Das Jahr 2022: Adam Reed ist gerade 12 Jahre alt und hat vor einem Jahr seinen Vater verloren. Während ihn das noch immer mitnimmt, bekommt er Schwierigkeiten in der Schule, verheddert sich dort öfter mal in Prügeleien und bereitet seiner Mutter deshalb die eine oder andere Sorge.
Das Jahr 2050: Adam Reed ist 40 Jahre alt. Zeitreisen stecken zwar noch in den Kinderschuhen, sind aber möglich und er versucht gerade, ins Jahr 2018 zurückzukehren. Sein Raumschiff ist beschädigt und er selbst verletzt. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass das Wurmloch ihn nicht nach 2018, sondern ins Jahr 2022 wirft. Und dort ausgerechnet in den Vorgarten seiner Mutter und seines jüngeren Ichs. Dem begegnet er selbstredend augenblicklich und ohne große Umschweife erkennt der junge Adam, dass er sich selbst gegenüber steht. Die beiden Adams tun sich von dem Moment an zusammen, um gemeinsam ins Jahr 2018 zu reisen. Dort treffen sie nicht nur auf den in drei Jahren verstebenden Vater, sondern wollen verhindern, dass Adams spätere Frau in der Zukunft aufhört zu existieren. Was auf ihrem Zeit-Trip etwas hinderlich ist: Die Adams können sich erst einmal nicht wirklich ausstehen und sehen sich mit ihrem gemeinsamen Verlust konfrontiert …
Was kann schon schief gehen, wenn erneut der Regisseur mit dem Hauptdarsteller und Produzenten des letztjährigen Feel-Good-SciFi-Movies zusammen kommt? Was Shawn Levy und Ryan Reynolds mit Free Guy 2021 erreicht hatten, konnte man in Zeiten von Covid-19 und einem eklatanten Mangel an neuen Ideen im Kino kaum mehr loben. Auch wenn die SciFi-Komödie, die dem Weg eines (zunächst) ahnungslosen NPC-Charakters folgt, an sich ein paar bekannte Motive verarbeitete, war sie doch eine der wenigen Filme, die nicht auf einem Sequel oder einem ansonsten bekannten Franchise beruhte.
Für The Adam Project taten Levy (Nachts im Museum) und Reynolds sich u.a. mit dem ursprünglichen Autor T.S. Nowlin und Mark Levin (Wimbledon) zusammen und realisierten exklusiv für Netflix, was im Prinzip schon seit 2012 in den Schubladen lag. Eigentlich sollte Tom Cruise seinerzeit die Hauptrolle übernehmen, was dann allerdings in zahlreichen Produktionsschwierigkeiten gipfelte, bevor der Streaming-Anbieter die Veröffentlichungsrechte von Paramount erwarb.
Jetzt habe ich schon des Öfteren betont, dass ich ein Reynolds-Fan bin, gleichzeitig aber gut verstehen kann, wenn vielen Filmliebhabern dessen Omnipräsenz in den letzten Jahren etwas auf den Keks gegangen ist. Dass er vor Kurzem verkündete, sich mal für eine Weile aus dem Hollywood-Business zurückzuziehen (und sich um seine Familie zu kümmern), mag deshalb für einige eine Erleichterung sein. Fürs Filmgeschäft ist es dennoch schade, wenn man bedenkt, dass die letzten Filme mit ihm fast durchweg sehr unterhaltsam und qualitativ hochwertig waren. Und das trifft auch auf Adam Project zu. Vielleicht ist es sogar der beste seiner Filme seit Deadpool.
Denn Shawn Levys SciFi-Coming-of-Age-Komödie liefert sowohl in seinem Buddy-Movie-Motiv ab als auch auf der emotionalen Ebene. Dabei erinnert er an die guten 80er-Jahre-Amblin-Film wie Die Goonies oder Zurück in die Zukunft – und das stets im besten Nostalgie versprühenden Sinne. Levy und seine beiden Hauptdarsteller schaffen es immer wieder, den Zuschauer zu berühren und gleichzeitig für unglaublich viel Humor zu sorgen. Das fängt bei Reynolds und dessen erstem Spruch im Raumschiff an und geht bisweilen köstlich über die Frotzeleien zwischen den beiden unterschiedlichen Adams weiter. Wenn das ältere Ich zu seinem jüngeren Abbild sagt, er habe ein ziemliches “Backpfeifengesicht”, ist das dieser typische reynold’sche Humor, den man entweder liebt oder hasst.
