Filmrezension: Mortal Engines

mortal engines krieg der staedte newsRezension des Films: Mortal Engines. Rund 1000 Jahre ist es her, dass der 60-Minuten-Krieg die Menschheit praktisch ausgelöscht hat. Die meisten Städte wurden vernichtet. Seitdem sind die Ressourcen knapp geworden und die verbliebenen Städte der alten Zeit sind auf gigantischen Räder- oder Kettenantrieben (…)

 

 

 

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offizieller Trailer zu Mortal Engines

 

Rezension zu Mortal Engines

Rund 1000 Jahre ist es her, dass der 60-Minuten-Krieg die Menschheit praktisch ausgelöscht hat. Die meisten Städte wurden vernichtet. Seitdem sind die Ressourcen knapp geworden und die verbliebenen Städte der alten Zeit sind auf gigantischen Räder- oder Kettenantrieben unterwegs. Die Größeren machen dabei Jagd auf die Kleineren. Sie kapern und verleiben sich die unterlegenen Städte ein, um deren Ressourcen zu gewinnen. Eine der räuberischsten Städte ist London unter der Kommandantur von Bürgermeister Lord Magnus Crome. Dessen Leiter der Archäologengild, Thaddeus Valentine, ist der verlängerte Arm von Crome und offenbar ein ziemlich skrupelloser Kerl. Als London sich eine kleine Minenstadt namens Salzhaken einverleibt, gelangt von dieser auch die junge Hester Shaw nach London.

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Die stets mit einem roten Tuch maskierte Frau hat eine Rechnung mit Valentine offen und verübt einen Anschlag auf ihn. Bei ihrer Flucht folgt ihr der ebenfalls junge Archäologieschüler Tom Natsworthy. Kurz bevor Shaw über eine Müllrutsche aus der Stadt verschwindet, sagt sie Tom den Grund für ihr Tun. Als dieser dann Valentine damit konfrontiert, schubst Thaddeus Tom ebenfalls aus der Stadt. Das nun unfreiwillig zusammengewürfelte Team aus Hester und Tom muss die große Weite des Kontinents überqueren, um Asyl zu suchen. Als sie von Sklavenhändlern gefangen genommen werden, rettet sie letztlich Anna Fang.

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Die Agentin der Antitraktionisten–Widerstansliga kommt aus einer in Asien lebenden Zivilisation, die Wurzeln hinter einer praktisch undurchdringbaren Mauer aus Felsmassiv und Trümmern geschlagen hat. Genau dorthin will auch Crome, der diese Mauer mit einer gigantischen Waffe endlich durchdringen will, um die dortigen Ressourcen zu rauben. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, um dies zu verhindern … 2001 reüssierte der eigentlich als Kinder(comic)buchautor arbeitende Philip Reeve mit seinem ersten Werk für Erwachsene, „Mortal Engines“. In der Graphic Novel entwarf er eine dystopische Welt der Zukunft, in der die Städte auf gigantischen Rädern stehen und unentwegt durch die Lande „fahren“. Visuell stark im Steampunkt verwurzelt gewann Reeve mit der ersten von insgesamt vier Novellen zahlreiche Preise – und das vollkommen zu Recht. Wenn man sich die optisch einzigartigen Werke anschaut und durchliest.

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Ein Schelm, wer denkt, dass eine gewisse PC-Spielreihe namens BioShock sich von den Comics nicht zumindest hat beeinflussen lassen. Bereits 2009 sicherte sich Peter Jackson (Herr der Ringe, Bad Taste) die Rechte an dem Stoff, gab aber früh zu erkennen, dass er nicht selbst Regie führen würde. Zunächst arbeitete er gemeinsam mit seinen langjährigen Drehbuch-Begleiterinnen Philippa Boyens und Ehefrau Fran Walsh das Skript aus. Den Posten des Regiestuhls übergab er indes an einen ebenfalls langjährigen Wegbegleiter: Christian Rivers. Der hatte seinerzeit für Jacksons King Kong den Oscar für die besten visuellen Effekte gewonnen und feiert mit Mortal Engines nun sein Regie-Debüt. Dass es so unglücklich würde, damit konnte er nicht rechnen. Es mögen Gründe des schwachen Marketings gewesen sein, die Platzierung gegen den Animationsfilm Spider-Man: A New Universe oder eine gewisse Übersättigung in Sachen Dystopien (immerhin waren schon halbwegs erfolgreiche Franchises wie die Divergent-Reihe kurz vor der Zielgeraden ausgebremst worden).

