Bier und seine Ruhe. Oder auch mal seine Ruhe und Bier – viel mehr ist es doch gar nicht, wonach sich Markus sehnt. Der frisch aus einem Kriegseinsatz zurück gekehrte Soldat hat doch schon genug damit zu tun, dass seine Frau Emma starb...
Bier und seine Ruhe. Oder auch mal seine Ruhe und Bier – viel mehr ist es doch gar nicht, wonach sich Markus sehnt. Der frisch aus einem Kriegseinsatz zurück gekehrte Soldat hat doch schon genug damit zu tun, dass seine Frau Emma starb, während er in Afghanistan war. Zumal die Trauerarbeit schon alleine deshalb nicht wirklich geleistet werden kann, weil da noch die jugendliche Tochter Mathilde ist, um die sich Markus nun kümmern muss. Doch mit Bier und Ruhe (oder Ruhe und Bier) ist es nun vorbei. Denn plötzlich stehen da Otto, Lennart und Emmenthaler vor seiner Tür. Otto ist Mathematiker und hält nichts von Zufällen.
Und Otto war in derselben S-Bahn wie Markus’ Frau, als diese durch einen angeblichen “Unfall” verunglückte. Dass unter den elf Opfern dieses Ereignisses aber nicht nur Emma, sondern auch ein gewisser Rocker war, gibt Otto zu denken. Immerhin wollte just dieser Biker in Kürze vor Gericht gegen den Chef einer anderen Rockergang aussagen. Und da Otto um das Schicksal der jungen (und nun mutterlosen) Mathilde weiß, ist es dann auch kein Zufall, dass er vor Markus’ Tür steht. Denn während die Polizei seinen Vermutungen – sorry: Berechnungen keinen Glauben schenkt, hofft Otto, dass Markus offenere Ohren hat. Und Markus hat …
Einer meiner langjährigen Filmfavoriten ist Adams Äpfel. Die pechschwarze Komödie von Anders Thomas Jensen gehört zu den von mir am häufigsten geschauten Filmen. Und jedes Mal kann ich mich von vorne über die skurrile Truppe aus herzensgutem Pfarrer, Nazi, Kleptomane und arabischstämmigem Tankstellenräuber amüsieren. Wer ihn noch nicht gesehen hat: Nachholen! Jensen ist derweil nicht gerade ein Vielfilmer. Seit dem 2005er Adams Äpfel hat er mit Men & Chicken gerade mal einen weiteren Film gedreht. Aber er ist keineswegs untätig und als Drehbuchschreiber sehr gefragt.
Wer hätte ihn zum Beispiel als (Co-)Autor von Der dunkle Turm, Susanne Biers RomCom Love is all You Need mit Pierce Brosnan oder dem Tatsachenfilm 398 Tage vermutet, der die Geschichte des dänischen Fotografen Daniel Rye erzählt, welcher 2013 für eben diese 398 von ISIS in Syrien als Geisel gehalten wurde? Zweifelsohne ist Jensen einer, der sich in vielen Genres wohlzufühlen scheint. Wenn er aber Regie führt, zieht es ihn doch immer wieder zur schwarzen bis pechschwarzen Komödie. Dann ist ihm nichts mehr heilig. Weder die Kirche, noch Nazi-Stereotypen oder Vorurteile gegenüber Ausländern – Jensen hält alles und jedem gekonnt und ultrakomisch den Spiegel vor. In Helden der Wahrscheinlichkeit besetzt er erneut seinen Lieblings-Protagonisten Mads Mikkelsen als Hauptfigur und macht sich schon direkt zu Beginn einen Spaß daraus, in reinster Hitchcock-Manier Andeutungen zu streuen, welche Wahrscheinlichkeit bereits dahinter steckt, dass man ausgerechnet Mathildes Fahrrad geklaut hat – frei nach Ottos kurz darauf formuliertem Grundsatz, dass alle Ereignisse das Ergebnis einer Reihe von vorangegangenen Begebenheiten sind. Hätte man ihr Fahrrad nicht geklaut, hätte Otto nicht seinen Sitz in der U-Bahn freigemacht – hätte, hätte, hätte …
