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Filmrezension: Halloween Kills

helden der wahrscheinlichkeit newsNachdem Michael Meyers aus dem Gefangenentransport ausbrechen konnte, hat er 55 Jahre nach dem Mord an seiner Schwester erneut für Angst und Schrecken in Haddonfield gesorgt. Laurie Strode, seine jüngere Schwester...

 

 

Nachdem Michael Meyers aus dem Gefangenentransport ausbrechen konnte, hat er 55 Jahre nach dem Mord an seiner Schwester erneut für Angst und Schrecken in Haddonfield gesorgt. Laurie Strode, seine jüngere Schwester, hat immer geahnt, dass dieser Tag kommen würde. Entsprechend vorbereitet hatte sie ihr Haus wie eine Festung eingerichtet. Und dennoch wurde es am Ende knapp. Michaels Killerinstinkt hätte beinahe dafür gesorgt, dass drei Generationen der Strodes ermordet worden wären.

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Nur knapp entgingen Laurie, ihre Tochter Karen und Enkeltochter Allyson dem Zugriff Michaels, konnten ihn im Keller einsperren und dann Lauries Haus in Brand setzen. Doch wo ein Brand ist, kommt die Feuerwehr. Und da die unvorsichtigerweise ins Haus geht, bricht ein Brandschützer in den Keller ein. Michael erscheint noch quicklebendig und sorgt spontan für einen Mitarbeiterschwund bei der Feuerlöscheinheit. Derweil sind die Bewohner Haddonfields auf die Rückkehr Meyers aufmerksam geworden und formen einen Mob, der den Killer endgültig zur Strecke bringen will. Ihr Anführer ist Tommy Doyle, einer der Überlebenden der Horrornacht von 1978. Laurie muss im Krankenhaus zunächst ihre Wunden versorgen, bevor sie vom Überleben Michaels erfährt und ihrerseits nun kurzen Prozess machen möchte …

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Hand aufs Herz: Von allen Sequels, Reboots und deren Sequels war der elfte Film aus dem Universum, Halloween von 2018, das packendste und beste Stück Horrorfilm seit Carpenters Original von 1978. Konzentriert auf Spannung und nicht (zwingend) auf Brutalität nahm er die Grundelemente des Originals und transportierte sie in eine weitgehend glaubwürdige Geschichte, die vier Jahrzehnte später spielte. Die Konzentration auf die drei Hauptdarstellerinnen gab Halloween zudem die Möglichkeit, drei starke Frauenfiguren zu etablieren – fernab vom so gerne genutzten 70er- und 80er-Jahre-Scream-Queen-Klischee, das heutzutage einfach nur noch anachronistisch ist.

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Im Gegenteil gelang es Regisseur David Gordon Green (Stronger, Joe, die Rache ist sein) erfolgreich, dem Horror-Sequel eine unterliegende Reflexion über Traumata und Paranoia sowie einen Generationen-Konflikt-Handlungsbogen zu verpassen. Es war also der erhoffte frische Wind im Halloween-Kosmos, den eigentlich schon H20 versprach, damals aber nicht einhalten konnte. Gepaart mit ebenso atmosphärischer wie innovativer Kameraführung (man erinnere sich an die grandiose One-Take-Sequenz, in der Michael um ein Haus herum geht und dann in der Küche auftaucht, während die Kamera statisch vor dem Haus verharrt und durch das Fenster schaut) und dem kongenialen Score war Carpenters Idee vom Slasher-Killer erfolgreich wiederbelebt worden.

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Kein Wunder, dass der Meister höchstselbst auch hier (mit)produziert hatte. Und noch weniger Wunder, dass Gordon Green und Produzent Jason Blum nach dem Erfolg des Vorgängers schnell die Idee für zwei weitere Teile entwickelten, um mit Halloween Kills und (dem kommenden) Halloween Ends eine eigene Trilogie zu verwirklichen. Ursprünglich hatte man ohnehin zwei Filme geplant gehabt, dies jedoch jetzt auf drei Werke erweitert. In Halloween Kills steht nun sehr viel mehr die Enkelin Allyson im Mittelpunkt. War sie es, die im ersten Teil versuchte, die drei Generationen irgendwie zusammenzuhalten, ist sie es nun, in der spürbar die Wut hochkocht. Während ihre Mutter Karen ihr stets etwas von “Sicherheit” und “Es ist vorbei” eingebläut hatte, um ja nicht dem “wirren Geschwätz” der paranoiden Oma zu glauben, kann man nachvollziehen, dass sie nun umso schockierter und erboster ist, dass ihr Vorstellungskonstrukt in sich zusammengefallen ist.

