Die Elektronikkette MediaMarkt und Saturn, im Fachjagorn gern auch als MSH betitelt, wird nun an ein chinesisches Unternehmen verkauft. Seit einiger Zeit hielten sich bereits Gerüchte, nun hat die Kartellbehörde ebenfalls grünes Licht gegeben. Der Mutterkonzern Ceconomy befinde sich aktuell in finalen Verhandlungen mit dem chinesischen E-Commerce-Riesen JD.com.
Der Deal sieht einen Kaufpreis von rund vier Milliarden Euro vor, wobei JD.com 4,60 Euro pro Stammaktie bietet. Die Mehrheit der Aktionäre hat dem Verkauf bereits zugestimmt. Die Gründerfamilie soll weiterhin 25,4 Prozent der Anteile halten. MediaMarkt wurde 1979 in Deutschland gegründet, Saturn wurde 1990 übernommen. Heute betreibt Ceconomy über 1.000 Märkte in 12 Ländern mit mehr als 50.000 Beschäftigten. JD.com plant nach dem Kauf, Ceconomy von der Börse zu nehmen. Hierfür ist noch die Zustimmung der Kartellbehörden erforderlich.

JD.com ist ein bedeutender Akteur im chinesischen Onlinehandel und nach Amazon der weltweit zweitgrößte Onlinehändler. Seit der Gründung 2004 hat das Unternehmen sein Portfolio über Elektronik hinaus erweitert und ist heute auch in Bereichen wie Mode, Konsumgüter, Gesundheitswesen, IT und Logistik aktiv. In Europa betreibt JD.com bereits eigene Logistikzentren mit über 1.600 Mitarbeitenden.
Für die Kunden von MediaMarkt und Saturn soll sich kurzfristig wenig ändern. JD.com hat sich verpflichtet, für mindestens drei Jahre keine Gewinnabführungs- oder Beherrschungsverträge abzuschließen. Auch das Management soll in seiner bisherigen Form bestehen bleiben, Stellenabbau oder Filialschließungen sind derzeit nicht vorgesehen.
Langfristig könnten sich durch den Einstieg neue technologische Impulse ergeben. JD.com setzt im Heimatmarkt verstärkt auf KI-basierte Kundeninteraktion, kassenlose Stores und automatisierte Logistikprozesse. Solche Ansätze könnten auch in den Filialen von MediaMarkt und Saturn Anwendung finden. Logistisch bietet JD.com in China bereits Lieferungen innerhalb weniger Stunden an. In Deutschland existieren vergleichbare Ansätze mit der 30-Minuten-Lieferung über Partner wie Lieferando.
Viele werden sicher sagen, dass das Angebot ohnehin nicht mehr der Rede wert war und der „Glanz“ vergangener Handelszeit ohnehin verblasst sei. Kommen jetzt „Ramschartikel“ oder wird der deutsche Markt von minderwertigen Produkten geflutet? Viele sicher aus dem Bereich der Polemik, aber als deutscher oder europäischer Endkunde sollte man dennoch mit Argwohnen auf den Deal blicken – auch wenn es für die Eigentümer sehr viel Sinn ergibt.
Mit den Entwicklungen der vergangenen Monate bleibt ein fader Beigeschmack, geht der „Ausverkauf“ von europäischen Konzernen weiter voran. (Achtung, der Text enthält Subjektivität).