Mehr tot als lebendig hatte sich Tyler Rake nach der Erfüllung seiner Mission die Brücke hinunter und ins Wasser gestürzt. Nachdem er irgendwo an Land gespült wurde, schaffte man ihn in die Obhut von Nik und Yaz. Vor allem Nik gab Tyler nicht auf und dann, Monate später, erwacht er tatsächlich aus dem Koma. Allerdings ist sein Körper zunächst nicht mehr das, was er mal war.
Die Muskulatur hat ihn ein bisschen verlassen und bewegen kann er sich erst einmal nur unter Zuhilfenahme eines Stocks. In einem Blockhaus irgendwo in den österreichischen Wäldern darf er seine Rekonvaleszenz antreten. Dort besucht ihn eines Tages ein Fremder, der sich als Freund seiner Ex-Frau Mia ausgibt. Deren Schwester Ketevan ist seit einiger Zeit im Tkachiri-Knast in Georgien. Und das nur, weil ihr Mann, ein Heroin-Boss und Killer, dort einsitzt. Sie und ihre zwei gemeinsamen Kinder sollen ihm dort Gesellschaft leisten. Doch ihr Mann ist gewalttätig und das Leben hinter Gittern und ohne Sonnenlicht ist kaum förderlich für die Entwicklung der Kids. Rake erhält den Auftrag, die Mutter mit ihren beiden Kindern aus dem Gefängnis zu befreien. Während das Unterfangen zwar gelingt, hat Tyler bald den mächtigen Bruder des Göttergatten an den Fersen. Und der versteht nicht mal Spaß, wenn’s ums Töten von Regierungsmitgliedern geht …
Während einige (Action)Filme der letzten Jahre mit großem Tamtam vorangekündigt wurden (man denke an Triple Frontier, 6 Underground, Red Notice oder The Gray Man), kam der Hemsworth-Actioner Tyler Rake: Extraction ohne allzu großes Marketing aus. Und er überzeugte (im Gegensatz zu einigen der vorgenannten) sowohl Kritiker als auch das Publikum. Letzteres hievte den von Sam Hargrave inszenierten auf Platz 1 der damals meistgesehen Filme – innerhalb der ersten vier Wochen wurde er fast 100 Mio. Mal gestreamt. Was vor allem daran lag, dass der Film mit spektakulären Schauwerten, einzigartigen Kamerafahrten und einem charismatischen Helden ausgestattet war. Während die Story keine großen Überraschungen, dafür aber ein Herz für Emotionen hatte, wurde man bei Exklusivproduktionen des Streaming-Anbieters selten so kurzweilig unterhalten. Kein Wunder, dass man schon im Folgemonat der Veröffentlichung eine Fortsetzung ankündigte. Erneut produziert und geschrieben von Joe Russo, der mit seinem Bruder Anthony und Hemsworth auch die Produktion übernahm. Wenn alles gut und nach Plan läuft, hat man vor, das Ganze zu einem eigenen Universum mit einzelnen Spin-offs auszubauen. Doch zunächst einmal darf Chris Hemsworth als Titelfigur noch mal ran.
Inhaltlich schließt Tyler Rake: Extraction 2 nahtlos an den Vorgänger an und nimmt sich 25 Minuten Zeit, um der Rekonvaleszenz des Titelhelden zuzuschauen. Die Figur des Rake wird ein wenig vertieft, seine innere Verlorenheit im Angesicht der körperlichen Gebrechlichkeit wird deutlich porträtiert. Wir ahnen schon: Ohne riskanten Auftrag mit moralischem Kompass ist dieser Rake nur ein halber Mann. Gut, dass man ihn bald schon erlöst und mit einem neuen Auftrag betreut. Und damit eintaucht in einen Film, dessen zwei Stunden sich aus drei großen Actionszenen zusammensetzen. Gedreht werden sollte das ursprünglich in Australien, bis dem Vorhaben der Covid-19-Riegel vorgeschoben wurde. Prag und Umgebung wurden als Alternative für die erste Hälfte auserkoren, während man den Mittelteil in Österreichs Hauptstadt Wien absolvierte. Vor allem rund um den DC Tower filmte man – inklusive Einsatz eines Hubschraubers.
