Auf der letztjährigen High End in München haben wir ausführlich über den neuen Miracord 60 der Kieler Audioschmiede ELAC berichtet und nun ist er in unseren Redaktionsräumen gelandet. Viel Spaß beim Lesen!
Nachdem ELAC vor knapp vier Jahren aufgrund des 90-jährigen Jubiläums ihre Plattenspielersparte mit dem Miracord 90 neu belebte, sind nun einige Jahre ins Land gezogen, die auch weitere Modelle hervorgebracht haben. In einem Jahreszyklus folgte 2017 der Miracord 70, 2018 das neue Einstiegsmodell Miracord 50 und schlussendlich 2019 der Miracord 60. Letzteres kann auch klar als kleines Geschwisterchen des Miracord 90 durchgehen, optisch sind sich beide Modelle jedenfalls sehr ähnlich. Da wir uns alle Modelle der norddeutschen Traditionsschmiede näher angeschaut haben, möchten wir auch beim 60iger Modell keine Ausnahme machen und widmen ihm die folgenden Zeilen.
ELAC kann man zu den wenigen HiFi-Firmen am Markt zählen, die unermüdlich an ihren Produkten arbeiten und zuverlässig jedes Jahr neue Modelle bzw. überarbeitete präsentieren, ohne sich auf Bestehendes auszuruhen. Dabei durchläuft das Unternehmen gerade einen großen Wandel und vollzieht seit etwas über einem Jahr bei ihren erfolgreichen Lautsprecherserien einen kompletten Designswandel. Um so verwunderlich ist in diesem Kontext der neue Miracord 60, sieht er doch aus wie der Miracord 90, nur eben nach einer intensiven Diät. Aber da der 90iger Pate noch gar nicht so alt ist und der Miracord 70 mit seiner Haptik und Optik nicht unbedingt den erwünschten Erfolg brachte, ist die Idee die schicke Optik und Materialgüte des Topmodells aufzugreifen und für ein „Brot und Butter“ Produkt zu nutzen, nicht unbedingt der schlechteste Einfall. "Versuch macht klug" würde man sagen und man kann den Norddeutschen keinesfalls vorwerfen, in den letzten Jahren nicht mutig genug die Produktlinien zu überarbeiten und immer neue Wege zu beschreiten.
Der schnell zusammengefügte "60iger Plattenspieler" besitzt eine gute „Grundmasse“ für einen soliden Auftritt, mit um die achteinhalb Kilogramm ist der Plattenspieler nicht zu leicht um bei jeder Vibration die Kontrolle zu verlieren, aber auch nicht zu schwer um den Aufstellort vor besondere Aufgaben zu stellen.
Die 55mm starke MDF-Zarge, die von beiden Seiten ausgefräst wird, wird von Aluminium-Seitenteilen und einer schwarzen Hochglanzoberfläche eingefasst. So greift man gekonnt die Optik des großen 90iger auf, aber eben etwas weniger massiv. Dazu kommt ein 22mm starker Plattenteller, der schwarz lackiert wurde und durch die silbernen, angefasten Kanten eine sehr schicke Optik erhält.
Für die Tonabnahme ist ein schicker Tonarm aus Carbon zuständig der in einem Edelstahllager ruht und einer sehr stabilen Konstruktion eingebunden ist, so ohne Spiel oder Toleranzen arbeitet aber diesmal ohne Tonabnehmer daherkommt. Hier wird von ELACs Seite aus nichts vordiktiert und der der Kunde darf selbst entscheiden, ein Headshell wird aber mitgeliefert. Sicherlich eine Entscheidung um auch unter den „magischen“ 1000 Euro zu bleiben, aber mit einem eventuell beiliegenden 20-30 Euro Tonabnehmersystem ist hier auch keinem geholfen. Das entspricht nicht dem Anspruch des Plattenspielers und würde dann sowieso ersetzt werden.
Aber auch im Gegensatz zum Topmodell, liegt dem Miracord 60 auch kein Anschlusskabel bei, was ich persönlich wiederum nicht nachvollziehen kann. Für ein Unternehmen wie ELAC ist ein gutes Audiokabel sicherlich eher im Euro-Artikel-Bereich einzustufen, etwas schade meiner Meinung nach am falschen Ende gespart.
Zur Steuerung steht links, sauber eingelassen in der Zarge, ein massiver Drehschalter zur Verfügung, der beide Umdrehungsstufen regelt. Gute Entscheidung, die manuelle Umlegung des Riemens des Miracord 70 hatte mir persönlich nicht so zugesagt und das ging wohl nicht nur mir so, da gerade abverkauft wird (...) Der Gleichstrommotor überträgt die Kraft mittels Riemen an den massiven Drehteller und soll eine maximale Abweichung in der Geschwindigkeit von maximal +/- 0,33 Prozent haben. Wie gut der Gleichstrommotor das umsetzt überprüfe ich dann im späteren Praxisteil.
Das man sich mit seinen Produkten im Hause ELAC auseinander setzt und Feedback von Kunden und der „kritischen“ Presse aufnimmt, zeigt die beiliegende Abdeckung. Wo man beim Topmodell diese optional erwerben muss, ist eine leicht getönte Kunststoffabdeckung aus Acrylglas im Lieferumfang des 60iger Modells enthalten. Diese wird kinderleicht mittels zweier Kunststoffscharniere gesteckt bzw. montiert und schützt die glänzenden Flächen vor dem Feind: Staub.
Auf der Rückseite gibt es nichts besonderes von meiner Seite aus zu berichten. Neben dem Stromanschluss, der von einem einfachen Steckernetzteil aus Fernost gespeist wird, wurde in dem Aluminiumpanel der Audioausgang und der simple Power-Schalter eingelassen. Optisch schön umgesetzt, da es sich nahtlos in die Formgebung fügt. Auf einen integrierten Vorverstärker, wie man ihn beim Miracord 50 findet, verzichtet ELAC beim 60iger Modell. Dieses achteinhalb schwere Gesamtkonstrukt ruht auf vier groß dimensionierten gummierten Füßen, die neben einem sicheren Stand auch gekonnt Vibrationen aufnehmen können und somit den Ruhepuls des Plattenspielers fördern.
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