Neuengland im Dezember 1970: Paul Hunham, Professor für Alte Geschichte am Männerinternat Barton Academy, ist innerhalb seines Kollegiums nicht sonderlich beliebt. Bei den Schülern ist’s noch schlimmer, denn sie hassen ihn regelrecht. Hunham ist berüchtigt für seine Strenge in der Notenvergabe und während des Unterrichts. Außerdem ist er ein sturer Hund, bei dem jede Diskussion zum Scheitern verurteilt ist.
Immerhin ist er in seinem Verhalten aber konsequent und macht keinerlei Unterschied, aus welchen noch so reichen Hause seine Schüler kommen. Als er den Sohn eines Senators durchfallen lässt, nutzt der seinen Einfluss und streicht die Spenden für das Internat. Dessen Leiter, Dr. Woodrup, ein ehemaliger Schüler von Hunham, verdonnert Paul deshalb, über die Weihnachtsferien am Campus zu bleiben und auf fünf Schüler aufzupassen, die ebenfalls nicht zu ihren Familien können.
Einzige weitere Anwesende ist die Chefköchin Mary Lamb, deren Sohn vor Kurzem in Vietnam gefallen war. Während vier der fünf Schüler nach einigen Tagen mit dem wohlhabenden Vater von Jason per Hubschrauber in Skiurlaub fliegen, bleibt Angus Tully, der seine Mutter nicht erreichen kann, um sie um Erlaubnis zu bitten, alleine mit Hunham zurück.
Tullys Mutter hatte sich kurzfristig entschlossen, ihren Sohn über Weihnachten nicht nach Hause zu bestellen, da sie lieber mit ihrem neuen Mann in die Flitterwochen zu fahren. Hunham führt zunächst sein Programm fort, mit Angus für die Schule zu pauken und Sportübungen in der Eiseskälte zu vollziehen. Doch dann verletzt sich der junge Mann an der Schulter und muss in der Stadt verarztet werden. Auf dem folgenden Kurztrip stellen Lehrer und Schüler fest, dass der jeweils andere doch ein ganz netter Kerl sein kann …
Manchmal, ja manchmal … was wie ein Text von der besten Band der Welt (auuuus Berlin) beginnt, sind Worte, die mir fehlen, weil die Oscars sich in diesem Jahr mal wieder nicht mit Ruhm beträufelten. Da beginnt die Show noch mit der Auszeichnung der besten Nebendarstellerin und kürt Da’Vine Joy Randolph für ihre Darbietung in The Holdovers (durchaus zu Recht) und endet mit der Auszeichnung für Cillian Murphy als bestem Hauptdarsteller für Oppenheimer. Nichts gegen Cillian Murphy und nichts gegen Oppenheimer. Aber Murphy IN Oppenheimer ist sicherlich nicht die beste Leistung des Jahres gewesen. Nicht mal die beste Leistung des Darstellers in seiner bisherigen Vita. Und wer Paul Giamatti, den notorisch unterschätzten Charakterdarsteller, in The Holdovers gesehen hat, weiß, wie unglaublich daneben die Academy bisweilen liegen kann. Und wie richtig die Golden Globes (auch wenn diese ihr ganz eigenes Problem haben). Denn dort war Giamatti für Alexander Paynes Drama noch als bester Darsteller ausgezeichnet worden. Und das mehr als zu Recht.
Aber fangen wir von vorn an: Alexander Payne, Regisseur mit griechisch-deutschen Wurzeln (Geburtsname: Constantine Alexander Papadopoulos) ist der Mann für die tragikomischen Geschichten, die das amerikanische Leben schreibt. Im vielfach ausgezeichneten Sideways begleitet er zwei Männer mittleren Alters (Giamatti und Thomas Haden Church), die beide auf ihre Art und Weise vom Leben frustriert sind und auf ihrer gemeinsamen Reise durch die kalifornischen Weingebiete über das Leben räsonieren, während sie Wein trinken und Frauen kennenlernen. About Schmidt handelt vom Gerade-Rentner Warren (Jack Nicholson), der sich darüber, dass er scheinbar nach Eintritt in die Pension von niemandem mehr gebraucht wird, zunehmend nutzlos fühlt und verwahrlost. Und in The Descendants muss ein Vater (George Clooney) damit zurechtkommen, dass seine Frau nach einem Unfall bald sterben wird, während er sich erstmals alleine um seine beiden Teenager-Kids kümmern muss.