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Während dieser Schwenk noch passt, kann man das für einen anderen Teil des Drehbuchs nicht behaupten. Denn an anderer Stelle verlagert sich das starke Motiv vom Vorgänger, nach dem der Film die Frage stellte, inwiefern die Ereignisse auch aus Laurie eine Killerin gemacht haben, auf eine allzu oberflächliche Weise in ein Kollektivtrauma. Die Frage, ob ein Monster ein neues erschaffen hat, wird in Halloween Kills weniger psychologisch als hemdsärmelig erweitert – auch wenn man diesem Motiv in Anbetracht des Sturms auf das Kapitol vom 06. Januar 2021 eine gewisse prophetische Vorhersehung nicht absprechen kann (der Film wurde weit vorher gedreht). Doch das Ganze ist arg holprig und sehr klischeehaft inszeniert. Man mag es als Verbeugung vor alten Frankenstein-Filmen verstanden wissen, wenn sich ein Mob nach Purge-Manier formiert, der bald die Frage nach der kompletten Verrohung der Gesellschaft aufwirft; nach der Übernahme der Exekutive durch wütende Bürger. Das wird an einer bestimmten Stelle dann auf die Spitze getrieben, aber schlussendlich so dermaßen platt kommentiert, dass man sich fragt, ob sie das wirklich ernst meinen.

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Inszenatorisch beginnt Halloween Kills so nahtlos am Vorgänger anhängend, dass die Wunde, die der Zaun in Oscars Kiefer hinterlassen hat, noch vor sich hin tropft. Doch so cool wie es ist, praktisch augenblicklich wieder in den Film von 2018 geworfen zu werden, so unglücklich sind die ersten Minuten des Films dann in der Folge. Denn kaum ist man wieder drin, im Jahr 2018, setzt uns ein Rückblick ins Jahr 1978. Hier erfahren wir zwar mehr Hintergründe (vor allem Officer Hawkins betreffend), doch dem Tempo und der Erzählstruktur tut das erst einmal nicht so gut. Immerhin bleibt man für gut zehn Minuten (im Extended Cut) in dieser Zeit. Auch die Integration der Partyszene in der Kneipe direkt nach der Titelsequenz wirft erst einmal Fragen auf.

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Für den Moment wünscht man sich eher zu erfahren, was denn nun mit Laurie und ihrer Familie passiert ist und warum diese Kneipengesellschaft so gar nichts von allem mitbekommen hat. Scheinbar als ob Gordon Green es dann selbst gemerkt hat, geht er in dem Moment einen anderen Weg, als es zum Schauplatz des Brands schwenkt. War der Vorgänger sicherlich kein Kind von Traurigkeit, setzten die Gewaltspitzen dort allerdings “nur” kurze und dynamische Akzente. In Halloween Kills bekommen wir mit 34! Toten nicht nur den bisher höchsten Bodycount des Franchise, sondern auch teils sehr ausufernde und nicht minder brutale Gewalttaten des Killers mit Kirk-Maske dargeboten. Fast hat man den Eindruck, man wolle hier einem gewissen SAW-Franchise nacheifern, was die Originalität der Todesarten angeht.

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Allerdings nutzt sich diese inflationäre Art des ultrabrutalen Tötens schnell ab und sorgt eben nicht für die Spannung und Atmosphäre, die noch den direkten Vorgänger ausmachte. Umso deutlich wird das, wenn es dann doch mal eine wirklich packende Sequenz wie jene nach 54 Minuten gibt, in der ausnahmsweise nicht gemordet wird, sondern die Kamera quälend lang auf einem suchenden Michael und einer sich versteckenden Gejagten bleibt. Hier wird für den Moment die Klasse des Vorgängers angedeutet.

 

Fazit

Halloween Kills erreicht leider nicht die Qualität des direkten Vorgängers und hat Schwierigkeiten, die aufgeworfenen Themen (Lynchmob, Ursprung des Bösen) wirklich glaubwürdig zu erzählen. Gordon Green sucht den Ausgleich im schieren Bodycount und deutlich härteren Kills. Das wird Fans beinharter Slasher freuen, während die Fans der Serie zumindest eine Vielzahl an Querverweisen auf das Original und die frühen Sequels bekommen. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn man in Halloween Ends wieder etwas intimer wird, sich auf die wichtigen Figuren konzentriert, Spannung über Gore setzt. 

 

 

Filminfos und Inhalt: Halloween Kills

  • Anbieter: Universal Pictures
  • Land/Jahr: USA 2021
  • Regie: David Gordon Green
  • Darsteller: Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Andi Matichak, Will Patton, Thomas Mann, Anthony Michael Hall
  • Tonformate BD/UHD: Dolby Atmos: de, en
  • Bildformat: 2,39:1

Autor: Timo Wolters 2022 - Copyright Szenenfotos: © Universal Pictures - All Rights Reserved

 

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