Evelyn Wang führt gemeinsam mit ihrem Mann Waymond einen Waschsalon irgendwo in Amerika. Das Gewerbe ist ziemlich runtergekommen, das Auskommen eher schlecht als recht und nun steht auch noch eine Finanzamtsprüfung...
Evelyn Wang führt gemeinsam mit ihrem Mann Waymond einen Waschsalon irgendwo in Amerika. Das Gewerbe ist ziemlich runtergekommen, das Auskommen eher schlecht als recht und nun steht auch noch eine Finanzamtsprüfung auf dem Plan. Doch als wäre das noch nicht genug, taucht ausgerechnet jetzt auch noch Evelyns Vater Gong Gong aus Hongkong auf, um den sich gekümmert werden will. Dass ihre Tochter Joy außerdem beständig versucht, ihre Mutter dazu zu bringen, ihre Freundin Becky zu akzeptieren, führt zu weiteren Verwerfungen in Evelyns Leben. Um zu erklären, warum Evelyn in ihrer Steuererklärung ein Fehler unterlief, besucht sie mit ihrem Mann das Finanzamt. Kaum sitzen sie vor der Inspektorin Deirdre Beaubeirdre, benimmt sich Waymond plötzlich seltsam. Offenbar hat etwas, oder vielmehr jemand, von seinem Körper Besitz ergriffen. Dieser jemand stellt sich als Alpha Waymond vor. Eine andere Version von Waymond aus einem Universum, das sich „Alphaverse“ nennt.
Dieser Alpha Waymond erklärt Evelyn, dass es viele Universen gibt und sie selbst als Alpha Evelyn die Anführerin des Alphaverse war. Als solche ist sie zwar verstorben, trieb zuvor aber die Technologie voran, mit der es ermöglicht wird, auf die Fähigkeiten, Erinnerungen und den Körper ihrer Gegenstücke aus dem Paralleluniversum zuzugreifen. Das Multiversum wird allerdings von Jobu Tupaki, der Alphaverse-Version von Joy, bedroht. Alpha Evelyn hatte ihre Tochter zu oft zu Universumssprüngen gedrängt, was dazu führte, dass Jobu nun alle Universen gleichzeitig erlebt und nach Belieben Versensprünge ausführen oder Materie manipulieren kann. Die Auswirkungen, die dies zur Folge hat, könnten katastrophal für das gesamte Multiverse sein. Und Evelyn Wang, die bisher noch überhaupt kein Multiverse-Potenzial entwickelt hat, könnte die einzige sein, die das verhindern kann …
„Der beste Film aller Zeiten“: 96 % positive Kritiken bei Rotten Tomatoes und eine 8,9er Bewertung auf der imdb – als der neue Film der „Daniels“ (Dan Kwan und Daniel Scheinert) am 28. April hierzulande in die Kinos kam, konnte der Vorab-Hype (und ich nutze dieses Wort WIRKLICH sehr ungerne) kaum größer sein. Auf einem anderen Bewertungsportal schlug er sogar den dort bis dato besten Film: Der Pate. Mittlerweile hat sich das Ganze etwas eingependelt, aber mit einer 8,2 auf der imdb steht er immerhin noch in bester Gesellschaft von Stirb Langsam oder Taxi Driver.
Was haben diese beiden Regisseure, die bisher stets zusammen arbeiteten (bspw. bei der Extravaganz Swiss Army Man) hier nur erschaffen, dass es die Filmwelt so in Aufruhr versetzte? Nun, zunächst einmal haben die Daniels seit 2016 an dem Projekt gearbeitet, das sie ursprünglich unter der Prämisse „es geht um eine Frau, die versucht, ihre Steuern zu bezahlen“ auf den Weg gebracht haben.
Bereits 2010 hatten sie schon die Idee des filmisch interpretierten Multiverse entwickelt und mussten dann mit ansehen, wie Marvel und Sony eine ganze Menge ihrer Ideen in jeweils eigene Filme einbrachten. Es wuchs die Angst, dass man ihnen ihrerseits Ideenklau vorwerfen würde. Was im Übrigen Unsinn ist, da es hier um eine ganz andere Story-Grundidee geht. Denn unabhängig davon, aus welcher Richtung man Everything Everywhere All at Once interpretieren und analysieren mag, wird jede Richtung vermutlich irgendwann mal an den Punkt kommen, dass das Chaos und die Überflutung, die uns der Film zumutet eine Metapher dafür ist, was die Gesellschaft heutzutage erlebt. Von der Informationsüberflutung bis hin zu einer gewissen Empathielosigkeit, die spätestens seit der Covid-19-Pandemie über die Welt gekommen ist.
