Filmrezension: Halloween 2018

halloween blu ray review newsRezension des Films: Halloween. 55 Jahre ist es her, dass Michael Myers in Haddonfield seine Schwester Judith erstochen hatte und vier Jahrzehnte sind vergangen, dass er Jagd auf seine jüngere Schwester Laurie Strode machte. Laurie überlebte zwar, blieb jedoch schwer traumatisiert. Zwei Ehen hielten nicht und sie wurde zur Alkoholikerin (...)

 

 

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offizieller Trailer zu Halloween

 

Rezension zu Halloween

55 Jahre ist es her, dass Michael Myers in Haddonfield seine Schwester Judith erstochen hatte und vier Jahrzehnte sind vergangen, dass er Jagd auf seine jüngere Schwester Laurie Strode machte. Laurie überlebte zwar, blieb jedoch schwer traumatisiert. Zwei Ehen hielten nicht und sie wurde zur Alkoholikerin mit schwerer Agoraphobie. Stets ging sie davon aus, dass sie vor Michael nicht wirklich sicher ist, weshalb sie sich sogar in Nahkampftraining ausbilden hat lassen. Als man Myers zu einer neuen Einrichtung transportieren möchte, verunfallt das Fahrzeug und Michael kann fliehen. Sein Weg führt ihn durch ein nahes Wohngebiet von Haddonfield, wo er unter den für Halloween maskierten Menschen kaum auffällt.

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Bald fallen ihm die ersten Menschen zum Opfer und er nähert sich unweigerlich Lauries Haus. Es dauert nicht lange und Laurie begegnet ihm nach 40 Jahre das erste Mal wieder … Vierzig Jahre ist es her, dass John Carpenter mit seinem dritten abendfüllenden Film das Horrorgenre um eine Ikone bereicherte. Noch bevor Jason Voorhees die Gegend um den Crystal Lake unsicher machte oder Freddy Krueger den Kids in „Mörderischen Träumen“ erschien, definierte Michael „Mike“ Myers die Regeln und Motive des Slashers. Alles, was nach ihm folgte, bediente sich der gleichen Klischees – mal mehr und mal weniger erfolgreich. Während so mancher Film-Serienkiller allerdings schnell wieder in der Versenkung verschwand, war Myers nicht tot zu kriegen – nicht einmal durch den großartigen Donald Pleasance als Dr. Loomis. Immer wieder überlebte der Killer, der als sechsjähriger Bursche seine Schwester mit einem Küchenmesser umbrachte und daraufhin in ein psychiatrisches Sanatorum verbracht wurde.

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Stets trieb ihn dort der Wille zur Flucht, um (wie der zweite Teil aufklärt) seine jüngere Schwester Laurie Strode zu töten und sein Werk zu vollenden. Jeder und jede, die sich ihm dabei in den Weg stellt, sprang über die Klinge, die er wortlos führt. Bereits zum zwanzigsten Jubiläum (was auch schon wieder zwei Jahrzehnte her ist) dachte man im damals offiziell siebten Film (zählt man den thematisch vollkommen anders gelagerten dritten Teil mit), dass man Michael offiziell zu Grabe tragen und Laurie davonkommen lassen würde. Doch nach einer weiteren Fortsetzung sowie den beiden Remakes von Rob Zombie war wieder einmal bewiesen: Tot ist er noch lange nicht. Erstmalig seit Halloween III von 1982 taucht nun John Carpenter höchstselbst auf und produzierte (neben anderen) den 2018er Aufguss des Franchise. Regisseur David Gordon Green (Stronger, Joe, die Rache ist sein) ignoriert allerdings sämtliche zehn Filme davor und knüpft direkt (okay, 40 Jahre später) an die Geschehnisse des Originals an.

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Was den Film so interessant macht, ist genau dieser lange Zeitraum. Was ist mit Myers in vier Jahrzehnten geschehen? Wie geht es Laurie? Was ist aus ihr geworden und wie ging sie mit den Ereignissen aus dem ersten Teil um? Halloween macht es sich mit der Antwort auf diese Fragen nicht leicht – ganz im Gegenteil. Denn wo andere Genrefilme nur zum x-ten Mal Stereotypen abarbeiten, muss man sich als Zuschauer bald die gleiche Frage stellen, die auch das Podcast-Pärchen zu Beginn aufwirft: „Hat ein Monster ein anderes erschaffen?“ Es ist nicht leicht zu sehen, wie heftig das Trauma Laurie getroffen hat und wie sozial inkompatibel sie dadurch wurde. Im Prinzip war sie genau wie Michael 40 Jahre lang hinter Gittern. Eingesperrt durch eine selbst auferlegte Paranoia, die sie nur noch selten vor die Tür gehen lässt und die ihre Familie praktisch vollkommen entzweit hat.

