Kaleb wohnt in einem der großen Wohnblocks am Rande der Pariser Vorstadt. Das Leben hätte ihm mehr in die Hände spielen können. Doch weil das nicht so ist, verdient er seinen Lebensunterhalt mit dem Verchecken von Turnschuhen. Seine private Leidenschaft gebührt allerdings dem exotischen Krabbelzeug. Und so hütet er von der Stabheuschrecke über Skorpione bis zur Vogelspinne allerlei Tierchen, die seiner Schwester Manon schon lange ein Dorn im Auge sind.
Zwischen Geschwisterzwist, der Zufriedenstellung seiner Sneakers-Kunden und einem aggressiven Mitbewohner des Hauses immer hin- und herwechselnd gibt sich Kaleb allerdings alle Mühe, die Menschen im Haus möglichst respektvoll zu behandeln. Als er seiner Nachbarin Claudia ein paar Ohrringe kaufen möchte, stolpert er über eine langbeinige Spinne, die der Verkäufer neben dem Schmuck zum Verkauf anbietet. Für Kaleb ist klar, dass er den Achtbeiner mitnehmen muss. Nicht ahnend, dass er da ein ganz besonderes Exemplar eines Arachniden erstanden hat …
Neben der Höhenangst, der Flugangst und der Agoraphobie (Angst, aus Situationen nicht flüchten zu können) ist die wohl am häufigsten anzutreffende die Arachnophobie – also die Angst vor achtbeinigen Spinnentieren. Jackpot, wenn man gleich mehrere davon in seinem Repertoire hat (also Ängste, nicht Spinnen). In meinem Fall wäre eine Hauswinkelspinne in einem Flugzeug, dessen Türen sich in 10.000 Meter geöffnet hätten, vermutlich ausreichend, um mich auf der Stelle ins Koma zu versetzen. Und spätestens seitdem in Deutschland jeden Frühherbst auf die Einwanderung der Nosferatu-Spinne hingewiesen wird, ist das Thema Arachnophobie wieder in aller Munde. Bereits selbst zweimal eines dieser possierlichen Tierchen mit der erkennbaren Vampirkopf-Zeichnung auf dem Körper habhaft geworden, hat sich bei mir das Thema wieder deutlicher ins Bewusstsein geschoben.
Nein, ich werde kein Freund mehr von den haarigen und irre schnellen Vertretern der Kräuseljagd- und Winkelspinnen. Mörderspinnen war der erste Film, den ich als noch junger Knirps gesehen habe und der mich damals nachhaltig beeindruckte. Obwohl ich heute mit Vogelspinnen fein bin, blieb aus persönlichen Erlebnissen die Panik vor oben genannter Winkelspinne. In den vergangenen Jahren wurde es um den Spinnen-Horrorfilm etwas ruhiger, während einige der Vertreter der 2000er-Jahre es eher humorvoll mit dem Thema meinten. So war ich bspw. großer Fan von Arac Attack und Big Ass Spider. 2024 gab’s dann aber ein kleines Revival, das uns Sting und Spiders brachte. Letzterer erscheint dieser Tage bei Anbieter Plaion auch als 4K-Disk – hoch aufgelöste, haarige Mutprobe für alle Arachnophobiker also. Und einer, der wirklich gut funktioniert.
Es beginnt mit einem unübersehbaren Zitat an Peter Jacksons Braindead während der ersten Sequenz in der Wüste – was schon mal kein schlechter Einstand in einen Horrorfilm ist. Und wo wir bei Querverweisen an Filmen sind: Alien stand hier zweifelsohne für die letzte halbe Stunde Pate. Davon ab zieht Spiders – Ihr Biss ist der Tod sehr viel Reiz aus seinem engen Szenario, das ausschließlich innerhalb eines Wohnblocks (für die Außenaufnahmen verwendete man Szenen des ungewöhnlichen Wohnensembles Arènes de Picasso, das im Pariser Vorort Noisy-le-Grand steht) stattfindet. Die Atmosphäre ähnelt deshalb durchweg Lockdown Tower, in dem sich Menschen ähnlicher Herkunfts-Diversität in einem Wohnbunker verschanzt haben, weil sich draußen etwas Bedrohliches befindet. Langfilmdebütant Sébastien Vanicek hat seinen Film ganz bewusst in die Banlieues (also die Vorortbereiche) von Paris gelegt, in denen die Menschen nach ihrer Herkunft beurteilt werden – ebenso, wie Spinnen nach ihrem Aussehen beurteilt werden.