Dass die Geschichte dieses Mal mit einem ziemlich drastischen Ereignis startet, hätte man von Jensen zunächst vielleicht gar nicht vermutet, aber es ist schon alleine deshalb stimmig, weil dadurch die Bindung an die Figuren entsprechend groß und das Motiv für die Racheaktion umso deutlicher und verständlicher wird. Helden der Wahrscheinlichkeit ist dabei (zunächst) nicht so offensiv witzig wie Adams Äpfel. Was nicht schlimm ist. Denn die unterliegende Dramatik von Schuld, Verlust und Entfremdung darf ihren Raum bekommen. Und Mikkelsen wäre nicht ein so fantastischer Schauspieler, wenn er den schroffen Kriegsheimkehrer, der sich keinen Kehricht um die eigene Trauer kümmern möchte und seiner Tochter dabei ebenfalls kaum eine Hilfe ist, nicht hervorragend darstellen könnte. Die junge Andrea Heick Gadeberg (ebenfals aus 398 Tage) bietet Mikkelsen gekonnt die Stirn und man möchte sie mehr als nur einmal in den Arm nehmen und ihr Trost spenden. Was das Drehbuch von Jensen so stark macht, ist die Tatsache, dass er wirklich hervorragend beobachtet und beschreibt, wie Markus nach bestem Wissen und Können für Mathilde da sein möchte. Das ist näher am Leben als man es vielleicht wahrhaben möchte, wenn er nach einer bestimmten Aktion zu ihr sagt: “Ich mach’s so gut ich kann”.
Witz entsteht zunächst hauptsächlich durch das Trio aus Otto (mit Bart kaum wiederzuerkennen: Nikolaj Lie Kaas aus den Jussi-Adler-Olsen-Verfilmungen), Lennart und Emmenthaler. Besonders Lennarts furztrockener Humor sorgt für zahlreiche Lacher, die gerade in der Dramatik zu Beginn für etwas Auflockerung sorgen. Und seine Streitigkeiten mit Emmenthaler könnten dereinst ziemlich kultig werden. Sensationell spielen tun sie alle. Und dann, wenn man kurz mal nicht hinschaut, schlägt Helden der Wahrscheinlichkeit zu. Mit einer Konsequenz, bei der einem das Lachen im Hals stecken bleiben kann, zeigt Mikkelsen, dass er auch ganz anders kann – quasi die absolute Gegenposition zum Pfarrer aus Adams Äpfel. Wenn die Situation dann im Hause von Markus und Mathilde zu eskalieren beginnt, zeigt sich, wie schwarz und makaber Jensens Humor werden kann.
Für Feingeister ist das nichts, so viel ist klar. Umso erstaunlicher, dass in all diesem Wust aus Verlust, Schuld und Rache genug Zeit bleibt, um allen Charakteren Hintergründe zu liefern; um auch einem Emmenthaler und seinen impulsiven Wutausbrüchen eine Erklärung an die Hand zu geben. Alle vier sind sie Figuren, die am Rande der Gesellschaft stehen. Kerle, die in ihrer Art seltsam, ihren Erlebnissen geschunden oder ihrer Intelligenz so überlegen sind, dass sie ohnehin keiner versteht. Der Mix aus Drama und rabenschwarzem Humor bekommt nach 90 Minuten noch einmal eine folgenschwere Wendung, die für Markus als Katharsis dient und beim Zuschauer für aufklappende Kiefer sorgen wird. Vielleicht fehlt gegenüber Adams Äpfel ein wenig die Leichtigkeit, aber dafür werden schwere Themen sehr wahrhaftig und berührend behandelt.
Helden der Wahrscheinlichkeit ist mehr Drama als Komödie, mehr Außenseiterfilm als Rache-Actioner. Dass das trotzdem so gut funktioniert, liegt am glänzend aufgelegten Ensemble, einem tollen Drehbuch und Jensens Gespür für die Wahrhaftigkeiten von skurrilen Typen. Unbedingt empfehlenswert, wenn man skandinavisches Kino mag.
Autor: Timo Wolters 2022 - Copyright Szenenfotos: © Splendid Film
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