Der Nachfolger des Anker Soundcore Space One heißt nicht etwa Soundcore Space Two, sondern Soundcore Space One Pro und geht für knapp 200 € über den Ladentisch. Wir schauen uns den Soundcore Space One Pro an und vergleichen Ihn mit seinem Vorgängermodell.
Der Soundcore Space One bleibt weiterhin bei Anker für 99 € im Sortiment. Für den doppelten Preis (UVP) geht jetzt der Space One Pro in Tiefschwarz und Cremeweiß an den Start. Die Materialien erhalten ein Upgrade mit Kunstleder und Metallbügeln. Die Kunststoffauflagefläche des Bügels auf dem Kopf ist breiter geworden, was den Tragekomfort erhöht. Apropos Bügel: Diese sind jetzt stufenlos verstellbar und erlauben ein noch engeres Zusammenfalten der Kopfhörer. Der Hersteller spricht hier von einem Donut-Design, dank der FlexiCurve-Struktur. Die Muscheln lassen sich über 180 Grad drehen, was ein einfacheres Falten ermöglicht (die Ohrmuscheln liegen zusammengefaltet aufeinander).
Im Lieferumfang befinden sich eine farblich passende Kunstledertasche mit Kordelzug, ein USB-A auf USB-C-Kabel und ein AUX-IN (auch farblich passend). Der Kopfhörer wiegt 284 Gramm, was immer noch unter der 300-Gramm-Grenze liegt, aber 17 Gramm schwerer ist, als der Soundcore Space One. Auch in anderen Bereichen hat der Space One Pro zugelegt. Die Kapazität des Akkus ist auf 700 mAh angestiegen. Das haben wir auch im Test gemerkt. Erst nach 6 Tagen (6-7 Stunden pro Tag im Gebrauch) mussten wir das Pro-Gerät wieder aufladen.
Sollte man das Gerät kurzfristig benötigen, trumpft der Space One Pro mit einer gesteigerten Schnellladefunktion auf. In nur 5 Minuten Ladezeit kann der OverEar 8 Stunden Akkulaufzeit wiederherstellen. Die generelle Spielzeit des Gerätes beträgt laut Herstellerangaben bis zu 60 Stunden (bzw. 40 Stunden bei aktiviertem ANC). Der Soundcore Space One Pro unterstützt Bluetooth 5.3, Sonys Audiocodec LDAC und damit Hi-Res Audio Wireless sowie Ankers Technologie zur Klanganpassung (HearID genannt). Dazu kommt Dolby Audio Unterstützung.
An der Bedienung des Kopfhörers hat sich hingegen wenig geändert. Ebenso wie beim Vorgänger befinden sich an der rechten Ohrmuschel die Knöpfe Lauter, Leise und Play/Stopp. Auf der linken Seite finden wir die Taste fürs Noise Cancelling und den An-/Aus-Schalter.
Auch die Mehrfachbelegung ist gleichgeblieben: Die Tasten erlauben damit eine Skip-Funktion, Zugriff auf den Voice-Assistenten, Mute/Unmute, das Ablehnen von Anrufen und das Umschalten zwischen Transparenz- und ANC-Modus. An der linken Ohrmuschel befinden sich der USB-C-Port zum Laden sowie ein AUX-IN für analoge Verbindungen. Sobald man das Kabel einsteckt, wird die Bluetooth-Aktivität eingestellt. Allerdings bleibt die ANC-Funktion bzw. der Transparenzmodus weiterhin über Tastendruck am Gerät aufruf- und nutzbar. Das ist durchaus erwähnenswert, da üblicherweise bei OverEar-Modellen im kabelgebundenen Modus diese Funktionen nicht zur Verfügung stehen.
