Bevor wir uns dem eigentlich Einsatzgebiet des M10 widmen, möchten wir noch kurz das Thema Dirac Live anreißen. Als einer der wenigen Hersteller auf dem breiten Audiomarkt, bringt der Nad M10 als reines Stereosystem eine Raumeinmessung mit, eine Plattform die auch von Firmen wie Arcam, Lexicon oder Emotiva genutzt wird und zugleich sehr umfangreich ist.
USB-Soundkarte und Mikrofon zur Einmessung liegen dem Lieferumfang bei
Wo bei modernen AV-Receivern die Einmessung am Gerät mittels On-Screen Menü stattfindet, benötigt man beim NAD M10 ein PC oder Mac, die beiliegende USB-Soundkarte und das mitgelieferte Mikrofon. Noch eben die Software Dirac Live runtergeladen und auf dem PC installiert, dazu noch eben die USB-Soundkarte eingesteckt und Treiberinstallation (automatisch Windows 7 und 10) durchlaufen und schon kann es mit der Einmessung losgehen. In dem einleitend verlinkten Video wird dies übrigens auch nochmal dargestellt.
Man muss dem System eigentlich nur aufzeigen, wie sich die Situation im Wohnzimmer darstellt, ob man eine einzelne Position (Sessel) einmessen oder mehrere Hörer bzw. Positionen (Couch) berücksichtigen möchten. Sind mehrere Punkte am Hörplatz zu berücksichtigen, kann der Nutzer diese manuell auswählen und eben Einmessen lassen. Die jeweilige Einmessungen können dann noch an persönliche Vorlieben angepasst und in bis zu fünf Filtereinstellungen gespeichert werden. So sind Einstellungen für Musik, Filmwiedergabe oder für die Nacht schnell angelegt und abrufbar - das auch über die BluOS-App. Man sollte aber bedenken, dass diese Raumkorrektur nur den Frequenzbereich von 20Hz bis 500Hz abgedeckt, da die Standard-Version nur diesen Bereich bei NAD Geräten abdeckt.
Für den kompletten Funktionsumfang muss man die Dirac Live Vollversion erwerben, die 99 US-Dollar zusätzlich kostet, aber dann den Frequenzgang 20-20.000 Hertz einmisst und eventuell korrigiert. Ob man diese Funktion jetzt benötigt? Wir meinen ja. Selbst in der abgespeckten Version wurde unser Tieftonbereich nach der Einmessung, punktuell genauer im Timing und war einfach präziser in seiner Ausführung. Für uns in jedem Fall ein sinnvolles Feature, welches nicht jeder Stereo-Verstärker mitbringt.
Bei der Einrichtung des Systems führen viele Wege nach Rom. Wer jetzt keine Streaming-Dienste oder ähnliches nutzen möchte, was eigentlich schwer vorstellbar ist, da das Killerfeature des M10 ist, der kann seine Gerätschaften mit den zugehörigen Anschlüssen verbinden und direkt loslegen. Die Steuerung der Lautstärke etc. kann dann direkt am Gerät erfolgen oder man nutzt den HDMI-Eingang mit der CEC Funktion und steuert alles wie bisher über die schon vorhandene TV-Fernbedienung, soweit so gut. Aber um in den Genuss des vollen Funktionsumfangs zu kommen, muss der Streaming-Verstärker in das heimische Netzwerk eingespeist werden, wo soll er auch sonst die Audiodaten herholen. Also für Freunde von Aluhüten oder eben digitalen Verschwörungstheoretiker vielleicht nicht die beste Wahl (…)
unterschiedliche Möglichkeiten der Darstellung auf der Front möglich
BluOS ist hier das Stichwort, die Plattform die uns schon beim DALI Callisto System oder den Bluesound Flex 2i begeisterte, kommt auch im NAD M10 zum Einsatz. Die Installation ist schnell erledigt, neben der Einrichtung des WLAN-Zugangs (wenn genutzt) muss dem M10 nur ein Name zugeteilt werden und schon kann man sich vom Funktionsumfang des BluOS-Multiroom-Systems überzeugen. Die hauptsächlich schwarz-weiße Oberfläche ist sehr übersichtlich gestaltet und bieten dem Nutzer einen enormen Funktionsumfang. Zwischen Streaming-Diensten wählen, Quelleingang auswählen, Musik aus dem Netzwerk abspielen oder einfach auf Audiofiles am angesteckten USB-Stick zugreifen. Aber auch Streaming-Dienste wie TIDAL werden regelrecht von der App einverleibt und Navigation bzw. die Darstellung exzellent implementiert.
natürlich, wie für ein BluOS-Gerät üblich, auch in Roon integrierbar
Jede Funktion ist schnell erreichbar, der Aufbau der App ist logisch und überall selbsterklärend deklariert, so dass der Umgang sehr intuitiv von Statten geht. Neben den erwähnten wichtigsten Funktionen hat man bei der Entwicklung aber auch an die Details gedacht. So stehen dem Nutzer z. B. eine Klangregelung, Einstellung für die Trennfrequenz eines eventuell vorhandenen Subwoofers zur Verfügung.
