Test: PIEGA COAX 411 - Klangtraum aus der Schweiz

PIEGA COAX 411 newsDie PIEGA COAX 411 ist der Definition nach ein Kompaktlautsprecher, aber eigentlich nur auf dem Papier. Dieser Schallwandler ist weit mehr als das: ein Kunstwerk, eine Augenweide, handwerkliche Perfektion – you name it! Maßgeblich prägend ist auch das verbaute Mittelhochton-Chassis, das in Handarbeit gefertigt wird. Was diese Lautsprecher akustisch und optisch zu bieten haben, klärt unser Artikel.

 

 

Rein auf den Audio-Markt bezogen, dürfte PIEGA vermutlich den größten Bekanntheitsgrad genießen, den der Schweizer Markt zu bieten hat. In feiner Handarbeit werden die Edellautsprecher in Horgen, einem Vorort von Zürich, gefertigt und veredelt. Ob nun die Master Line Source Serie für rund 80.000 Euro das Paar, oder die Einstiegsmodelle aus der ACE-Serie, für fast jeden Anwendungsfall ist ein passendes Produkt im Portfolio, natürlich mit der entsprechenden Gütequalität.

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Die COAX 411 ist selbst in der besagten Serie beheimatet und stellt zugleich auch den kleinsten Lautsprecher aus dieser Modellreihe dar. Darüber positionieren sich noch der COAX Center 211 und zwei Standlautsprecher (COAX 611 und 811). Preislich sprechen wir hier von rund 9200 Euro für das Paar. Seit einer Weile bietet das Unternehmen zudem auch die Möglichkeit, sehr edle Farbtöne in eloxierter Form auf die Gehäuse auftragen zu können (wir berichteten auf der High End 2024).

 PIEGA COAX 411 Farben

Verschiedene Farbausführungen stehen zur Wahl - gegen Aufpreis versteht sich

Es gibt insgesamt acht Farbvarianten, bei denen sowohl der Innenraum des Gehäuses, als auch außen komplett eingefärbt sind. Dafür wird das Aluminium eloxiert, was das Finish edler und resistenter gegen Verfärbungen durch beispielsweise UV-Strahlung macht. Die drei Farben Schwarz, Weiß und Silber gehören zur „normalen“ COAX-Serie. Acht weitere Farboptionen, wie das von uns getestete Misty Green, gehören zur Coax Excellence Serie, die noch einmal ca. 700 Euro Aufpreis bedeuten. 

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Perfekte Verarbeitungsqualität in allen Details

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Zwei PIEGA COAX 811 in der Montage

Über jeden Zweifel erhaben sind die Haptik und die Optik der PIEGA COAX 411. Die Schweizer Klangskulptur wird vor Ort in Handarbeit aus Aluminium-Strangguss hergestellt. Damit ist der Satz „Der Lautsprecher sieht aus, wie aus einem Guss.“ Nicht nur ein Spruch, sondern eine Tatsache. Das eloxierte Metall ist absolut makellos und fast zu schade zum Anfassen. Wir haben das aus Testzwecken dennoch getan und können von einem echten Handschmeichler sprechen, auf dem keine Fingerabdrücke zurückbleiben. Wie sich die farblichen Möglichkeiten in der Praxis widerspiegeln, haben wir u. a. auf der zurückliegenden High End 2025 in München per Video festgehalten:

Hier eine Übersicht zu allen technischen Eckdaten:

 

Lautsprecher im Überblick
 Bezeichnung  PIEGA COAX 411
Preis  9200,- EUR (Paarpreis)
Hersteller-Homepage  https://piega.ch/
Maße  450 x 210 x 310 mm
Gewicht  25 kg pro Stück
weitere Daten
Frequenzband  35 – 50000 Hz (±3dB)
Empfindlichkeit  90 dB/W/m @ 4 Ohm
Übergangsfrequenz  450 Hz (TT zu Koaxial-Chassis)
empf. Verstärkerleistung
 20 - 200 Watt
Tieftöner  160 mm UHQD-Tieftöner (SEAS)
Koaxial-Chassis  1x C112+ Koaxialbändchen
Gehäusematerial  Aluminium-Starnggussprofil mit Tension Improve Module 2 (TIM2)


 

Detaileindrücke / Technik

Der Lautsprecher wurde vom Schweizer Designer Stephan Hürlemann entworfen. Dabei verjüngt sich das Gehäuse nach hinten in eine Rundung, wie wir das in letzter Zeit bei immer mehr Lautsprechern sehen. Das ist nicht nur optisch ansprechend, sondern vermeidet auch stehende Wellen durch parallele Seitenwände. PIEGA spricht davon, dass so der rückwärtige Schallanteil im unteren Mitteltonbereich besser absorbiert wird. Also ein klassisches Beispiel für „Form follows Function“.

