Rezension des Films: Polar. Duncan Vizla alias „Schwarzer Kaiser“ war mal der beste Auftragskiller der Welt. Doch nun setzt er sich zur Ruhe – so dachte er. Also lässt er sich von seinem Arzt mal gründlich durchchecken und auf seine gute Gesundheit prüfen. Doch bevor Duncan die über acht Millionen Dollar genießen kann, die ihm sein zukünftiger Ex-Arbeitgeber(...)
offizieller Trailer zu Polar (Netflix)
Duncan Vizla alias „Schwarzer Kaiser“ war mal der beste Auftragskiller der Welt. Doch nun setzt er sich zur Ruhe – so dachte er. Also lässt er sich von seinem Arzt mal gründlich durchchecken und auf seine gute Gesundheit prüfen. Doch bevor Duncan die über acht Millionen Dollar genießen kann, die ihm sein zukünftiger Ex-Arbeitgeber für seinen Ruhestand zur Verfügung stellt, kommt es anders. Denn offenbar will dieser ihm in den letzten 14 offiziellen Tagen seiner Anstellung noch einen letzten Job zuschustern.
Einen, den durchaus auch einer der jüngeren Emporkömmlinge der Firma übernehmen könnte. Also verweigert Ducan den Auftrag. Doch eine Ablehnung kommt für Mr. Blut, den Chef der Organisation, nicht in Frage. Denn mit den acht Millionen könnte der seine Finanziers bei Laune halten. Es geht also nicht um einen letzten Auftrag für Vizla, sondern darum, ihn vor der offiziellen Rente kalt zu stellen. Und dafür ist es Mr. Blut auch Recht, sämtliche seiner jüngeren Schützlinge auf den alten Hasen los zu lassen … Der in Stockholm geborene Jonas Åkerlund gehört nicht gerade zu den Heile-Welt-Regisseuren. Wenn er sich mal in die Filmwelt verliert, sind seine Werke immer bizarr (Spun), düster (Horsemen) oder ein bisschen seltsam (Small Apartments). Der Schwede ist eigentlich ja auch eher im Musikvideo-Bereich unterwegs und hat dort weit über 100 Musikfilme für eine scheinbar endlose Liste illustrer Stars (Madonna, U2, Rammstein, Metallica usw.) realisiert.
Auch diese Videoclips hatten immer ihre ganz eigene, oft abseitige Atmosphäre. Und wenn Åkerlund demnächst mit Lords of Chaos die Geschichte der norwegischen Black-Metal-Musiker Varg Vikernes (aka Louis Cachet aka Count Grishnackh) und Øystein Aarseth (aka Euronymous) erzählt, geht es kaum hoffnungsfroher zu. Immerhin ermordete Ersterer den damaligen Kollegen aus der gemeinsamen Band Mayhem – wohlgemerkt mit 23 Messerstichen. Es bleibt also düster in Åkerlunds Vita. Nicht überraschend, dass man ihn aussuchte, um eine Adaption der Webcomic- und Graphic-Novel-Serie Polar zu inszenieren. Die von Victor Santos 2012 ins Leben gerufenen Comic-Stories leben von ihrer einzigartigen Bildsprache (es werden nur schwarze, orangene und weiße Farben genutzt) sowie dem praktisch kompletten Fehlen von Dialogen. Während das Drehbuch zum Film ab 2014 unter der Ägide von Constantin Film entwickelt wurde, übernahm Anfang Februar 2018 dann Streaming-Anbieter Netflix die Produktion von Polar, um ihn für das junge Jahr 2019 exklusiv auf dem eigenen Dienst zu veröffentlichen. Zugrunde liegen den Stories die Motive der Noir Fiction und eine optische Ähnlichkeit zu Frank Miller (Sin City) lässt sich sicher nicht verleugnen.
Ein Stoff jedenfalls, der angemessen dunkel ist, um den norwegischen Regisseur zu locken. So jedenfalls könnte man denken. Doch der Åkerlund findet gerade für die Opening-Scene knallbunte Bilder und nutzt seine hektische Videoclip-Ästhetik zu visuellen Spielereien wie integrierten Karaoke-Texten und den comichaften Einführungen der anderen Killer. Passend, dass ausgerechnet Johnny Knoxville das erste Opfer gibt und sich Polar hier schon in deftigen Bluteinlagen suhlt. Die Vorstellung der Titelfigur gerät da schon weniger bunt. Wenn Mads Mikkelsen mit Walrossbart und der stoischen Gelassenheit eines Mannes, der schon alles gesehen hat, seine rektale Untersuchung hinter sich bringt, ist klar, dass man von seinem Duncan noch einiges an Coolness erwarten darf.