Die Daniels scheinen das Gefühls- und Informationschaos der Welt in ihrem Film zu reflektieren und halten uns gleichzeitig den Strohhalm der Empathie entgegen, den Evelyn in all der Unordnung darstellt. Evelyn begibt sich in EEAaO auf eine Reise, die sie selbst aber auch immer wieder ausbremst. Oft hat man das Gefühl, sie wäre gerne lieber diese andere Evelyn aus dem anderen Universum – hat sie vielleicht im Laufe ihres Lebens die falschen Entscheidungen getroffen? Wäre sie lieber in China geblieben als in die USA auszuwandern? Die Tatsache, dass die Antagonistin im Film Evelyns Tochter ist, kann man zudem in eine Richtung deuten, in der es heutzutage schwierig ist, die Generationen untereinander zu vereinen. Die Internet-Generation hat jene der Eltern abgelöst, die schon Schwierigkeiten haben, eine Email zu öffnen. Aus welcher Richtung man Everything Everywhere All at Once auch interpretieren mag, filmisch gesehen ist es eine Wundertüte wie man sie lange, sehr lange nicht mehr zu sehen bekam.
Und es zeigt, dass Filme noch Aufsehen erregen können, die nicht aus irgendeinem Superhelden-/Action-/SciFi-Franchise kommen; originär erdachte Stoffe, die mit Fantasie, Mut und Leidenschaft gegen das formelhafte Kino des 21. Jahrhunderts antreten. Dass Dan und Daniel zudem ein echter Besetzungscoup gelang, gehört zu den weiteren Highlights des Films. Michelle Yeoh, Wunschkandidatin der beiden Regisseure, ist unfassbar grandios als Evelyn und Jamie Lee Curtis hat man lange nicht so entfesselt auftreten sehen. Als Beamtin der Steuerbehörde mit (vermutlich) Fatsuit unter dem senffarbenen Pullover beweist sie Mut zur Hässlichkeit und zum zickigen Verhalten. Wirklich charmant ist die Besetzung von Ke Huy Quan als Waymond – erinnert sich noch jemand an Short Round aus Indiana Jones und der Tempel des Todes? Genau DER!
Was man als Zuschauer auf keinen Fall machen sollte, wenn man sich Everything Everywhere All at Once anschaut, ist unaufmerksam sein. Zum einen, weil hier gerne mal (untertitelt) chinesisch gesprochen wird, zum anderen, weil gerade beim Wechsel zwischen den Universen so viel passiert, dass man sekündlich wichtige Dinge verpassen kann. Lässt man sich auf das Tempo, die Erzählstruktur und die völlig chaotischen Wechsel ein, bekommt man ein Feuerwerk an Dialogen, absurdeste Ideen und unglaublich witzige Kampfszenen. Wenn nach einer halben Stunde die modische Sünde der 80er/90er zur Waffe wird, bleibt sicherlich kaum ein Auge trocken – schon interessant, wozu man eine Gürteltasche einsetzen kann. Natürlich ist das immer auch haarscharf an der Grenze zum Albernen entlang – gerade, wenn’s ins Langfinger-Universum geht oder ein Anal-Plug eine tiefgehende Rolle spielt. Aber wenn die Daniels dann ein großartiges Zitat aus Kubricks 2001 einflechten, kann man ihnen absolut nicht böse für die Albernheiten sein.
Böse sein könnten den Machern allerdings all jene, die ein Problem damit haben, wenn Tiere comichaft in Action eingebunden werden. So richtig zimperlich geht Everything Everywhere All at Once mit einem vierbeinigen Fellknäuel nach 75 Minuten nicht um. Hat man aber hier einen Sinn für den entsprechenden Humor kann man nur den Hut ziehen vor dermaßen vielen Absurditäten, Irrwitz und entfesselter Spielfreude sämtlicher Beteiligten. Wer sich übrigens fragt, warum hier so durcheinander in Englisch (bzw. Deutsch), Chinesisch, Kantonesisch und Mandarin gesprochen wird – Regisseur Kwan reflektiert damit seine multilinguale Kindheit als Sohn von Einwanderern aus Taipeh und Hongkong in den USA.
Everything Everywhere All at Once ist aber mal sowas von nicht jedermanns cup of tea. Hier kann’s nur heißen: Liebe es oder hasse es! Dazwischen wird’s nicht viel geben. Wer aber auch nur im Ansatz denken könnte, dass sich eine Mischung aus Doctor Strange, Matrix, Ritter der Kokosnuss und Kung Fu Hustle nicht verhält wie Feuer und Wasser oder Nordpol und Nordpol; wer außerdem Zeuge sein möchte, dass ein minutenlanger stummer Dialog zwischen Steinen! brüllkomisch sein kann, der sollte unbedingt ein Auge (oder zwei oder drei) riskieren.
Autor: Timo Wolters - (Copyright Szenenfotos: © 2022 Leonine Distribution)
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