Dass die Beziehung zwischen beiden erst einmal alles andere als harmonisch verläuft, ist dabei nicht mal weit hergeholt. Wer sich mal ernsthaft selbst reflektiert, wird vermutlich schnell zum Schluss kommen, dass es gar nicht so “ohne” ist, seinem 30 Jahre jüngeren Ich zu begegnen – und anders herum. Zweifelhaft, ob man die jeweilige andersaltrige Version von sich mögen würde. Wenn beide dann auf ihren verstorbenen Vater (Mark Ruffalo) treffen, sorgt das für echte Rührung und nicht nur eine Träne im Knopfloch.
Dass das hervorragend funktioniert und emotional bewegt, liegt nicht nur an Reynolds, der genau das macht, was er am besten kann, sondern vor allem auch am Schauspieldebütant Walker Scobell. Nicht nur, dass es unglaublich ist, wie der junge Darsteller die Bewegungen, Gestik und Mimik von Reynolds adaptiert (Essens-Szene bei 33’20), sondern wie sehr sein Schauspiel tatsächlich bewegt und amüsiert. Schon seine coole Reaktion auf den Schulschläger ist sensationell und wenn er dem älteren Adam ein ums andere Mal schlagfertige Sprüche zurückdrückt, ist das ebenso witzig (bspw. wenn er Reynolds auf mangelndes Beintraining hinweist – die Hobby-Pumper unter uns werden es verstehen), wie es in den wahrhaftig persönlichen Momenten bewegt.
Klar, dass hier der Pathos bisweilen bemüht wird. Aber was soll’s, wenn’s funktioniert und berührt. Und Apropos berühren: Wenn in dieser einen Szene Ellie auf den älteren Adam trifft und sich beide über Verluste unterhalten, sollte man die Taschentücher nicht allzu weit weg liegen haben. So sehr wie die Themen Verlust, Vergebung und fehlende Nähe des Vaters thematisiert werden, so werden sie von unterhaltsamen Actionszenen unterbrochen, die klasse inszeniert sind und lustvoll aus der Filmhistorie zitieren – Star Wars, Mr. und Mrs. Smith und Terminator sind da nur ein paar der Vorlagen, derer man sich bedient. Und wenn sich Mark Ruffalo und Ryan Reynolds – also quasi Deadpool und Hulk – prügeln wie die Anfänger, ist das ein echter Brüller.
Leider erneut eine visuelle Katastrophe: Die digitale Verjüngung eines Schauspielers. In diesem Fall trifft’s Catherine Keener. Bitte, liebe Filmemacher: Besetzt andere Darsteller, wenn es um jüngere Ausgaben desselben Charakters geht und lasst diese VFX-Mätzchen, die aussehen wie eine Computerspielfigur vor zehn Jahren.
The Adam Project gehört zweifelsohne zu den besten Netflix-Produktionen im Actionbereich. Endlich mal keine Resteverwertung irgendwelcher Drehbücher, die keiner wollte, auch wenn das Skript hier ebenfalls seit acht Jahren in den Schubladen lag. Shawn Levy beweist mit einer Traumbesetzung allerdings, dass es auch möglich ist, vermeintlich vergiftete Drehbücher zu einem unterhaltsamen, rasanten und tatsächlich oftmals berührenden Film über Verlust und das Erwachsenwerden zu verdichten. Ist das sonderlich originell? Nein. Bietet es seit Zurück in die Zukunft oder Terminator neue Ideen die Zeitreise betreffend? Nein. Aber das ändert nichts daran, dass das Zusammentreffen des gefühlten halben Marvel-Casts durchweg wunderbar unterhält.
Autor: Timo Wolters 2022 - Copyright Szenenfotos: © Netflix
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