J. Robert Oppenheimer ist brillanter theoretischer Physiker mit zwei linken Händen bei der Laborarbeit. Als Niels Bohr sein Talent entdeckt und ihm empfiehlt, in Göttingen zu studieren, macht sich Oppenheimer genau dorthin auf. Während die Quantenphysik in Europa durch zahlreiche Vertreter auf dem Vormarsch ist, liegt sie in den USA brach.
Ein Grund für Oppenheimer, wieder in die Staaten zu gehen. Dort macht sich 1938 die Kunde breit, dass es deutschen und österreichischen Wissenschaftlern gelang, Atomkerne zu spalten. Oppenheimer ist sofort klar, dass diese Tatsache genutzt werden könnte, um eine extrem wirkungsvolle Bombe zu entwickeln. Nachdem die Nazis den Zweiten Weltkrieg beginnen, lässt sich Oppenheimer ins Manhattan-Projekt einbinden, um den Nazis zuvorzukommen …
1.029 und 1.085 – das sind die Zahlen, die Christopher Nolan bislang bei seinen beiden erfolgreichsten Filmen schrieb. 1,02 und 1,08 Mrd. Dollar spielten The Dark Knight und The Dark Knight Rises an den internationalen Kinokassen ein. Freilich als Popkultur-Filme, die aus einem beliebten Comic-Universum stammen und auf rasante Action sowie haarsträubende Spezialeffekte setzten. Nachdem Nolan das Post-Covid-Kino mit Tenet wieder aus dem Koma erweckt hatte, freuten sich viele auf sein nächstes Werk. Als klar wurde, dass dies ein Biopic über den Wissenschaftler sein würde, der als „Vater“ der Atombombe gilt, wurde es zunächst still. Waren es neben den Batman-Filmen nicht vor allem vielschichtige (SciFi)Thriller mit doppeltem Netz und dreifachem Boden, die das Publikum (und deren Gehirnschmalz) in ihren Bann zogen? Würde ein drei Stunden dauernder Film über eine reale Person überhaupt eine Faszination ausüben können? Nicht wenige vermuteten im Vorfeld den ersten echten Flop aufseiten des Regiewunderkinds oder lupften zumindest mal eine Augenbraue.
Doch die Kritiker und Pessimisten hatten nicht mit der Sprengkraft (muahaha) einer Kinokombination gerechnet, die kaum dynamischer hätte ausfallen können. Wie schon in der entsprechenden Rezension erwähnt, haben sich die zwei extrem unterschiedlichen Filme zu einem Paket entwickelt, das sich gegenseitig massiv befruchten konnte. Angestachelt durch das in allen Medien durchgenudelte Barbenheimer fanden vermutlich auch viele den Weg in die Lichtspielhäuser, die tendenziell nicht zwingend in ein Biopic über Robert Oppenheimer gegangen wären. Am Ende standen 950 Mio. Dollar Kinoeinspiel unter dem Strich (bei „nur“ 100 Mio. Dollar Budget) und Nolan hatte nach Memento seinen profitabelsten Film vollbracht. Was umso mehr verwundert, da Nolan mit Oppenheimer nach dem Zerwürfnis mit Warner zum ersten Mal seit über 20 Jahren zu einem anderen Studio wechselte.
Möglich, dass ein ähnliches Konzept zu einer anderen Zeit nicht im gleichen Maße aufgegangen wäre. Möglich sogar, dass Nolans Oppenheimer gefloppt wäre, hätte er ihn vor drei Jahren anstelle Tenet ins Kino gebracht. Fernab von Möglichkeiten, Eventualitäten und Hypothesen darf man aber festhalten, dass der dreistündige Film stellvertretend für eine Vielzahl ähnlich gelagerter, hervorragend inszenierter, im Kino aber untergegangener Werke mit Arthaus-Touch die Aufmerksamkeit bekommen hat, die er verdiente. Denn Oppenheimer fesselt. Und das nicht zu knapp. Denn was sich vor dem Zuschauer in den drei Stunden entfaltet, ist ein an Spannung kaum zu überbietendes Szenario, das aus historischen Ereignissen ein Maximum an Dynamik und Thrill holt – und das, obwohl man weiß, wie die Geschichte ausgeht, bzw. worauf es hinausläuft.
Nolan fackelt hier (bis auf den unvermeidlichen Knall) kein Actionfeuerwerk ab, sondern konzentriert sich auf die Charaktere. Vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs entfaltet sich die Story, die den unterschiedlichen politischen Einstellungen der Protagonisten ebenso Rechnung trägt wie deren persönlichen Befindlichkeiten und den historischen Fakten. Nolan wäre aber nicht Nolan, wenn er das Ganze nicht etwas anders erzählen würde als andere. Wie schon bei Tenet lässt er Oppenheimer alles andere als linear verlaufen. Unfassbar gut geschnitten (da ruft der Oscar) greifen die verschiedenen Zeitebenen erst nach und nach ineinander und erzählen den Film auf unnachahmliche Art und Weise. Das als profanes Mittel abzuwerten, eine an sich eher wenig aufregende Geschichte spannend zu halten, wird weder den Figuren gerecht, noch der Erzählung an sich. Denn auch ohne profundes Wissen in Quantenphysik bereitet der Film die wissenschaftlichen Hintergründe spannend wie ein Thriller auf.