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Natürlich kommen die Lautsprecher auch mit einer Stoffabdeckung daher, die fest auf dem Lautsprecher sitzt und sich nur mit Hilfe eines beigelegten Magneten oben in der Mitte abziehen lässt. Dafür benötigt es ein wenig Übung, wenn man aber einmal den Dreh raus hat, geht das leicht von der Hand. Zudem wechselt man wohl nur eher sehr selten die Abdeckung. Ohne die Blende ist der Blick frei auf den namensgebenden Coax-Mittelhochtöner und den Tieftöner. Diese müssen sich nicht verstecken und sind ebenfalls extrem passgenau und ohne Spaltmaße eingearbeitet. Unsere Testversion hört auf den Namen Misty Green und hat sich das Prädikat „„wohnraumtauglich“ mehr als redlich verdient.

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Die PIEGA COAX 411 ist Mitglied der zweiten Generation der legendären Serie. Der namensgebende Mittelhochtöner in koaxialer Bauweise hört auf den Namen C112+. Dieser ist als Bändchen ausgeführt. Einzigartig ist die punktsymmetrische Positionierung des Hochtöners zum Mitteltöner. Theoretisch kommt man so dem Ziel einer Punktschallquelle, bei der über einen möglichst breiten Frequenzbereich die Tonwiedergabe konstant bleiben soll, sehr nah. 

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Handfertigung der Mittel-Hochtoneinheit für die Master-Line

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Dank der massiven Frontplatte mit Querverstrebung und Mittelsteg ist es möglich, weitere Neodymmagnete zu verwenden, um so die Effizienz zu steigern. Außerdem kommt eine Folie mit neuentwickelter Spezialbeschichtung zum Einsatz. Das Ergebnis: linearerer Frequenzgang im unteren Frequenzbereich und eine tiefere Anbindung an den Tieftöner, ab 450 Hz. Damit wird nahezu das komplette Spektrum der Stimmwiedergabe vom Koaxialtreiber übernommen. Wir schauen uns im Klangabschnitt an, ob all diese theoretischen Vorteile, sich auch in der Praxis auswirken.

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Der UHQD-Tieftöner stammt aus dem Hause SEAS, wurde an die Anforderungen von PIEGA angepasst und misst 160 mm im Durchmesser. Damit dieser optimal seine Performance ausspielen kann, wurde das Gehäuse optimiert und vergrößert. 

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Sehr edles Anschluss-Terminal der Lautsprecher

Das Gehäuse hört auf den Namen „Tension Improve Module 2“ (TIM2) und ist eine Weiterentwicklung des Vorgängers. Statt auf Druck auf die Innenwände zu setzen (wie beim TIM1), wird beim TIM2 Zug verwendet, um das Modul formschlüssig mit dem Gehäuse zu verschrauben. Dadurch steigt die Steifigkeit enorm an, was auch kleinste Schwingungen reduziert. Restresonanzen sollen dann durch viskoelastische Dämpfungsfolien vollständig eliminiert werden. Das Ergebnis davon ist, theoretisch betrachtet, ein präziserer und trockenerer Bass.

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Das Ergebnis ist ein Drei-Wege-Regallautsprecher mit einem Wirkungsgrad von 90 dB/W/m bei 4 Ohm. Der Frequenzbereich liegt zwischen 35 Hz und 50 Kilohertz (und damit voll HiRes-tauglich). Das Gehäuse hat die Abmessungen 45 × 21 × 31 Zentimeter bei einem Gewicht von 25 Kilogramm. PIEGA gibt die empfohlene Verstärkerleistung zwischen 20 und 200 Watt an. Wir haben die Lautsprecher mit einen Rose RS520 betrieben, der 250 Watt pro Kanal bietet und konnten keine Verzerrungen feststellen. Das heißt, die PIEGA COAX 411 hat durchaus Reserven oberhalb der Herstellerangaben.

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Das passende Stativ Stand Coax 411 ist ausschließlich in Schwarz erhältlich und passt zum Lautsprecher. Es ist ebenfalls aus eloxiertem Aluminium-Strangguss gefertigt und nimmt durch die ovale Form des Ständers, das Gehäusedesign der PIEGA COAX 411 wieder auf. Schönes Detail: An der Oberseite ist ein Moosgummi aufgebracht, sodass durch das Verschrauben des Lautsprechers mit dem Stativ keine Kratzer entstehen können. Wer möchte, kann nicht nur die Kabel im Stativ führen, sondern es ebenfalls mit Sand befüllen. Das sorgt durch mehr Gewicht für einen tieferen Schwerpunkt und erhöht damit die Standsicherheit. Außerdem werden so Vibrationen vermieden. 

