Auf der letztjährigen IFA konnten wir schon einen detaillierten Blick auf die Harman Kardon Citation-Serie werfen. Nun sind vier Modelle dieser Serie bei uns in der Redaktion gelandet. Mit dem Citation One, 100, 300 und 500 wollen wir uns heute den kompakten Modelle der Multiroom-Welt von Harmon Kardon zuwenden und haben das auf den folgenden Seiten schriftlich festgehalten.
Mittlerweile gehört es zum guten Ton, dass man als großes Unternehmen auch ein eigenes Multiroom-System in das Portfolio aufnimmt und ständig weiter ausbaut. Das hat auch Harman Kardon erkannt und mit der Citation-Serie auf der IFA 2018 ein umfangreiches Sortiment an Lautsprechern vorgestellt. Diese bedient sich der Google Chromecast-Schnittstelle und setzt somit im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern, wie z. B. Yamaha, ELAC oder DALI, auf eine recht offene Schnittstelle für das eigene Multiroom-System. Das bringt den Vorteil einer freien Gerätewahl, da alle Chromecast-Geräte am Markt mittels Google Home miteinander kommunizieren bzw. verbunden werden können. Zugleich aber auch den Nachteil, sich in eine Abhängigkeit des Plattformstellers zu begeben und keinen Einfluss auf die Funktionen etc. zu erhalten.
Hersteller wie Technics umgehen dies, in dem sie zusätzlich eine eigene App bei ihrem z. B. SC-GA10 Smart-Speaker (zum Test) anbieten. Harman Kardon verlässt sich bei ihrer Citation-Serie aber voll auf Google - ob diese Kombination aus hochwertigen Lautsprechern mit „fremder“ Plattform gelungen ist, klären wir auf den folgenden Seiten. Erstmal eine kurze technische Übersicht der einzelnen Modelle die uns für diesen Bericht zur Verfügung standen. Zum vollständigen Lineup zählen aber auch noch die Citation Tower, Soundbar + Sub und ebenfalls für Surround-Sets gedachte Rear-Speaker.
Bezeichnung | Citation One | Citation 100 | Citation 300 | Citation 500 |
Preis | ~ 199,- EUR | ~ 299,- EUR | ~ 399,- EUR | ~ 649,- EUR |
Maße (BxHxT) | 140 x 188 x 140mm | 172 x 275 x 163mm | 306 x 180 x 142mm | 374 x 212 x 172mm |
Gewicht | 2,0 kg Stück | 2,7 kg Stück | 4,1 kg Stück | 7,6 kg Stück |
Daten | ||||
Sound-Design |
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Konnektivität |
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unterstützte Audioformate |
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Display | nein | nein | OLED | OLED |
App-Nutzung | Google Assistant bzw. Google Home kompatible Software | Google Assistant bzw. Google Home kompatible Software | Google Assistant bzw. Google Home kompatible Software | Google Assistant bzw. Google Home kompatible Software |
Optisch bietet die komplette Citation-Serie eine einheitliche Arbeitskleidung. So kombiniert der US-amerikanische Hersteller ein schmutzabweisendes und schwer entflammbares Textilgewebe mit Elementen aus wertigem Aluminium.
Aber hier setzt man nicht auf irgendeinen "Stoff", sondern auf die Qualität der Manufaktur Kvadrat. Das 1969 gegründete und international renommierte dänische Design-Unternehmen entwirft seit Jahrzehnten z. B. Polstermöbel, Teppiche oder auch Akustikpaneele. Mittlerweile setzen immer mehr Hersteller aus dem Audiobereich auf diese Stoffbespannung, wie man es z. B. auch bei den im November letzten Jahres vorgestellten KEF LSX (zum Test) sehen konnte, was sicherlich für die Wahl des Herstellers spricht.
Alle Modelle dieser Serie gibt es in zwei Variationen, neben einer hellgrauen Farbgebung, gibt es die Modelle auch mit einem anthraziten Textilgewebe bzw. Gehäuse.
Die beiden kleinen Modelle Citation One und Citation 100 verzichten auf ein Display und bieten oberhalb ein berührungsempfindliches Bedienfeld in der Aluminiumplatte, welches neben der Regulierung der Lautstärke und zur Aktivierung bzw. De-Aktivierung des Google Assistent oder der Bluetooth-Schnittstelle dient.
