Hercule Poirot begegnet Simon Doyle und dessen Verlobter Jacqueline De Bellefort erstmals in einer Jazzbar in London. Dort sieht er mit an, wie Jacquelines Jugendfreundin, die reiche Erbin Linnet Ridgeway, mit Doyle ein wenig zu eng tanzt. Einige Wochen später ist Poirot bei den Pyramiden von Gizeh und erfährt …
Hercule Poirot begegnet Simon Doyle und dessen Verlobter Jacqueline De Bellefort erstmals in einer Jazzbar in London. Dort sieht er mit an, wie Jacquelines Jugendfreundin, die reiche Erbin Linnet Ridgeway, mit Doyle ein wenig zu eng tanzt. Einige Wochen später ist Poirot bei den Pyramiden von Gizeh und erfährt von einem alten Bekannten, dass Simon die Verlobung mit Jacqueline mittlerweile gelöst und Linnet geheiratet hat. Poirot wird mit den Frischvermählten bekannt gemacht und Linnet ist erfreut, den Meisterdetektiv in der Nähe zu wissen.
Denn die reiche Braut fühlt sich von Jacqueline bedroht, die unerwartet vor Ort auftaucht. Poirot unterhält sich mit der Verlassenen, die durchaus Mordabsichten zu hegen scheint. Der Ausweg scheint die Hochzeitsreise zurück nach London auf einem Raddampfer zu unternehmen, der auf dem Nil entlang fährt. Dort wird Jacqueline ihnen nicht weiter folgen können. Doch falsch gedacht: Die Verlassene taucht wieder auf und kaum einen Nacht später ist Linnet tot … Wer die Filme von Kenneth Branagh seit dessen Regiedebut aus dem Jahre 1988 kennt, weiß, dass der aus Nordirland stammende Filmemacher stets Freude an klassischen Stoffen hatte. Seine zahlreichen Shakespeare-Adaptionen sind Zeuge dieser Tatsache. Und so war es nicht wirklich verwunderlich, dass er sich 2017 einen Klassiker von Agatha Christie schnappte und mit Mord im Orient Express eine neue Version des Krimis inszenierte.
Man durfte ihm sicher vorwerfen, dass es nicht sonderlich innovativ war, eine Geschichte zu nehmen, die so weitläufig bekannt und beliebt ist, allerdings wäre Branagh nicht Branagh, wenn er dem Klassiker nicht seinen eigenen Stempel aufdrücken würde. Und das tat er zum einen, indem er sich selbst als verschmitzten, dezent überheblichen, aber immer charmanten Hercule Poirot in den Mittelpunkt stellte. Zum anderen erschuf der Film gerade aus optischer Hinsicht eine ganz besondere Atmosphäre.
Analog auf 65-mm-Filmmaterial gedreht, gab es zahlreiche Szenen, die für aufgeklappte Münder sorgten. Besonders erfreuen durfte man sich an den grandiosen Aufnahmen, in denen zahlreiche der Darsteller in einem Shot zu sehen waren oder über fantastisch aufgelöste Close-ups – und natürlich über die phänomenale One-Shot-Sequenz, in der Poirot durch den kompletten Zug marschiert. Zwar war die Presse allgemein eher semi-begeistert von Branaghs Neuinterpretation, doch finanziell war’s ein Erfolg.
Kein Wunder, dass 20th Century Fox (ja, so hießen sie damals noch) die Freigabe für eine weitere Agatha-Christie-Adaption gab – und das sogar sehr frühzeitig, Ende 2017. Es stand auch schon fest, dass es Tod auf dem Nil werden würde – was naheliegt, denn es entspricht visuell genau dem, was der Regisseur so gerne mag: Exklusive, klassische und exotische Umgebungen. Doch zunächst einmal beginnt die Neuverfilmung mit einem ungewohnt düsteren und ersten Ton.
Die Schwarz-Weiß-Rückblende ins Kriegsgeschehen, verbunden mit dem Hintergrund für Poirots extrovertierten Bartwuchs, ist erstaunlich tragisch und erst einmal ein gutes Stück entfernt vom an sich leichteren Tonfall des Vorgängers. Mit dem Schwenk ins Jahr 1937 ändert sich die Stimmung aber merklich. Wobei sich das Eifersuchtsdrama direkt zu entspinnen beginnt. Nach einer kurzen Einführung der wichtigsten Personen, die mal augenzwinkernd ist (Poirot wird Euphemia vorgestellt) und mal albern wirkt (Tom Bateman als Bouc), werden direkt auch zahlreiche Verdächtige für ein kommendes Verbrechen ins Feld geführt.
Die offensichtlichste ist natürlich Jacqueline De Bellefort, die die Trennung nicht nur nicht verkraftet hat, sondern davon ausgeht, dass Simon sie immer noch liebt. Und weil sie auch früher schon den Kürzeren gegen Linnet gezogen hatte, gibt’s genug Motivkraft. Emma Mackey (Sex Education) gibt der Rolle von Beginn an genug Abgründigkeit mit, dass man ihr sofort abnehmen würde, Linnet eiskalt zu beseitigen. Gal Gadot auf der anderen Seite vermengt exotische Schönheit gepaart mit einer Mischung aus Verletzlichkeit und ihrerseits gewisser Giftigkeit zu einem verführerischen Ganzen. Armie Hammer hingegen tut das, was er in fast allen seiner Rollen tut: Blass bleiben. Hier macht das ausnahmsweise mal (fast) nichts, weil er nicht die erste Geige spielt. Das Ensemble ist reich an verdienten Darstellerinnen und Darstellern, die – einmal unter Verdacht stehend – allesamt ihr Können aufblitzen lassen. Denn das sind die Momente, von denen an der Film stark wird.