Obwohl sich die Geschichten in der stark verkürzten Zusammenfassung weit mehr tragisch als komisch anhören, gelingt es Alexander Payne stets, den scheinbaren Verlierern der Gesellschaft; den Unbeachteten und den Gebeutelten, mit Humor zu begegnen. Es sind Filme, die gleichzeitig berühren, in denen man sich wiederfinden kann und die trotz aller Tragik mit hoffnungsvollen Bildern enden. Für The Holdovers gilt das vor allem deshalb, weil die drei Hauptfiguren so großartig gecastet sind und aus ihren anfänglich scheinbar unüberwindbaren Unterschieden nach und nach Freundschaften entwickeln. Paul Giamatti ist dabei zentraler Dreh- und Mittelpunkt. Es ist unglaublich, mit welchen Nuancen er sich, dem privat in sich gekehrten und beruflich unnachgiebig agierendem Eigenbrötler begegnet. Was ein durchgängiger Unsympath sein könnte, wird rein durch das Spiel Giamattis mit so vielen Zwischentönen angereichert, dass man sich als Zuschauer irgendwann selbst wundert, wie sehr man diesen Paul Hunham plötzlich mag.
Wie sehr man ihm wünscht, dass ihm auch mal etwas Gutes widerfährt, auf dass er eben nicht mehr so isoliert in seinem Kämmerchen sitzen muss. Es gibt da diese ganz sachte inszenierten romantischen Momente mit einer Mitarbeiterin des Internats. Szenen, in denen Giamatti seinem Charakter sanft unterjubelt, dass er zur Liebe fähig sein könnte. Oscargewinnerin Da’Vine Joy Randolph, deren Filmcharakter als gutmütiger Puffer zwischen Hunham und Tully fungiert, ist einfach grandios in der Darstellung der tieftraurigen Mutter und Newcomer Dominic Sessa, der den anfänglich alles andere als sympathischen Tully spielt, gibt seiner Figur mehr Tiefe, je länger der Film andauert.
Inhaltlich geht es darum, wie drei Menschen, die einen Schutzwall um sich herum gebaut haben, langsam Zugang zueinanderfinden und der eine oder andere Stein aus der Mauer zu bröckeln beginnt. Hunham, der begabte Lehrer, den ein Kommilitone um seine Früchte gebracht hatte, weicht langsam auf und scheint doch nicht ganz der Misanthrop zu sein, für den ihn alle halten. Mary, die den Verlust des Sohns durch Alkohol zu ertränken versucht, beginnt, ihre Trauer zu teilen. Und Tullys spontan-aggressives Verhalten wird verständlich, wenn Hunham den Grund dafür erfährt. Dabei geht es nicht selten um Lügen und Wahrheit. „Barton-Männer lügen nicht“ heißt es an einer Stelle. Das jedoch scheint ein oft gebeugter Vorsatz zu sein.
Denn gelogen wird in The Holdovers genug. Und zwar nur von den Herren der Schöpfung, während Mary auch hier das Wahrheit sprechende Gegenstück liefert. Und im gleichen Maße, wie die beiden Herren merken, dass man mit ewigem Lügen, die man vor allem sich selbst ständig erzählt, nicht weiterkommt, finden die Figuren auch zu sich. Die 130 Minuten halten, ganz wie man es von Payne kennt, genug humorvolle Momente bereit, um der eigentlichen Tragik, dem eigentlichen Drama ein Gegengewicht zu bieten. Und es gibt ebenso einige wirklich witzige Momente, wie es bittere und traurige Situationen gibt. Paynes Kunst ist es, dass er sich nie in einem der beiden Gefühle verliert und sich auch nie an einem ergötzt. Das Einzige, das man an The Holdovers kritisieren darf und vielleicht muss, ist die völlig unnötige Anfangssituation, in der Hunham auf fünf Schüler aufpassen muss. In diesen 25 Minuten wird im Grunde nichts verhandelt, was später von Relevanz ist. Und es wird auch kein Bezug darauf genommen. Hätte man diesen Teil weggelassen, hätte man nichts vermisst oder verpasst und der Film wäre noch kurzweiliger geraten.
The Holdovers ist schon jetzt einer der für mich besten Filme des Jahres. Paul Giamatti ist sensationell und wird von zwei weiteren tollen Darstellern begleitet. Dass die eigentlich konventionelle Geschichte bisweilen so herzergreifend, aber auch witzig ist, ist der unnachahmlichen Note von Payne zu verdanken, der sein Schauspieler-Trio behutsam begleitet und sie so zu tollen Performances führt.
Autor: Timo Wolters - ((Copyright Szenenfotos: © 2023Seacia Pavao / © 2023 FOCUS FEATURES LLC.))
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