Mehr Einstellungen kann man am Gerät direkt nicht vornehmen, dafür muss dann später die Google Home-App herhalten. Im Sockel beider Modelle, die sich nur in den Abmaßen des Gehäuses und der Größe des Tieftöners unterscheiden, sitzt der Stromanschluss und die Reset-Taste für die Wiederherstellung der Werkseinstellungen. Abgerundet wird das optische Erscheinungsbild bei beiden Modellen auf das vorne angebrauchte Harman Kardon Firmenlogo in schicker Aluminiumoptik.
Wer lieber echten Stereosound hören und vielleicht größere Räume wie z.B. ein Wohnzimmer beschallen möchte, sollte sich die beiden großen Modelle der kompakten Vertreter aus der Citation-Serie genauer anschauen.
Mit ihren je zwei Hoch- und Tieftönern bietet die beiden Modelle nicht nur mehr Membranfläche, sondern können im Gegensatz zu den kleinen Modellen auch über ein schickes OLED-Display untergebracht in der Aluminium-Deckplatte bedient werden.
Diese sehr gut lesbare Display versteht Berührungen des Nutzers zu interpretieren, aber bietet nur einfache Steuerungsmöglichkeiten wie Regulierung der Lautstärke und die Aktivierung bzw. De-Aktivierung des Google Assistent und der Bluetooth-Schnittstelle.
Klangeinstellungen wie z. B. ein Equalizer sind bei allen Modellen leider nicht vorgesehen und so muss der Nutzer sich mit der werkseitigen Klangausrichtung abfinden, worauf wir im Klangcheck noch genauer eingehen werden. Beim Design werden die beiden ovalen Modelle auch von einem Textilgewebe aus dem Hause Kvadrat eingekleidet, auch hier unterstreicht Aluminium den hochwertigen Charakter.
Dass verleiht den Modellen ein sehr dezentes Auftreten und so sollte eine Integration in das bestehende Umfeld einfach bleiben. Bei der Konnektivität setzt man auf Bluetooth und WLAN, weitere Schnittstellen sind nicht vorhanden und somit bleibt das Stromkabel die einzige Strippe die zu den Lautsprechern führt. Widmen wir uns jetzt dem Praxisteil und schauen wie gut Harman Kardon die Integration mittels Chromecast gelungen ist.
Mehr als einen Stromanschluss benötigen die Modelle der Citation-Serie nicht und nach einer kurzen Boot-Phase sind die Geräte auch einsatzbereit. Wer jetzt nur Bluetooth nutzen möchte, aktiviert diese Funktion beim jeweiligen Lautsprecher am Bedienpanel und kann nach dem Koppeln, direkt mit dem Streamen von mobilen Endgeräten o.Ä. loslegen.
Für Steuerung bzw. Bedienung über die Google Home App muss der Nutzer erstmal einen Einrichtungsprozess durchlaufen, Streamingdienste hinterlegen, oder dem integrierten Google Assistent ermöglichen, dass er einem zuhört und auf die Befehle reagieren kann.
Dank der intuitiven Oberfläche und klaren Anweisungen, sind alle Lautsprecher schnell mit dem Google Konto bzw. der Home App verbunden, dass nimmt ca. 1-2 Minuten pro Lautsprecher in Anspruch. Der Prozess umfasst das Einbinden in das heimische WLAN-Netz, die Benennung des Aufstellortes und die Einrichtung des Sprachassistenten. Dazu kann man während des Prozesses direkt seine Accountdaten seiner Streaming-Dienste wie Netflix, Play Music oder Spotify hinterlegen.
Wie schon in der Einrichtung die Raumwahl vermuten lässt, können unterschiedliche Chromecast-Lautsprecher in einem Multiroom-System zusammengefasst werden und entweder gruppiert oder einzeln agieren. Über die Google Home App lässt sich in jedem eingerichteten Zimmer eine andere Quelle zuspielen, oder man nutzt die Gruppierungsfunktion und lässt in der Gruppe die Lautsprecher alle das Gleiche wiedergeben. Das funktioniert auch sehr einfach, denn die Google Home App ist sehr übersichtlich gegliedert und größtenteils selbsterklärend. Leider beschränkt sich die Art der Zuspielung durch die Google Home App auf Streaming-Diensten oder lokalen Inhalten auf den Zuspielern. Wer aber eine externe NAS mit seiner Musiksammlung nutzt, der ist leider ohne zusätzliche Software aufgeschmissen und genau hier setzt unser App-Tip Hi-Fi-Cast an.
