Test: DALI Epicon 6 - jetzt in matt weiß

DALI Epicon 6 white 02Wie wir ja wissen, sind die Preisspiralen im HiFi-Audio-Umfeld quasi unendlich nach oben skalierbar. Blicken wir jetzt aber bei DALI auf einen Hersteller direkt, dann wissen wir, dass die Epicon Reihe die Speerspitze der Dänen darstellt. Die Epicon 6 hatten wir vor über drei Jahren schon einmal zu Gast (…) nun bekommen diese Lautsprecher nochmal eine optische Frischzellenkur. Ein kleines optisches und klangliches Revival in Wort und Bild…

 

Aufmerksame Leser sowie auch Audio-Interessierte generell dürften wissen, dass die EPICON-Serie bereits im Jahre 2014 vorgestellt wurde und somit schon einen vergleichsweise langen Lebenszyklus vorzuweisen hat. Selbige besteht wie bereits einleitend geschrieben aus der „kompakten“ Version (EPICON 2 – 2500€ Stk.) dem hiesigen Testmodell (EPICON 6 – 5000€ Stk.), sowie der nochmals größeren Ausführung EPICON 8 (8000€ Stk.). Wer mit dieser Modellreihe einen Surround-Aufbau realisieren möchte, der kann das auch umsetzen, denn den passenden Center-Lautsprecher (EPICON VOKAL – 4500€ Stk.) haben die Dänen nämlich auch im Programm.

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Da man sich hier im fünfstelligen Preisbereich bewegt, hievt das die Erwartungshaltung natürlich nochmal auf ein ganz anderes Level und weißt die Epicon ganz klar als Luxusprodukt aus, welches aber nicht nur dicken Backen macht, sondern wirklich etwas substanzielles vorzuweisen hat, dazu aber später mehr. Warum jetzt aber nochmal einen Artikel dazu? Der Grund ist einfach zu betiteln: DALI hat dem Gehäuse der gesamten Serie nochmal ein kleines Refresh verpasst und bietet jetzt jene in matt Schwarz, als auch in matt Weiß an. Zudem wurden an der Front die silberfarbenen Akzente gegen komplett schwarze ausgetauscht. Dies ist aber nur bei den beiden genannten Farbtönen der Fall. Ruby Makassar und Schwarz-Hochglanz sind davon ausgenommen und weiterhin erhältlich. Einzig die weiße Hochglanz-Ausführung wird nicht mehr produziert.

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Es sind nun etwas mehr als vier Jahre vergangen, als ich die Epicon 6 in den eigenen räumlichen Gefilden klanglich unter die Lupe nehmen konnte. Um so größer war die Begeisterung am Ende wieder, was dieser Lautsprecher zu leisten vermag, aber der Reihe nach: Die DALI EPICON 6 arbeiten in einem sogenannten 2½ + ½-Wege-System, wer jetzt hier etwas Konservativeres erwartet hatte, wurde mit dieser ausgefallen klingende Konstellation überrascht. Diese Nennung ist auf die Funktionsweise der beiden Hochtöner zurückzuführen, auf die wir auf der nächsten Seite eingehen werden. Die Hochtonkonstruktion wird dann auch auf dem Datenblatt sichtbar, so gibt DALI einen Frequenzbereich von 35 Hz bis 30 kHz an. Als Verstärker für die Edel-Bi-Wirering-Wandler sollten Verstärker mit einer Grundleistung von 50 bis 300 Watt für den Betrieb vorhanden sein.

 


Detailbetrachtung und Verarbeitung

Die Verarbeitung dieses Lautsprechers entspricht im Grunde genommen genau dem, was man einen Lautsprecher dieser Preisklasse und Kategorie erwartet. Zweifelsohne ist dies wahrlich nicht immer der Fall, aber bei der Epicon 6 in der ursprünglichen Ausführung hatte bzw. hat mit dem Ruby Makassar Furnier ein Holzmuster im Angebot, welches wie man so schön immer sagt, Charakter versprüht. Um den Lautsprecher noch mehr in das 21. Jahrhundert anzusiedeln, gehen die Dänen den Schritt konsequent weiter und bringen jetzt zwei weitere Farbmuster, die sich im Kern schon wie bei der Rubicon 6 Black Edition orientieren. Nun wie soll ich es sagen? Die Bilder vermitteln nicht wirklich die Güte welche der Lautsprecher versprüht (…) um mal ganz subjektiv zu sprechen, mein Geschmack wird hiermit zu 110 Prozent getroffen. Schafft dieser Farbmix nochmal mehr den Spagat zwischen absolut wohnraumtauglich und High End HiFi-Komponente. Für mich persönlich und auch objektiv betrachtet, ein absoluter Augenschmaus. Und ja – Meinungen können und sollen sich unterscheiden…

