Fred ist ein ganz normaler Typ in einem ganz normalen Leben in einer ganz normalen Stadt mit einer ganz normalen Frau. Er arbeitet seit Kurzem in einem Büro und macht sich im Moment am meisten Sorgen um seine Mutter, die derzeit in einem Krankenhaus liegt und aus Demenzgründen bereits die Sprache verloren hat. Als er eines Tages zur Arbeit fährt, macht er aber erstmalig etwas Verrücktes...
Er nimmt eine Abkürzung durch eine düstere Nebengasse, weil die Hauptstraße verstopft ist. Und während ein Obdachloser auf sein Fahrzeug zukommt, hat Fred eine Art Flashback in seine High-School-Zeit. Angestachelt von seiner Erinnerung sucht er die alte Schule auf und spricht der Bibliothekarin. Die erzählt ihm etwas von einer gewissen Cindy Williams, die seinerzeit keine Abschlussprüfung gemacht hat, weil sie irgendwann einfach verschwand. Offenbar und wie es scheint im Zusammenhang mit einer Droge namens Mercury, die damals an der Schule kursierte. Fred dringt daraufhin weiter in seine Erinnerungen vor, während er sich von seiner Frau Karen mehr und mehr zu entfremden droht. Bedrohlich wird’s allerdings bald auch für Fred. Denn plötzlich scheint die Vergangenheit die Gegenwart einzuholen …
Zu Beginn der Rezension eine Warnung, die auch vor dem eigentlichen Film selbst eingeblendet wird: Aufgrund von Stroboskopeffekten sollten Menschen, die unter epileptischen Schüben leiden, Flashback lieber meiden.
Acht Jahre nach seinem vielbeachteten Verschwörungs-Thriller The Conspiracy meldet sich der Kanadier Christopher MacBride zurück. Erneut ist es ein Thriller. Dieses Mal jedoch ganz ohne Verschwörungsszenario. Vielmehr spielt Flashback (bzw. The Education of Fredrick Fitzell) mit der Wahrnehmung von Zeit und entwickelt eine fast mystische Atmosphäre um dieses Motiv herum. Schon von Anfang an weist die Art der Inszenierung auf dieses Thema hin. Wenn wir in kurzen Fragmenten ein paar Ausschnitte aus Freds Leben vermittelt bekommen, die wie Schnappschüsse aneinandergereiht werden. Auch den Gemütszustand von Fredrick selbst lässt MacBride mehr schemenhaft und mit Andeutungen auf den Zuschauer eindringen. Da erlebt der Protagonist seinen ersten Flashback in einer dunklen Seitenstraße, auf dass die Polizei ihn bald darauf stellt. Doch der Betrachter hört die Anweisungen der Beamtin nicht – ebenso wie Fred selbst scheint er taub und abgelenkt zu sein. MacBride gelingt es eindrücklich, diese fragmentarische Erzählweise als Stilmittel zu etablieren. Elegant und nicht hilflos (wie bei vielen anderen Filmemachern, die sich dieser Art der Inszenierung bedienen) wirkt das Ganze. Und es wirkt auch deshalb sehr gelungen, weil mit Dylan O’Brien aus den „Labyrinth“-Filmen ein ebenso smarter wie talentierter junger Darsteller am Werk ist. Man muss kein Prophet sein, um O’Brien das Charisma eines jungen Tom Cruise zu bescheinigen, dem man wirklich Großes wünscht.
Inhaltlich spielt Flashback seine Mystery-Karte allerdings ein wenig zu langsam aus. Das behäbige Erzähltempo steht der Spannung trotz guter Darstellerleistungen immer mal wieder im Wege. Gut 40 Minuten dauert es, bevor zuvor gemachte Andeutungen die Zeitebenen betreffend tatsächlich manifester werden. Und von da an ziehen Tempo und visuelle Gags an. In etwa bei Minute 62 gibt’s dann auch die Stelle, die durch die Eingangswarnung angekündigt wurde. Und sie ist wirklich unangenehm. Selbst für Menschen, die nicht an Epilepsie leiden. Sie ist aber nur ein visuelles Stilmittel, um die miteinander verschmelzenden Zeitebenen sowie die Drogentrips für den Zuschauer erfahrbar zu machen. Und das hat man in ähnlich gelagerten Filmen auch schon deutlich schlechter visualisiert gesehen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass MacBride hier nicht unendlich viel Geld zur Verfügung stand und die Produktion insgesamt unter einem schlechten Stern stand. Immer wieder mussten neue Drehorte gesucht werden, weil bisher angedachte nicht mehr verfügbar waren. Und in einer Szene, in der Fred und Karen in der Badewanne liegen, führte der dauerhaft hinzugefügte Schaumerzeuger eine allergische Reaktion bei O’Brien und Gross. Dinge, an die sich Regisseur MacBride mittlerweile aber mit einem gewissen Galgenhumor erinnert.
Was ihm und dem Film in die Karten spielt, ist neben den überzeugenden Darstellern und den bildhaften Stilmitteln vor allem der Score. Die Musik, die Flashback begleitet und für einen guten Teil der vorhandenen Atmosphäre sorgt. Als Komponist wird Pilotpriest genannt. Dahinter verbirgt sich ein weiterer kanadischer Filmemacher und Visual Effects Artis – und zwar Anthony Scott Burns. Seine für Flashback komponierten Stücke sind durchweg melancholisch und erinnern nicht selten an die sphärischen Ambientsongs von Moby. Zum Film passen sie hervorragend und entwickeln eine schwebende Atmosphäre, der man sich emotional kaum entziehen kann. Auch, weil der Film zwischendurch und inmitten all der Zeitsprünge eine berührende Liebesgeschichte erzählt und das große Thema „Loslassen“ integriert. Trotz der zwischenzeitlichen Länge, die Flashback ein klein wenig zäh werden lassen, bleibt man am Ende – insofern man sich drauf einlassen konnte – noch mit Gedanken an das eben Gesehene zurück. Man beginnt zu reflektieren, was die eine oder andere Szene bedeutet, was sie bedeuten kann. Dazu klingen diese sphärischen Score-Sounds, während der Abspann läuft. Und man weiß: Das, was man hier gerade reflektiert und empfindet, ist schon mehr als die allermeisten anderen Filme zu schaffen in der Lage sind.
Flashback bricht mit gängigen Sehgewohnheiten und sorgt immer wieder für visuelle und inhaltliche Überraschungen. Die Darsteller rund um Dylan O’Brien sind herausragend und fernab vom typischen Jungerwachsenen-Gehabe. Filmisch abwechslungsreich inszeniert und mit einem kongenialen Score unterlegt, muss man im Mittelteil allerdings die eine oder andere Länge überstehen, bevor’s zum Ende wieder packender wird.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: © 2020 Capelight Pictures. All Rights Reserved
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