auch eine erstklassige Materialgüte fügen ein sehr stimmiges Bild zusammen. Einzig der Punkt des Preispunktes könnte diesen etwas trüben. Denn für die ANC-Ausführung IO-6 werden 399,- EUR fällig, den IO-4 (ohne ANC) bekommt man für 299,- EUR. Letztlich aber dennoch kein Grund dem Kopfhörer unsere Top-Produkt Auszeichnung zu verwehren. Die Modelle sind jeweils in den Farben Schwarz und Caramel Weiß (wie abgebildet) erhältlich.
DALI IO-6 Noise Cancelling Kopfhörer