Für uns gehört BluOS, neben Yamahas MusicCast zu den aktuell besten herstellerbasierenden Multiroom-Plattformen. Das BluOS läuft stabil, agiert im täglichen Umgang sehr zügig und kommuniziert mit verbundenen Geräten reaktionsschnell. Aber neben BluOS bietet die kleine Box noch andere Features, die wir nicht unerwähnt lassen wollen. So kann der M10 als Roon-Endpoint fungieren, entweder über die Roon direkt oder eben über Airplay 2.
jeder Eingang kann eine eigene Darstellung bekommen - hier die VU-Meter
Des Weiteren zeigt das Zwei-Wege-Bluetooth-Modul dem Nutzer interessante Möglichkeiten auf. Nicht nur das man mit seinem smarten Gerät Audiodaten dem M10 zuspielen kann, durch die Bluetooth-Sendefunktion können auch z. B. Bluetooth-Kopfhörer mit dem Verstärker verbunden werden. Wer also abends gerne mal lauter Musik hören möchte, ohne die Mitbewohner oder Nachbarn zu ärgern, Kopfhörer auf uns los geht es. Sogar der TV- bzw. Filmbetrieb ist möglich, ohne dass unser Sony MDR-100ABN und der NAD M10 Bluetooth Low Latency unterstützt.
kleiner Größenvergleich - Yamaha RX-A3080 zu NAD M10
Die Verzögerung liegt vielleicht bei einer halben Millisekunde, so dass man entspannt Filme schauen konnte und nur bei deutschen Produktionen, wo die Mundbewegungen synchron zu der Stimme agiert, eine minimale Latenz zu vernehmen ist. Das Ganze erscheint wirklich durchdacht (...) Sobald man sein bspw. sein Smartphone vom M10 entkoppelt, übernehmen sofort die Lautsprecher wieder die Tonwiedergabe und starten beim zuletzt gewählten Lautstärkepegel des Eingangs und übernehmen nicht die eventuell hoch eingestellten Bluetooth-Eingang. Schreck Momente, von spontan abgezogenen Kopfhörern kennt schließlich jeder (…)
Bluetooh mit aptX-HD - 48kHz / 24 Bit
Neben der App-Steuerung bietet auch der Touchscreen in der Front des M10 die Möglichkeit den Verstärker zu steuern, bzw. Funktionen wie die Anzeige der Cover oder VU-Meter auszuwählen. Hier kann der Nutzer viele Details an seine Vorlieben anpassen, was den großen Umfang der BluOS-Fähigkeiten um weitere sinnvolle Features ergänzt. Übrigens, wer sich über die fehlende Fernbedienung ärgert, bleibt locker! Der M10 besitzt einen IR-Empfänger und kann simpel über die App mit jeder Fernbedienung, die im Haushalt über IR-kommuniziert, angelernt werden und somit alle wichtigen Funktionen übernehmen.
Say hello to my little friend! (...)
Aber neben dem Funktionsumfang wollen wir auch klanglich dem M10 auf den Zahn fühlen und schlossen unsere ausgewachsenen Standlautsprecher Diamond 28 aus dem Hause Pylon Audio an kompakten Verstärker an. Farblich passte das schon mal wunderbar, aber auch klanglich war es überraschend, wie leichtfüßig der M10 die doch großen Lautsprecher antrieb. Wir möchten hier jetzt auch keinen Verstärkerklang, sofern es den denn gibt, wiedergeben. Eher einen Vergleich mit unserer Onkyo M-5000R Endstufe im Bereich Impulskontrolle und Dynamik heranziehen und ob große ausladende Endstufen anders performen. Und selbst das war schon schwer rauszuhören. Der M10 ist unglaublich performant unterwegs, bietet von klaren, detaillierten Höhen und sehr gut ausstaffierten Mitteltönen auch böse, knackige Bässe und kommt der M-5000R Endstufe unglaublich nah in der Wiedergabe.
wunderbares Touchpanel - gut aufgelöst und viele Darstellungsmöglichkeiten der Coveranzeige
Minimale Unterschiede haben wir nur in der reinen Impulskraft des Bassbereiches empfunden. Die „Schläge“ sitzen bei der Onkyo-Endstufe etwas straffer und minimal kontrollierter, was subjektiv empfunden auch nur bei deutlich über Zimmerlautstärke zu hören ist. Sonst kann die kleine Box entspannt mithalten, knickt weder bei aufwändigen Orchester-Konzerten oder elektronischen Bassattacken ein, ist immer auf den Punkt und erstaunt mit dieser Kraftentfaltung auch uns. Etwas bedenklich ist die entstehende Wärme an den Seitenteilen, die bei hohen Lautstärken nicht "gefährlich", aber unangenehm wird und somit sollte man eventuell den M10 außer Reichweite von Kindern platzieren. Aber bei einem Kaufpreis von knapp 3000,- Euro sicherlich nicht der einzige Grund (…) Somit haben wir Optik, Handling und Performance abgehandelt und der Nad muss sich seinem abschließenden Urteil stellen.
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