Der Ausbau der Dovrebahn-Linie ist Umweltschützern ein Dorn in Auge. Sie protestieren zahlreich und lautstark, als eine weitere Sprengung ansteht, um durch ein Bergmassiv zu gelangen. Und vielleicht hätte man diese Explosion in der Tat besser vermieden. Denn als der Bautrupp sich das Ergebnis anschaut...
Der Ausbau der Dovrebahn-Linie ist Umweltschützern ein Dorn in Auge. Sie protestieren zahlreich und lautstark, als eine weitere Sprengung ansteht, um durch ein Bergmassiv zu gelangen. Und vielleicht hätte man diese Explosion in der Tat besser vermieden. Denn als der Bautrupp sich das Ergebnis anschaut, bricht der Tunnel nach und nach in sich zusammen und begräbt einige Arbeiter unter sich. Fast ist es, als hätte das Felsmassiv ein Eigenleben zu führen begonnen, so zielgerichtet bewegen sich die großen Gesteinsbrocken.
Als man kurz darauf gigantische Abdrücke im nahen Umfeld entdeckt, zieht man die Paläontologin Nora Tiedemann hinzu. Auch die scheint allerdings zunächst ratlos, als sie in einem Fußabdruck von einem Meter Tiefe und zehn Metern Länge steht. Einen Verdacht hat sie zwar, wagt ihn jedoch nicht zu äußern. Erst der Besuch bei ihrem etwas eigenbrötlerischen Vater verschafft ihr etwas mehr Klarheit. Könnte es sein, dass ein Fabelwesen der nordischen Mythologie zum Leben erweckt wurde – ein Troll …?
Was für die Japaner Godzilla ist, ist den Skandinaviern der Troll. Das Wesen, das laut der Mythologie in Utgard haust, während die Menschen in Midgard leben. Seit Jahrhunderten wurde der Glaube an Trolle zwar noch noch im Volktum offenbar, dort aber immerhin noch bis ins 19. Jahrhundert. Heute spielt man lustvoll mit dem Troll und nutzt ihn als eine Art Maskottchen oder Souvenir-Mitbringsel. Regisseur Roar Uthaug (The Wave, Tomb Raider) nutzt das Troll-Motiv nun für einen Fantasyfilm nach bester Tradition berühmter Vorbilder.
Es zitiert sich fleißig durch die Tier-Horror-Historie, wenn der Kaffee in der Tasse zu wackeln beginnt und man vermutet, der T-Rex aus Jurassic Park tauche gleich auf. Obschon Troll zunächst eher beginnt wie ein folkloristisch angehauchter Cloverfield, der teilweise fast deckungsgleich Bilder aus Emmerichs Godzilla übernimmt. Auch das Hinzuziehen der Paläontologin weckt Erinnerungen an den 1998er SciFi-Hit, dessen „Size Does Matter“ Marketingstrategie auch für den Troll in der Netflix-Produktion funktionieren würde.
Der Verlauf von Troll mag weder sonderlich innovativ noch überraschend sein, aber die Regeln des Genres haben die Macher verstanden. Die Regie ist versiert, die Kameraführung sorgt teils für sehr coole Einstellungen, um die Größe des Wesens zu veranschaulichen und der Score passt ziemlich gut zum Geschehen. Da kann man auch verschmerzen, dass Regierungs- und Militärentscheidungen zum Teil (mal wieder) kaum nachvollziehbar sind und sich die Soldaten kaum intelligenter verhalten. Abgesehen von diesen erwartbaren Ärgerlichkeiten ist den Machern die Animation des Stein-Wesens allerdings hervorragend gelungen.
Das sieht zu keiner Zeit billig oder künstlich aus – selbst in den hell ausgeleuchteten Szenen wirkt der Troll absolut realistisch. Und bedrohlich. Denn obwohl Troll zwischendurch durchaus mit Humor auflockert (wofür vor allem Regierungs-Hütehund Andreas Isaksen zuständig ist) und sich innerhalb der Charakterzeichnungen nicht allzu ernst nimmt, geht Regisseur Uthaug bei der Zeichnung seines Titelhelden keine Kompromisse ein. Dieser Riese aus Stein ist niemand, mit dem man spaßen oder auf den man mit lächerlichen Kalibern schießen sollte. Kein Wunder, dass er sich dann auch mal in bester King-Kong-Manier Helikopter aus der Luft pflückt. Die Actionszenen mit dem Giganten überzeugen und stehen jenen amerikanischer Genrefilme in nichts nach.
Erfreulicherweise hat man beim Casting über weite Strecken ein glückliches Händchen bewiesen. Denn mit Ine Marie Wilman hat man eine starke und energisch agierende Hauptdarstellerin gefunden, die nicht nur als „leading role“ überzeugt, sondern auch in den emotionalen Szenen mit ihrem Filmvater. Der wird von Gard B. Eidsvold gespielt und ist während seiner Szenen der heimliche Star des Films. Glücklicherweise gibt man ihn, bzw. sein exzentrisches Verhalten nicht der Lächerlichkeit preis. Kim Falck als Regierungsvertreter Isaksen bleibt zwar auf die Rolle des sprücheklopfenden Sidekicks reduziert, wird seinerseits aber ebenfalls nicht als lächerlicher Idiot gezeichnet. Und Mads Sjøgård Pettersen als „Käpt’n Kris“ ist ebenfalls ein Sympathieträger. Und auch wenn deren Figurenzeichnung insgesamt an der Oberfläche bleibt, fiebert man durchaus mit den einzelnen Menschen mit. Dass Troll in der heutigen Zeit nicht ohne Gesellschaftskritik auskommt, dürfte klar sein.
Allerdings sind die Andeutungen, die gegenüber der Zerstörung der Natur – hier stellvertretend durch den Bau eines neuen Abschnitts der Dovre-Bahn – gemacht werden, nicht allzu vordergründig, eher im Gegenteil. Zum Unterhaltungswert tragen übrigens auch die zahlreichen Popkulturzitate bei. Die Macher scheinen beispielsweise große Star-Trek-Fans zu sein, wenn man sich den Spock-Gruß zwischen Andreas oder Nora und der Kollegin am Computer anschaut und mitbekommt, dass der Australian Shepherd auf den Namen „Zulu“ hört. Dass ein Wilhelm Scream ebenso wenig fehlen darf, ist Ehrensache und findige Filmfans werden noch zahlreiche weitere Easter Eggs finden.
Troll ist anspruchslose, aber durchaus packende Unterhaltung, der man kaum etwas vorwerfen kann. Uthaugs Film mag nicht als neue Godzilla-Referenz durchgehen, unterhält aber über seine Laufzeit durchaus. Die teils ärgerlichen Stereotypen kontert das Skript mit witzigen Humoreinlagen und tatsächlich durchweg charmanten Hauptfiguren. Dass der Troll klasse animiert ist, hilft außerdem. Und dass der Stream super klingt ebenfalls.
Ach ja: Es lohnt sich, den Abspann bis zum Ende zu schauen.
Autor: Timo Wolters - (Copyright Szenenfotos: © 2022 Netflix)
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