Wenn er die Kombinations- und Aufmerksamkeitsgabe von Poirot offenbart, spielt Brannagh darstellerisch und inszenatorisch seine Qualitäten aus. Man sollte zwar konzentriert bleiben, um den Überblick über die Figuren und ihre Verflechtungen mit der Toten nicht zu verlieren, aber die Hintergründe der einzelnen Figuren und die ersten Verhörsituationen haben auch hier einen hohen Unterhaltungsanteil. Wenn da nicht die Tatsache wäre, dass der (noch dazu absurde) Französisch-Dialekt des deutschen Synchronsprechers für einige akustische Verständnisschwierigkeiten sorgt, was dem Zuschauer das Folgen der Schlussfolgerungen des Detektivs erschwert. Und wenn da außerdem nicht die arg abrupte Auflösung der versammelten Rätsel wäre, die man zwar (eingestreute Hinweise sei Dank) durchaus selbst hätte erkennen können, die aber die Frage aufwirft, warum Poirot für das Zusammenreimen eher lang gebraucht hat. Wäre da nicht wenigstens ein Mord zu verhindern gewesen?
Was die Bilder angeht, kann Tod auf dem Nil zwar nicht ganz die Klasse des Vorgängers erreichen, weil die wirklich epischen Einstellungen fehlen, aber wenn die Kamera seitlich entlang des Raddampfers entlangfährt und Linnet folgt, erinnert das durchaus an die tolle Kamerafahrt aus Orient Express. Davon ab merkt man allerdings durchaus, dass (trotz schöner Szenerie) die allermeisten Einstellungen in Studios vor Greenscreen-Wändern gefilmt wurden. Ein wenig artifiziell wirkt es deshalb. Nicht künstlich, sondern zeitgemäß ist die Diversifizierung der Figuren, die in der Form, in der sie in der 78er-Verfilmung (bzw. in der Buchvorlage) vorkamen, heute eben nicht mehr funktioniert hätten. Auch wenn das Drehbuch leider zu wenig daraus macht. Zu viel hat es indes daraus gemacht, Poirot selbst eine tragische Lovestory anzudichten. Das passt tonal eben weder im Rückblick auf das Kriegsgeschehen, noch in der finalen Szene im Jazzclub.
Tod auf dem Nil erreicht nicht die Qualität des Vorgängers, ist aber immer noch schön anzuschauen und prominent besetzt. Ein dritter Teil ist derzeit in Planung, wird aber höchstwahrscheinlich eine weniger bekannte Agatha-Christie-Geschichte zur Vorlage nehmen. Das kann dem Film dann nur gut tun, wenn man ihn dann nicht mit einer früheren Verfilmung messen kann.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: 2020 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.
Mit der Horizon stellt der britische High-End-Hersteller Wilson Benesch einen Standlautsprecher vor, der audiophile Maßstäbe neu definiert. Als siebtes Modell der Fibonacci-Serie vereint...
Im aktuellen Frühlings SALE bei Lautsprecher Teufel gibt es eine Menge spannender Preisnachlässe, die mitunter in Bestpreise münden. Im Fokus stehen soll aber die CINEBAR LUX Soundbar,...
Seit der Ankündigung auf der High End 2024 bis zur finalen Ankündigung bzw. der Verfügbarkeitsmeldung vergingen nun etliche Monate. Jetzt aber sind die neuen Dynaudio Confidence 20A und...
Es ist so weit, mit dem heutigen Tage wurden die neuen Teufel ULTIMA Mk4 Lautsprecher-Modelle vorgestellt. Wie schon aus den vergangenen Jahren bekannt, wird es wieder den...
Das OLED-TV-Topmodell aus dem Jahre 2024, der LG G4 in allen Größen, wird jetzt zu absoluten Bestpreisen angeboten. Kombiniert werden diese Angebote noch mit der Cashback-Aktion von LG, mit sich...
Der METZ MOD9001 ist ein OLED-TV, der sich mit einem sehr breiten Ausstattungsspektrum in einem vergleichsweise günstigen Preisfeld bewegt und damit seine potenziellen Käufer überzeugen...
Der Name Cambridge Audio steht seit über knapp 60 Jahren für guten Audioklang. Grund genug, den neuesten OverEar-Kopfhörer der Briten genaustens zu untersuchen. Die Rede ist vom Cambridge...
Mit den PIEGA Premium Wireless 501 Gen2 stehen in diesem Artikel 3-Wege-Aktiv-Lautsprecher im Fokus, welche nicht nur die perfekte Brücke zwischen klassischer High-End-Verarbeitung moderner...
Argon Audio sollte in der HiFi-Welt kein unbeschriebenes Blatt mehr sein. Die Produkte der dänischen Marke sind unbestritten mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Angebot ausgestattet....
Mit den Technics SC-CX700 Wireless Aktiv-Lautsprecher haben die Japaner 2024 ein neues Komplett-System vorgestellt, was den Markt der Kompaktlautsprecher in dieser Klasse aufmischen...