Oppenheimer verknüpft auf innovative Art und Weise drei Zeitebenen miteinander: Oppenheimers Werdegang zum führenden Wissenschaftler der Quantenphysik, die ihn für ein paar Jahre auch nach Deutschland führte; der Weg zum Bau und Zünden der ersten Atombombe und die Zeit, die dem „nuklearen Urknall“ folgte. Nolan konzentriert und fokussiert sich vollkommen auf seine Figuren. Und davon gibt’s reichlich. Innerhalb der drei Stunden Laufzeit müssen Wegbegleiter, Wissenschaftskollegen, Politiker, Gegenspieler und nicht zuletzt die Frauen Oppenheimers vorgestellt und beleuchtet werden. Und das gelingt geradezu famos. Während einem in den allermeisten Actionspektakeln abseits von 2 bis 3 Figuren der Rest zwischen herzlich und vollkommen egal ist, schafft Nolan Raum für ein gutes Dutzend relevanter Charaktere. Natürlich spielt ihm in die Karten, dass er das Who’s who der Filmindustrie versammeln konnte, und diese weitgehend für deutlich geringere Gagen als sonst üblich agieren.
Angefangen bei Cillian Murphy als Oppenheimer über Emily Blunt und Florence Pugh in den Rollen der beiden wichtigsten weiblichen Bezugspersonen, bis hin zu Robert Downey jr. als Intrigant Lewis Strauss, Matt Damon als General Groves, Kenneth Brannagh als Niels Bohr oder Gary Oldman als Präsident Truman, geht hier wohl der feuchte Traum eines jeden Regisseurs in Erfüllung. Die Präsenz, die von all diesen Darstellerinnen und Darstellern ausgeht, ist enorm und fördert die Bindung an die Figuren. Ein Dialog wie der Erste zwischen Oppenheimer und Groves nach 45 Minuten ist derart, brillant geschrieben, pointiert vorgetragen und packend gespielt, dass 90 Prozent der Filme da draußen sich die Finger nach solch einer Szene lecken würden.
Oppenheimer selbst war sicherlich eine streitbare Persönlichkeit. Definitiv mit narzisstischer Persönlichkeit ausgestattet, im Privaten alles andere als monogam unterwegs und als politisch links eingestellter Mensch durchaus bisweilen radikal in seiner Haltung porträtiert Murphy die zerrissene Person mit einer Inbrunst und einem Charisma, dass man bisweilen staunend vor dem TV oder der Leinwand sitzt. Dieser Fokus, der wie ein Brennglas auf der zentralen Figur sitzt, bewirkt eine unglaubliche Faszination für den Film an sich. Und sie lässt Raum für unterschwellige Kritik an den USA. Speziell die Tatsache, dass man Oppenheimer trotz seiner Nähe zum Kommunismus (bzw. zumindest einigen sehr offen kommunistisch eingestellten Personen) nur zu gerne ins Manhattan-Projekt holte, um einfach „schneller als die Nazis“ zu sein, schält aus der Erzählung heraus reichlich Kritik gegenüber dem ambivalenten bis scheinheiligen Verhalten der USA. Nur typisch, dass man Oppenheimer (als man ihn nicht mehr für so nützlich erachtete) exakt jene Dinge zur Last legte, über die man Jahre zuvor noch so generös weggesehen hatte. Tja, und dann sind sie vorüber, die drei Stunden Film.
Und man fragt sich, warum man Nolan eingangs nicht zugetraut hat, einen Film zu inszenieren, der das oberflächliche Spektakel gegen ein Charakterstück austauscht. Dass der Regisseur in Oppenheimer keinerlei! CGI anwenden musste, um seine Vision zu präsentieren, wird fast zur Fußnote, beeindruckt in der Reflexion aber umso mehr. Auch wenn, wie für kurze Zeit mal herumgeisterte, keine echte Atombombe gezündet wurde. So weit geht selbst ein Christopher Nolan nicht. Lobend zu erwähnen, ist der Score, der erneut von Ludwig Göransson kommt, den Nolan auch schon bei Tenet ans Werk ließ. Der Schwede erschafft durch seine Kompositionen eine kongeniale Dynamik (mal traumwandlerisch, mal dramatisch, mal triumphal), welche die Bilder dermaßen kraftvoll unterstützt, dass man mit Gänsehaut zurückbleibt.
Oppenheimer liefert Erzähl- und Schauspielkino auf allerhöchstem Niveau. Was Nolan hier an Figurenkonzentration und spannender Aufbereitung der bekannten Geschichte in Verbindung mit einem kongenialen Schnitt abliefert, ist grandioses Kino. Und dazu braucht’s gar nicht den üblichen Nolan-Bombast, sondern gute Schauspieler (die’s gleich im doppelten Dutzend gibt), fokussierte Inszenierung und überwältigende Bilder. Der beste Film des Jahres? Ja, der beste Film des Jahres!
Autor: Timo Wolters - ((Copyright Szenenfotos: © Universal Pictures))
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