Nachdem wir uns den Hegel H590 schon auf der High-End in München diesen Jahres anhören durften, bot sich jetzt für uns die Möglichkeit, dass norwegische Unternehmen in Oslo zu besuchen und den H590 nochmal ausführlicher zu beäugen. Wir konnten einen sehr umfangreichen Eindruck der sehr sympathischen Firma gewinnen, aber lest selbst.
Vielleicht waren es Sätze wie „Nichts kommt ohne Interesse zustande“ vom deutschen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der seinen Teil zur Namensfindung beigetragen hat. Jedenfalls munkelt man, dass die Sympathie zum Philosophen ein wenig Einfluss auf den heutigen Markennamen hatte. Denn mangelndes Interesse kann man dem Firmengründer nicht vorwerfen. Schon 1988 schrieb Bent Holter eine Dissertation über das Design einen Verstärker-Transistors und sagte den Verzerrungen im Verstärkerdesign den Kampf an. Das eigentliche Entwickeln eigener Verstärkertechnologie wuchs mit dem Anspruch der eigenen Rock-Metal-Band „The Hegel“, welche der eigentliche Namensgeber sein soll. Bent Holter war die verfügbare Technik am Markt nicht ausreichend und wollte die benötigte Audio-Hardware selbst konstruieren. Um das realisieren zu können, bekam man von dem Unternehmen Telenor, eine Firma aus der Telekommunikation, finanzielle Unterstützung. Und somit startete die Geschichte der Firma Hegel. Aber genug zur Vergangenheit, kommen wir zur Gegenwart.
interessante Farbgestaltungen waren im Vorraum zu sehen
Das eigentliche Firmengebäude in Oslo ist nicht unbedingt von außen als Hegel Entwicklungscenter zu erkennen. Einen Namen findet man auf keinen der Schilder - das Gebäude teilen sich die Norweger mit einem Holzlabor und anderen Firmen. Im fünften Stock empfängt uns der Vertriebs- und Marketing-Leiter Anders Ertzeid mit seinem Team sehr herzlich.
Vertriebs- und Marketing-Leiter Anders Ertzeid (dritter v. links), rechts daneben Frank Eschholz (Vertrieb GP Acoustics) und Hegel Chef Bent Holter (rechts) und das restliche Team aus Ingenieuren
Das der Fokus auf eine eigens entwickelte Elektronik liegt, spiegelt sich auch ein wenig in den nerdigen Räumlichkeiten wieder. Überall wo man hinschaut stehen Hegel-Entwicklungen oder eben Teile dieser rum. Im großen Büro finden um die 5-6 Leute ihren Platz und anstatt abgekapselt in einem eigenen Raum, sitzt auch der Inhaber und Chef Entwickler Ben Holter im gleichen Raum, um eine einfache Kommunikation und Nähe zu seinem Mitarbeitern zu wahren. Neben der Entwicklung der eigenen Verstärker, findet auch die Software- und Gehäuseentwicklung für ihre Geräte in den Räumlichkeiten statt. Für eine schnelle Abwicklung von Reklamationen sitzt auch der technische Support mit in diesem Büro. Restliche Teile wie Produktion, Logistik wurden ausgelagert.
Teststationen - eigene Software-Entwicklung
Hegel ist noch einer der wenigen Firmen im HiFi-Segment, wo der Gründer auch der 100 prozentige Inhaber des Unternehmens ist. Das ermöglicht die volle Kontrolle über die Produktentwicklung, ohne stressige und druckmachende Investoren im Hintergrund zu haben. Das erst ermöglicht den eigenen Ansprüchen wirklich gerecht zu werden, so der Geschäftsführer Bent Holter. Sicherlich birgt so ein Geschäftsmodell auch Gefahren, sollte sich der Inhaber und gleichzeitig Chefentwickler mal in eine Idee verrennen, aber die Erfahrung der letzten Jahre und die schon recht lange Erfolgsgeschichte geben Bent Holter recht.
Chef Bent Holter bei seiner Berufung - Verstärkerschaltungen zu konstruieren
Bent Holter nahm uns dann auch mit auf eine technische Reise und erklärte sehr ausführlich, wie er den perfekten Klang mit geringsten Verzerrungen in seinen Verstärkern realisiert hat. Aber auch wie bei den Sterne-Köchen, haben auch Sound-Ingenieure ihre Geheimrezepturen und möchten ungern alles offen legen. Trotzdem konnten wir einen sehr tiefen und detaillierten Einblick in den Aufbau der Hegel-Verstärker erhalten. Es wurde klar dargelegt was man erreichen wollte und wie man das letztendlich umgesetzt hat - sehr interessant!
Darlegung wie Verzerrungen im Verstärker den Klang beeinflussen
Großes Thema spielte da die Verzerrungen im Verstärker, denen der Gründer Bent Holter schon lange den Kampf angesagt hat. Er arbeitet gegen diese „Distorsion“ mit einem analogen Computer im Signalweg, der diese verfälschten Frequenzen überarbeitet und korrekt wieder an den Ausgang weitergibt. Trotz dieser Korrektur des eingehenden Signals, soll laut Hegel keine Verzögerung (Delay) bei der Ausgabe auftreten. Die selbst entwickelte Sound Engine ist technisch wie eine klassische A/B-Schaltung aufgebaut, soll aber die audiophilen Eigenschaften einer reinen Class-A-Schaltung mit sich führen.
