Als Miguels Mama Rosa den Anruf von Onkel Carlos bekommt, macht der deutlich, dass die Mutter mit ihrem Sohn schleunigst aus Mexiko verschwinden soll. Das Kartell will an Carlos Familie ein Exempel statuieren und sowohl seine Schwester als auch den kleinen Jungen umbringen.
Rosa schnappt sich Miguel und macht sich auf zur amerikanische Grenze. Auf der anderen Seite begutachtet der Rancher Jim Hanson gerade sein Land, als er ein paar illegale Einwanderer sieht. Als gesetzestreuer Bürger macht er Meldung bei den Behörden. Doch so sehr er nach dem Gesetz handelt, so wenig ist er ein Unmensch. Einer der illegalen Einwanderer ist schwer verletzt und Hansen kümmert sich um die Erstversorgung. Vielleicht hat er seine soziale Ader auch deshalb entdeckt, weil er vor Kurzem seine Frau nach schwerer Krankheit verloren und auf dem Grundstück begraben hat. Die Behandlung, die sie zuvor genossen hat, hat Jim praktisch in den Ruin getrieben, so dass er bis auf eine kleine Rinderherde alles verkauft hat. Und nun steht die Bank mit der Zwangsversteigerung vor der Tür, die in spätestens 90 Tagen vollstreckt wird.
Doch darüber kann er plötzlich nicht mehr nachdenken, als er eines weiteren Tages an der Grenze seiner Ranch beinahe Miguel mit seinem Pickup überfährt. Seine Mutter Rosa steht direkt hinter ihm und bittet Jim, nicht die Border Patrol anzurufen. Zwar erfüllt dieser ihre Bitte nicht, doch dann taucht auf der mexikanischen Seite das Kartell auf. Und als die die Herausgabe der beiden Flüchtlinge fordern, stellt sich Tim schützend vor Mutter und Kind. Auch auf die Antwort des Kartells, das plötzlich seine Waffen zückt, weiß Hansen zu reagieren. Denn der Ex Marine-Corps-Soldat war dereinst Scharfschütze und hat keine Angst vor halbstarken Gesetzlosen. Bei dem folgenden Schusswechsel jedoch wird Rosa verwundet und stirbt kurze Zeit später. Jim sagt daraufhin den Behörden Bescheid, die Miguel am nächsten Tag nach Mexiko zurückschicken wollen.
Da er es besser weiß und vor dem Grenzbüro der Border Patrol bereits wieder die Kartellmitglieder sieht, schnappt er sich den Jungen und will ihn auf eigene Faust nach Chicago zu seinen Verwandten bringen. Das wiederum gefällt weder seiner Tochter Sarah, noch den Verbrechern aus Mexiko, für die das Ding mittlerweile eine ganz persönliche Sache ist… „Es wäre schön, wenn die Regierung endlich mal was tut, damit diese Scheiße aufhört“ – Hansons Kommentar auf die Zustände am Grenzübergang von Mexiko zu den USA kann in vielerlei Richtungen interpretiert werden. Ist es die Aussage eines konservativen quasi-Trump-Anhängers, der seinem Ärger darüber Luft macht, dass immer wieder illegale Einwanderer ins Land kommen oder ist es die Aussage eines differenziert denkenden Menschen, der sich wünschen würde, dass die Ursachen für die Flucht der Menschen aus Südamerika bekämpft werden?
Wie dem auch sei, The Marksman – Der Scharfschütze greift zwar kurzfristig immer mal wieder ein gesellschaftspolitisches Statement auf, lässt sie dann aber unbearbeitet liegen und geht zum nächsten Punkt auf der Agenda weiter. Gleich ergeht es beispielsweise mit den Anspielungen auf korrupte Grenzbeamte oder aber den laxen Umgang mit Waffen in den USA. Wobei im letzteren Fall immerhin recht deutlich gemacht wird, wie einfach es zu sein scheint, selbst an Waffen größeren Kalibers zu gelangen. Ein nettes Gespräch mit dem Verkäufer, eine kurze Verbundenheit zum Vietnamkrieg und die Beteuerung, dass die Beweggründe für die Notwendigkeit der Waffe die „Richtigen“ sind, scheinen auszureichen. So richtig kritisch kann es jedoch nicht gemeint sein, wenn Jim kurze Zeit später Miguel das Schießen beibringt und ihm Naturtalente attestiert – nur um im Nachgang unbeholfen zu behaupten, dass es nie schön ist, einen Menschen zu töten und aus Miguel doch etwas Besseres werden soll.
