August 1943: Der Zweite Weltkrieg, Auckland in Neuseeland. Die Flugoffizierin Maude Garrett kommt mit einem geheimen Auftrag zur Airbase. Eine ganz bestimmte Tasche mit einem ganz bestimmten Inhalt soll sie überführen – und zwar von Auckland nach Samoa.
Als Transport dient ihr ein B-17-Bomber, dessen Crew selbstredend komplett männlicher Natur ist. Und was so harte Kerle im Zweiten Weltkrieg sind, spötteln diese erst einmal reichhaltig über ihre weibliche Passagierin. Weil an Bord selbst angeblich kein Platz mehr ist, verbannt man sie in die Geschützkabine unterhalb des Rumpfes des Bombers. Dort ist natürlich nur Platz für sie und nicht mehr für die Tasche, die sie bei sich trägt. Also überlässt sie diese zähneknirschend dem einzigen Crewmitglied, dass ihr nicht mit frauenfeindlichen Sprüchen gekommen ist: Walter Quaid. Mit ihrer Situation hadernd sieht sie plötzlich eine Kreatur an den Tragflächen der Maschine rumkrabbeln. Ihr Bericht über Funk an Pilot und Crew erntet aber natürlich nur Ungläubigkeit und weiteren Spott. Erst als kurz darauf ein japanisches Flugzeug auftaucht, das Maude geistesgegenwärtig mit dem Bordgeschütz bekämpfen und abschießen kann, erlaubt man ihr, die enge Kapsel zu verlassen. Doch die Luke klemmt und Maude ist gefangen. Dann erhält die Crew einen Funkspruch, der die Situation plötzlich unter einem völlig anderen Licht erscheinen lässt. Und die Kreatur taucht ebenfalls wieder auf…
Wenn das Drumherum um eine Filmproduktion zunächst spannender oder aufregender ist als der mögliche Film selbst, kann das entweder für einen gewissen Push sorgen oder aber dafür, dass sich kaum einer mehr interessiert. Im Falle von Shadow in the Cloud kamen dann auch noch die Pandemie-Bedingungen hinzu, sodass der Fantasy-/Abenteuer-/Horror-/Actionfilm zwar einen Publikumspreis beim 2020er TIFF ergattern konnte, daraufhin aber an den Kinokassen mit weltweit ~ 1 Mio. Dollar Einspiel eher den Sturzflug gab. Viele machten dafür die Querelen ums Drehbuch verantwortlich. Denn dort fand besagte Aufregung statt. Ursprünglich hatte sich die Geschichte Max Landis, der Sohn von John Landis (American Werewolf in London) ausgedacht und zu Papier (oder digitalen Buchstaben) gebracht.
Max Landis hatte zuvor bereits die Skrips zu American Ultra oder Bright geschrieben und Shadow in the Cloud sollte sein nächstes Highlight werden. Dann jedoch wurden erneut Vorwürfe des sexuellen sowie physischen und psychischen Missbrauchs gegen ihn vorgebracht, die er bereits 2013 in anderer Form schon mal ausgelöst hatte. Als Reaktion warf man Landis aus der Produktion und schrieb das Drehbuch neu. Regisseurin Roseanne Liang übernahm dies persönlich und mixte unterschiedlichste Genres zu einem – zumindest – sehr ungewöhnlichen Ganzen. So finden sich hier nicht nur die Motive des klassischen Weltkriegs-Luftkampf-Films, sondern eben auch solche aus Creature-Horrorfilmen, die man gemeinsam in eine Schüssel gab und mit einer ordentlichen Portion Feminismus würzte.
Als Hauptdarstellerin konnte man frühzeitig in der Produktion die großartige Chloë Grace Moretz gewinnen, die hier als Bomberpilotin mit Geheimmission unterwegs ist und dem Film ihren ganz eigenen Stempel aufdrückt. Shadow in the Cloud entwickelt sich dabei mehr und mehr zum Guilty Pleasure – also einem Film, dessen Zutaten nie so ganz zusammenpassen wollen, den man als etwas missglücktes Projekt, das unter keinem guten Stern stand, aber trotzdem irgendwie mag.