Bei der Anzahl an Mikrophonen hat Anker einen großen Schritt nach vorn gemacht. Statt zuvor drei KI-unterstützte Mikrophone (zwei für ANC und eins für die Stimmerkennung) hat man die Anzahl im Pro-Gerät jeweils verdoppelt. Damit erreicht der Kopfhörer eine deutliche Verbesserung des ANC-Modus. Im Transparenzmodus hingegen werden Stimmen weiterhin ein wenig verzerrt wiedergegeben. Damit wird sowohl der einstellbare Transparenzmodus (fünf Stufen), als auch die aktive Geräuschunterdrückung (fünf Stufen) und ein adaptiver ANC-Modus realisiert.
Eine Funktion haben wir dann doch gefunden, die es nicht in den Space One Pro geschafft hat: Die Erkennung, dass der Kopfhörer abgelegt wird und damit die Musik automatisch pausiert, ist nicht mehr vorhanden. Pausieren funktioniert damit nur noch über die Taste am Gerät.
Die Geräuschunterdrückung lässt sich entweder in fünf benutzerdefinierten Stufen regeln oder adaptiv. Bei letzterem entscheidet der Kopfhörer selbst aufgrund eines KI-Algorithmus und des Geräuschpegels in der Umgebung, welche die am besten geeignete Stufe ist. Beim Transparenzmodus lässt sich in fünf Stufen der Durchdringungseffekt einstellen. Beide Modi gemeinsam können von einer Windgeräuschreduzierung profitieren. Das ist sehr praktisch, wenn man in windigen Umgebungen telefoniert. Die Smartchat-Funktion ist auch wieder vorhanden und ermöglicht es, dass bei einem kurzen Gespräch in der Realität mit einem Kollegen die Musik reduziert und die Transparenz erhöht wird.
Der Space One Pro ist im Stande – ebenfalls, wie sein Vorgänger – eine Multi-Bluetooth-Verbindung mit mehreren Geräten gleichzeitig herzustellen. Diese Funktion kann in der App eingestellt und konfiguriert werden. Auch eine automatische Abschaltung in 30-Minuten-Schritten (bis max. 120 Minuten) ist einstellbar, genauso wie die Sprachausgabe für Batteriewarnung und Umgebungsgeräusche (Transparentmodus <> ANC-Modus).
Kopfhörer im Überblick | |
Preis | 199,99 EUR (UVP) |
Garantie | 2 Jahre |
Hersteller-Homepage | soundcore.com |
Gewicht | 284 Gramm |
Treiberdurchmesser | 40 mm |
Transparenzmodus | Ja, in 5 Stufen |
Geräuschunterdrückung | Ja, 5 Stufen + adaptiver Modus |
sonstige Features | HearID, LDAC, Dolby |
Bluetooth | 5.3 |
Microphone | 6 Stück |
Akkulaufzeit / Hersteller | 60 Stunden |
Akkulaufzeit + ANC lt. Hersteller | 40 Stunden |
Akkukapazität | 700 mAh |
Die Soundcore-App ermöglicht es außerdem individuelle Klangkurven zu definieren. Die HearID-Funktion führt den Nutzer durch einen Test. Hier werden Töne von verschiedenen Frequenzen jeweils immer leiser abgespielt. Man wird dazu aufgefordert anzugeben, ob man diese hört oder nicht. Je nachdem, wie man antwortet, wird daraufhin ein individueller Equalizer erstellt.
Danach werden bei einem Teststück noch die Klangpräferenzen (entweder A oder B) abgefragt. Das Ergebnis des ca. fünfminütigen Tests ist dann ein personalisiertes Klangerlebnis. Daneben kann man alle Equalizer deaktivieren (das ist die Funktion, die wir für den Test des Klangs angewendet haben) oder einen benutzerdefinierten EQ einsetzen. Dieser bietet die folgenden Oktav-Bänder: 100 Hz, 200 Hz, 400 Hz, 800 Hz, 1,6 kHz, 3,2 kHz, 6,4 kHz und 12,8 kHz.