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Die 2018er Fortsetzung von Halloween ist nicht nur ein (später blutiger und harter) Horrorslasher, sondern vor allem auch ein Film über die Effekte von Gewalt und wie ein Trauma das Leben der Opfer und ihrer Angehörigen beeinflusst. Erst die zweite nachfolgende Generation scheint sich langsam davon lösen zu können, ist aber zwischen Mutter und Großmutter hin- un hergerissen. Erstaunlich, wie gut Halloween dieser Spagat aus Familien-Drama und Horrofilm gelingt und er gleichzeitig im behutsam sich entwickelnden Tempo eine sich steigernde Spannung, sich aufbauendes Unbehagen einfließen lässt. 

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Dabei ist unstrittig, dass Michael immer noch das Monster ist, das Dr. Loomis dereinst gerne exekutiert hätte. Wenn er nach dem Unfall des Transporters seine ersten Opfer findet, macht er mitnichten Halt davor, auch Tabus des Genres zu brechen. Was ihn dabei gleichzeitig noch gruseliger werden lässt, ist sein Äußeres. Zwar vermeidet die Kamera ganz bewusst, sein Gesicht zu zeigen, doch auch an Myers sind die 40 Jahre nicht spurlos vorbei gegangen. Sein Haupt ist licht geworden und man kann nur noch einen Rest an grauen Haaren sehen.

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Unglaublich geschickt inszenieren Regisseur und Kameramann diese Szenen, sodass mitnichten Schrecken verloren geht, sondern eher noch zunimmt. Gleichzeitig sind es seine Taten, die ihn noch gewissenloser machen. War er in den vorherigen Teilen (und im Original) ein moralisch auftretender Boogeyman, der sich um die frühreifen Teenager und ihre sexuellen Freizügigkeiten „kümmerte“, sind ihm seine Opfer hier nun höchst egal. Er macht keinen Unterschied mehr, wem er das Licht auspustet.

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Er wird zu einem unberechenbaren Killer, dem jeder zum Opfer fallen könnte. Und die Szenen schlagen mit Wucht zu. Obwohl die Gewalt nie überdrastisch wird, fühlt man sich schon nach dem Mord an der Tankstelle wie gebeutelt. Der Mix aus roher Brutalität, spärlich eingesetztem (Kult)Soundtrack und (später) sensationellen Kamerafahrten verfehlt seine Wirkung nicht im Geringsten. Wenn Michael Simmonds der Titelfigur für eine lange One-Shot-Sequenz durch einen Garten, die dazugehörige Wohnung wieder hinaus auf die Straße zu einem Wohnzimmer-Fenster verfolgt, um dort zu verharren und zu beobachten, was im Anschluss passiert, ist das großes (Horror)Kino. Ganz zu schweigen vom knapp viertelstündigen Finale, das atmosphärisch unglaublich dicht ist und eine dauerhafte Spannung liefert.

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Nicht erst hier wird klar, dass der eigentlich genrefremde David Gordon Green das bisher beste Sequel des Originals abgeliefert hat – auch weil er unglaubliche viele augenzwinkernde Reminiszenzen integriert. Vom Vorspann, der so auch von Carpenters erstem Halloween stammen könnte, über die unscharfen weißen Schriften bis zum legendären Bettlaken. Und natürlich schwebt über allem dieses geniale 5/4-Takt-Titelthema, das Carpenter hier mit Sohnemann Cody und einem weiteren Mitstreiter zeitgemäß modernisierte, ohne es zu verraten – großartig!

 

Fazit: 

Halloween im Jahre 2018 liefert das mit Abstand beste Sequel der Reihe ab. Mit einer ebenso fesselnden wie tiefgründigen Background-Story, einer hervorragend aufgelegten Hauptdarstellerin und angemessen rohen Gewalteinlagen beeindruckt Regisseur Green über die volle Laufzeit bis hin zum ultraspannenden Finale. Während das Bild der UHD etwas unter dem schwachen Schwarzwert leidet, gefällt der Sound mit lebhafter Atmosphäre und tollen 3D-Effekten im Finale.

  

   

 

Filminfos und Inhalt - Halloween 2018

 Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: Universal Pictures

 

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