Und das schon direkt zu Beginn – alleine durch den sehr ungewöhnlichen Score. Die elektronische Musik von Mahuia Bridgman-Cooper wirkt zunächst wie ein Fremdkörper im Angesicht eines Films, der im Zweiten Weltkrieg spielt. Doch das stimmt dann bereits ein auf durchaus sehr ungewöhnliche 85 Minuten Film. Der Score ist übrigens eine Empfehlung für alle Fans melodischen elektronischen Pops der 80er Jahre und geht ein bisschen in Richtung dessen, was M83 in Oblivion ablieferten. Die Filmmusik weist also schon mal auf ein interessantes Erlebnis hin, was auch noch mal intensiviert wird, wenn sich die chauvinistische Männer-Crew per Funk ihrem weiblichen Passagier vorstellt. Hier wird dann auch schon deutlich, wie souverän und stark die Rolle von Maude angelegt ist. Mit einer gehörigen Portion Sarkasmus und ganz viel Rückgrat begegnet sie den sexistischen Sprüchen der Männer und zeigt ganz deutlich, dass die Herren der Schöpfung ihr im Zweifel heillos unterlegen wären – und zwar in jedweder Situation.
Die Konzentration auf die kleine Gefechtskapsel tut ihr Übriges dazu, dass auch das Setting sehr ungewöhnlich gerät. Denn nachdem Maude dort hinunter geschubst wird, bleibt die Kamera bei ihr. Stets in nächster Nähe zu ihrem Gesicht oder auch mal von außen durch eine Sichtluke hineinschauend. Die männlichen Kollegen hört Maude mit dem Zuschauer gemeinsam lediglich über Funk. Und auch als Maude erstmalig Kontakt mit der Kreatur hat, ist die Kamera ganz nahe dabei. Ohne allzu hektisches Rumgefuchtel erzeugt Kameramann Kit Fraser dabei dennoch eine Menge Dynamik, was aus dem begrenzten und beengten Szenario eine Menge rausholt. Und auch hier ist es Grace Moretz, die den Shadow in the Cloud locker schultert. Mimik und Differenzierung in ihrem Spiel sind klasse.
Jetzt sollte man nicht den Fehler machen und hier einen vor Action strotzenden Weltkriegs-Fliegerfilm erwarten. Der Unterhaltungswert speist sich rein aus dem außergewöhnlichen Szenario mit ungebetenem Kobold-Passagier, emanzipierter Flieger-Offizierin und den überheblichen Sprüchen der (augenscheinlich) ziemlich unfähigen männlichen Crew. Dabei porträtiert Shadow in the Cloud seine Kreatur im wahrsten Schöpfersinne. Denn entgegen der gleichnamigen Filme von Joe Dante hatte Roald Dahl die Gremlins tatsächlich als Unfugtreiber im Bereich der Royal-Air-Force-Luftfahrt skizziert. Im Zweiten Weltkrieg wurden oftmals Gremlins als Ursache angegeben, wenn ein Flugzeug abstürzte oder es anderweitige Probleme in der Mechanik gab. Der bösartige Kobold fällt hier auch um ein Vielfaches weniger niedlich aus als in Dantes Kuschel-Kultfilmen und ist ziemlich gut getrickst. Das hilft dann auch über eine kurze Phase dezenter Langatmigkeit zur Mitte des Films hinweg, was jedoch nach gut 50 Minuten mit einer immer intensiver werdenden Dramatik aus feindlichem Beschuss und Kampf gegen die Kreatur kompensiert wird.
Hat das Ganze inhaltlich irgendeinen Sinn, mag man sich fragen. Die Antwort muss wohl eher ein entschlossenes „Jein“ sein. Natürlich wird hier eine Portion Feminismus über eine starke Frauenrolle transportiert. Doch ansonsten ist es, wie oben beschrieben, vor allem ein „Guilty Pleasure“. Das wird und kann nicht jedem gefallen. Freunde von mutigen Genre-Grenzgängern kommen allerdings auf ihre Kosten.
Shadow in the Cloud ist ein absolut launiger, höchst kurzweiliger und Genregrenzen überschreitender Mix, der blendend unterhalten kann – vorausgesetzt, man fragt zu keiner Zeit nach Logik oder Sinn. Man muss definitiv in einer gewissen Stimmung für solch einen Trip sein. Und das wird nicht jedem gelingen. Man mag ihn hassen oder lieben – dazwischen wird’s nicht viel geben. Kate-Bush-Fans sollten bis zum Abspann sitzenbleiben, um noch mal in den Genuss eines ihrer größten Hits zu kommen. Genuss ist ein gutes Stichwort. Denn die UHD-BD ist in Sachen Ausgewogenheit und Farbdarstellung durchaus ein Genuss und der Blu-ray sichtbar überlegen.
Autor: Timo Wolters - Copyright Szenenfotos: © Capelight Pictures
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