Mit dieser Software ist es kinderleicht möglich, Chomecast-Geräte mit im heimischen Netzwerk abgelegten Audiofiles zu füttern. Hierbei nutzt man die übliche Baumstruktur um nach z. B. nach Interpreten, Alben oder über die eigene Ordnerstruktur die richtigen Stücke zu finden. Dann wählt man unten in der Leiste einfach das Gerät aus, auf welchen die Musik abgespielt werden soll und schon kann das Multiroom-System auch mit den eigenen Dateien gefüttert werden.
Die Citation-Serie versteht dabei auch den Umgang mit HiRes-FLAC-Dateien, DSD-Files werden aber nicht unterstützt. Die App ist kostenlos, dann aber mit Werbung, kann aber für 1.99 Euro freigeschaltet und somit voll umfänglich und ohne Werbeeinblendungen genutzt werden.
Mit dem kleinsten im Bunde möchten wir anfangen und spielen dem Citation One verschiedene Musikgenre unserer FLAC Sammlung mittels Hi-Fi Cast zu. Das kompakte Kerlchen nimmt es aber gelassen und musiziert munter vor sich hin und präferiert klanglich keine Musikrichtung. Ob nun rockiges von den White Stripes, etwas elektronisches vom Berliner Paul Kalkbrenner und eher etwas emotionales von Diana Krall, mit allen Musikrichtungen kann der One gut umgehen, bietet ein gutes Auflösungsvermögen für die Größe und lässt auch einen leichten Tiefgang erahnen. Leider ist dieser ab und zu etwas dominant und lässt das Gehäuse, je nach Lautstärke, mitschwingen. Da die Google Home App keinerlei Möglichkeiten der Klanganpassung bietet und die Lautsprecher keine eigene App mitbringen, muss man das Klangbild so akzeptieren oder eben per Bluetooth zuspielen und den Equalizer des Zuspielers bemühen. Die maximalen Pegel des One reichen locker um ein Schlafzimmer, Küche oder Bad mit stimmungsvoller Musik zu füllen, für größere Räume sollte man ab dem 300er Modell einsteigen.
Beim größeren Bruder verhält sich das ähnlich. Dank des etwas größeren Volumens des Gehäuses, ist der Citation 100 deutlich kräftiger unterwegs und bietet ein etwas vollere und kräftiges Klangbild. Der Hoch- und Mitteltonbereich ist wie beim One gut aufgelöst, bietet eine gute Verständlichkeit bei der Instrumentenwiedergabe und liefert einen bauartbedingt stimmigen Tiefton. Aber auch hier vibriert bei höherer Lautstärke das Gehäuse stark mit und regt den Untergrund mit an, weil die kleinen Gummifüße das nicht komplett kompensieren können. Das kann, je nach Untergrund, hörbar stören. Bei festen Untergründen, wie einer massiven Arbeitsplatte oder Kacheln ist dieses Problem aber obsolet. Der Citation 100 agiert sehr musikalisch und kann, wie der One, auch kleinere Räume mit einer ansprechenden Soundkulisse versorgen.
Mit dem 300er Modell wird das Klangbild deutlich erwachsener, was erstens an der Stereoausgabe mit zwei Hochtönern und zwei Tieftöner liegt, aber auch das größere Gehäusevolumen steuert seinen Teil dazu bei. So ist es mit dem 300er auch möglich größere Räume wie bspw. ein Wohnzimmer ansprechend zu beschallen, denn der Lautsprecher ist in der Lage eine sehr kraftvolle und stimmige Soundkulisse zu erzeugen. Das Auflösungsvermögen ist gut ausgeprägt, Stimmen und einzelne Instrumente werden von den Schallwandlern gut herausarbeitet und vereinen sich zu einer guten Stereobühne. Auch ein Tieftonbereich ist vorhanden, dieser ist dynamisch als auch saftig unterwegs und geht bei entsprechender Musik auch gut nach vorne. Wie auch bei den anderen Modellen, neigt das Gehäuse dazu, die Tieftonresonanzen aufzunehmen und in Vibrationen umzusetzen. Auf dünnen Holzplatten kann das schon mal zum Brummen der Möbel führen bzw. eben bei höherer Lautstärke.