Seine lakonischen Kommentare sind genau das richtige Futter für Freunde des skandinavischen Humors und eine Miene scheint Mikkelsen über die kompletten 120 Minuten Laufzeit nicht zu verziehen. Dabei kann einem das Lachen durchaus mal im Hals stecken bleiben, wenn ihn bspw. ein Alptraum aufweckt, was mit schmerzhaften Folgen einhergeht (16’45). Aber auch das kommentiert er mit einem beiläufigen „Shiiit“. In diesen Szenen wird deutlich, dass sich Polar durchaus an die relative Sprachlosigkeit der Comic-Vorlage zu halten gedenkt. Denn während um den Schwarzen Kaiser herum Personen im Redefluss sind, reicht Duncan das Nötigste an Kommunikation. Die Szenen mit ihm stehen in diametralem Gegensatz zu jenen mit den Bad-Guys und -Ladys seines Arbeitgebers. Im Dick-Tracy-Style kommen Mr. Blut, Hilde, Alexei und Sindi rüber – lebende Comic-Figuren, quasi.
Dieser Bruch im Stil ist es, der einen Teil des Reizes der Adaption ausmacht und der im Falle von Mr. Blut bewusst widerwärtige Züge annimmt. Respekt an den britischen Proll-Komiker Matt Lucas (Little Britain), der hier in einer Mischung aus Jabba the Hut und Baron Harkonnen aus Der Wüstenplanet auftritt. Okay, das ist ziemlich „cheesy“, wie der Filmnerd sagen würde, aber irgendwie kann man es dem Film nicht wirklich übel nehmen. Ein anderer Reiz geht von der drastisch überhöhten Gewalt aus. Zeigt schon der Opener, wo es lang geht, darf man sich während Duncans Mord am Mexikaner (und dessen Sicherheitspersonal) durchaus mal verwundert die Augen reiben. Was man hier zu Gesicht bekommt, ist natürlich comichaft überzeichnet, aber eben auch ziemlich blutig. Anderen Filmen hat man schon mal die Veröffentlichung verweigert, wenn ein Killer den Bohrer durch den Frontallappen des Opfers getrieben hat.
Choreografiert ist das Ganze aber absolut stilsicher und lässt keinen Zweifel an der Kaltblütigkeit des Protagonisten. Auch die Gewaltakte der jungen wilden Assassinen und Assassins sind alles andere als zimperlich (46’50). Demgegenüber stehen tatsächlich überraschend sensible und hintergründig witzige Momente, in denen Duncan seiner Nachbarin von der anderen Seite des Sees davon erzählt, dass er 99 Länder bereist hat. Und wenn er einer kleinen Schulklasse etwas von Messern, Beerdigungen in fremden Ländern und Leichen, die seit Wochen in der Sonne lagen, erzählt, ist das schon ein großer Spaß. Doch irgendwann wird aus Spaß wieder ernst. Denn wenn Duncan letztlich doch von den Killern gefunden wird, muss er sich splitterfasernackt der Angriffe erwehren. Eine Szene, die Mikkelsen sensationell meistert und die der Film wirklich großartig choreografiert. Im Anschluss daran gibt’s dann kaum noch ein Halten.
Denn was Polar daraufhin in Sachen grafischer Gewalt zelebriert, nimmt es locker mit den blutigsten Heroic-Bloodshed-Werken aus HongKong auf. Käme das Ding dereinst doch noch auf Blu-ray raus, dann vermutlich nicht ohne gewaltige Schnittauflagen. Dies alles gepaart mit der teils schön-düsteren Atmosphäre und dem (nicht ganz unerwarteten) Schluss-Twist machen am Ende einen Film mit hohem Kultpotenzial.
Abgesehen von dem in den Erzählszenen eher langsamen Tempo liefert Polar in den Auseinandersetzungen dermaßen ab, dass einem Hören und Sehen vergeht. Was Regisseur Jonas Åkerlund hier an Shoot-outs und Gewalt bietet, übersteigt sogar noch Michael Davis‘ Shoot ‚em up – und das ist ausdrücklich als Kompliment gemeint. Zartbesaitete sollten sich allerdings gut überlegen, ob sie sich das antun wollen. Für den Rest steht hier der kommende ultrablutige Kultfilm in den Startlöchern. Allerdings: Für viele Mainstreamfans wird das hier zu abgedreht und trashig sein. Man muss schon ein wenig Freude am schlechten Geschmack haben.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: Netflix
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