Sie lassen sich im Bereich von -6 dB bis +6 dB als grafischer Equalizer einstellen. Es sind insgesamt 22 Voreinstellungen für verschiedenste Genres vorhanden - darunter Klassiker wie Pop, Rock und Jazz, aber auch andere, wie Podcast, RnB oder Bassbooster. Außerdem kann man jeden Equalizer anpassen, umbenennen und individuell abspeichern. Die Equalizer lassen sich via Messenger mit Bekannten und Freunden teilen. Weitere Funktionen der App sind die Einstellung der maximalen Lautstärke und die Steuerungsoptionen für die Tasten.
Die Verpackung des Kopfhörers (ebenso wie des Travelcases) ist komplett Kunststoff frei. Damit möchte Anker den Nachhaltigkeitsgedanken stärken. Unabhängig davon, ist die Packung sehr einfach zu öffnen und bietet echten Mehrwert mit Kurzanleitung und minimalen Platzaufwand.
Das Space One Pro Travelcase erinnert vom Material und Design her an das Case der Apple Airpods Max. Allerdings noch einmal deutlich durchdachter, denn durch das Falten mittels FlexiCurve kann der Kopfhörer sehr platzsparend im Travelcase untergebracht werden. Die Verarbeitung ist hochwertig und in dunkel- und hellgrau gehalten. Sowohl für die schwarze als auch die weiße Variante des Kopfhörers steht das Case als neutraler Begleiter zur Verfügung. Die Steppnähte sind hochwertig verarbeitet und machen einen langlebigen Eindruck. Der Tragegriff ist mit einem magnetischen Verschluss versehen, der sehr stark ist und keinerlei Zweifel an der Tragesicherheit lässt. Der Preis mit knapp 35€ ist aus unserer Sicht ein wenig hoch angesetzt und vermutlich eher dem Design als den Materialkosten geschuldet.
Im ersten Moment wirkte der Kopfhörer seltsam belegt, verwaschen und unklar. Da wir dies absolut nicht von Anker / Soundcore gewohnt sind, haben wir uns die Einstellungen genauer angesehen. Und die Ursache war schnell gefunden: Die Dolby Audio Einstellung. Wir empfehlen fürs Musikhören (also keine Filme, Serien, Konzerte) den Dolby-Modus zu deaktivieren, denn das hat den Klang deutlich verbessert.
Über alle Genres betrachtet bietet der Kopfhörer eine spaßige Abmischung, ohne allerdings einen Bereich überzubetonen. So sind sowohl der Bass als auch die Höhen von Hause aus leicht geboostet. Das ist eine sehr angenehme und langzeittaugliche Abstimmung.
Der Beginn des Stücks mit leicht einsetzender Stimme wird mit detaillierten Höhen und eindringlicher Stimme wiedergegeben. Insgesamt fügen sich die Instrumente harmonisch ins Gesamtbild ein. Der Bass ist ebenfalls knackig. Damit verbessert sich der Soundcor Space One Pro in jeder Disziplin deutlich im Vergleich nur Non-Pro-Version.
Bei dem Stück von Muse spielt die Abstimmung des Kopfhörers in seine Karten. Sowohl die Synthieklänge als auch das Schlagzeug sind von Beginn an präsent und sehr plastisch zu orten. Die Stimme steht breit und detailliert auf der virtuellen Bühne, direkt vor dem Hörer. Die Separierung der einzelnen Instrumente ist sehr gut gelungen und steht Top-OverEars nur sehr wenig nach. Der Sprung, den der Pro-Kopfhörer zu seinem Vorgänger gemacht hat, ist ebenfalls deutlich auszumachen.
Der Tiefbass zu Beginn des Stücks wird erstaunlich voluminös und präzise wiedergegeben. Dazu werden die Höhen detailliert und sehr breit gefächert abgespielt. Der Fortschritt im Vergleich zum Non-Pro-Modell ist auch hier sehr deutlich und positiv zu hören.