Der Citation 500 ist das größte Modell der heutigen Testreihe und auch technisch nochmal deutlich aufwendiger konstruiert bzw. mit größeren Chassis ausgestattet. So wachsen die Hochtöner von 20mm beim 300er Modell, auf 25mm beim 500er Modell an. Auch die Tieftöner mit zweimal 131mm bieten auch deutlich mehr Membranfläche, als die zwei 89mm Tieftöner beim Citation 300. Gleiches zeigt sich bei Verstärkerleistung bzw. beim Gesamtgewicht, dass fast doppelt so hoch ausfällt und letztlich auch klar bei der Soundkulisse wiederspiegelt. Der größte in dieser Runde bietet auch das beste Klangbild, wen überrascht es (…) Aber die Unterschiede sind schon deutlicher als erwartet - denn erst das 500er Modell ist in unseren Augen ein wirklich vollwertiger Ersatz einer einfachen Stereoanlage. Hoch- und Mitteltonbereich sind klar strukturiert und verleihen feinen Streichinstrumenten einzelne Facetten, die Stimmen der einzelnen Künstler, ob Mann oder Frau, werden transparent und mit Sorgfalt dem Hörer präsentiert. So ist es möglich über den Lautsprecher auch Unterschiede im Quellmaterial festzustellen, wechselt man während der Wiedergabe zwischen niedrig aufgelösten MP3s und hochaufgelösten FLACs.
Der 500er kann feine Details herausgelöst wiedergeben, aber dank der größeren Tieftöner auch mit einem durchaus zupackenden Tiefgang überzeugen. So werden die Tieftonpassagen bei z. B. Ne Viden von Scann-Tec beachtlich in den Hörraum gefeuert, aber Effekte bleiben weiterhin klar verständlich und lösen sich gut vom kompakten Lautsprecher bzw. die Wiedergabe besitzt leichte Tendenzen zum Thema Räumlichkeit. Auch hier schwingt das Gehäuse bei höheren Lautstärken spürbar mit, aber aufgrund des massiveren Gewichts, nicht so stark wie bei den anderen Modellen. Somit hätten wir alle uns vorliegenden Modell durch und kommen zum abschließenden Fazit.
Harman Kardon verfolgt mit der im letzten Jahr vorgestellten Citation-Serie einen interessanten Weg. Optisch setzt das US-amerikanische Audio-Unternehmen, welches inzwischen zum Samsung-Konzern zählt, alles auf dänisches Design mit hochwertigen Aluminium Elementen. Diese Kombination mündet in einem dezenten aber sehr wertigen Erscheinungsbild, passt wunderbar in die meisten Wohnzimmer mit skandinavischen Einflüssen und hinterlässt haptisch einen exzellenten Eindruck.
Die Bedienung ist so simpel wie einfach und erfolgt entweder über das berührungsempfindliche Bedienfeld oder OLED-Display, welches nebenbei erwähnt eine hervorragende Darstellung und Lesbarkeit erreicht. Schade ist nur, das die Funktionalität eher übersichtlich gehalten wurde und wirklich tiefgreifende Einstellungen nicht über das Display am Lautsprecher vorgenommen werden können. Hier verschenkt man etwas Potenzial. Aber die optische Visualisierung des aktuell abgespielten Albums im Display ist erstklassig umgesetzt und wertet die Modelle 300 und 500 nochmal ein Stück weiter auf.
Leider verlässt sich Harman Kardon voll auf die Google-Chromecast Integration und bringt keine eigene App-Steuerung mit. So können die Lautsprecher nicht in ihren Parametern akustisch angepasst werden. Auf Grund dessen muss der Nutzer mit der klanglichen Ausrichtung des Herstellers einfach leben.
Das muss aber nicht zwingend ein negativer Aspekt sein, denn die Abstimmung der einzelnen Modelle ist Harman Kardon gut gelungen und ob nun ein Citation One oder das größte 500er Modell, jeder Lautsprecher verfügt über eine beachtliche Soundqualität, gemessen an der jeweiligen Größe und Beschaffenheit. Wo die Modelle Citation One und Citation 100 eher in kleineren Räumen wie z. B. Küche, Badezimmer oder Schlafzimmer sich am wohlsten fühlen, bieten das 300er und 500er Modell auch klangliche Ambitionen für ein Wohnzimmer. Denn beide Ausführungen sind mit einem Stereo-Setup bestückt und auch vom Gehäuse deutlich größer ausgefallen. Aber eine Eigenschaft teilen alle Modelle. Bei hohen Pegeln und starker Bassintensität, vibrieren die Gehäuse schon kräftig mit und je nach Untergrund kann das zu unschönen hörbaren Vibrationen führen. Auf stabilen Untergründen wie z.B. Kacheln, massiven Arbeitsplatten etc. ist dieser Effekt aber zu vernachlässigen.
Harman Kardon Citation One, 100, 300 und 500