Und auch hier sind es wieder die dynamischen Kamerafahrten und extrem langen One-Shot-Einstellungen, die aus dem üblichen Action-Einerlei herausragen. Wenn Rake sich nach etwas über einer halben Stunde einen mehrminütigen Fight mit einer halben Hundertschaft an Gefangenen liefert, und die Kamera dabei auch mal direkt an ihm verharrt, um in der anschließenden Verfolgung per Geländewagen erneut von außen ins Innere des Fahrzeugs stößt, um dann bei nächster Gelegenheit wieder in die Verfolgerposition zu gehen und mitunter zentimeternahe an den Seiten- und Frontscheiben der Vehikel zu verweilen und dann erneut ins Innere zu wechseln, fragt man sich als Zuschauer nicht nur einmal, wie zum Teufel man das in der Praxis bewerkstelligt hat.
Es ist einfach beeindruckend zu sehen, wie die Kamera zwischendurch die Ebenen wechselt, für einen Moment Nik und den Kindern folgt, dann bei den Gefängnis-Sicherheitsleuten bleibt und schlussendlich wieder zu Tyler zurückfindet – ganz zu schweigen vom dynamischen Fight zwischen den Insassen auf dem Hof, bei dem 300! Stuntleute koordiniert wurden und die Kamera dauerhaft mittendrin bleibt – inklusive kurzzeitiger Arretierung an Hemsworth‘ Bewegungen. Die Vorplanung dieser Sequenzen muss wochenlang gedauert haben und sie ist nicht minder beeindruckend als jene im Vorgänger. Auf diese Weise bekommt man hautnah das Gefühl, die Flucht wäre in Echtzeit gefilmt. Klasse auch, dass hier weitgehend mit praktischen Stunts gearbeitet wurde (während man digital hinzugefügte Momente leider bisweilen auch als solche erkennt). Alleine diese 21-minütige! Quasi-One-Shot-Sequenz (von Minute 26’30 bis 47’27), die eine Actionszene an die nächste reiht, reicht so manchem Film aufgeteilt auf seine komplette Spielzeit.
Ja, solch langen (Plan)spiele können auch mal ermüdend wirken, was bei Extraction 2 allerdings nicht der Fall ist – weniger jedenfalls als bei Gray Man. Das liegt nicht ausschließlich an der exzellenten Kameraarbeit (selbst wenn hier natürlich geschickt geschnitten wurde, um es wie einen One-Take-Shot wirken zu lassen), sondern auch an Hemsworth‘ physischer Präsenz. Selbst wenn er hier nicht ganz mit den Muskelpaketen seines Thors auftritt, sind seine Fitness und Dynamik beeindruckend. Beeindruckend dürfte für den einen oder anderen auch sein, dass das Gewaltlevel noch mal etwas nach oben geschraubt wurde. Wenn aber auch alle Gegner mit Körperpanzerung bis unter die Achseln rumlaufen, bleibt halt auch nur noch eine tödlich verwundbare Stelle.
Und aus der spritzt es nicht selten in sämtlichen Rotschattierungen. Abgesehen davon hat Tyler Rake: Extraction 2 zwei Faktoren, die zum Gelingen beitragen. Zum einen funktioniert die persönliche Komponente und die Verbindung zwischen Rakes eigener Familie (seinem eigenen Sohn und jenem von Ketevan) erstaunlich gut. Dass Rake nicht überall ein strahlender Held ist, wird in diesen Momenten überdeutlich. Zum anderen ist Tornike Gogrichiani als Onkel Zurab einer der besten Antagonisten der letzten Actionfilm-Jahre – nicht zuletzt, weil man auch ihm etwas Hintergrund gönnt und ein (wenngleich klischeehaftes) Trauma auf den Charakterleib schreibt. Die ganz große Wucht wie der Vorgänger wird vom Sequel nicht erreicht. Dazu verfällt Regisseur Hargraves zu sehr dem „alles noch etwas größer machen“-Syndrom. Doch es gibt weitaus schlechtere Vertreter der Gattung Actionfilm.
Zwei Stunden, die (wenn man auf Action im Überfluss steht) wie im Flug vergehen. Nach der ersten halben Stunde Charaktereinführung bekommt man nur noch selten Gelegenheit für kurze Verschnaufpausen. Das ist nicht mehr so überraschend wie im Vorgänger und man hätte sich durchaus noch mehr Charakterentwicklung zwischen all dem Dauerfeuer gewünscht, doch was die Action angeht, muss sich Tyler Rake: Extraction 2 nicht vor dem Kollegen John Wick verstecken.
Autor: Timo Wolters - ((Copyright Szenenfotos: © Jasin Boland/Netflix © 2023. Alle Rechte vorbehalten))
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