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Das Gehäuse selbst bleibt weiterhin identisch und unverändert. Hier kommt wieder MDF zum Einsatz, welches an der Front eine Stärke von 33mm und an der Rückwand sogar eine Materialstärke von 53mm aufweist. Dadurch will man Eigengeräusche / Resonanzen unterdrücken bzw. auf ein mögliches Minimum reduzieren. Die Seiten sind sechslagig ausgeführt und sehr fest miteinander verleimt worden. Nach hinten verjüngt sich das Gehäuse, wodurch das gesamte Konstrukt eher harmonisch als klobig wirkt. Gerade bei Standboxen im Allgemeinen wird diese Formsprache immer häufiger angewandt. Der EPICON steht diese Formgebung besonders gut zu Gesicht. Der „stupide“ Klopftest eignet sich übrigens an dieser Stelle auch gut und untermauert im Ergebnis das zuvor aufgezählte. Achtet man auf das Gewicht des Korpus, wird dies übrigens auch klar

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Kommen wir aber nun endlich mal konkret zu den „Neuerungen“, sofern man sie so nennen möchte. So wurde u.a. die Trägerplatte für die Hochtoneinheiten nun komplett in mattem Schwarz eingefärbt, was gleichermaßen auch für die silbernen Akzentuierungen der Chassis gilt. Diese sind ebenfalls in Schwarz gehalten, wie man sie schon bei der Rubicon 6 Black Edition gesehen hat. Dadurch bekommt der Lautsprecher eine komplett andere Charaktersprache, jedenfalls für die hier abgelichtet weiße Ausführung würde ich das so titulieren. Wer komplett vom Farbkontrast wegkommen möchte, der kann auch noch die mattschwarze Version nehmen. Wie schon geschrieben, bleiben Ruby Makassar und Hochglanzschwarz von den aufgezählten Änderungen unbetroffen. Die weiße Hochglanz-Ausführung wird nicht mehr produziert.

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Für die Aufstellung geben die Dänen dem Kunden bzw. den Lautsprechern jeweils einen massiven Sockel mit worauf die EPICON schlussendlich dann thronen. Wer will, kann dort noch die ebenfalls im Lieferumfang enthaltenen Spikes montieren und das Konstrukt vom Boden entkoppeln.

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Als Chassis verbaut man ausschließlich eigens entwickelte und wie sollte es für das eigene Top-Modell anders sein, in Dänemark gefertigte Komponenten. Klar ist, dass man auch hier wieder Wert auf eine Markenerkennung in Form der Holzfasermembran setzt. Die EPICON 6 kommt mit zwei 165mm Tiefmitteltöner daher. Diese bilden Frequenzen unter 600 Hz ab und wollen in der Praxis für ordentlichen Tiefgang sorgen. Wie bei allen Modellen aus der EPICON-Reihe hat man auch hier das sogenannte SMC-Magnetsystem mit am Chassis verarbeitet. SMC steht für „Soft Magnetic Compound“ und ist ein künstlich sowie zugleich schwierig herzustellender Verbundstoff. Zum Ziel hat dieser Aufbau, dass man im Chassis selbst den Antrieb beeinflusst und die Schwingspule gänzlich im Magneten eingetaucht ist. Daraus resultiert eine veränderte Induktivität der Spule. Um besagte „elektronische Bremse“ zu unterbinden, will man Ströme eindämmen, was schlussendlich mit dem o.g. SMC möglich ist.

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Unter der Haube bzw. dem hochwertigen Gehäuse verbergen sich zwei gleichgroße Kammern, die für die beiden Tieftöner mittels jeweiliger Bass-Reflexöffnung agieren und einen Subwoofer obsolet werden lassen soll. Auf Grund der nah aneinander liegenden Baugruppen will man den Zeitversatz minimiert haben, sodass eine möglichst direkte Verbindung entsteht. In Summe verfügt der Lautsprecher über ein besseres Timing bei der Wiedergabe. 