Haben wir beim Vorgänger noch den fehlenden Tiefbass bemängelt, muss man dem Soundcore Space One Pro seine beeindruckenden Tiefbassfähigkeiten attestieren. Natürlich nicht vergleichbar mit einem dedizierten Subwoofer im Heimkino, bringt der Kopfhörer in seiner Preisklasse einen sehr voluminösen und impulstreuen Bass auf die Ohren. Dabei können Mitten und Höhen ohne Überlagerungen und vielen Details wiedergegeben werden. Auch der Kickbass fügt sich harmonisch in das Gesamtbild ein.
Die verschiedenen, elektronischen Stereoeffekte werden plastisch und sehr breit gefächert auf der virtuellen Bühne verteilt. Sowohl der Tiefbass als auch die Stimme sind sehr präsent und machen einfach Spaß beim Zuhören. Dabei rücken die anderen Instrumente nie in den Hintergrund. Damit bietet der OverEar-Kopfhörer ein sehr stimmiges Gesamtbild.
Die Instrumente am Beginn des Stücks bieten deutlich mehr Auflösung als beim Vorgänger. Auch die Nuancierung der Lautstärken der einzelnen Instrumente macht einen deutlichen Schritt nach vorn. Die prägnante Stimme des Sängers findet sich klar vor dem Hörer, mittig auf der Bühne platziert. Die Weiterentwicklung des Klangs ist beeindruckend.
Auch bei Pink Floyd kann der Anker-Kopfhörer deutliche Verbesserungen zeigen. Von einer einfachen Links-Rechts-Verortung der Münzen hat er sich zu einer deutlich differenzierten Platzierung der einzelnen Münzen jeweils auf der linken oder rechten Seite entwickelt. Die Stimmwiedergabe löst im wahrsten Sinne des Wortes Gänsehaut aus. Zusammen mit starken Impulsattacken und Gitarrenriffs wirkt auch das Saxophon eindrucksvoll. Wir sind erneut begeistert von dem großen Schritt, den der Kopfhörer nach vorn gemacht hat.
Die Stimme des Weezer-Frontmans steht im Vordergrund, so wie es sein soll und wird von gut separierten und detaillierten Instrumenten unterstrichen. Der typische E-Gitarrenklang der Band wird gut in Szene gesetzt und fügt sich harmonisch in das Geigenbild ein. Das Stück liegt dem Soundcore Space One Pro ausgesprochen gut.
Die Wiedergabe der Geigen hat sich deutlich verbessert im Vergleich zum Soundcore Space One, sowohl was die Details angeht, als auch die Auflösung insgesamt. Einzelne Instrumente sind deutlich unterscheidbar und mühelos auf der Bühne zu orten. Die Dynamiksprünge werden impulsiv und auf den Punkt wiedergegeben. Damit ist auch einer der Kritikpunkte aus dem vorherigen Test obsolet.
Auf der nächsten Seite kommen wir zum abschließenden Fazit.
Der Soundcore Space One Pro trägt seinen Namen absolut zu Recht. In jedem Bereich verbessert Anker den Kopfhörer eklatant. Sowohl das Noise Cancelling (mit doppelt so vielen Mikrofonen) als auch die Verarbeitung und der Klang können deutlich zulegen. Mit einer intuitiven App, die alle wichtigen Funktionen auf einen Blick bietet, wird das Gesamtpaket abgerundet. Einzig die Trag-Erkennung vermissen wir ein wenig. Im Bereich Klang sind die Verbesserungen am dramatischsten und der Space One Pro kann deutlich über seiner Preisliga mitspielen. Das Gesamtpaket erklärt für uns auch den deutlich gestiegenen Preis und ist uns einen Preis-Leistungs-Award wert. Prinzipiell liegt dem Kopfhörer alles an Zubehör mit dabei, was man braucht. Wer allerdings ein stabileres Case möchte, muss mit dem Travelcase für knapp 35 € tief in die Tasche greifen.
Insgesamt betrachtet aber ein sehr überzeugender Kopfhörer mit extrem angenehmem Tragekomfort und erstklassigem Klangverhalten, zu einem super Preis!
Soundcore Space One Pro