Die Banlieues und ihre Bewohner sind oft stigmatisiert und in die Rolle von Außenseitern gedrängt – nicht nur durch die Gesellschaft, sondern auch durch die Medien, die die Menschen dort häufig in einem negativen Licht darstellen. Die Bewohner dieser Vororte sind in vielerlei Hinsicht wie die Spinnen, die in den Ecken und Schatten der Gesellschaft lauern, vom Mainstream nicht gesehen, missverstanden und mit Vorurteilen behaftet. So wie Spinnen in vielen Kulturen als Bedrohung oder Ungeziefer wahrgenommen werden, sind auch die Bewohner der Banlieues häufig Opfer von Vorurteilen, die ihnen bestimmte Eigenschaften zuschreiben und die sie in den Augen der Gesellschaft minderwertig oder gefährlich erscheinen lassen.
Die Wahl des engen, bedrückenden Szenarios in einem Wohnblock verstärkt diese Idee noch: Das Gebäude wird zur Metapher für ein Gefängnis, das die Figuren nicht nur körperlich, sondern auch gesellschaftlich gefangen hält. Die Bewohner sind in ihrem eigenen Mikrokosmos eingeschlossen, ohne die Möglichkeit, sich von den gesellschaftlichen Zuschreibungen zu befreien. Der Block wird dabei zu einem Mikrokosmos der Gesellschaft, in dem sich die verschiedenen sozialen Gruppen, wie die Menschen in der Banlieue und die Spinnen, gegenseitig beäugen und am Ende in einem Kampf ums Überleben aufeinandertreffen.
Spiders gelingt die Verquickung dieser Gesellschaftskritik und dem Spinnenhorror während der ersten Stunden sehr gut. Und wer tatsächlich Spinnenphobiker ist, wird vor allem mit einer Szene seine Schwierigkeiten haben, weil sie aufgrund der Enge und Intimität besonders unangenehm ist. Für rund drei Minuten gibt’s nach einer Dreiviertelstunde eine Auseinandersetzung mit einer der Spinnen im Badezimmer. Besonders intensiv wirkt das, weil hier echte Tiere zum Einsatz kamen, deren Bewegungen nachvollziehbar-authentisch sind. Und eben schnell. Die Giant Huntsman, die hier rund 200-fach zum Einsatz kam, gehört mit einer Geschwindigkeit von fast 6 km/h zu den schnellsten Spinnen überhaupt. Wenn dir so ein kleines achtbeiniges Etwas mit sechs Stundenkilometern in einem Badezimmer von vier Quadratmetern entgegenkommt, ist sie schneller bei dir, als du „Glas drüber stülpen und Postkarte drunter legen“ sagen kannst. Nach gut 70 Minuten traut Vanicek seinem Szenario allerdings nicht mehr richtig und er geht den arg vorhersehbaren Weg, die Viecher mutieren zu lassen.
Ebenso wie es unlogisch ist, dass die Krabbler sich derart schnell vermehren und groß werden, sorgen ihre finalen CGI-Ausmaße eher für weniger als für mehr Schrecken. Je unrealistischer Spiders wird, desto weniger gruselig wird er leider auch. Was hingegen hervorragend funktioniert, sind die Figuren. Sämtliche Darsteller wirken komplett authentisch und ihre Sprache, die Slang mit Sarkasmus vermischt, kommt zwar roh, aber glaubwürdig rüber. Vor allem Théo Christine als Hauptfigur Kaleb überzeugt. Trotz der oft rüden Umgangsformen, die man in derartigen Wohneinheiten wohl mit der Muttermilch aufsaugt, versucht er, die Bewohner zum Zusammenhalt zu motivieren und nimmt eine ausgleichende Funktion ein. Auch er kann allerdings nicht verhindern, dass es nach 75 Minuten etwas überhysterisch wird und der Film seinen Charakteren arg dramatisches Verhalten unterjubelt. Die letzte halbe Stunde hält leider auch nicht das Niveau der ersten 75 Minuten, die wiederum nicht selten an die guten Momente aus Alien erinnern.
Spiders – Ihr Biss ist der Tod ist ein würdiger Nachfolger eines Arachnophobia von Frank Marshall. Ergänzt um sozialkritische Kommentare und angefüllt mit einer Vielzahl an echten Charakteren, wird’s nicht nur Spinnenphobikern 90 Minuten lang eisig den Rücken runterlaufen. Schade, dass dem Regisseur zum Ende hin nicht wirklich ein origineller Schluss eingefallen ist – die weitaus stärkere Phase hat der Film zudem, solange die Spinnen in realistischer Größe unterwegs sind.
((Copyright Szenenfotos: © Plaion Pictures. Alle Rechte vorbehalten.)))
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