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Interessant ist auch der einleitend angesprochene Hochton-Aufbau, welcher auf den ersten Blick nicht ganz trivial erscheint und den Lautsprecher als 2½ + ½ System betitelt. Dahinter verbirgt sich eine Funktionsweise, welche die vermeintliche Norm der Lautsprecher-Gattung bricht. Im Klartext heißt es, dass hier ein Bändchenhochtöner als auch eine Kalotte im „klassischen Sinne“ zu Werke gehen. Die Hochtonklalotte agiert in einem Frequenzbereich von 2,5 kHz bis 15 kHz, beim Bereich darüber greift dann das "Bändchen" ein. Auf Grund der physischen Beschaffenheit lassen sich so sehr schnelle und exakte Bewegungen erzeugen, die dann in Schall oder besser gesagt in Musik münden. Also kurz gesagt, beide Hochton-Komponenten agieren im Wechselspiel oder Mischverhältnis. Auffällig auch an dieser Stelle ist einmal mehr die hohe Materialgüte, worauf man bei der Herstellung Wert gelegt hat. So befinden sich beide Hochtöner fest an einer massiven Aluminium-Grundplatte, dieses Mal eben nur in Schwarz eingefärbt.

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Die Rückseite präsentiert sich in der Anmutung sehr edel und dementsprechend standesgemäß. Neben der bereits angesprochenen und massiven Rückwand finden wir hier auch das Bi-Wiring-Terminal mit vergoldeten Kontakten vor. Neben Bananensteckern lassen sich auch lose Kontakte mit einem Durchmesser von bis zu 4mm unterbringen. Die Verschraubung ist genauso "episch" einzuordnen, wie die bisher geschilderten Eindrücke. Wer auf die doppelte „Einspeisung“ verzichten möchte, für denjenigen packt der Hersteller ab Werk, ebenfalls vergoldete, Kupferbrücken mit bei und unterstreicht mit solchen kleinen Details die eigene Wertschätzung gegenüber dem Gesamtprodukt. Kommen wir nun zum Klangcheck.

 


Klangcheck

Laut Hersteller-Aussage und wie wir bereits auch schon festgestellt haben, geben sich die Lautsprecher im Anforderungsprofil doch eher human. Als Zuspieler griffen wir auf einen NAD M33 zurück, der mit seiner Leistung und Vielfältigkeit ja aktuell wie kein zweites Gerät die Ansprüche der heimischen HiFi-Anlagen verändert. Nicht nur die Flexibilität dank der bluOS Streaming-Plattform, sondern auch das schiere Leistungsvermögen attestieren hier den perfekten Gegenpart für die Epicon 6. Aufgestellt wurden die Lautsprecher, wie auf den Bildern zu sehen, marginal zur Hörposition hin eingewinkelt, da sich hier noch ein Ticken bessere Bühnenbildung ausmachen ließ. Der Wandabstand der Gehäuse betrug knapp 30 Zentimeter (nicht vom Sockel gemessen). Die vom Hersteller empfohlenen 100 Stunden Einspielzeit brauchte es glücklicher Weise nicht, da unser Muster diese bereits werksseitig hinter sich hatte.

Also konnten wir direkt loslegen (…) Für Neukäufer gilt dieser Wert trotzdem und sollte mit berücksichtigt werden. Um die Schallentwicklung anzupassen legt DALI auch hier wieder sehr hochwertige Spikes samt Unterlegscheiben bei. Dieses Set ist ideal um Höhenunterschiede beim Bodenbelag auszugleichen als auch diesen vor Abdrücken zu schützen. Denn mit 30 Kilogramm pro Stück sind die EPICON 6 keine Leichtgewichte mehr. Nun mit dem Wissen wie die Lautsprecher klingen und welch positiven Eindruck diese Gerätschaften vor einigen Jahren bei mir hinterlassen hatten, ging es dann ans Eingemachte. Ganz im Ernst, ich war einmal mehr aufs Neue überrascht und zugleich baff, welche geschmeidig, dosierte, aber dennoch leistungsbereite Darbietung mir hier entgegen gepfeffert wurde. Würde man es metaphorisch ausdrücken wäre es mit einem Sportwagen vergleichbar, der ein dezent hochwertiges Auftreten innehat, aber niemals in seinen leistungsmäßigen Grenzbereich gehen muss, weil genug Reserven vorhanden sind.

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Mit am beeindruckendsten empfand ich das so sauber präsentierte Tieftonbett was extrem punktuell agiert, in keiner Phase ins „Dröhnende“ übergeht und die beworbenen schnelle Reaktionen perfekt umsetzt. Das ist absolut erstklassig! Man merkt dem Lautsprecher in seinem Wiedergabeverhalten ebenfalls das vorhandene Leistungsvermögen an. Ebenfalls beachtlich ist das Auflösungsvermögen im Hochtonanteil. Hier hört man ganz klar die Bändchenhochtöner heraus die zu einem Großteil mit ihrer Bühnenperformance überzeugen können. Erstaunlicher Weise sind es aber zugleich auch diejenigen, welche ganz punktuell in Musiktiteln sehr analytisch und auch etwas „spitz“ auftreten. Es mag durchaus am M33 liegen, dem ja solch ein „Klangverhalten“ nachgesagt wird. Aber in 95% der Fälle ließ sich das Beschriebene eben nicht ausmachen.