Jim Hanson ist dieser Mensch, der sich notgedrungen um Miguel kümmern muss. Die von Liam Neeson gespielte Figur ist zunächst ein griesgrämiger, dezent verbitterter Mann. Er beschwert sich darüber, dass er sein Leben lang für das Land gearbeitet hat, Steuern gezahlt hat und nun am Ende nichts davon übrig ist; er auch noch diejenige verloren hat, die seinem Restleben überhaupt einen Sinn gegeben hat. Jim suhlt sich in Selbstmitleid und Traurigkeit und die einzige Person, die ihm überhaupt noch etwas bedeutet, ist seine Tochter Sarah. Aber wie es bei Filmen dieser Art, mit Figuren dieses Hintergrunds so ist, bekommt Jim die Möglichkeit, sich menschlich wieder zu öffnen und sein eigenes Trauma zu überwinden. Dies in Gestalt des mexikanischen jungen Miguel, für den Jim fortan so etwas wie die einzige Hoffnung und bald auch eine Art Ersatzvater ist. Die Story verläuft grundsätzlich nach Schema-F und bietet nur wenige Überraschungen. Streng genommen sogar keine einzige. Wer die Filme von Liam Neeson der letzten Jahre kennt, weiß auch ziemlich genau, wie er die Figur des Jim Henson anlegt. Irgendwie kann ihm als Zuschauer dafür aber nicht so richtig böse sein, wenn er immer wieder den gleichen Charakter in unterschiedlichen Geschichten spielt. Ob als Air Marshall in Non-Stop, als Ex-Polizist in The Commuter oder zuletzt als Gentleman-Dieb in Honest Thief – stets sind es die moralisch irgendwie auf der guten Seite stehenden Menschen, die das Schicksal bisweilen schwer beutelt, die aber immer wissen, auf welcher Seite Recht und Unrecht zu finden ist.
Regisseur Robert Lorenz ist praktisch mit Clint-Eastwood-Filmen verbunden. Entweder fungierte er als Produzent, Regie-Assistent oder sogar Regisseur (Back in the Game) bei Filmen mit dem legendären Schauspieler. Und so verwundert es auch nicht sonderlich, dass Marksman nicht selten an Eastwood-Western erinnert und man sich ihn auch durchaus an Neesons Stelle hätte vorstellen können. Witzigerweise inszenierte sich Eastwood zuletzt in einem thematisch doch SEHR ähnlichen Film, der im September erscheinen wird (Cry Macho). Die Actionszenen jedenfalls hätte auch Clint noch gut hinbekommen, da sie sich sehr weitläufig auf die mitunter zähen 108 Minuten Film verteilen. Den titelgebenden Scharfschützen darf Neeson auch nur zweimal geben, um am Ende doch in den Infight zu müssen. Allerdings sind diese Szenen weit entfernt von der Dynamik der Action eines 98 Hours. Und weil die Actionanteile eher gering sind, ist es umso auffälliger, dass die unnötig brutale Dämonisierung des Antagonisten den Ton überhaupt nicht trifft. Es braucht nur wenige Szenen, um zu wissen, dass mit dem Typen nicht zu spaßen ist. Da ist es vollkommen unnötig, eine absolut unschuldige Tankstellenkassiererin zu erschießen. Immerhin gibt’s zwischendurch wunderschöne Aufnahmen der weiten Landschaft Arizonas, die Kameramann Mark Patten stilgerecht und eindrucksvoll eingefangen hat. Ein Auge für besondere Bilder hatte er schon in der großartigen Serie Taboo bewiesen, in der er das schmuddelige London des Jahres 1814 zum Leben erweckte. Wäre doch nur der Soundtrack ähnlich stilsicher. Leider mäandert dieser irgendwo zwischen triefendem Pathos und billigem Kitsch.
The Marksman – Der Scharfschütze ist Liam-Neeson-Kost auf Sparflamme. Weder sonderlich rasant, noch glücklich in seinen gesellschaftspolitischen Kommentaren, sind es einzig die (manchmal) zu Herzen gehende Geschichte zwischen Jim und Miguel sowie die wunderschönen Aufnahmen der Landschaft, die den Zuschauer bei der Stange halten.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: © Leonine Distribution
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