Aufbau der Verstärkerschaltung der Hegel Geräte inklusive Sound Engine
Damit auch digitale Quellen, wie vom Macbook oder PC, eine ansprechende und vor allem für die Sounddesigner von Hegel würdige Performance bieten, betreibt die Manufaktur bei der Implementierung ihrer DACs viel Aufwand. Als Grundlage setzt Hegel auf die renommierte Firma AKM und man findet in den unterschiedlichen Verstärkermodellen verschiedene "Ausbaustufen" der Chips wieder. Aber anstatt die Chips auf OEM-Boards zu pflanzen, entwickelt Hegel die Platine um den Chip komplett selbst und kann nur so den eigenen klanglichen Ansprüchen gerecht werden. In der Klangvorführung wurde das Thema DACs auch ausgiebig behandelt und wir können akustisch zumindest bestätigen, die Jungs wissen was sie tun. Auflösungsvermögen, Dynamik und Musikalität war sehr stimmig über das angeschlossene MacBook.
Anders Ertzeid ist zufrieden mit ihrer neuen Entwicklung - HEGEL H590
Sicherlich war der technische Vortrag deutlich umfangreicher als hier an dieser Stelle beschrieben, alles wiederzugeben wurde aber den Rahmen sprengen. Wir haben jedenfalls den Eindruck gewonnen, dass die Mitarbeiter inklusive dem Geschäftsführer, ein Ensemble aus Techniknerds im positiven Sinne sind, die den Fokus nur auf den Klang ihres Produktes richten, ohne sich dabei in einer Selbstinszenierung oder Schickimicki zu verlieren. Dass sie dazu noch echten Spaß bei der Arbeit haben, oder manche Ideen abends bei ein paar (vielen) Bieren entstanden sind, unterstreicht das sympathische Auftreten der Truppe rund um Hegel.
massives aber dezentes Auftreten des neuen Flaggschiffs H590
Natürlich spielte bei unserem Besuch nicht nur die technische Betrachtung eine Rolle, auch der klangliche Aspekt sollte ausführlich behandelt werden. Dazu wurden alle aktuellen Verstärkergenerationen nacheinander an den ausgewachsenen KEF BLADE 2 betrieben und uns die Unterschiede der einzelnen Preisklassen aufgezeigt. Erstaunlich dabei war, wie unterschiedlich die Verstärker mit den Lautsprechern zurechtkamen. Das Einstiegsmodell H90 konnte die BLADE 2 zum Einstieg schon mal beeindruckend mit Impulsen versorgen, war aber natürlich technisch limitiert und leicht überfordert mit den großen Standlautsprechern. Das zeigte sich bei der leicht ungenaue Tieftonwiedergabe und dem etwas unausgewogenen Hochtonbereich. Die Unterschiede wurden von Gerät zu Gerät geringer, zwischen dem Röst und H190 lagen kaum noch hörbare Unterschiede. Das ehemalige Topmodell H360 konnten aber dann noch einen großen akustischen Sprung machen, fühlte sich hörbar wohl mit den BLADE 2 aus dem Hause KEF, was sich in einer unglaublichen Präzision des Hochtonbereiches und stimmigen Timings des Tieftons äußerte.
Vorstellung des Hegel H590 auf der High-End in München mit Anders Ertzeid
Aber einer sollte noch kommen und für uns war es schwer abzuschätzen, wie man die doch sehr stimmige Performance des H360 noch weiter vorantreiben kann, schließlich braucht der neue H590 ja seine Daseinsberechtigung. Aber unsere Bedenken waren unbegründet. Das neue Flaggschiff erreichte sofort unser Hörempfinden, besaß noch ein Tick mehr Musikalität in der klanglichen Ausrichtung und ging regelrecht eine symbiotische Beziehung mit den Lautsprechern ein. Was auch nicht von ungefähr kommt, da der H590 für und mit den BLADE 2 entwickelt wurde. Denn für die Abstimmung ihres H590 hat der Sounddesigner Anders Ertzeid größtenteils die BLADE 2 herangezogen.
genügend Konnektivität für jeden Anspruch, aber ohne Phonoeingang
Neben diversen Titeln von den Streaming Diensten TIDAL und quobuz in ihrer besten Klangvariante, hatte Hegel aber auch ein, wie der Bayer sagen würde, Schmankerl parat. Hegel lud dafür die junge, norwegische Künstlerin Anette Askvik ein und sie performte zwei Titel ihres zweiten Albums Multiverse auf der Kombination HD590 mit KEF BLADE 2. Diese sehr sensible und feine Stimme spielte Hand in Hand mit den "Schwertern" von KEF. Die eingeladenen Redakteure ließ sie kurzzeitig die Hektik des Alltags vergessen und entschleunigte den Hörraum prompt. Für uns eine sehr gelungene Vorstellung und interessante Einführung in die Welt des nordischen Indie-Pop mit vielfältigen Einflüssen. Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte, sollte sich die Alben Liberty oder Multiverse mal anhören und findet die Künstlerin unter www.anetteaskvik.com
nordischer Indie-Pop von Anette Askvik
Ein für uns sehr interessanter Besuch, mit tiefen Einblicken in die Entwicklung und auch der Philosophie des Unternehmes. Das Team rund um Hegel hat sich ausschließlich dem Klang verschrieben - und das Leben sie auch in dieser Firma. Dazu spürt man auch die Unabhängigkeit bzw. Freiheit des Unternehmens, da in den Büros einige Versuche von erfolglosen aber auch eventuell zukünftigen Produkten rumliegen. Hier wird noch richtig am Whiteboard getüftelt, viele Ideen verfolgt und nicht nur einfach fertige OEM Produkte zusammengeführt.
Prototyp einer modularen 5-Kanal-Endstufe
Wir hoffen euch damit unseren kleinen Ausflug zur norwegischen Firma Hegel etwas näher gebracht zu haben. Alle technischen Informationen rund um das neue 10.000,- Euro Flaggschiff Hegel H590 hatten wir für euch hier schon zusammengetragen: Hegel H590 Verstärker inklusive VIDEO
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