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Auf der nächsten Seite geht es dann weiter zum Praxisbereich und unseren Klangeinschätzungen.

 


 

Klangbewertung

Der Klang der PIEGA COAX 411 lässt sich schlicht und einfach mit „extrem gut“ bezeichnen. Und das komplett ohne Einschränkungen, wie „für seine Größe“, denn im Blindtest kann man das Kompaktmodell für einen ausgewachsenen Standlautsprecher halten. Die 35 Hz untere Grenzfrequenz aus dem Datenblatt sind keineswegs ein Papiertiger, sondern hör- und spürbar. Es zeigt sich deutlich, dass der technische Aufwand, den die Schweizer Klangschmiede getrieben hat, sich bezahlt macht. 

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Die Abstimmung des Lautsprechers lässt sich als sehr natürlich einordnen. Dadurch ist es, quer durch alle Genres hinweg, sehr angenehm, mit den Lautsprechern Musik zu hören. Die Aufstellung ist dabei unkritisch. Mit nur leichtem Eindrehen ergibt sich ein extrem breiter Sweetspot, der dennoch eine präzise Ortung ermöglicht. Die gesamte Klangbühne ist sehr aufgeräumt sowie präzise und ermöglicht, dank der perfekten Tiefenstaffelung, ein plastisches Klangfeld.

Der Tiefbass hat eine enorme Präzision und Knackigkeit. Trotz der begrenzten Maße kommt die PIEGA COAX 411 erstaunlich tief in den Basskeller hinab. Wer noch mehr möchte, kann die Lautsprecher aber natürlich mit einem Subwoofer ergänzen oder mit den Wandabständen ein wenig spielen, da das Bassreflex-System rückwärtig ausgeführt ist. In dieses Bild fügt sich der Kickbass ein, der ebenfalls mehr als überzeugen kann.

Die Stimmendarstellung profitiert ebenfalls vom Aufbau des Lautsprechers. So ist es wenig verwunderlich, dass die PIEGA COAX 411 auch den Gesang plastisch, detailliert und voluminös auf Referenzniveau wiedergibt. Das C112+ Koaxialbändchen gibt den Hochton in allen Details sehr luftig und unangestrengt wieder.  

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Eingangs wurde erwähnt, dass sich der Lautsprecher für alle Genres eignet. Unser Geheimtipp bleibt aber in jedem Fall für klassische Musik, da Dynamiksprünge und Impulskontrolle ihresgleichen suchen. Davon profitieren natürlich auch alle anderen Musikarten, aber gerade klassische Aufnahmen profitieren hier deutlich mehr.

Die PIEGA COAX 411 bietet eine unglaublich feinfühlige Wiedergabe, die authentisch Instrumente reproduziert, Stimmen natürlich wiedergibt, und bei der der Klang genauso sehr aus einem Guss ist, wie das Aluminiumgehäuse.

 


 

Fazit

Die PIEGA COAX 411 überzeugt mit fantastisch edlem Finish, technischer Innovation und High-End-Klang in allen Belangen. Unabhängig vom Genre verwandelt sich Musikhören in Klanggenuss. Kritik kann man diesem akustischen Endprodukt nicht wirklich unterstellen, jedenfalls nicht aus akustischer und Materialgütesicht.

Besonders auffällig ist der Aufwand, den PIEGA beim namensgebenden Koaxialtreiber betreibt. Denn alle theoretischen Überlegungen, die die Schweizer angestellt haben, lassen sich im Klangerlebnis reproduzieren. Genau diese Kombination aus atemberaubender Anfassqualität und natürlicher Wiedergabe macht die PIEGA COAX 411 zu einem echten Klangtraum, sofern denn auch das nötige Kleingeld vorhanden ist.

Optional sind die Farbgebungen, die mit 700 Euro zu Buche schlagen, sowie die in der exakt gleichen Wertigkeit ausgeführten Stative, die man ebenfalls optional erwerben kann.

 

PIEGA COAX 411

kleiner kompakter Projektor mit zahlreichen Funktionen, 22.10.2025
Pro
  • natürlicher Klang
  • starker Tiefbass bei kompakten Abmessungen
  • Aufstellungsunkritisch
  • edles Gehäusefinish
  • viele verschiedene Farboptionen
  • innovative Technologie
Contra
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PIEGA COAX 411 Award k 

 

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