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Musikalisch würde ich mir nicht erlauben dem Lautsprecher eine Präferenz auszusprechen. Beim zweiten intensiven Hörcheck, wohlgemerkt der erste erfolgte vor einigen Jahren, würde ich dazu übergehen und sagen, dass den Epicon 6 sehr Gesang lastigen, langhubigen und sehr gut im Tiefton dosierte Titel extrem gut schmecken. Was keinesfalls ausschließt, dass man auch James Hetfield über die Membranen jagen mag, denn Pegel können die guten wahrlich mehr als genug. Wo sich auch der Kreis wieder schließt und man festhalten kann, dass die Epicon 6 immer genug Reserven haben um eben das Geforderte abzurufen. Für mich ganz persönlich ein hervorragender Lautsprecher, dessen Anschaffung aber wahrlich keine günstige Investition darstellt die sicher wohlüberlegt Probe gehört werden darf. Kommen wir damit zum Fazit.

 


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Fazit

Beginnen wir einmal bodenständig – derjenige der sich überlegt Lautsprecher im Wert von 10.000 EUR anzuschaffen kann vielerlei Gründe haben. Statussymbol, Erfüllung eines Traums? Oder gar eine erhoffte Wertsteigerung. Letztere ist zwar nicht wirklich zu erwarten aber im Falle der EPICON 6 ist das definitiv eine wertstabile Investition. Egal unter welchen Gesichtspunkten man sich DIESE Lautsprecher zulegt, man wird sehr, sehr, sehr lange damit glücklich werden. Diese Aussage vertrete ich auch nach wie vor. Mit den angepassten optischen Akzenten bzw. der neuen Farbgestaltung wirken eben jene Lautsprecher nochmal ein Ticken moderner und können womöglich so noch ein größeres Publikum ansprechen. Das was die dänische Audio Manufaktur DALI hiermit geschaffen hat strahlt vor Charisma und Esprit aus, was in der Technik-Branche doch eher selten ist und kaum bis gar nicht zur Beschreibung verwendet wird. Denn optisch, verarbeitungstechnisch und zu guter Letzt auch klanglich, thront dieses Standlautsprecher-Paar, eher mit Understatement als protzigen Attitüden. Man kann hier ganz klar von einem erstrebenswerten Luxusprodukt sprechen, sofern sich dieses im eigenen Interessgebiet bewegt.

Klanglich erhaben, technisch innovativ als auch effektiv beschreibt die Leistung des Praxistest. Wer auch mal „ordentlich Tiefgang“ will, der kann es mit DALI auch mal krachen lassen. Die Hochtonpräzision als auch die Raumabbildung sind weiterhin als phänomenal zu bezeichnen, um mal bei diesem einem Superlativ zu bleiben. Mitunter kann es aber auch mal ganz vereinzelt dazu kommen, dass der Bändchenhochtöner gefühlt ein wenig zu spitz auflöst, aber das vermag auch eine subjektive Einschätzung sein. Interessierte werden vermutlich eh nicht an einer eigenen Kostprobe beim hiesigen Händler vorbeikommen. Wir bleiben bei unserer Aussage vom ursprünglichen Fazit und können hier einen echten Lautsprecher-Klassiker der Zukunft gartulieren. Dieser ist zwar zweifelsfrei teuer, aber auf jeden Fall seinen Preis wert ist. Wir können nicht anders und diese dänische Kreation als Referenz küren - Chapeau DALI!

 

DALI Epicon 6 - matt Weiß

Das Meisterstück der Dänen jetzt nochmal schicker - weiterhin referenzartig unterwegs, 02.12.2021
Pro
  • perfekte Verarbeitung in allen Segmenten
  • erstklassige Lackierung mit 1A-Finish
  • hervorragende Bühnenbildung
  • sehr pegelfest im Hoch- und Tieftonbereich
  • sehr präziser und leicht weicher Tiefgang
  • potententer und präziser Tieftonbereich
Contra
DALI Epicon 6 white 02

 

 

DALI Epicon 6 Referenz Award k 

 

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