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Dennoch ist es bedauerlich, dass der (je nach Aussage 100 – 150 Mio. Dollar teure) Film mit weltweit 87 Mio. Dollar Einspiel unterging – eine Summe, die eine schwächere der Comic-Verfilmungen in den USA am Startwochenende erzielt. Dort war das Entsetzen besonders groß, wenn man sich das Gesamteinspiel von 13 Mio. Dollar anschaut. Dazu kommt, dass viele Kritiker Mortal Engines zwar eine berauschende Tricktechnik, aber seelenlose Figuren und ein schwaches Skript vorwarfen. Nichts, was man als einer der erfolgreichsten Regisseure der Moderne gerne hört, wenn man selbst am Drehbuch mitgewirkt hat. Rein inhaltlich vielleicht eine kleine Anekdote vorweg: Im Vorfeld hatte Anbieter Universal Pictures Presse-Notizen verschickt, in denen der Film unter dem Titel „Mortal Engines: Krieg der Sterne“ angekündigt wurde. Dieser (fast freud’sche) Versprecher ist im Grunde gar nicht so weit hergeholt. Denn hüben wie drüben gibt es eine Hauptfigur mit düsterer Vergangenheit, die im Hier und Jetzt bewusst den Konflikt mit einem Bad Guy sucht. Dieser ist zudem „nur“ ein Handlanger eines über ihm positionierten Kanzlers (hier: Bürgermeister) und fährt auf einer räuberischen Großstadt durch die Lande, die wie ein Sternenzerstörer alle anderen Städte dem Erdboden gleich macht.

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Dazu will er eine Superwaffe einsetzen, um weitere Städte zu zerstören. Außerdem gibt es eine große Widerstandstruppe und wenn zum Schluss klar wird, was noch hinter Valentine steckt, ist die Verwandschaft zu Star Wars nochmals näher. Kombiniert man nun diese Ähnlichkeit mit dem zugrunde liegenden Darwinismus-Thema und addiert eine große Menge der bunten Optik eines Hook hinzu, hat man im Groben und Oberflächlichen das Konstrukt von Mortal Engines erfasst. Sicher ist das vereinfacht dargestellt und fraglich, ob das ein Mit-Grund für das Ausbleiben des Erfolgs war. Woran sich indes viele Fans der Comic-Vorlage störten, war der Rundschliff, den das Drehbuch der Story und den Details verpasste. Ein Beispiel: Während Hester im Film bis auf eine zarte Narbe ein ziemlich hübsches Mädel ist, fehlt ihr im Comic ein Auge und die Narbe zieht sich drastisch über das halbe Gesicht bis in den Mund-Kieferbereich.

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Dies lässt ihr sogar das Sprechen schwer fallen. Für den Zuschauer hätte eine authentischere Darstellung durchaus mehr Emotionalität und mehr Bindung an Hester bewirkt. Offenbar war man hier einfach nicht mutig genug. Man kann aber noch lange nach Gründen suchen und sie vielleicht auch finden. Die bessere Herangehensweise an Mortal Engines ist indes, sich auf die Bilder einzulassen. Und das ist nur mit einem Wort zusammen zu fassen: Gigantisch. Was die Pre-Production-Designer und späteren Effekte-Künstler von Weta Digital sowie die Set-Designer/-Bauer hier erschaffen haben, ist wirklich phänomenal. Angefangen bei der immensen Detailtreue schon der Auslegeware in den Läden über die komplett gebauten Gassen auf den Städten bis hin zur digitalen Erschaffung der riesigen Kampffestungen und vor allem der Luftstadt ist das ein einziger Wow-Effekt. Natürlich muss man sich drauf einlassen, dass hier Städte auf Rädern oder Kettenantrieben durchs Land pflügen. Tut man dies aber, kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus.

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Und das alles bis ins kleinste Detail von Knöpfen, Brillen, Ledermützen im sensationellen Steampunk-Design – Wahnsinn. Wer für diesen Look etwas übrig hat, findet hier dutzende Tipps für die nächste Motto-Party. Außerdem bevölkern zahlreiche skurrile Figuren die Welt. Figuren, die nur Neuseeländer so in einen Big-Budget-Film integrieren können. Das beste Beispiel dafür sind die beiden Wreylands, denen Tom und Hester zwischendurch begegnen und deren Tee sie schlürfen. Tatsächlich hätte Mortal Engines aber mehr Charaktertiefe verdient gehabt. Denn obwohl Hera Hilmar als Hester ihre Sache gut macht, will sich einfach keine richtige Identifikation mit ihr einstellen. Auch Tom Natsworthy bleibt eine blasse Figur. Und selbst Hugo Weaving hat man schon überzeugender gesehen. Was bleibt ist optische Opulenz – das aber in höchstem Maße.

 

   

 

 

Fazit: 

Mortal Engines ist pures Unterhaltungskino. Nicht mehr, nicht weniger. Wer den tieferen Sinn sucht, sucht vergeblich. Wer auf Logikfehler überprüft, wird fündig. Wenn man sich aber auf die visuelle Opulenz konzentriert, macht das Ding wirklich Spaß. Und es ist audiovisuell ein absoluter Leckerbissen im Heimkino. In Sachen Bildqualität macht der UHD so bald kein Realfilm etwas vor – derzeit absolute Referenz.

 

Filminfos und Inhalt - Mortal Engines

 Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: Universal Pictures

 

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